Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Dienstag, 5. Februar 2013

Vom Moslem zum Jesuiten

Karmeliter-Kloster auf dem Berg Karmel

Nachträglich kommt uns der Nekrolog eines Missionärs zu Handen, der, obschon nur ein einfacher Laienbruder, sich um die syrische Jesuitenmission ganz ungewöhnliche Verdienste erworben hat. Br. Elias wurde am 15. August 1840 zu Kaifa von mohammedanischen Eltern geboren.
Sein Vater war Knecht im Kloster der Karmeliten auf dem Berge Karmel, ein musterhaft braver und fleißiger Mann. Die Mutter hatte eine große Andacht zur heiligen Gottesmutter und besuchte mit ihrem Kind oft das Gnadenbild in der Klosterkirche. 

Zum Jüngling herangewachsen, trat Elias gleichfalls in den Dienst des Klosters. Er lernte das Maurer- und später auch das Schmiedehandwerk und zeigte schon damals in allem eine sehr geschickte Hand, so dass sich die Mönche keinen besseren Arbeiter wünschen konnten.
Er hatte eine große Andacht zur Mutter Gottes und fehlte nie bei den Festlichkeiten in der Wallfahrtskirche. Eines Tages, als er im Gotteshause beschäftigt am Gnadenaltar vorüberging, schien es ihn, als ob die allerseligste Jungfrau mit ihrem göttlichen Kinde auf dem Altar ihn zu sich rief.
Ob Täuschung oder Wahrheit, jedenfalls fühlte er sich so mächtig hingezogen, dass er vor dem Altar sich auf die Knie warf und inbrünstig um Erleuchtung bat, den rechen Weg zu finden. Der Obere des Klosters, dem er alles mitteilte, ermunterte ihn, in seinem Gebet fortzufahren. 

Um diese Zeit arbeitete ein italienischer Maler an der Ausschmückung der Kirche. Elias war ihm als Gehilfe beigegeben. Lernbegierig, wie er war, hatte er rasch die Handgriffe und Geheimnisse der neuen Kunst sich angeeignet, und als der Maler unversehens abreisen musste, vollendete sein junger Lehrling das Werk zur vollsten Zufriedenheit.
Einst kamen während der Arbeit Leute in die Kirche. Elias schaute vom hohen Gerüst hinab, glitt aus und stürzte in die Tiefe, ohne den geringsten Schaden zu nehmen. Ihm war, als ob eine ehrwürdige Greisengestalt ihn schützend gehalten hätte. (Anm.: Wahrscheinlich wird das in den Augen des Verfassers der heilige Prophet Elias, nach karmelitischer Tradition Gründer des Karmeliterordens, gewesen sein. Wahrscheinlich setzte er das bei den Lesern voraus) 

1856 kam Herr Bini, vormals Militärarzt im Heer Napoleons I., nach dem Berge Karmel.
Elias hatte den alten Herrn zu bedienen. Derselbe war über die Anstelligkeit und den offenen Geist des jungen Mannes so entzückt, dass er ihn einlud, ihn nach Beirut zu begleiten. Elias schlug ein und nahm auch seinen Bruder Joseph dahin mit. Herr Bini ließ die beiden hier unterrichten und, wie es scheint, auch taufen. Anfeindungen von Seiten der Mohammedaner zwangen die jungen Leute, sich nach Harissa, dann nach Zahle und schließlich sie in das Haus der Jesuiten in Ghazir zurückzuziehen.
Hier fanden die beiden ihren Beruf und wurden ins Noviziat der Jesuiten nach Avignon geschickt. Später nach Syrien zurückgekehrt, leistete Br. Elias zunächst in Zahle der Mission gute Dienste als geschickter Schmied und Bauführer. 

Als dann 1869 P. Ambros Monnol, der Organisator der syrischen Mission und Gründer der Universität Beirut, den Plan fasste, die dortige Druckerei auf denselben Fuß mit den großen europäischen Druckereien zu setzen, wurde Br. Elias seine rechte Hand. Auf seine Bitte wurde er 1873 nach Paris gesandt, um in der französischen Nationaldruckerei sich gründlich auszubilden. In seinem Ordenskleid, den Tarbusch (orientalische Mütze) auf dem Kopf, stellte er sich beim Direktor vor, setzte  ihm den Zweck seiner Sendung auseinander und bat, ihn als Volontär unter seine Arbeiter aufzunehmen.
Der Direktor gewann an dem unternehmenden Laienbruder großes Wohlgefallen und kam dessen Wünschen bereitwillig entgegen. Alles war erstaunt, als er Bruder mit Schürze und Tarbusch angetan unter die gewöhnlichen Arbeiter sich mischte.
Rasch hatte er sich die allgemeine Achtung und Liebe erworben und wünschenswerte Aufschlüsse erhalten. Ein Geschäftsreisender aus London hatte ihm von einem neuen galvanoplastischen Verfahren seiner Firma gesprochen.
Br. Elias reiste nach London, gewann durch seinen Freund zutritt bei der protestantischen Firma und wurde in das Geheimnis unter der einzigen Bedingung eingeweiht, dasselbe nicht in Paris bekannt zu machen. 

Nach einjährigem Aufenthalt in Europa kehrte er nach Beirut zurück und trat als technischer Direktor an die Spitze der dortigen orientalischen Universitätsdruckerei. 30 Jahre lang weihte er derselben seine ganze ungewöhnliche Kraft und Begabung, und es ist großenteils auch sein Verdienst, dass sich dieselbe zur ersten des ganzen Orients entwickelt hat, deren musterhafte typographische Arbeiten auch in europäischen Gelehrtenkreisen sich große Anerkennung und Wertschätzung sich erworben haben.
Eine Glanzleistung, an welche Br. Elias sein bestes Können und sein ganzes Herz gesetzt hatte, ist u.a. die prachtvolle arabische Bibel, die allgemein als das schönste arabische Druckwerk angesehen wird.
Aber mehr noch. Fast alle 70 Arbeiter, die heute in der Druckerei beschäftigt werden, sind von Br. Elias herangebildet worden. Er wachte über ihrem leiblichen und geistlichen Wohl mit der Liebe eines Vaters, betete mit ihnen am Beginn und Schluss der Arbeit, besuchte sie, wenn sie krank waren, und war der Freund und Ratgeber aller.
An Sonntagen machte er mit den jüngeren gewöhnlich einen Spaziergang aufs Land oder ans Meer.
Zweimal im Jahr wurde ein großer Ausflug, um Pfingsten eine gemeinsame Pilgerfahrt veranstaltet, von Zeit zu Zeit auch dramatische Aufführungen gegeben, zu denen Br. Elias oft selbst den Text schrieb.
Der schlichte Laienbruder war denn auch eine überaus beliebte und populäre Persönlichkeit, und sein Tod erregte nicht bloß in seinem engeren Wirkungskreis, sondern auch darüber hinaus die regste Teilnahme. R.I.P.

(aus: die katholischen Missionen, 1902)

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