Der Entdecker Amerikas ist besonders im letzten Jahrhundert
zu einer sehr umstrittenen Figur geworden. Nicht nur wird über seine Herkunft
gerätselt – er wäre Kryptojude gewesen und habe eine Art Israel für alle aus
Spanien verstoßenen Juden gründen wollen –, es wird auch das Bild des grausamen
und skrupellosen Abenteurers vermittelt.
Um ein anderes Bild von Kolumbus zu zeichnen, möchte ich
hier einige Zitate wiedergeben aus dem Schreiben, das Papst Leo XIII.
anlässlich der Vierhundertjahrfeier 1892 an die Erzbischöfe und Bischöfe
Spaniens, Italiens und Nord- und Südamerikas richtete.
Der Papst schreibt:
„In Kolumbus hatte
sich das Interesse an der Natur mit dem Eifer für die Religion vereinigt, und
er hatte seinen Geist nach den dem katholischen Glauben entnommenen Lehren gebildet.
Als er daher durch seine astronomischen Studien und die Schriften der Alten die
Erkenntnis gewonnen hatte, dass jenseits der Grenzen des bekannten Erdkreises
weite Ländergebiete im Westen sich ausdehnten, die bis dahin noch kein Mensch
erforscht, da zog an seinem Geiste die ungeheure Menge Unglücklicher vorüber,
welche, von bejammernswerter Finsternis umgeben, sinnlosen Gebräuchen und dem
Glauben an eingebildete Götzen ergeben wären; wie viel trauriger aber noch, der
Kenntnis der höchsten Dinge zu entbehren und in Unkenntnis des Einen wahren
Gottes zu sein. Indem er dies erwog, fasste er den Plan, vor allem das
Christentum und die Wohltaten der christlichen Liebe im Westen auszubreiten.“
Dies belegt Leo XIII. mit folgenden Zitaten:
Kolumbus schrieb an die Katholischen Könige Ferdinand und
Isabella, dass „ihnen eigener Ruhm, die Unsterblichkeit gesichert sei, wenn sie
Christi Namen und Lehre in so fernen Gegenden zu Ehren brächten.“
Er sagten dem Königspaar auch, dass es nur katholische
Christen in die Neue Welt lassen sollte*, um Handelsbeziehungen mit den
Einheimischen aufzunehmen, da „bei seinem
Unternehmen die Ausbreitung und Ehre der christlichen Religion sein einziges
Ziel war.“
Gegenüber Raphael Sanchez äußerte sich Kolumbus in einem
Brief, „Jesus Christus müsse auf Erden wie
im Himmel sich freuen und triumphieren, da das Heil so zahlloser Stämme, die
vorher dem Untergang zueilten, so nahe sei.
An Papst Alexander VI. schrieb er schließlich:
„Ich habe das
Vertrauen, dass ich den geheiligten Namen Jesu Christi und das Evangelium mit
Gottes Hilfe dereinst möglichst weit werde ausbreiten können.“
So schreibt normalerweise kein skrupelloser Eroberer, der
die einheimische Bevölkerung knechten möchte, denn er hätte wissen müssen, dass
bald viele Ordensleute in die neuen Gebiete kommen würden, um den Einheimischen
das Evangelium zu verkünden – und diese auch zur Not zu verteidigen, wie es ja
später in Lateinamerika so häufig der Fall war. Nicht zuletzt hatte sich nach
der Entdeckung und Bekehrung der Kanarischen Inseln ein knappes Jahrhundert
zuvor Papst Eugen IV. gegen die Versklavung der Einheimischen gewandt.
(Quelle: die katholischen Missionen, 1892)
*Das sollte eigentlich als Argument gegen die „Judenhypothese“
genügen.
Hier noch ein Artikel von The Remnant über die Beantragung der Seligsprechung Kolumbus’
durch die Konzilsväter auf dem Ersten Vatikanischen Konzil.
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