„Große Opfer“, berichtet der Missionär [P. Joseph Fräßle
S.C.J.] weiter, „verlangt das Apostolat in Zentralafrika. Schon das Klima setzt
dem Europäer heftig zu. In den 20 Jahren der Missionstätigkeit am Kongoflusse
haben Malaria, Schwarzwasserfieber und Dysenterie über 200 jugendliche Apostel
jäh ins Grab gestürzt. Die Wohnungen bieten für gewöhnlich nicht den nötigen
Schutz, und die Nahrung, die meistens aus Maniokwurzeln, Fischen und Bananen
besteht, vermag den raschen Kräfteverfall durch das Tropenklima nicht zu
hemmen. Dazu bereitet die große Armut
der Evangelisation viele Hindernisse. Hätten wir Mittel zum Reisen, fünfmal
mehr Erfolge könnten wir erzielen.
Und wie steht’s nun mit meiner Missionsstation? Monatelang
fuhr ich in meiner Piroge stromauf, stromab, um die Dörfer zu gewinnen. Oder es
ging auf den engen Pfaden der Wilden, gebückt und in Schweiß gebadet, durch den
Urwald, über Baumwurzeln und gefallene Waldriesen, über Termitenhügel und durch
Ameisenprozessionen, durch Sümpfe bis unter den Arm, durch Bäche bis an den
Kopf, sieben, acht, neun Stunden lang. Da winkt denn bald ein knurrender
Gorilla mit dem Knüttel, oder eine Elefantenherde versperrte den Weg. Die Neger
aber drohten anfangs in den Dörfern beim Absteigen mit Lanzen oder warfen
brennende Holzscheite auf mein Fahrzeug oder liefen davon. Wo ich Zutritt
erhielt, war erst eine Hütte der Wilden meine Wohnung. Im Freien fand
Unterricht und Gebet statt, bis ich mit eigenen Händen einen Schuppen aus
Pfählen und Blättern errichtet hatte. Verstand und Herz öffneten sich
allmählich, als die Leute die Werke sahen, die die neue Lehre gebietet:
Nächstenliebe und Barmherzigkeit. So mancher, der unter dem harten Joch von
Häuptlingen oder Arabern gelitten hatte, schloss sich dem Missionär an. Sie
wurden mit den aus der Sklaverei losgekauften Knaben erzogen und bildeten den
Kern, aus dem die erste christliche Gemeinde immer mehr emporwuchs. Die vor
fünf Jahren gegründete Mission zählt heute 1.800 Christen und 3.000
Katechumenen, in 32 Ortschaften zerstreut, wo wir sie alle 2–3 Monate besuchen
und unterrichten, die heiligen Sakramente spenden und die Prüfungen über Wissen
und Leben jener anstellen, die um die heilige Taufe bitten. Für die Erprobten
beginnt die nähere Vorbereitung auf das Sakrament der Wiedergeburt. Und fließt
dann das Wasser auf die Stirn der leiblich und geistlich aus Sklavenketten
befreiten Armen, so vermischen sich oft die Freudentränen des Missionärs mit
denen seiner glücklichen Kinder. In solchen Augenblicken sind alle Mühen
vergessen, ist der Lohn überreich, und der Missionär wäre bereit, noch zehnmal
größere Opfer zu bringen.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1912)
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