Guglielmo Kardinal Massaia O.F.M. Cap., ehemaliger Apostolischer Vikar der Gallasländer (heute Teil von Äthiopien) |
(…) Massaia
befolgte bei der Erziehung der einheimischen Priester eine ganz ähnliche
Methode, wie er sie in der Schule de Jacobis‘ gelernt hatte. Er wählte sich aus
seinen Gallajünglingen (Galla ist eine alte Bezeichnung für den äthiopischen
Volksstamm der Oromos) die tüchtigsten aus und hatte sie stets um sich. Las er
die heilige Messe, so mussten sie genau auf alles acht geben. Massaia machte
alle Zeremonien langsam und sprach jedes Wort deutlich aus, so dass seine
Gallas gut folgen konnten. Spendete er die heiligen Sakramente, so mussten sie
teilnehmen und sich alles ansehen und merken.
Diejenigen, die bereits Weihen
hatten, ließ er täglich, mit Dalmatiken bekleidet, mit an den Altar treten,
damit ihnen so die heiligen Handlungen und Zeremonien in Fleisch und Blut übergingen.
Abends sammelte er dann die Jünglinge um sich und erklärte ihnen die Bedeutung der
Zeremonien und die sich anschließenden theologischen Fragen. Alles dies nicht
in einer gelehrten, schulmeisterlichen Weise, sondern kurz, klar, bündig, der
Fassungskraft seiner Zuhörer und den Bedürfnissen der schlichten, ungebildeten
Bevölkerung entsprechend, unter welcher sie später wirken sollten.
Sein
Hauptaugenmerk war nicht auf eine allseitige wissenschaftliche Ausbildung
gerichtet, die hier unnütz, ja hinderlich schien, sondern auf die sittliche
religiöse Erziehung. Vor allem suchte er sie mit wahrer Liebe zu Christus und
feurigem apostolischem Eifer zur Verbreitung seines Namens zu erfüllen.
Die so
erzogenen Priester waren keine Gelehrten, aber tüchtige, brauchbare
Mitarbeiter.
Mehr wie einem hat der greise Kirchenfürst später in seinem Buch
ein schönes Denkmal gesetzt. „Jung an Jahren“, so erzählt er zum Beispiel, „war
Morka ein Alter an Verständigkeit und Tugend…Während der kurzen Zeit seines
Wirkens wurde er für seine Gallas ungefähr das, was der Pfarrer von Ars für die
Franzosen seiner Zeit (war). Schlichtheit und Offenheit des Wesens,
priesterliche Gesinnung und apostolischer Eifer ersetzten bei ihm reichlich den
Mangel an Schulbildung und Wissen.“
Während
von den europäischen Missionären mehrere ihrem Beruf wenig Ehre und ihrem
Bischof schweren Kummer machten, bewährten sich die von Massaia selbst
erzogenen einheimischen Priester vorzüglich. Gleich die beiden ersten, Abba
(Pater) Mikael Haylu und Abba Johannes leisteten beim Aufbau der Mission unter
den Gallas und in Kaffa ganz wesentliche Dienste.
Mehrere starben als Bekenner
Christi, andere trugen an ihrem Leibe zeitlebens die Spuren der um des Glaubens
willen erlittenen Misshandlungen. Sie waren es, die auch hier während der
Verbannung der Missionäre mutig auf ihren Posten ausharrten und den völligen
Ruin der Mission aufhielten. (…)