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Sonntag, 3. Februar 2013

Ein Aussätzigenheim in der Karibik und seine frommen Bewohner (Teil I)

Das Aussätzigenheim in Cocorita (Cocorite), Trinidad und Tobago

Man teilt uns zwei Briefe der Dominikanerinnen aus dem Leprosenhaus von Cocorita mit, aus denen wir Folgendes entnehmen:

„Die Zahl unserer Aussätzigen schwankt zwischen 112 und 115; mehr können wir leider nicht aufnehmen, da unser Haus nicht mehr Platz hat. Es würde sonst nicht an solchen fehlen, die aufgenommen zu werden wünschen, da die abscheuliche Krankheit noch immer große Verheerungen anrichtet.
Merkwürdigerweise greift sie aber bloß die erwachsenen indischen Kulis und die Kreolenkinder an, während die Kulikinder ganz verschont bleiben.
Bei jedem größeren Fest, das wir feiern, haben wir stets das Glück, einige Bekehrungen zu verzeichnen; im Jahr 1875 sind 8 erwachsene Hindus und 14 Hindukinder durch unsere Vermittlung zur Gnade der Taufe gelangt.
Am Fest des hl. Dominikus trat eine kleine protestantische Waise, mit Namen Gemina, in die wahre Kirche ein. Seit den zwei Jahren, die sie jetzt schon im Spital zubringt, hatte sie sich stets am katholischen Gottesdienst beteiligt, ohne sich durch die protestantischen Prediger usw. abhalten zu lassen.
Anfangs hatte sie deshalb einige kleine Verfolgungen zu erdulden, aber später ließ man sie in Ruhe, indem man hoffte, sie werde mit der Zeit von selbst wieder zum Protestantismus zurückkehren.
Allein in dieser Hoffnung hatte man sich getäuscht.
Im März 1875 bat Gemina von freien Stücken den hochw. P. Mannes, sie in die Kirche aufzunehmen.
Der Pater zauderte erst, weil das Kind noch minderjährig war; Gemina wiederholte ihre Bitte zu verschiedenen Malen; endlich, im Monat Juli, verlor sie die Geduld und bat um die Erlaubnis, nach Port of Spain gehen zu dürfen, um dort in die katholische Kirche sich aufnehmen zu lassen.
Die Prüfung war jetzt lang genug gewesen und zeigte hinreichend den ernsten entschiedenen Willen des Kindes, und so konnte sie am 6. August das Glaubensbekenntnis ablegen, nachdem sie zuvor bedingungsweise getauft worden war.

Während des verflossenen Jahres (1875) sind 16 unserer Kranken gestorben; vier davon haben erst auf dem Todesbett die heilige Taufe empfangen.
Die Wirksamkeit der Gnade zeigt sich, möchte ich sagen, am deutlichsten gerade bei diesen Taufen in extremis. Die armen, sonst so unwissenden und ungebildeten Menschen werden durch sie umgewandelt, und die geheimnisvolle Wirkung, welche die Taufe in ihrer Seele hervorbringt, tritt in ihrem ganzen äußeren Wesen zu Tage.
Unsere getauften Aussätzigen empfinden eine Herzensfreude, über die sie sich nicht genug auszusprechen wissen. ‚Jetzt ist Alles gut‘ wiederholte einer ohne Unterlass; ‚alle Sünden vergeben, abgewaschen, jetzt sterben und zu Gott gehen, o das ist gut, gut!‘ 


Einer der ersten Protestanten, welche von unseren Schwestern bekehrt wurden, ist auch dieses Jahr gestorben.
Im Jahr 1869, als bald nach der Ankunft unserer ersten Schwestern das gelbe Fieber hier so heftig wütete und in der Zeit vom 8.-29. September neun Schwestern und zwei Dominikanerpatres hinwegraffte, hatte James Gordon die großmütige Aufopferung dieser eifrigen Ordensleute gesehen und hingerissen von Bewunderung hatte er in die Kirche eintreten wollen, welche so heroische Tugenden hervorbrachte.
Vom Augenblick seiner Bekehrung an war er stets treu dem Zuge der Gnade gefolgt. Mit 24 Jahren schon im Leprosenhaus gleichsam lebendig begraben, hatte sein Glaube ihn stets aufrecht gehalten.
Er war der erste gewesen, welcher den Schwestern bei ihrem schweren Beruf jene kleinen Dienste leistete, die seine Krankheit ihm noch möglich machte; der Schmerz über den so raschen Tod der neun Schwestern hatte dann, wie es scheint, seine Krankheit noch bedeutend verschlimmert.
Bald nachher war sein ganzer Körper vom Kopf bis zu den Füßen mit Geschwüren und offenen Wunden bedeckt, und die letzten zehn Monate litt er ein wahres Martyrium. Aber seine Geduld blieb sich stets gleich und sein Tod war der eines Heiligen. 

(Aus: die katholischen Missionen, 1876)

Fortsetzung hier

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