Aus der Katholikenverfolgung Anfang des 20. Jahrhunderts:
„Ein Beispiel, welchen Mut auch junge Christen bei den
peinlichen Verhören beweisen, erzählt P. Basilius. Als der noch jugendliche
Nikolaus Membru, wie es scheint, der Sohn des […] Alaka Sahale, der früher
schismatischer Geistlicher war, dem Abuna [Bezeichnung für Priester, hier ein
Schismatiker] selbst vorgeführt und gefragt wurde: warum er katholisch sei,
erwiderte er:
„Ich bin katholisch, weil mein Vater mich diese heilige Religion gelehrt
hat. Ihr wisst, dass mein Vater hier im Lande ein angesehener Doktor gewesen
ist. Er selbst hat lange nach einer wahrhaft heiligen Religion, die rein wie
Gold und strahlend wie die Sonne wäre, gesucht, und er fand sie in der Religion
der römischen Kirche. Die Religion meines Vaters soll auch die meinige sein.
Hoffet ja nicht, dass ihr mich zur Erlernung und zur Annahme eines anderen
Glaubens verleiten könnt.“
„Wie wagst du es“, fiel einer der Richter ein, „du, noch
fast ein Kind, in solcher Weise zu unserem Abuna zu reden?“ – „Hast du
denn nicht gelesen, was im Evangelium
geschrieben steht: ‚Führt man euch vor den Richter, so denket nicht, was ihr
sprechen, noch was ihr antworten sollt. Es wird euch im Augenblick das Rechte
eingegeben werden, und nicht aus euch werdet ihr sprechen, sondern der Geist
meines Vaters wird aus euch sprechen‘.
„Weshalb ist dein Vater nach Rom gegangen?“ – „Weil das
Evangelium sagt: ‚Wenn man euch an einem Orte verfolgt, so fliehet in einen
anderen.“ – „Gib uns die Namen derjenigen an, welche vorgeben, zu katholischen
Kirche zu gehören.“ – „Frage darüber den Abba Andreas (Msgr. Jarosseau O.F.M.
Cap., der Apostolische Vikar); das ist eine Sache, die ihn angeht.“
Es ist ein Jammer, dass dieses Volk der Abessinier mit
seinem kraftvollen Wesen und seinem tiefreligiösen Sinn dem Schisma verfallen
ist. Welch wertvolle Hilfe könnte Abessinien, einmal bekehrt, bei der
Evangelisierung Afrikas, zumal des nahen Sudan, leisten! Seit 400 Jahren bemüht
sich die katholische Mission, den hartnäckigen Widerstand des Schismas zu
brechen. Das Volk ist gut und würde in Masse der wahren Kirche sich zuwenden,
wenn es frei sich entscheiden könnte. Hoffen wir, dass die langsam ins Bergland
vorrückende Kultur demselben auch das einzige bringt, dessen die Mission
bedarf, die Religionsfreiheit.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1907)
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