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„Ich
mache dich zum Lichte der Heiden, dass du mein Heil bis an der Erden Grenzen
dringest“ (Is 49,6)
Licht
brachte uns Christus, aber auch Kraft, um der erkannten Wahrheit zu folgen,
Kraft, um den geschwächten Willen zu stärken im Kampf mit den Leidenschaften,
Kraft, um den guten Kampf bis zu Ende zu kämpfen. Diese göttliche Kraft im
Christentum hat im Laufe der Jahrhunderte die Scharen der heiligen Märtyrer,
Bekenner und Jungfrauen beseelt, hat die christliche Familie hervorgebracht und
die christliche Welt geschaffen; diese göttliche Kraft, andächtige Christen,
soll auch heute noch dieselben Wunder der Gnade in der heidnischen Welt
hervorbringen. Deshalb setzte Christus die Gnadenmittel [die Sakramente] ein
und vertraute sie zur Ausspende an alle Völker seiner Kirche an. „Gottes
Gerechtigkeit aber durch den Glauben an Jesus Christus an alle und über alle,
welche glauben an ihn; denn nicht ist ein Unterschied“ (Röm 3, 22). „So wie
geherrscht hat die Sünde in dem Tode, so auch herrsche die Gnade durch
Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn“ (Röm 5, 21).
Andächtige
Christen! Durch eine unverdiente Gnade haben wir das Licht des wahren Glaubens
erhalten, durch einen unverdienten Gnadenvorzug empfangen wir, und o wie oft,
in den heiligen Sakramente der Kirche Kraft und Trost für unsere Kämpfe und
Nöte. Tausenden und Millionen von Heiden ist dieses nicht gegeben. Haben wir an
diesen Gnadenvorzug schon gedacht? Wie viel Untreue, Lauheit und Nachlässigkeit
ließen wir uns gerade beim Gebrauch der Gnadenmittel zu Schulden kommen? Drängt
sich da nicht von selbst das Johanneswort aus dem heutigen Evangelium uns auf
die Lippen: „Nicht würdig bin ich, seine Schuhriemen aufzulösen“ (Jo 1, 27)?
Und er, der gute Heiland, überhäuft uns mit seinen Gnaden und Wohltaten. O
lernen wir diese Wohltaten Gottes schätzen, lernen wir Gott in Treue und Liebe
verehren. Durch unseren Missionseifer wollen wir „den Füßen des Herrn“ – und
das sind die Missionäre – dienen. Unsere Missionstat soll ein Johannesruf für
die Heidenwelt sein, eine „Stimme des Rufenden“.
(Aus: Robert Streit O.M.I.:
Missionspredigten, Herder, 1913)