Marienstatue in der Kathedrale von Reykjavik (Quelle) |
Seit
mehreren Jahren ruht die Mission von Island in den Händen der Maristen
[Montfortaner]. Sie üben dort zugleich die Seelsorge unter den zahlreichen
französischen Fischern aus, die während der Sommermonate aus der Normandie und
der Bretagne diese nördlichen Gewässer besuchen.
Bis
in die neuere Zeit trug der lutherische Bischof bei feierlichen Gelegenheiten
den Chormantel, den einst Papst Paul III. dem letzten katholischen Bischof von
Holar, Jón Arason, geschenkt hatte. Derselbe war als Märtyrer des Glaubens
gestorben und schloss die lange Reihe isländischer katholischer Bischöfe würdig
ab. Heute findet sich der Mantel mit zahlreichen anderen Denkmälern der
katholischen Zeit, Statuen, Kruzifixen und Kirchengefäßen im Museum von
Reykjavik.
Zur
Zeit, da der französische Priester Abbé Boudoin von Reims nach Island kam
(1850), gingen bereits die letzten katholischen Überlieferungen ihrem Ende zu.
Am längsten hatte sich die Andacht zu Maria, der reinen Gottesmutter, erhalten
– war doch Island einst so recht das Land Mariens gewesen. „Die Verehrung U. L.
Frau“, so gesteht der berühmte isländische Schriftsteller Dr. Jon Thorkelson, „ließ
diejenige zu den übrigen Heiligen weit hinter sich zurück, waren doch nicht weniger
als 150 Kirchen Islands Maria geweiht“. Derselbe Gelehrte – sein Sohn trat 1905 zur
katholischen Kirche über – hat sorgfältig die isländischen Marienlieder aus
vorreformatorischer Zeit gesammelt. Sie würden gedruckt einen mächtigen Band
ausmachen, und es ist zu hoffen, dass die Mittel zur Veröffentlichung sich
finden werden.
Zur
Zeit des Abbé Boudoin sang man noch in vielen Familien Lieder zum Lob und Preis
der heiligen Gottesmutter. Text und Weise wurden von der Mutter auf die Kinder
vererbt. Heute scheint auch dieser letzte Rest katholischer Erinnerungen
geschwunden zu sein. Das Bild der alten Kirche ist nicht nur verblichen, es ist
durch den Schmutz und Staub jahrhunderterlanger Verdächtigung und Missdeutung
zu einem widerwärtigen Zerrbild geworden. Man möchte oft lachen, wenn man
gewahr wird, welch wunderliche Vorstellungen sich die guten Leute über Rom, die
römische Kirche, ihre Priester usw. machen. Und doch steht einem das Weinen
näher.