Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Samstag, 17. September 2016

Ein geheimnisvoller Krankenruf


Wunderbar waltet Gottes Vorsehung, wo es das ewige Heil seiner Kinder gilt. Noch wunderbarer sind jene geheimnisvollen, von den uns bekannten Weltgesetzen unabhängigen Vorgänge, in denen wir ein unmittelbares Eingreifen des Schöpfers nicht verkennen können.

Unter vielen Berichten neuer und neuester Zeit, die alle aus vollkommen vertrauenswürdiger Feder fließen, wählen wir ein Erlebnis des Mill-Hill-Missionärs Kamp auf den Philippinen.

Nach anstrengender Arbeit im Beichtstuhle hatte er eben das wohlverdiente Pfeifchen ausgeraucht, als eine helle Stimme ihn anrief. Er trat ans Fenster. „Gehen Sie nach Tanipuay, dort bedarf ein Kranker der Stärkung zur letzten Fahrt.“ Bald war P. Kamp in Begleitung seines Dieners auf den Beinen. Schon war der Hügel, hinter dem das Dörflein lag, überstiegen. Aber ganz Tanipuay lag in süßem Schlummer, und der Ortsvorsteher wollte von keinem Kranken wissen. Der Pater entschloss sich zur Umkehr.

Wie staunte der gute Diener, als er bald aufs Neue geweckt wurde, um nochmals mit nach Tanipuay zu gehen. Wieder hatte sich die Stimme hören lassen; aber wiewohl der Priester den Boten warten geheißen, geleitete auch diesmal den Heiland außer ihm und seinem Burschen kein menschliches Wesen. Der Ortsvorsteher brummte nicht schlecht, als man ihn zum zweiten Mal vergebens aus dem Schlafe weckte. P. Kamp fasste den verzweifelten Entschluss, an alle zwanzig Türen der Ortschaft zu pochen. Ohne Erfolg!

Als aber der Pater, ärgerlich über den scheinbaren Schabernack, todmüde das Lager aufsuchen wollte, ließ sich der geheimnisvolle Rufer ein drittes Mal hören. Und wieder geht’s durch die windkühle Nacht über mondbestrahlte Felder und Sümpfe. Das Flüsschen war in der gleichen Nacht zum dritten Mal durchwatet, da ertönt die Stimme von neuem. Der Priester folgt der Richtung, aus der sie kam, während sich der Bursche zitternd an seine Kleidung klammerte. 

Bald stehen beide vor einer kleinen Hütte. Ein Mann liegt drinnen. „Ich wusste, dass Sie kommen würden – fünfzig Jahre – morgens und abends – zu meinem Schutzengel gebetet – Todesstunde – Wegzehrung – jedes Jahr – Messe lesen – zu seiner Ehre“, stammelte er. Bald ist er, gestärkt durch die Tröstungen der Kirche, zur ewigen Ruhe eingegangen.

Ja, geheimnisvoll sind Gottes Wege.



(Aus: die katholischen Missionen, 1922)

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