In der New York Sun war unlängst ein Brief des Amerikaners
Seward abgedruckt, den derselbe aus den Urwäldern am Amazonenstrom an einen
Freund richtete, von dem er vor seiner Abreise gebeten worden war, aus dem
Herzen der Wildnis ihm das Interessanteste seiner Reise zu schildern. Der Brief
lautet folgendermaßen:
„Von meinem Lagerplatz, Oberes Amazonenbecken, Caquetafluss.
Via Mocoa, Kolumbien, Südamerika, den 18. September 1915. Ich schreibe diese
Zeilen bei Kerzenschein auf dem Schaft meiner Stiefel im Herzen der Dschungel.
Der Eilbote, ein Indianer, wird beim Morgengrauen in seinem Kanu nach Mocoa
aufbrechen. Und zwar will ich ein paar Zeilen schreiben zum Lob der
Kapuzinermissionäre in dieser Gegend. Ihre entfernteste Station liegt mehrere
hundert Meilen den Caquetafluss hinauf. Sie sind im eigentlichen Sinn des
Wortes die Pioniere der Kultur in diesem entlegenen Teil der Welt. Diese
Missionäre sind die einzigen, die mit dem Indianer etwas anfangen können. Ohne
ihre Zuvorkommenheit wären wir in dieser unermesslichen Wildnis des tropischen
Urwalds vollständig verloren. Die Indianer selber fürchten sich vor dem ‚Großen
Fluss‘, nur unter dem Einfluss der sanften Worte der Patres können sie dazu
gebracht werden, ihre Dörfer zu verlassen und uns zu helfen… Einfachen
Glaubens, furchtlosen Herzens und der tausend Gefahren, die das harte Leben in
dieser Wildnis mit sich bringt, nicht achtend, widmen diese Kapuzinermönche
ihre ganzes Leben der Verbreitung der Kultur. Wahrlich, zu tun, was diese
Helden tun, setzt einen großen, festen Glauben voraus, wie ihn gewöhnliche
Sterbliche nicht besitzen. Man stelle es sich nur mal vor: Sie vergraben sich
hier für immer, bis zum Ende ihres Lebens, ohne Hoffnung auf Rückkehr ins
Vaterland und Vaterhaus. So geben sie ihr Leben hin im Dienst von vielleicht 50
Wilden, die in einer Lichtung der fieberschwangeren Dschungel wohnen.
Wären
diese Priester nicht mit ihrer Pionierarbeit uns vorausgegangen, es wäre uns
unmöglich gewesen, bis zu diesen unerforschten Wasserscheiden vorzudringen. Mit
Picke und Spate hat diese kleine Schar von Christusjüngern mit eigener Hand
Pfade gegraben in die jäh abstürzenden Hänge der Anden. Diese Saumpfade sind
keine Wunder der Wegbaukunst, aber sie sind eine herrliche religiöse Tat, vor
der man in ehrfürchtiger Bewunderung steht. Wenn jemals Eisenbahnen,
elektrisches Licht und Telefon Leben und Zivilisation in diese öden Wüsteneien
bringen werden, so möge man wissen, dass all dies auf den Grundlagen der
Religion aufgebaut ist, die diese frommen Pioniere jetzt dort legen.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)
Hier noch ein sicherlich sehr interessantes Buch über die Kapuzinermission in Kolumbien (auf Spanisch), das auch reich bebildert ist.