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Sonntag, 4. Juni 2023

„Es werden mich selig preisen alle Geschlechter“: Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist unter dem Schutz des Unbefleckten Herzens Mariens


Im Jahr 1841 gründete der aus dem Judentum konvertierte Elsässer Priester François-Marie-Paul Libermann die Kongregation des Unbefleckten Herzens Mariens. Durch Mitbrüder, die Söhne französischer Plantagenbesitzer in den französischen Kolonien der Karibik und des Indischen Ozeans waren, erfuhr er von der geistigen Verlassenheit der afrikanischen Sklaven dort. Seine Stiftung sollte das Los dieser Menschen verbessern.

Wie bei seiner Bekehrung hatte er auch bei der Ordensgründung mit zahlreichen Hindernissen zu kämpfen. Im Jahr 1840 schrieb Libermann aus Rom, wo er seine Gründung betrieb, dass sein Vertrauen hauptsächlich auf „der Güte des heiligsten Herzens Mariä“ beruhte. Zunächst wünschte Libermann, der künftigen Missionsgesellschaft den Namen „vom heiligen Kreuz“ zu geben, damit sich „bereits im Titel ein vollkommenes Vorbild aller apostolischen Haupttugenden“ vorfinde. Sein Mitgründer P. Tisserant empfahl, das Werk dem Unbefleckten Herzen Mariens zu widmen. Eine Wallfahrt zu den sieben Hauptkirchen Roms und verschiedenen Marienkirchen der ewigen Stadt brachte Libermann dazu, diesem Rat zu folgen. Gleichzeitig erlebte er, dass sich die Unklarheiten und Zweifel bei der Erstellung der Regel der Kongregation gelöst hatten.

Wichtige Gebetsunterstützung zu dieser Gründung leistete die Erzbruderschaft des reinsten Herzens Mariä für die Bekehrung der Sünder der Pariser Pfarrei Notre-Dame-des-Victoires (Unsere Liebe Frau vom Sieg). Pfarrer Desegenettes hatte seine geistlich darniederliegende Gemeinde im Jahr 1835 dem unbefleckten Herzen Mariens geweiht und die erwähnte Erzbruderschaft gegründet, worauf sich das religiöse Leben in der Pfarrei wesentlich erneuerte. Im Jahr 1839 hatten Pater Libermanns Mitgründer Tisserant und Le Vavasseur unabhängig voneinander die Idee, das Anliegen der geplanten Missionsgesellschaft, mit dem sich die drei bereits einige Zeit getragen hatten, den Gebeten der Erzbruderschaft zu empfehlen. So wurde Mariä Lichtmess 1839 zu einem entscheidenden Tag für das Unternehmen. Pfarrer Desgenettes bestieg während der feierlichen Vereinsandacht die Kanzel, um wie üblich die Gebetsmeinungen vorzutragen. Bewegt empfiehl er dann die „neue und hochwichtige Gebetsmeinung“, die Bekehrung der schwarzen Rasse, deren Millionen von Seelen „ein absolutes Anrecht hätten auf unser fürbittliches Gebet und sich des mütterlichen Erbarmens des Unbefleckten Herzens Mariens vorzugsweise erfreuen dürften, da Maria auch diesem, bislang so vergessenen Teil der Menschheit, sein wolle: Trost der Betrübten, Heil der Kranken, Zuflucht und Rettung der Sünder“.

Pater Libermann

Diese Rolle der Erzbruderschaft betonte Pater Libermann in einem Brief an Pfarrer Desgenettes im Jahr 1844: „Es ist sicher, dass unser kleines Unternehmen für die Bekehrung der Schwarzen dem mächtigen Schutze des hl. und unbefleckten Herzens Marias sein Dasein und seine Entfaltung verdankt. Alle Mitbrüder, die es mit mir angefangen und fortgeführt haben, sind davon tief überzeugt, und unsere Herzen sind voll von Erkenntlichkeit und Dankbarkeit gegen die glorreiche Königin des Himmels.

Von Anfang hat sich die Erzbruderschaft für dieses kleine Werk bei dem unbefleckten Herzen unserer guten Mutter verwandt. Die ersten Mitglieder, welche es beginnen sollten, waren noch unentschlossen; die Hindernisse, welche sich ihnen entgegenstellten, schienen unüberwindlich, aber die eifrigen Gebete der heiligen Vereinigung des unbefleckten Herzens Marias erlangte das, was unmöglich schien, denn vom Anbeginn dieses schwierigen Unternehmens ruhte unser Vertrauen auf der Güte unserer hochheiligen Mutter. Trotz den Schwierigkeiten, die menschlich zu reden, bei weitem unsere Schwäche überstiegen, hatten wir immer eine große Zuversicht für den Erfolg.“

Altar der Erzkonfraternität in der Basilika Notre-Dame des Victoires
(Quelle: Von Guilhem Vellut from Paris, France - Basilique Notre-Dame des Victoires @ Paris, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=53621852)

Der besonderen Fürsprache Mariens schrieb P. Libermann auch die Tatsache zu, dass die Gemeinschaft im Jahr 1843 bald nach ihrer Gründung ihre erste Mission in Westafrika erhielt. Der irische Missionsbischof Edward Barron, der kurz zuvor zum apostolischen Vikar von Guinea ernannt worden war, besuchte die Kirche Notre Dame des Victoires, um dort am Marienaltar zur allerseligsten Jungfrau zu beten. In einem Brief an Pfarrer Desgenettes schildert Libermann das eigentümliche Ereignis: „Ich verließ Paris am selben Tage. Am folgenden Tage kam der Bischof Barron, apostolischer Vikar von Guinea, Maria am Altar ihres unbefleckten Herzens seine Huldigung darzubringen. Er sprach Ihnen von seinem ausgedehnten Vikariate und seinem Priestermangel, und wunderbar, (was ich mir auf natürliche Weise gar nicht erklären kann), Sie kamen nicht auf den Gedanken, ihm von uns zu reden. Am Tage vorher waren Sie noch so gerührt von unserer Verlegenheit, es bot sich Ihnen damals eine so schöne Gelegenheit dar, Ihren Kindern zu helfen und Sie vergaßen Sie gänzlich. Ich kann dafür nur diese Erklärung finden. Maria wollte zeigen, dass uns alles von ihrem unbefleckten Herzen zukommt. Nachdem Sie sich mit dem frommen apostolischen Vikare von Guinea unterhalten und [ihn] in seiner Verlegenheit gelassen hatten, bestiegen sie den Altar des unbefleckten Herzens und bekamen plötzlich gleichsam eine innere Inspiration, die Ihnen sagte, dass diese Mission für uns bestimmt sei. Sie sprachen mit Bischof Barron und am Tage nach meiner Ankunft in Amiens musste ich wieder nach Paris zurückkehren, um ein Geschäft zum Abschlusse zu bringen, das Maria schon für uns eingeleitet hatte.“

In schöne Harmonie bringt der Gründer die Verehrung des Heiligen Geistes mit der Andacht zum unbefleckten Herzen Mariens, als einige seiner geistlichen Söhne nach der Vereinigung mit der Kongregation vom Hl. Geist wohl gefürchtet hatten, dass dieses Kennzeichen der Genossenschaft in Gefahr war: „Sie gehören dem hl. Herzen Mariä an und Sie werden ihm immer angehören. Unsere Vereinigung mit der Genossenschaft des hl. Geistes kann unsere Andacht und unsere Liebe zu diesem Herzen, dem unsere arme Genossenschaft ihr entstehen verdankt, nur vermehren. Wir haben auf das Herz Marias, das mit der Fülle des hl. Geistes ausgestattet ist, immer unser Vertrauen gesetzt, wenn wir auch den Gedanken von der Fülle des hl. Geistes im Herzen Marias nicht besonders ausgedrückt haben, so bildet er doch das Wesen unserer Andacht gegen dieses heiligste Herz. Wir haben also nichts verändert, denn das, was wir früher voraussetzten und mitverstanden, drücken wir jetzt deutlich aus.“

Die Kongregation wuchs rasch und breitet sich über weite Teile Afrikas, besonders über das französischsprachige Westafrika aus, aber auch andere Regionen wie Australien und Nordamerika, wo Libermanns Söhne unter den Afroamerikanern wirkten, kamen bald hinzu. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Kongregation vom Hl. Geist und dem unbefleckten Herzen Mariens zur größten Missionsgesellschaft der katholischen Kirche.

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