Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Mittwoch, 29. Juni 2016

Der heilige Arnold Janssen über die Missionsschwestern

Die selige Maria Stollenwerk. Sie bat Arnold Janssen darum, ihr bei ihrem Wunsch zu helfen, Missionsschwester zu werden. Sie wurde die erste Oberin der Steyler „Dienerinnen des hl. Geistes“ und bildete viele Missionsschwestern aus. Später trat sie auf Wunsch des hl. Arnold Janssen als Schwester Maria Virgo zu den neugegründeten Steyler Anbetungsschwestern über.


„Man sollte sein Leben möglichst hoch für Gott einzusetzen streben. Gerade die weiblichen Genossenschaften scheinen in den Missionsländern einen besonderen Beruf zu haben. Das begriff schon der durch seine Klugheit so erfolgreiche Apostel Deutschlands, der hl. Bonifatius. Als er die eigene Kraft unzureichend fühlte, die religiöse Umgestaltung Deutschlands zu vollbringen, da rief er weibliche Klosterleute aus England, unter ihnen seine Verwandten, die heilige Walburgis und die heilige Lioba.“

Zu den Steyler Anbetungsschwestern (Rosa Schwestern), die für die Mission beten und opfern sollten, sagte er:

„Sie müssen sein wie Moses. Er hatte seine Hände ausgestreckt zum Gebet, als Israel in den Kampf zog. Solange er sie emporhielt, siegte Israel, wenn er sie sinken ließ, siegte Amalek! Diese Gebetsaufgabe ist ihnen zugefallen, und sie werden einst darüber gerichtet werden, ob sie diese Aufgabe treu erfüllt haben.“


(Quelle: Die Weltmission der katholischen Kirche, Januar/Februar 1951)

Sonntag, 26. Juni 2016

Ein 70-jähriger Pfarrer als Missionspionier in Afghanistan

Khaiberpass (James Mollison)

An einem Frühlingstag im Jahr 1928 las der 70-jährige Fr. George Blatter, Pfarrer von Saints Peter and Paul in Chicago, in einer Missionszeitschrift einen Artikel über Afghanistan. Danach fand er keine Ruhe mehr. Die Vorstellung, in ein verbotenes Reich vorzudringen, in dem es keine Missionäre gab und in dem jeder zum Tode verurteilt wurde, der eine andere Religion predigte als den Islam, lies ihn nicht mehr los. Lehrte nicht Christus, hinzugehen und alle Völker zu lehren? Er fragte sich, ob es nicht gut sei, wenn ein Priester als Mittler dieses Volkes und Landes das heilige Messopfer dort darbringe, um den Boden zu bereiten.

Er legte seinen kühnen Plan seinem Erzbischof, Kardinal Mundelein, vor, der wider Erwarten seine Einwilligung gab. So konnte er seine Pfarrstelle für einige Jahre niederlegen und seine Reise antreten. Doch die größte Schwierigkeit stand noch bevor: die Beschaffung eines afghanischen Passes. Die Regierung in Kabul riegelte nämlich das Land strikt gegen den Zutritt von Fremden ab. Noch strenger waren die Auflagen für Sendboten anderer Religionen, denn wer, wie bereits erwähnt, eine andere Religion als den Islam predigte, musste mit der Hinrichtung rechnen. Schließlich gewährte nach 1 ½ Jahren der afghanische Gesandte in Rom das Dokument.

Nun folgte die nächste Schwierigkeit. In der damaligen Zeit, als der transatlantische Luftverkehr noch nicht existierte, war die Reise lang und beschwerlich – es mussten etwa 20.000 Kilometer zurückgelegt werden. Fr. Blatter startete am 16. November 1928 in Chicago und kam am 23. Juli 1930 in Peshāwar an der Grenze zwischen Afghanistan und Britisch-Indien an (vermutlich dauerte es wegen der Passprobleme in Rom so lange). Er überquerte nun den Khaiberpass und betrat das verbotene Reich. Die Reise nach Kabul war wegen umherstreifenden Räubern gefährlich. Andere Reisende waren bereits kurz zuvor überfallen worden, es gab auch einen Toten.

Als Fr. Blatter glücklich in Kabul angelangt war, nahm er Kontakt zu den ausländischen Botschaften auf. Überall wurde er freundlich aufgenommen und für seine Kühnheit bewundert, doch waren sich auch alle einig, dass er sehr gefährlich lebte.

Bei seinen Auskundschaftungen stellte er fest, dass viele der Gesandten am afghanischen Hof Katholiken waren und zudem viele katholische Inder im Land als Kaufleute oder Arbeiter ihr Brot verdienten. Allein aus diesem Grund war die Errichtung eines Seelsorgspostens sehr erwünscht, wenn nicht gar dringend erforderlich.

Obwohl alle ihn davor gewarnt hatten, beschloss Fr. Blatter, seinen Aufenthalt in Afghanistan zu verlängern, denn nur so konnte er die nötige Vorarbeit für die Mission leisten. Er zog in eine notdürftige Herberge für Ausländer, wo er von Tee und gekochten Eiern lebte. Ein besonderes Merkmal der Einrichtung in dem „Hotel“: angebohrte Türrahmen, damit man besser lauschen konnte.

Am ersten Abend in der Herberge kam ein Hofbeamter, um den Fremdling auszukundschaften. Der ehrwürdige Priestergreis verheimlichte nicht seinen heiligen Beruf, fügte aber auch hinzu, dass er Schriftsteller und Verleger sei und gerne ein Krankenhaus für Frauen und Mädchen bauen wolle. Der Man bespitzelte ihn noch länger und sagte, er sei verpflichtet, dies zu tun, bis jeder Verdacht ausgeräumt sei.

Hätte Fr. Blatter öffentlich den Mohammedanern gepredigt, wäre es zu einem Aufstand gekommen. Er wollte vielmehr erreichen, dass das Volk sich an den Anblick eines Priesters gewöhnte. So trug er auch öffentlich den Priesterkragen und meist auch die Soutane. Schließlich feierte er auch privat die heilige Messe, wodurch das Hauptziel seiner Reise auch erfüllt war. Er dankte Gott für seine Güte und den Schutz auf der beschwerlichen Reise.

König Mohammed Nadir Khan

Schließlich lud ihn auch der afghanische Außenminister ein und hörte sich interessiert seine Erläuterungen zur christlichen Religion sowie die Vorschläge des Pfarrers zum Bau von Apotheken und Krankenhäusern an. Später traf er noch weitere Würdenträger und schließlich bei einer Audienz den König Mohammed Nadir Khan, der ihm die Hand schüttelte und alles Gute wünschte.

Leider erkrankte er im September 1930 so schwer an Malaria, dass er Afghanistan Richtung Indien verlassen musste. Nachdem seine Gesundheit wiederhergestellt war, fuhr er nach Bangalore, um dort der Apostolischen Delegatur Bericht zu erstatten. Dabei wurde eine Summe Geld als Unterhalt für den ersten Priester ausgesetzt, der dauerhaft in Afghanistan wirken sollte. Am 20. Januar 1932 wurde er in Privataudienz von Papst Pius XI. empfangen, und trotz seines Alters wollte er wieder nach Afghanistan zurückkehren.

Fr. George Blatter war wohl der erste katholische Priester seit mehreren Jahrhunderten, der in Afghanistan die heilige Messe zelebrierte, wenn nicht der erste überhaupt. Einige Jahre später kamen die Barnabiten, um sich der Seelsorge der katholischen Ausländer anzunehmen. Eine wirkliche Mission hat es bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegeben. Beten wir, dass es bald der Fall sein möge!

(Quelle: Die Weltmission der katholischen Kirche, 1935 Nr. 3/4)


Hier noch einige Berichte über die alte Messe in Afghanistan (in Feldlagern). Leider sind bis auf eines die Bilder nicht mehr vorhanden.

Samstag, 25. Juni 2016

„Mich erbarmt des Volkes“ – zum 6. Sonntag nach Pfingsten


Andächtige Christen! Erinnern wir uns recht oft dieses bedeutungsvollen Wortes, das wir heute aus dem Munde des Heilandes vernommen haben: „Mich erbarmet des Volkes.“

Gedenken wir dabei auch jener großen, unzähligen Völkermassen der Heiden, die sein mitleidsvoller Blick damals betrachtete! Dieser schmerzerfüllte Seufzer des Heilandes ist nicht fruchtlos geblieben; gedrängt durch sein Erbarmen, hat er die heilige Kirche gestiftet, und ihr Missionswerk ist des Heilandes Erbarmungstat unter den Heiden. So war es Christi heiliger Wille, der selbst seiner Kirche den hohen Auftrag dazu gegeben hat; so war es tiefernste Überzeugung der heiligen Apostel, die hinausgegangen sind bis an die Grenzen der Erde und in diesem großen Werke selbst ihr Leben eingesetzt haben; so hat es unsere heilige Kirche erfasst, die zu jeder Zeit, bis zu dieser Stunde mit rückhaltloser, liebevoller Hinopferung dem Bekehrungswerke der Heiden sich gewidmet hat.

Und so müssen auch wir das Missionswerk unserer heiligen Kirche auffassen: als das Werk des Heilandes, der sich der armen Heidenvölker erbarmt hat. Andächtige Christen! Stellen auch wir uns in den Dienst dieses großen Werkes, soweit unser Beruf und unsere gesellschaftliche Stellung es zulassen; ja, arbeiten auch wir mit zur Verwirklichung dieser großen Erbarmungstat des Heilandes, damit die Menge der Heidenvölker nicht darbend verschmachte auf ihrem Lebenswege, sondern einst glücklich hingelange „nach Hause“, in den Himmel, unser gemeinsames Vaterhaus! Amen.

– P. Stephan Dillmann O.M.I.


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Mittwoch, 22. Juni 2016

Die Predigt des heiligen Ludwig Bertrand auf den Jungferninseln



Der erste Missionär, den wir auf den dänischen Antillen [heute Amerikanische Jungferninseln] treffen, ist der hl. Ludwig Bertrand O. P., der Apostel von Kolumbien (gest. 1581). „Eines Tages“, so erzählt man, „predigte der Heilige auf St. Thomas im Schatten eines Baumes, als plötzlich eine Schar mit Steinen und Schleudern bewaffneter Indianer auf ihn losstürmte, ihn zu ermorden. Sein Begleiter mahnte ihn zu schleuniger Flucht. Der Heilige aber fuhr furchtlos in seiner Predigt fort und sprach mit solcher Kraft, dass die Wilden wie gebannt stehen blieben, seinen Worten lauschten und schließlich 200 von ihnen die heilige Taufe begehrten.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1919)

Samstag, 18. Juni 2016

Die Dankbarkeit im Kongo

Pater Joseph Fräßle S.C.J. berichtet über seine Mission im Kongo:

Der Negerdank, wo er ihrem Empfinden entspricht, bricht sich spontan durch. Als ich mit P. Wulfers einmal dessen ehemalige Mission Romee durchfuhr, kamen die Eingeborenen, sobald sie ihren alten Missionär erblickten, in hundert Kanus ans Schiff herangefahren, holten ihn herunter, führten ihn ins Dorf und trugen ihn über eine tausendköpfige, jauchzende Menge die Straße hinauf bis ans Ende der Ortschaft, und alles Volk schrie: „Unser Vater ist er und unser Lehrer, der beste Mensch, den die Erde trägt!“ Ein Baumkahn brachte ihn dann dem vorbeifahrenden Schiffe nach, während alles Volk am Ufer noch lange rief: „Du musst zu uns zurückkehren! Wir sind dein Volk!“


Ein über siebzig Jahre alter Mann ließ sich von seinen Enkeln vier Tage weit durch den Wald zu mir tragen:

„Ich habe gehört, du gehest zu deinen Brüdern heim“, sagte er zu mir. „Diese böse Botschaft ließ mir keine Ruhe: ich muss dich noch einmal sehen und dein Bild tief in mein Herz eingraben, damit ich es nie vergesse; denn du bist der Vater meiner Seele.“

Drei volle Tage saß nun der alte Mann auf dem Boden in meiner Empfangshalle und beobachtete mich, ohne mich aus dem Auge zu verlieren – seine Enkel sorgten ihm derweilen für Nahrung. Dann aber stand er auf, nahm meine Hand, drückte sie innig und lange, wie ich es nie erfahren hatte, schaute mir tief ins Auge und sprach: 

„Du hast meiner Seele Gutes getan. Durch dich bin ich Gottes Kind geworden. Das sollst du in Europa deinen Brüdern sagen und deiner Mutter und sie alle von mir grüßen. Wenn du aber wieder kommst, bring mir ein Kreuzlein mit, dass ich es anschaue, wenn ich bete, und sterbend es in Händen halte.“

(Aus: Fräßle, Joseph: Negerpsyche, Herder, Freiburg, 1926)


Dienstag, 14. Juni 2016

Nationalkonzil der armenischen Martyrerkirche in Rom (Teil 2)



Fortsetzung von hier

Nach dem Wunsche des Heiligen Vaters sollte die Bischofskonferenz am Feste des heiligen Kreuzes ihren Anfang nehmen. Wohl schon lange nicht mehr sah die altehrwürdige Kirche des heiligen Nikolaus von Tolentino in Rom eine solche Menschenmenge, wie an jenem Morgen des 6. Mai. Die feierliche Pontifikalmesse hielt Mons. Paulus Petrus XIII., Patriarch von Cilizien. Ihm assistierte als Diakon der Kapuziner P. Cyrill von Erzerum, ein geborener Armenier, der das ganze Unglück seines Volkes miterlebt hat, der 30 seiner Verwandten auf grausame Weise hinsterben sah und selbst in wunderbarer Weise zweimal dem Türkenbeile entrann. Die anderen bischöflichen Konferenzteilnehmer hatten ihren Platz im Presbyterium. 

Unvergesslich werden jedem Zuschauer diese altehrwürdigen, hohenpriesterlichen Gestalten bleiben. Gewaltigen Eindruck machte es, als der von der Last der Jahre, Kummer und Sorge gebrochene Erzbischof Petrus Cojunian zum Altare hinaufstieg, um da den brüderlichen Friedenskuss seines Patriarchen zu empfangen. Auf der Evangelienseite des Querschiffes wohnten auf einer Tribüne fünf Purpurträger der heiligen Kirche der Feierlichkeit bei, an ihrer Spitze Kardinal Sincero, Sekretär der Kongregation für die orientalische Kirche. Mächtig wirkte auf alle der erhebende, feierlich schöne Ritus und der einfach schlichte, fast wehmütig stimmende Messgesang der armenischen Seminaristen. 

Nach Schluss der heiligen Handlung bestieg der frühere Apostolische Palastprediger Mons. Pasetto aus dem Kapuzinerorden das Rednerpult. Schon zu Beginn seines Vortrages, als er die ehrwürdigen Priestergreise begrüßte und in ihnen auch all den anderen Bischöfen und Priestern, Schwestern und Laien, die in der letzten Verfolgung um des heiligen Glaubens willen ihr Leben gelassen, den Gruß der heiligen Kirche bieten wollte, standen wohl vielen die Tränen in den Augen. Dann wünschte er der hohen Versammlung Glück und Gottes Segen für ein gedeihliches Arbeiten im Dienste des Herrn „Und Gottes Segen“, sprach er weiter, „wird sicher nicht fehlen, da zum Feste gerade der Maimonat, der Monat unserer lieben Frau, genommen worden. Maria, die hehre Gottesmutter, der der heilige Gregor einst sein erstes Kirchlein in Armenien geweiht, wird sicher ihre Hilfe nicht versagen, die Königin Armeniens, an der Seite ihres Königs, Christus. Das Blut, das um Christi willen Ihre Heimat rot gefärbt hat, wird Unterpfand sein und bleiben für den kommenden Triumph Ihrer Nation. Auch Christus musste sterben am Kreuze, damit das Kreuz durch ihn verherrlicht werde.“


(Aus: Seraphisches Weltapostolat des heiligen Franziskus von Assisi, 1928)

Donnerstag, 9. Juni 2016

Nationalkonzil der armenischen Martyrerkirche in Rom (Teil 1)

Das Nationalkonzil in Rom 1911. Viele der Bischöfe starben im Völkermord an den Armeniern (siehe unten). Gott wird es sicherlich dem vergelten, der diese Märtyrer auf dem Bild identifizieren kann. Für Kommentare bin ich dankbar.


Die Konferenz der armenischen Bischöfe in Rom, Mai 1928.

Schrecklich war das Blutbad, das die Söhne Mohammeds in den Kriegsjahren 1915 bis 1919 unter den christlichen Armeniern angerichtet haben. Es war der Vernichtungskampf gegen ein Volk. 1.300.000 Armenier fielen unter dem Messer der Türken; ihre Dörfer und Stadtviertel wurden in Brand gesteckt und dem Erdboden gleichgemacht. Dasselbe Schicksal ereilte auch die katholischen Gemeinden. Von den 16 katholischen Armenierdiözesen bleiben nur drei unversehrt, Alexandria in Ägypten, Aleppo in Syrien und Konstantinopel. Die anderen – alle in Kleinasien gelegen – wurden gänzlich vernichtet. Der katholisch-armenische Klerus, der vor dem Krieg über 250 Priester verfügte, ist heute auf die Hälfte zusammengeschmolzen, denn genau 126 Priester erlitten des heiligen Glaubens wegen den Martertod, und von 175 Schwestern brachten 47 ihr Blut zum Opferaltar. Neun Bekennerbischöfe konnte die armenische Kirche in ihr Heldenalbum eintragen. Ihre Namen sind [die Schreibweise weicht evtl. von der heutigen stark ab]:

Msgr. Levon Kecegian, Erzbischof von Sebaste, vermisst;

Ignatius Maloian, Erzbischof von Mardin, ermordet [auf dem Bild wahrscheinlich 5. von links];

Garabed Kciurian, Erzbischof von Erzerum, gestorben in der Verbannung;

Michael Kaciadurian, Bischof von Malatia, auf grausame Weise niedergemacht;

Andreas Celebian, Bischof von Diabekir, lebendig begraben;

Stephan Isrälian, Bischof von Karpouth, auf dem Weg in die Verbannung meuchlings ermordet;

Joseph Melchise-Dekian, Bischof von Erzerum, gestorben an den Folgen der Verbannung;

Jakob Topusian, Bischof von Mouch, lebendig verbrannt.

Ihnen gesellten sich in der Folgezeit noch fünf andere Bischöfe bei, denen der Tod die harte Kreuzeslast abnahm. Sechs volle Jahre dauerte das blutige Morden. Die Überlebenden mussten ihr Vaterland verlassen und ziehen heute noch arm und elend in der weiten Welt herum.

Wird dieses arme Volk nicht Jubel und Freude erfüllt haben, als im Februar dieses Jahres der Vater der Christenheit alle noch lebenden armenischen Bischöfe nach Rom, der katholischen Weltstadt, rief, um da in gemeinsamer Arbeit beim Grab des ersten Papstes geeignete Mittel und Wege für den Wiederaufbau des christlichen Glaubenslebens ihrer Nation zu finden? Die überlebenden Bischöfe! Beim letzten Nationalkonzil im Jahr 1911 waren es 25 (19 nahmen am Konzil teil), und nur neun füllen heute ihre Reihen.


(Aus: Seraphisches Weltapostolat des heiligen Franziskus von Assisi, 1928)

Fortsetzung hier

Samstag, 4. Juni 2016

Zum 3. Sonntag nach Pfingsten: Hirtensorgen und Hirtenfreuden



Die Hirtensorge und Hirtenliebe des göttlichen Heilandes, andächtige Christen, muss auch in unseren Herzen leben. Christi Geist muss unser Geist, Christi Herz unser Herz sein. In der Sorge für das Missionswerk teilen wir die Hirtensorge des göttlichen Herzens.

Ach, wie viele gute Seelen haben noch keine Ahnung von den Hirtensorgen des Missionswerkes! Willst du sie kennen lernen und dir Hirtenliebe ins Herz lesen, dann greife zu den Missionsberichten und Missionszeitschriften. Sie erzählen dir ausführlich und oft in erschütternder Weise von den schweren Sorgen der Missionäre. Zwischen dem Suchen und dem Finden des verirrten Schäfleins liegt ein weiter Weg, und die Hirtenfreude muss oft um schwere Opfer erkauft werden. 
Der Missionär muss zunächst die Spur des verirrten Schäfleins aufsuchen und durch eifriges Studium der religiösen Sitten und Anschauungen seiner Umgebung aufmerksam den Weg verfolgen, den das verlorene Schaf gegangen ist. Und durch welche Sümpfe, über welche Klippen, in welche Dornen und Hecken führt zuweilen dieser Weg! Dann beginnt der mühsame Hirtengang. Der suchende Missionär muss unermüdlich gehen und wandern; er darf sich nicht kümmern um Regen und Sonnenschein, nicht kümmern um Hunger und Durst, nicht kümmern um den brennenden Sand unter seinen Füßen und die brennende Hitze über seinem Haupte. Eingedenk muss er sein des guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe. Beim Anblick solcher Hirtenarbeit wird auch in unser Herz, andächtige Christen, etwas von der Hirtenliebe des heiligen Missionswerks kommen. Durch unser Missionsgebet und unser Missionsopfer werden auch wir suchende und rettende Hirten der Heiden sein. Mit dem göttlichen Heiland werden wir die Hirtensorge teilen, mit ihm werden wir aber auch in Freuden das Wiedergefundene heimtragen. Seine Hirtenfreude wird auch unsere Freude sein. (…)

O seliges Hirtenglück, wenn zu den Füßen des Missionärs der neubekehrte Heide kniet! O heilige Hirtenfreude, wenn der Missionär das so lange gesuchte Schäflein gefunden und nun über die Stirne das Wasser der heiligen Taufe gießen, das Brot des ewigen Lebens ihm reichen kann! Die Rettung des Schäfleins wird als eigenes Glück empfunden. In diesen Augenblicken sind alle Hirtensorgen reichlich, überreichlich belohnt. (…)

Wir wollen betend unsere Hände zu dem göttlichen Hirtenherzen Jesu aufheben und es bitten, unser Herz dem seinigen immer gleichförmiger zu machen in der Liebe zu dem verlorenen Schäflein der Heidenwelt. Die Gefühle wahrer Hirtenliebe mögen auch unser Herz beseelen. Und diese Liebe wird uns stark machen, tätigen Anteil zu nehmen an der großen Missionssorge, die auf unserer heiligen Kirche lastet. Ihre Missionsfreude wird auch unsere Freude, ihr Missionserfolg auch unser Erfolg sein, und am Tage der Ewigkeit, wenn das letzte Schäflein aus der Heidenwelt heimgebracht ist, dann wird der göttliche Hirt uns als seine Freunde zusammenrufen, und für die ganze Ewigkeit wird seine liebreiche Aufforderung gelten: „Freuet euch mit mir!“ Amen.


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Freitag, 3. Juni 2016

Wie ein katholisches Land das heiligste Herz Jesu ehrt



Das letzte Herz-Jesu-Fest in Ecuador legt ein glänzendes Zeugnis ab für den religiösen Sinn der Bevölkerung und die Frömmigkeit der gegenwärtigen Regierung dieser südamerikanischen Republik, aus welcher der Geist Garcia Morenos noch nicht gewichen ist. Auf den Vorschlag einiger Senatoren beschloss der Senat am 19. Juni 1886 einstimmig „einen feierlichen Akt der Dankbarkeit und Anbetung des heiligsten Herzens Jesu, des Patrons der Republik Ecuador“, und ferner, dass am Festtage „zum Zeichen seiner Übereinstimmung mit der öffentlichen Meinung“ keine Senatssitzung sein sollte. Am Vorabende des Festes war ganz Quito glänzend beleuchtet; alle Häuser, Privatwohnungen wie Staatsgebäude, beteiligten sich an dieser Kundgebung.

Überall spielten Musikbanden, und mehr als 50.000 Menschen füllten die Straßen, darunter viele Gäste aus allen Teilen der Republik. Nie sah Quito ein solches Nationalfest. Am 21. Juni wurden die Bewohner mit Artillerie-Salven geweckt. Bald waren die Kirchen gedrängt voll. Die Zahl der Kommunionen war beispiellos; in der Kathedrale allein nahten sich 10.000 dem Tische des Herrn; darunter 3.000 Männer.

Alle Häuser der Stadt waren mit Fahnen und Blumenkränzen geschmückt und die meisten hatten ein Bild oder eine Statue des heiligsten Herzens ausgestellt. Auch die Ärmsten beteiligten sich an dem Schmucke. Zahlreiche Triumphbogen überspannten die Straßen. Um 1 Uhr nachmittags wurde ein eucharistischer Kongress eröffnet, der viele Fragen, welche das religiöse und sittliche Wohl des Volkes betreffen, behandelte. Es wurden auch Schritte getan, um den Beschluss der Nationalversammlung vom 29. Februar 1884, betreffend den Bau einer Basilika zu Ehren des Herzens Jesu als des Schutzherrn der Republik, sofort in Ausführung zu bringen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1888(?))