Am 20. Dezember 1913 beging der kleine Ort Unter-Olberndorf in
Niederösterreich ein eigenartiges Fest. Nach Schluss der nachmittägigen
Segensandacht überreichte der Pfarrer Otto Kozlik einem schlichten Pfarrkinde,
Fräulein Barbara Steibl (siehe Bild), ein Diplom und eine Sammelbüchse in
Gestalt eines knienden Negerknaben. Diese Gabe, gewidmet von einem ausgedehnten
Bekanntenkreis, sollte zur Erinnerung dienen an eine vierzigjährige
unermüdliche und selbstlose Sammeltätigkeit für den Kindheit-Jesu-Verein.
In seiner Ansprache hob der Pfarrer, wie das zu diesem seltenen
Jubiläum herausgegebene Gedenkblatt berichtet, hervor, welch ein undankbares,
aber umso verdienstvolleres apostolisches Werk das Gabensammeln für wohltätige
Zwecke sei.
Die Jubilarin habe sich in ihrem unverwüstlichen Humor nie
abschrecken lassen. Sie habe das Beispiel des hl. Klemens Hofbauer nachgeahmt
und eine günstigere Stunde und Gelegenheit genutzt, um nach erlittener
persönlicher Kränkung für die armen Heidenkinder eine Gabe zu erflehen.
Dann erzählte
der Pfarrer, wie die Jubilarin durch ihre Lieblingslektüre, die katholischen
Missionszeitschriften, zur Linderung der Not in den Heidenländern angetrieben
worden sei, „all ihre freie Zeit, ihre Belesenheit, Beredsamkeit und
Erzählkunst in den Dienst der armen Heiden und in den letzten Jahren auch des
Bonifatiusvereins zu stellen und im Laufe von 40 Jahren eine hübsche Summe
zusammengebracht habe“.
In einem Schreiben an die „Katholischen Missionen“ berichtet der Herr
Pfarrer noch folgendes über die eifrige Missionsmutter. „Fräulein Barbara
Steibl steht nunmehr im 69. Lebensjahre. Dreißig lange Jahre hat sie durch
schwere Arbeit ihren Lebensunterhalt verdient. Hervorragend an ihr ist die große
Verehrung für den geistlichen Stand. Gelegentlich der eben hier abgehaltenen
Mission kannte sie keine größere Freude und Ehre, als den Herren Missionären
die Schuhe zu putzen. Sie ersehnt sich für ihre alten Jahre kein anderes Glück,
als in einem Kloster oder geistlichen Hause ihre Lebenstage beschließen zu
dürfen.“
Die „Katholischen Missionen“ schließen sich dem Wunsch der feiernden Gemeinde an, es möge der Jubilarin vergönnt sein, noch viele Jahre in gleicher Rüstigkeit wie bisher für die Heidenmissionen zu wirken.
Die „Katholischen Missionen“ schließen sich dem Wunsch der feiernden Gemeinde an, es möge der Jubilarin vergönnt sein, noch viele Jahre in gleicher Rüstigkeit wie bisher für die Heidenmissionen zu wirken.
(Aus: die katholischen Missionen, 1914)