Im Jahr 1841 gründete der aus dem Judentum konvertierte Elsässer Priester François-Marie-Paul Libermann die Kongregation des Unbefleckten Herzens Mariens. Durch Mitbrüder, die Söhne französischer Plantagenbesitzer in den französischen Kolonien der Karibik und des Indischen Ozeans waren, erfuhr er von der geistigen Verlassenheit der afrikanischen Sklaven dort. Seine Stiftung sollte das Los dieser Menschen verbessern.
Wie bei
seiner Bekehrung hatte er auch bei der Ordensgründung mit zahlreichen
Hindernissen zu kämpfen. Im Jahr 1840 schrieb Libermann aus Rom, wo er seine
Gründung betrieb, dass sein Vertrauen hauptsächlich auf „der Güte des
heiligsten Herzens Mariä“ beruhte. Zunächst wünschte Libermann, der künftigen
Missionsgesellschaft den Namen „vom heiligen Kreuz“ zu geben, damit sich
„bereits im Titel ein vollkommenes Vorbild aller apostolischen Haupttugenden“
vorfinde. Sein Mitgründer P. Tisserant empfahl, das Werk dem Unbefleckten
Herzen Mariens zu widmen. Eine Wallfahrt zu den sieben Hauptkirchen Roms und
verschiedenen Marienkirchen der ewigen Stadt brachte Libermann dazu, diesem Rat
zu folgen. Gleichzeitig erlebte er, dass sich die Unklarheiten und Zweifel bei
der Erstellung der Regel der Kongregation gelöst hatten.
Wichtige
Gebetsunterstützung zu dieser Gründung leistete die Erzbruderschaft des
reinsten Herzens Mariä für die Bekehrung der Sünder der Pariser Pfarrei Notre-Dame-des-Victoires
(Unsere Liebe Frau vom Sieg). Pfarrer Desegenettes hatte seine geistlich
darniederliegende Gemeinde im Jahr 1835 dem unbefleckten Herzen Mariens geweiht
und die erwähnte Erzbruderschaft gegründet, worauf sich das religiöse Leben in
der Pfarrei wesentlich erneuerte. Im Jahr 1839 hatten Pater Libermanns Mitgründer
Tisserant und Le Vavasseur unabhängig voneinander die Idee, das Anliegen
der geplanten Missionsgesellschaft, mit dem sich die drei bereits einige Zeit
getragen hatten, den Gebeten der Erzbruderschaft zu empfehlen. So wurde
Mariä Lichtmess 1839 zu einem entscheidenden Tag für das Unternehmen.
Pfarrer Desgenettes bestieg während der feierlichen Vereinsandacht die Kanzel,
um wie üblich die Gebetsmeinungen vorzutragen. Bewegt empfiehl er dann die
„neue und hochwichtige Gebetsmeinung“, die Bekehrung der schwarzen Rasse, deren
Millionen von Seelen „ein absolutes Anrecht hätten auf unser fürbittliches
Gebet und sich des mütterlichen Erbarmens des Unbefleckten Herzens Mariens vorzugsweise
erfreuen dürften, da Maria auch diesem, bislang so vergessenen Teil der
Menschheit, sein wolle: Trost der Betrübten, Heil der Kranken, Zuflucht und
Rettung der Sünder“.
Pater Libermann |
Diese Rolle der Erzbruderschaft betonte Pater Libermann in einem Brief an Pfarrer Desgenettes im Jahr 1844: „Es ist sicher, dass unser kleines Unternehmen für die Bekehrung der Schwarzen dem mächtigen Schutze des hl. und unbefleckten Herzens Marias sein Dasein und seine Entfaltung verdankt. Alle Mitbrüder, die es mit mir angefangen und fortgeführt haben, sind davon tief überzeugt, und unsere Herzen sind voll von Erkenntlichkeit und Dankbarkeit gegen die glorreiche Königin des Himmels.
Von Anfang
hat sich die Erzbruderschaft für dieses kleine Werk bei dem unbefleckten Herzen
unserer guten Mutter verwandt. Die ersten Mitglieder, welche es beginnen
sollten, waren noch unentschlossen; die Hindernisse, welche sich ihnen
entgegenstellten, schienen unüberwindlich, aber die eifrigen Gebete der
heiligen Vereinigung des unbefleckten Herzens Marias erlangte das, was
unmöglich schien, denn vom Anbeginn dieses schwierigen Unternehmens ruhte unser
Vertrauen auf der Güte unserer hochheiligen Mutter. Trotz den Schwierigkeiten,
die menschlich zu reden, bei weitem unsere Schwäche überstiegen, hatten wir
immer eine große Zuversicht für den Erfolg.“
Der besonderen Fürsprache Mariens schrieb P. Libermann auch die Tatsache zu, dass die Gemeinschaft im Jahr 1843 bald nach ihrer Gründung ihre erste Mission in Westafrika erhielt. Der irische Missionsbischof Edward Barron, der kurz zuvor zum apostolischen Vikar von Guinea ernannt worden war, besuchte die Kirche Notre Dame des Victoires, um dort am Marienaltar zur allerseligsten Jungfrau zu beten. In einem Brief an Pfarrer Desgenettes schildert Libermann das eigentümliche Ereignis: „Ich verließ Paris am selben Tage. Am folgenden Tage kam der Bischof Barron, apostolischer Vikar von Guinea, Maria am Altar ihres unbefleckten Herzens seine Huldigung darzubringen. Er sprach Ihnen von seinem ausgedehnten Vikariate und seinem Priestermangel, und wunderbar, (was ich mir auf natürliche Weise gar nicht erklären kann), Sie kamen nicht auf den Gedanken, ihm von uns zu reden. Am Tage vorher waren Sie noch so gerührt von unserer Verlegenheit, es bot sich Ihnen damals eine so schöne Gelegenheit dar, Ihren Kindern zu helfen und Sie vergaßen Sie gänzlich. Ich kann dafür nur diese Erklärung finden. Maria wollte zeigen, dass uns alles von ihrem unbefleckten Herzen zukommt. Nachdem Sie sich mit dem frommen apostolischen Vikare von Guinea unterhalten und [ihn] in seiner Verlegenheit gelassen hatten, bestiegen sie den Altar des unbefleckten Herzens und bekamen plötzlich gleichsam eine innere Inspiration, die Ihnen sagte, dass diese Mission für uns bestimmt sei. Sie sprachen mit Bischof Barron und am Tage nach meiner Ankunft in Amiens musste ich wieder nach Paris zurückkehren, um ein Geschäft zum Abschlusse zu bringen, das Maria schon für uns eingeleitet hatte.“
In schöne
Harmonie bringt der Gründer die Verehrung des Heiligen Geistes mit der Andacht
zum unbefleckten Herzen Mariens, als einige seiner geistlichen Söhne nach der
Vereinigung mit der Kongregation vom Hl. Geist wohl gefürchtet hatten, dass
dieses Kennzeichen der Genossenschaft in Gefahr war: „Sie gehören dem hl.
Herzen Mariä an und Sie werden ihm immer angehören. Unsere Vereinigung mit der
Genossenschaft des hl. Geistes kann unsere Andacht und unsere Liebe zu diesem
Herzen, dem unsere arme Genossenschaft ihr entstehen verdankt, nur vermehren.
Wir haben auf das Herz Marias, das mit der Fülle des hl. Geistes ausgestattet
ist, immer unser Vertrauen gesetzt, wenn wir auch den Gedanken von der Fülle
des hl. Geistes im Herzen Marias nicht besonders ausgedrückt haben, so
bildet er doch das Wesen unserer Andacht gegen dieses heiligste Herz. Wir haben
also nichts verändert, denn das, was wir früher voraussetzten und
mitverstanden, drücken wir jetzt deutlich aus.“
Die
Kongregation wuchs rasch und breitet sich über weite Teile Afrikas, besonders
über das französischsprachige Westafrika aus, aber auch andere Regionen wie
Australien und Nordamerika, wo Libermanns Söhne unter den Afroamerikanern
wirkten, kamen bald hinzu. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte
sich die Kongregation vom Hl. Geist und dem unbefleckten Herzen Mariens zur
größten Missionsgesellschaft der katholischen Kirche.
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