Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Montag, 28. April 2014

Die australischen Bischöfe verurteilen den Mord an den Aborigines

(Aus einem Artikel von P. Anton Strele S.J.

(...) Um Erhaltung oder Schutz des Lebens der Eingeborenen kümmert man sich wenig; täte man das, wie hätten dann noch vor wenigen Wochen die mörderischen Büchsen der Weißen sich gegen hilflose Frauen und Kinder der Schwarzen richten können! 

Der Korrespondent des „Anzeigers“ aus Darwin lässt einiges Licht auf diese dunkle Seite der Geschichte Australiens fallen (Anzeiger, 24. Dezember 1884); ich sage Australiens, denn so geht es nicht bloß an einem Ort, es geht überall so. Vergangenes Unrecht wird wiederum begangen und Verbrechen werden erneuert, von denen man mit schamloser Offenheit bekennt, dass sie nichts Neues sind. Vor fünf Jahren stellte eine andere Zeitung in einer Reihe von Artikeln öffentlich die Verbrechen bloß, welche gegen die schwarzen Stämme in der Kolonie begangen wurden.


Die erhabene Versammlung der katholischen Bischöfe zu Sydney erhob im Angesicht von ganz Australasien Klage darüber, wie die gewissenlose Grausamkeit der Weißen das Land rot gefärbt mit dem unschuldigen Blut der eingeborenen Stämme; es war eine öffentliche Darlegung von Schurkereien, und nicht eine Stimme erhob sich dagegen. Das Schuldbewusstsein, das auf dem öffentlichen Gewissen lastete, machte ein Leugnen unmöglich.(...)

Sonntag, 27. April 2014

Große Missionsbischöfe: Der Bischof der 1.000 Inseln – Msgr. Pierre Marie Bataillon S.M., Apostolischer Vikar von Zentral-Ozeanien



Wenn wir hier ein vollständiges Bild von dem Leben und den Arbeiten dieses Missionärs geben wollten, müssten wir die ganze Geschichte des Vikariats Zentral-Ozeanien erzählen, dessen Begründer er war; indessen werden wir dieses bei einer anderen Gelegenheit tun und uns hier begnügen, einige wenige persönliche Notizen über ihn zusammenzustellen. 

Geboren wurde Msgr. Bataillon in der Diözese Lyon am 6. Januar 1810; hier auch begann er als ebengeweihter Priester im Jahr 1835 seine Tätigkeit, allein bereits nach einem Jahr legte er die ihm anvertraute Vikarie nieder, um in der neugegründeten Maristen-Kongregation sich den äußeren Missionen zu widmen. 

Er war einer der Missionäre dieser Kongregation, die, wie wir im vorigen Jahr erzählt haben, sich mit Msgr. Pompallier am 24. Dezember 1836 einschifften (zusammen mit dem heiligen Peter Chanel), um als die ersten katholischen Glaubensboten in West-Polynesien das Evangelium zu verkünden. 

Am 1. November 1837 kam die kleine Schar in Wallis oder Uvea, der nördlichsten Insel des Tonga- (Freundschafts-) Archipels, an; P. Bataillon erhielt von Msgr. Pompallier den Auftrag, mit einem Laienbruder hier zu bleiben und die Mission zu beginnen. Eine nicht leichte Aufgabe, auf der kleinen, mitten im Ozean verlorenen Insel, ein Volk zu bekehren, von dessen Sprache er ebenso wenig verstand, als dieses von der seinigen! Indessen die Schwierigkeiten hielten ihn nicht ab; die ersten Monate widmete er ganz dem Erlernen der Sprache, dann begann er mit der Predigt des Evangeliums. 

Der Erfolg war Anfangs gering; nach zweijähriger Anwesenheit hatte er nur einige sterbende Kinder und Kranke taufen können, die ihm übrig bleibende Zeit verwendete er darauf, die christlichen Lehren in die Landessprache zu übertragen, und zwar in Verse, weil die Insulaner den Gesang sehr lieben. Unterdessen harrte er ruhig aus, lehrte, wo und wann er konnte, und seine Beharrlichkeit wurde belohnt. 
Im Jahr 1842 bekehrte sich die ganze Bevölkerung der Insel, über 2600 Seelen, auf eine fast wunderbare Weise. Im nämlichen Jahr, bevor noch diese Bekehrung in Europa bekannt war, hatte der heilige Stuhl Zentral-Polynesien als ein neues apostolisches Vikariat abgegrenzt und P. Bataillon zu dessen erstem Oberhirten. 

Der neue Bischof erfuhr seine Erhebung erst am 3. Dezember 1843, als Msgr. Douarre, der Apostol. Vikar von Neukaledonien, auf Wallis landete, um ihm die bischöfliche Weihe zu erteilen. Kaum hatte er dieselbe empfangen, so begann er seine Tätigkeit auf die anderen ihm zum Missionsfeld anvertrauten Inselgruppen auszudehnen; im Jahr 1844 führte er selbst zwei Missionäre auf die Fidschi-Inseln und zwei nach Tonga, der südlichsten der Freundschaftsinseln, im folgenden Jahr mehrere andere auf den Samoa-Archipel. 

Er selbst kehrte jedoch stets wieder nach Wallis zurück, welches der Mittelpunkt seines Vikariats und fortwährend der bevorzugte Schauplatz seiner eigenen Wirksamkeit war; nur zweimal führten ihn die Interessen seiner Mission nach Europa zurück. Nach seiner zweiten Reise (1872) schrieb der Generalobere der Maristen an die Missionäre in Polynesien: 

„Msgr. Bataillon ist einer der ältesten Apostolischen Vikare der ganzen Kirche; über 30 Jahre arbeitet er schon als Bischof, um auf den Inseln der Südsee die Kirche fest zu begründen. Vor zwei Jahren sahen wir den ehrwürdigen Greis vom anderen Ende der Erde trotz seines Alters und trotz der Strapazen der langen Reise hier ankommen, um dem heiligen Stuhl Rechenschaft über seine Mission abzulegen. 

Er bat den heiligen Vater nur um eine einzige Gunst, nämlich um die Erlaubnis, nach empfangenem päpstlichen Segen gleich wieder in seine Mission zurückzukehren zu dürfen. Er hätte wohl den Anspruch erheben können, jetzt auszuruhen von seiner langjährigen Arbeit; aber er konnte sich nicht entschließen, fern von seiner Herde, fern von seinem vielgeliebten Wallis zu bleiben, das er ganz bekehrt hat und das jetzt seine Freude und seine Krone ist. Er ist also abgereist, und will die letzten Jahre seines Lebens seinen Neubekehrten weihen und in ihrer Mitte sterben und sein Grab finden.“

Dieser Wunsch des seeleneifrigen Bischofs ist in Erfüllung gegangen. Nachdem er noch am 2. Januar 1877 zu Lano auf Wallis zu einer neuen Kirche, welche für die beiden großen dort errichteten Zentral-Schulanstalten dienen sollte, den ersten Stein gelegt und in den beiden ersten Monaten durch seine stete Anwesenheit auf dem Bauplatz die Arbeiter angefeuert hatte, fühlte er im März die ersten Anfälle seiner letzten Krankheit. 

Am Vorabend vom Fest des hl. Joseph kehrte er in seine gewöhnliche Residenz nach Mua zurück, am Feste selbst las er in der dortigen St. Josephskirche noch die heilige Messe; es war seine letzte. Acht Tage später konnte er sich nur noch in die Kirche tragen lassen, um dort, wo er die ersten Neophyten getauft und wo er selbst die Bischofsweihe empfangen hatte, nun auch die letzten heiligen Sakramente zu empfangen. Wenige Tage später ging er hin, de Lohn für seine vielen Arbeiten zu empfangen; sein Grab hatte er selbst in der St. Josephskirche zu Mua sich erwählt.


(Aus: die katholischen Missionen, 1877)

Samstag, 26. April 2014

Ein chinesischer Seminarist schreibt an seinen bayerischen Wohltäter – auf Latein


Im Februar 1898 brachten die „kathol. Missionen“ eine Nachricht über das Seminar in Ou-Kauni-Sain, welche aus der Feder des Lazaristen P. Karl Wittib (eines Tirolers) stammte und an den hochw. Herrn Albert Huber, Pfarrer zu Tarrenz in Tirol gerichtet war. 

Infolge dieses Berichtes sandte ein hochw. Pfarrer aus Bayern die von zwei Wohltäterinnen gespendete Summe von 700 Gulden zur Stiftung eines Freiplatzes in jenem Seminar. Der hochw. Herr Wittib richtete nun an den genannten Pfarrer ein Dankschreiben, dem wir Folgendes entnehmen: 

„…Ich kann Ihnen nicht mit Worten ausdrücken, wie sehr ich hierfür zum Dank gegen Ew. Hochwürden und jene zwei Wohltäterinnen verpflichtet bin. Diese Gesinnung teilt mit mir der Seminarist, dem ich Ihre Stiftung zugeteilt habe. Sie können dies aus dem beiliegenden Brief ersehen, welchen er ohne mein Zutun ganz allein geschrieben hat, und daraus sein gutes Herz und seine Begabung erkennen, welche uns zum Schluss berechtigen, das er ein vorzüglicher Priester werden wird. 
Ich habe es vorgezogen, als ersten Genießer Ihrer Wohltat einen Theologiestudierenden zu bestimmen, weil Ew. Hochwürden sich dann schneller der geistigen Früchte der Stiftung erfreuen könne. Ich hoffe, dass er in zwei Jahren zum Priester geweiht werden könne. (…) 
Wir glauben, dass es nicht uninteressant sei, wenn wir auch den oben genannten Brief des chinesischen Seminaristen im Original mit beigefügter Übersetzung hier mitteilen:


„Hochw. Vater und teuerster Wohltäter!

Wiewohl ich durch Gottes Barmherzigkeit von unserem hochw. Bischof in das größere Seminar aufgenommen wurde, befand ich mich doch in solcher Lage, dass ich die Almosen anderer in Anspruch nehmen musste, und daher beunruhigte mich nicht wenig die Sorge für meinen Unterhalt. 
Nun aber frohlockt mein Herz, denn aus dem Schatz Deiner Liebe, hochw. Vater, flossen mir durch den hochw. Herrn K. Wittib, meinem Direktor und Professor, jene großen Wohltaten zu, welche meinen Lebensunterhalt nun sichern.

O teuerster Wohltäter, es fehlen zwar den kindlichen Lippen die geziemenden Worte, um die Größe Deiner Wohltat zu beschreiben, aber die aufrichtigste Herzensgesinnung fehlt mir nicht. Ich sage Dir also wiederholt den innigsten Dank, teurer Vater, und mein Herz drängt es, denselben immer mehr noch auszusprechen. Lies in meinem Herzen, hochw. Vater, was ich mit dem Mund nicht aussprechen kann, nur das sei versichert, dass Du Deine Wohltat keinem Undankbaren gespendet hast. Daher wird auch die Erinnerung treuer Dankbarkeit in meinen täglichen Gebeten also fortleben, dass das Andenken an Dich niemals meinem Geist entschwinden wird, und wenn mich Gott der Gnade des Priestertums würdigen wird, verspreche ich, für Dich besonders die heilige Messe darzubringen. – Möge der Allerhöchste meine Wünsche erfüllen und Dir Glück und Segen im Überfluss zuteil werden lassen.
Ich empfehle mich dringend Deinen heiligen Gebeten und Opfern. Ew. Hochwürden demütigster Sohn in Christo und unwürdiges Pflegekind
                                                                                                            Joseph Tsang.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1899)

Mittwoch, 23. April 2014

Andreas Kim, der erste koreanische Priester und heiliger Märtyrer

St. Andreas Kim-Statue in Jeoldu-san (Bildquelle: Hijin6908)

(…) Umsonst versuchte Msgr. Ferréol, Imberts Nachfolger, in den folgenden Jahren mit zwei Missionären und den beiden koreanischen Seminaristen Andreas Kim und Thomas Ts’oi in Korea einzudringen. Erfolglos warteten sie an der mandschurischen Grenze auf eine günstige Gelegenheit. Sie kam nicht. 

Erst im Jahr 1845 gelang es dank einem unerhört kühnen Wagnis des inzwischen zum Diakon geweihten Andreas Kim. Unter abenteuerlichen Erlebnissen hatte dieser sich über die peinlich bewachte Grenze geschlichen und in Seoul heimlich ein Haus für den künftigen Bischof gekauft. 
Dann wagte er mit elf Christen in einer bloß 25 Fuß langen Fischerbarke die weite Fahrt nach Schanghai. Ein furchtbarer Sturm, der drei Tage und Nächte anhielt, überfiel die mutigen Schiffer. Der Mast musste gekappt und mit dem größten Teil der Vorräte über Bord geworfen werden. Eine Woge zerschlug das Steuer. Mast- und steuerlos trieb die Barke auf den unbekannten Gewässern. 

Trotz der verzweifelten Lage verlor Kim sein Vertrauen nicht und richtete auch den Mut seiner verzagten Gefährten auf. Aus einigen Holzstücken wurden Notsteuer und Notruder gefertigt, und nach unglaublichen Mühen und Gefahren erreichte die Barke wirklich die Reede von Wusung. Da die Landung koreanischer Schiffe durch chinesisches Gesetz strengstens verboten war, steuerte Kim sein Fahrzeug mitten unter die vor Anker liegenden englischen Schiffe und rief die erstaunte zusehende Bemannung in französischer Sprache um Schutz und Hilfe an. Sein Bericht und das kühne Wagnis erregten bei den britischen Seeleuten das größte Erstaunen und lebhaftes Interesse.

Zunächst fanden Kim und seine halb zu Tode erschöpften Leidensgefährten liebevolle Aufnahme bei den Jesuiten. Bald traf auch Bischof Ferréol ein und wurde von seinen braven Koreanern mit inniger Freude begrüßt. Am 17. August 1845 empfing Kim als erster koreanischer Priester zu Kin-ka-kam bei Schanghai die heilige Priesterweihe und las am 24. August die erste heilige Messe. Acht Tage später trat die Barke mit dem Bischof und einem jungen französischen Missionär an Bord unter Führung Kims die Rückfahrt nach Korea an, das man nach abenteuerlichen Kreuz- und Querfahrten wirklich erreichte.

Leider wurde Bischof Ferréol der vortrefflichen Stütze, die er an dem mutigen, tatkräftigen koreanischen Erstlingspriester hatte, schon bald wieder beraubt. 
Um eine bessere und sicherere Verbindung mit China zu schaffen, sollte Kim mit der chinesischen Fischerflotte, die im Frühjahr an der Westküste Koreas sich einzufinden pflegt, heimlich Verbindung anknüpfen. Bei dieser Gelegenheit fiel der junge Priester den überall aufgestellten koreanischen Häschern in die Hände und wurde vor Gericht gestellt. 

Unerschrocken bekannte er hier seinen Glauben und verkündigte, mit dem schweren Kang (ein schweres Holzbrett, das als Fessel am Hals befestigt wird) beladen, der neugierig zuströmenden Menge die christliche Lehre. Ins Gefängnis nach Seoul abgeführt, richtete er hier noch ein herrliches Abschiedsschreiben an die koreanischen Christen. 

„Auch die Verfolgung“, so schließt er, „ist Gottes Zulassung. Tragt sie in Geduld für Gott, aber bittet ihn unter Tränen, dass er seiner Kirche den Frieden schenke. Mein Tod wird für euch ein harter Schlag sein und euch betrüben. Aber bald wird Gott euch bessere Hirten geben, als ich euch sein könnte. Betrübet euch nicht zu sehr und bemühet euch, Gott so zu lieben und ihm zu dienen, wie er es verdient. Bleiben wir vereint in der Liebe, und der Tod wird uns vereinen in der Ewigkeit, wo wir bei Gott ewig glücklich sein werden. Das hoffe ich tausend-, ja zehntausendmal.“

Am. 16 September 1846 wurde der mutige Bekenner Christi hingerichtet. 
„Ich stehe vor meinem Hinscheiden“, so redete er die Umstehenden vor seinem Tod noch an, „hört, was ich euch sage. Wenn ich mit Ausländern verkehrt habe, so geschah dies meiner Religion und Gottes wegen; ihretwegen gehe ich in den Tod. Ein ewiges Leben beginnt jetzt für mich. Wollt auch ihr nach diesem Leben glücklich sein und nicht den ewigen Strafen verfallen, die Gott denen bestimmt hat, die nichts von ihm wissen wollen, so werdet Christen.“

So starb der erste koreanische Priester, erst 25 Jahre alt. Er hatte selbst seinen Richtern eine solche Hochachtung abgenötigt, dass sie gegen den sonstigen Gebrauch bei Hingerichteten ihn ehrenvoll bestatten ließen.

(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder S.J., 1909, mit Imprimatur)

Heiliger Andreas Kim, bitte für uns und für Korea!

Dienstag, 22. April 2014

Der selige Joseph Vaz, der „zweite Franz Xaver“, der „Apostel von Ceylon“ – Musterbild eines einheimischen indischen Priesters

P. Joseph Vaz hat das Bischofsamt abgelehnt, deswegen hält er auf diesem Bild den Stab nicht in der Hand und trägt die Mitra nicht.

(...) Nach Zaleski (Msgr. Zaleski war Apostolischer Delegat für Hinterindien) verdankt die Kongregation (der Oratorianer in Indien) ihre Entstehung dem großen Erzbischof von Goa, Manuel Souza de Menendez O.S.Aug. (+1644), und wurde später durch den berühmten P. Joseph Vaz (1651-1711) reformiert und in festere Form gebracht. Diese aus lauter Brahmanen bestehende Genossenschaft wirkte hauptsächlich in Bijapur (Distrikt Satara), später auf Ceylon.

Als die kalvinischen Holländer nach der Eroberung der Insel (1656) die dortige katholische Missionskirche mit völliger Vernichtung bedrohten und alle portugiesischen Priester verbannte, eilte Vaz voll apostolischen Eifers dahin, landete als Sklave verkleidet 1687 in Dschaffna und übte nun, obschon fortwährend wie ein Edelwild gehetzt, während 20 Jahren jene rastlose, wahrhaft heroische Tätigkeit, die ihm mit Recht den Namen eines zweiten „Apostels von Ceylon“ verdient hat. 

Als er am 16. Januar 1711 starb, war die kleine Herde, die er angetroffen und sorglich gepflegt, auf 60.000 bis 70.000 Katholiken angewachsen. Ebenso wunderbar als sein Wirken war sein Leben. P. Freire S.J., Provinzial von Malabar, schrieb von ihm an den Vizekönig von Goa: „Alle betrachten ihn als einen Heiligen. Obschon die Häretiker überall nach ihm fahnden, können sie ihn doch nicht erwischen; er entzieht sich ihnen wie ein Proteus in allen möglichen Verkleidungen.“ „Das Leben, das P. Vaz führt“, so meldete P. J. Menezes 1698 an den Obern des Oratoriums von Goa, „ist mehr wunderbar als natürlich.“ 

Selbst ein so bitterer Feind der katholischen Kirche wie Harward nennt ihn „einen zweiten Franz Xaver“, und Sir J. Emerson Tennent spricht in seinem großen Werk über Ceylon mit Bewunderung von ihm. Msgr. Zaleski aber hofft eines Tages den Seligsprechungsprozess dieses einheimischen indischen Priesters einzuleiten. 
(er wurde am 21. Juli 1995 vom sel. Johannes Paul II. seliggesprochen)

(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder S.J., 1909, mit Imprimatur)


Montag, 21. April 2014

Watomika wird Jesuit – Häuptlingssohn und gefeierter Missionsprediger


(...) Von den Priestern der Mischlingsrasse verdient Erwähnung der am 27. Dezember 1889 verstorbene P. James Mary Chrysostom Bouchard S.J. Sein Großvater war ein französischer Auswanderer, der sich um 1800 im Rio Frio-Tal (Texas) niedergelassen. Eine Streifbande wilder Komantschen überfiel die Ansiedelung und brannte sie nieder. 
Ihre Insassen wurden fortgeschleppt, die beiden Eltern grausam zu Tode geröstet, die Kinder, ein Knabe (Louis) und ein Mädchen (Maria Elisa) von zwei Häuptlingsfamilien adoptiert. Elisa wurde später die Frau des jungen Häuptlings der Lenni-Lenapi (auch Delaware genannt), Kistalwa, und gebar ihm zwei Söhne, Chiwandotah, den „Schwarzen Wolf“, und Watomika, „den Schnellfuß“. 
Letzterer war der Abgott seiner Eltern. Seine Mutter lehrte ihn den Großen Geist der Christen kennen, sein Vater unterrichtete ihn in allen Künsten der Wildnis. In einem Kampf mit den Sioux holte sich Kistalwa seine Todeswunde. 

Die junge Witwe zog mit ihrem Jüngsten in die Nähe von Fort Leavenworth (Kansas). Hier wurde ein protestantischer Prediger, Rev. Williamson, auf den talentvollen Knaben aufmerksam und nahm ihn mit nach St. Louis, um ihn zum protestantischen Missionär zu erziehen. Zufällig trat hier Watomika einst in die Jesuitenkirche, wo gerade der berühmte Konferenzredner P. Damen S.J. einen Vortrag hielt. Der junge Häuptlingssohn war tief ergriffen, trat 1846 zur katholischen Kirche über und das Jahr darauf ins Noviziat der Gesellschaft Jesu zu Florissant. 

1856 zum Priester geweiht, begann P. Bouchard zunächst in San Francisco eine glänzende Laufbahn. Seine wunderbare „Silberstimme“ und hinreißende, ganz eigenartige Beredsamkeit, wohl das Erbe seines indianischen Vaters, machte ich zu einem der gefeiertsten amerikanischen Prediger und Volksmissionäre seiner Zeit, der in Kalifornien, Idaho, Montana, Nevada, Oregon, Washington usw. ungewöhnliche Erfolge erzielte.
Andere Beispiele von Mischlingspriestern sind uns leider nicht bekannt geworden. Zahlreich (im Verhältnis zu den Vollblut-Indianerpriestern, von denen es damals nur einen gab) scheinen auch sie nicht gewesen zu sein.


(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder S.J., 1909, mit Imprimatur)

Hier eine englische Lebensbeschreibung von P. Bouchard samt Bild. Und hier ein ganzes Buch über sein Leben.

Sonntag, 20. April 2014

Bischof Schreiber über die Missionspflicht der Katholiken (Teil 6)

Papst Pius XI. bei der Einweihung des neuen Campus der Päpstlichen Universität Urbaniana. Anwesend sind Kleriker (wohl Seminaristen) aus verschiedenen Missionsländern

Fortsetzung von hier


(…) Ich schließe. Mein Blick schweift zurück zum Areopag in Athen. Dort steht der große Völkerapostel Paulus vor den Vertretern der heidnisch-griechischen Kultur. Er gibt Zeugnis von der Pflicht der Missionierung des ganzen Erdkreises durch Boten Christi. Er ist sich bewusst, dass die Erfüllung dieser Pflicht auch durch reiche Erfolge in der Zukunft belohnt werde. Denn er glaubt an den Sieg des Kreuzes Christi. Zwar führt sein jetziges Auftreten in Athen nur wenige aus der Zuhörerschar der Kirche Christi zu. Aber, durch seinen Meister belehrt, weiß er, dass die Missionsarbeit in Christi Namen, für Christi Reich, durch Christi Kraft vollzogen , nach und nach die ganze Welt erobern wird.

Einen Widerhall dessen, was Paulus damals hinsichtlich der Missionspflicht darlegte und hinsichtlich der Missionspflicht darlegte und hinsichtlich der Missionserfolge voraussah, erlebte ich in Rom in der Peterskirche bei dem großen Missionsfest zu Pfingsten 1922. Der welterobernde Erfolg der Missionsarbeit der Kirche trat überwältigend vor mein Auge. Wohl 80.000 Menschen aus der ganzen Welt waren zu diesem Missionsfest im Petersdom zusammengeströmt. 250 Bischöfe aus allen Erdteilen waren hier versammelt. Neben mir zur Rechten saß ein schwarzer Bischof aus Südindien, neben mir zur Linken ein Bischof aus Kanada und vor mir ein Bischof aus Australien. 

Thomas Kardinal Tien S.V.D., der erste Kardinal Chinas und wahrscheinlich der erste Kardinal der Neuzeit, der aus dem Heidentum konvertierte. Er wurde erst im Alter von 11 Jahren getauft.
Alle diese Söhne und Töchter der verschiedenen Völker und Nationen des Erdkreises, Bischöfe, Priester und Laien, sind seit den Tagen des Herrn in ihren Vorfahren, manche erst in ihren Vätern, wieder andere sogar erst jüngst durch die Missionsarbeit zu Jüngern Christi, zu Gliedern seiner Kirche, zu Schäflein in der einen Hürde unter dem einen obersten Hirten gemacht worden. Sie sind die Abgesandten von mehr als 250 Millionen Katholiken auf dem ganzen Erdball. Sehen Sie da den gewaltigen Erfolg der Missionsarbeit, die Paulus vor fast 1900 Jahren auf der Hochburg der heidnisch-griechischen Kultur begann.

Das Papstamt im Petersdom beginnt. Nach dem Evangelium besteigt der Hl. Vater die Cathedra, die in der Apsis in der Peterskirche hinter dem Hochaltar für ihn aufgerichtet ist. Er spricht von der Missionsarbeit der Kirche. Durch die Jahrhunderte schreitend bringt er in Erinnerung die gewaltigen Leistungen, welche die katholische Kirche in den Heidenländern für Christi und sein Reich und für das Seelenheil der Heiden vollbracht hat. Sein Auge leuchtet, als er von den Großtaten der Missionare und Missionarinnen in den Heidenländern der Vergangenheit und der Gegenwart berichtet. Seine Bewegungen werden lebhafter, als er zu sprechen kommt auf das, was insbesondere auch die Propaganda in Rom in den 300 Jahren ihres Bestehens für die Missionierung der Heidenwelt getan hat. Seine Stimme wird stärker und eindringlicher, als er vor dem geistigen Auge der um ihn gescharten Kardinäle und Bischöfe, Priester und Laien die großartigen Gesamterfolge der Missionsarbeit der Kirche erstehen lässt.

Jetzt wendet sich der Papst den weiten Länderstrecken zu, die noch in Finsternis und Todesschatten liegen. Er spricht von der furchtbaren Verantwortung, die auf ihm und den Bischöfen und den Priestern und dem gesamten katholischen Volke lasten für das Seelenheil dieser ungezählten Millionen Heiden. Und je mehr der Heilige Vater sich vertieft in die Betrachtung dieser Seelennot des größten Teils der Menschheit und je mehr er die dieser Seelennot gegenüberstehenden Missionspflicht der Kirche ermisst, desto bewegter wird seine Stimme, desto wärmer schlägt sein Herz, desto mehr füllen sich seine Augen mit Tränen, sodass er Mühe hat, der Wehmut und Rührung Herr zu werden.
Wie Feuerfunken sprühen die Worte des Papstes in die Herzen der um ihn versammelten Kardinäle und Bischöfe, Priester und Laien, seine apostolischen Gedanken, sein glühender Seeleneifer, seine tiefgehende Bewegung teilen sich ihnen mit überwältigender Wirkung mit. Alles steht unter der Wucht des Gedankens: Die Missionsarbeit ist für uns alle eine heiligste Pflicht und schwerste Verantwortung.

Der Papst stimmt das Credo an. Die versammelten Kardinäle und Bischöfe beten es alle mit ihm, und die den weiten Petersdom füllenden 80.000 Christen bekennen im Herzen dasselbe, was der Papst mit den um ihn gescharten Bischöfen des Erdkreises mit Herz und Mund bezeugt. Was war das doch für ein unvergessliches Erlebnis! Diese sichtbare Darstellung der einen heiligen, katholischen und apostolischen Kirche! Alle, die aus dem ganzen Erdenkreis hierher zusammen kamen, bekennen sich überzeugungsvoll zu demselben katholischen Glauben in allen seinen Einzellehren, zu demselben katholischen Sittengesetz in allen seinen Einzelsatzungen, zu demselben heiligen Tugendstreben nach dem Beispiel Christi und der Heiligen, zu derselben großen Allgemeinheit der unter dem Papst und den Bischöfen stehenden Gläubigen, und jeder der hier anwesenden Bischöfe besitzt den Adelsbrief seiner Abstammung von einem der Apostel. Aus dem Munde der aus den verschiedenen geistlichen Kollegien Roms gebildeten Schar von 900 Sängern, die die Pfingstmesse nach den Choralmelodien der Vaticana vortragen, dringen jetzt die Worte an unser Ohr: „et unam sanctam, catholicam et apostolicam ecclesiam – ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“

Herz und Auge wird beim mächtigen Klang dieser Worte unwillkürlich emporgehoben. Ich schaue nach oben. Über uns wölbt sich die gewaltige Kuppel, die Michelangelo in kühnem Wagen in die Lüfte hinauf getürmt hat. Am unteren Rand dieses Riesenbaus lese ich in schwarzen Lettern auf goldenem Grund das Wort des Herrn: „Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam et portae inferi non praevalebunt adversus eam – Du bist Petrus der Fels, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“
Niemals in meinem Leben ist mir mit größerer Deutlichkeit und Wucht die gewaltige Größe der katholischen Kirche zum Bewusstsein gekommen – jener Kirche, die wahrhaft die ganze Welt umspannt, die in ihrer Einheit, Heiligkeit, Allgemeinheit und apostolischen Nachfolge vor den Augen der ganzen Menschheit emporragt als „der Berg des Hauses des Herrn, fest gegründet auf dem Gipfel der Berge und erhöht über die Hügel. Und alle Völker werden zu ihm strömen und die Völker werden hinwallen und sprechen: kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns seine Wege lehre und dass wir auf seinen Pfaden wandeln, denn von Sion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem.“ (Is. 2,2-3)

Für eine solche Kirche leben und arbeiten, auch als Laienapostel, auf allen Gebieten der Gottes- und Nächstenliebe, in der katholischen Stadt, im katholischen Dorf, aber auch in der Heidenmission oder für die Heidenmission, durch gutes Beispiel, durch christliche Kindererziehung, durch Gaben und Spenden, seien sie auch noch so klein; dieser Kirche durch die Missionsarbeit in Erfüllung der Missionspflicht immer größere Scharen von Menschen zuführen: das ist wahrhaft „das göttlichste aller göttlichen Dinge“. Das ist das Hehrste und Erhabenste, was wir für Gott, für Christus, für das Heil der Menschen tun können. 

Dieser Kirche wollen wir heute Abend wiederum unsere Treue und unsere Mitarbeit geloben, von ihr wollen wir nicht wanken und weichen, ihr gehört unser Verstand und unser Wille und unser Herz und unsere Tat. So lasst uns denn frohbewegt und begeistert einstimmen in das Lied, das uns schon von Jugend auf lieb und teuer geworden ist, in das Lied:

Fest soll mein Taufbund immer stehn, ich will die Kirche hören.


(aus: die katholischen Missionen, 1925)


Gesegnete Ostern!

Donnerstag, 17. April 2014

Wie Kardinal Massaia seine Oromos zu Priestern ausbildete – das Ergebnis: ein äthiopischer „Pfarrer von Ars“

Guglielmo Kardinal Massaia O.F.M. Cap., ehemaliger Apostolischer Vikar der Gallasländer (heute Teil von Äthiopien)

(…) Massaia befolgte bei der Erziehung der einheimischen Priester eine ganz ähnliche Methode, wie er sie in der Schule de Jacobis‘ gelernt hatte. Er wählte sich aus seinen Gallajünglingen (Galla ist eine alte Bezeichnung für den äthiopischen Volksstamm der Oromos) die tüchtigsten aus und hatte sie stets um sich. Las er die heilige Messe, so mussten sie genau auf alles acht geben. Massaia machte alle Zeremonien langsam und sprach jedes Wort deutlich aus, so dass seine Gallas gut folgen konnten. Spendete er die heiligen Sakramente, so mussten sie teilnehmen und sich alles ansehen und merken.
Diejenigen, die bereits Weihen hatten, ließ er täglich, mit Dalmatiken bekleidet, mit an den Altar treten, damit ihnen so die heiligen Handlungen und Zeremonien in Fleisch und Blut übergingen. 
Abends sammelte er dann die Jünglinge um sich und erklärte ihnen die Bedeutung der Zeremonien und die sich anschließenden theologischen Fragen. Alles dies nicht in einer gelehrten, schulmeisterlichen Weise, sondern kurz, klar, bündig, der Fassungskraft seiner Zuhörer und den Bedürfnissen der schlichten, ungebildeten Bevölkerung entsprechend, unter welcher sie später wirken sollten.

Sein Hauptaugenmerk war nicht auf eine allseitige wissenschaftliche Ausbildung gerichtet, die hier unnütz, ja hinderlich schien, sondern auf die sittliche religiöse Erziehung. Vor allem suchte er sie mit wahrer Liebe zu Christus und feurigem apostolischem Eifer zur Verbreitung seines Namens zu erfüllen.
Die so erzogenen Priester waren keine Gelehrten, aber tüchtige, brauchbare Mitarbeiter. 

Mehr wie einem hat der greise Kirchenfürst später in seinem Buch ein schönes Denkmal gesetzt. „Jung an Jahren“, so erzählt er zum Beispiel, „war Morka ein Alter an Verständigkeit und Tugend…Während der kurzen Zeit seines Wirkens wurde er für seine Gallas ungefähr das, was der Pfarrer von Ars für die Franzosen seiner Zeit (war). Schlichtheit und Offenheit des Wesens, priesterliche Gesinnung und apostolischer Eifer ersetzten bei ihm reichlich den Mangel an Schulbildung und Wissen.“


Während von den europäischen Missionären mehrere ihrem Beruf wenig Ehre und ihrem Bischof schweren Kummer machten, bewährten sich die von Massaia selbst erzogenen einheimischen Priester vorzüglich. Gleich die beiden ersten, Abba (Pater) Mikael Haylu und Abba Johannes leisteten beim Aufbau der Mission unter den Gallas und in Kaffa ganz wesentliche Dienste. 

Mehrere starben als Bekenner Christi, andere trugen an ihrem Leibe zeitlebens die Spuren der um des Glaubens willen erlittenen Misshandlungen. Sie waren es, die auch hier während der Verbannung der Missionäre mutig auf ihren Posten ausharrten und den völligen Ruin der Mission aufhielten. (…)

(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder S.J., 1909, mit Imprimatur)

Mittwoch, 16. April 2014

Große Missionsbischöfe: gehasst von den Revolutionären, geliebt von den Edlen – Msgr. Peter Schumacher, Bischof von Portoviejo, Ecuador



Am 15. Juli schloss zu Samaniego, einer Ortschaft der Provinz Túquerres (Kolumbien), Msgr. Peter Schumacher, Bischof von Portoviejo in Ecuador, seine müden Augen. Er starb in der Verbannung, ein wahrer Bekennerbischof. Bischof Schumacher und der gleichfalls der Lazaristenkongregation angehörige Bischof Thiel von Costa Rica (+1901) bilden zusammen ein glänzendes Doppelgestirn. Sie zeigen, wie gerade der deutsche Priester mit seiner Arbeitskraft und zähen Ausdauer berufen scheint, der südamerikanischen Kirche neues Leben einzuhauchen.

Bischof Schumacher ist gebürtig aus Kerpen bei Köln, wo er am 11. Januar 1839 als Sohn braver katholischer Eltern zur Welt kam. Nach Vollendung seiner Gymnasialstudien zu Münstereifel trat er 1857 zu Paris in die Kongregation der Lazaristen, wirkte nach seiner Priesterweihe zunächst acht Jahre lang als Missionär in Chile und dann, gesundheitshalber nach Europa zurückgekehrt, als Professor der Theologie und Kirchengeschichte am Priesterseminar von Montpellier in Frankreich. 

Inzwischen war unter dem edlen Garcia Moreno im fernen Ecuador eine neue, bessere Zeit angebrochen. Zu seinen großen Reformplänen gehörte auch ein von Lazaristen geleitetes neues Priesterseminar. Schumacher war der Mann, der es schaffen sollte. Hand in Hand mit dem herrlichen Präsidenten arbeitete er mit voller Hingabe an dieser wichtigen Aufgabe. „Nur wer zu den Mühen,“ so schreibt das Boletin Eclesiastico von Quito (1902,403), „die mit einem solchen Unternehmen überhaupt verbunden sind, noch die besonderen Schwierigkeiten in unserem Land in Betracht zieht, wird das Verdienst Schumachers vollauf würdigen können.“ 

Er gab der Erzdiözese drei große, prächtige geistliche Erziehungsanstalten, das Knaben- und ein Priesterseminar in Quito und das Institut von Atocha, und legte nicht nur zum geistigen Gebäude den Grund, sondern arbeitete auch mit seinen eigenen Händen und im Schweiße seines Angesichts am materiellen Bau. „P. Schumacher war gleichzeitig Baumeister und Feldmesser, Maurer und Zimmermann, Maler und Blechschmied, dabei der pünktlichste Direktor, Professor in mehreren Klassen, stets der erste bei den Übungen der Frömmigkeit im Kreise seiner Mitbrüder wie an der Spitze der Alumnen.“

13 Jahre lang (1872-1885) hatte Schumacher unermüdlich als Erzieher und Bildner eines neuen Klerus gearbeitet und mit Hilfe seiner Mitbrüder die Weltgeistlichkeit von fast ganz Ecuador reformiert, als ihn der Wille des Papstes auf den 1871 errichteten Bischofssitz von Portoviejo in der Küstenprovinz Manabi berief. 

Die Diözese Portoviejo umfasst mehr als die Hälfte der langgestreckten Küste von Ecuador und zählte damals etwa 130.000 bis 150.000 Einwohner, teils Weiße spanischer Abkunft, teils Neger und Mischlinge von Weißen und Negern, und einige Tausend Indianer, dem Namen nach sämtlich katholisch, in Wirklichkeit aber größtenteils der Kirche entfremdet. Als Bischof Schumacher im Jahr 1885 die Regierung seiner ausgedehnten Diözese antrat, fand er das Land in einem halbwilden Zustand. Nirgends war ein Priester, nur hier und da eine vereinzelte verwahrloste Schule; Raub und Mord waren an der Tagesordnung, und unter der herrschenden Unsicherheit lag der Landbau vollständig danieder. 

Der neue Oberhirt wandte zunächst seine Sorge der Beschaffung guter Priester und der Bildung der Jugend zu. Nach Überwindung unsäglicher Schwierigkeiten gelang es ihm, aus Deutschland, Frankreich, Nordamerika, Italien und Spanien die nötigen Priester ins Land zu ziehen und mit Hilfe von männlichen und weiblichen Ordensgenossenschaften in allen Teilen des Landes Anstalten zum Unterricht und zur Erziehung der Jugend, zur Heranbildung einer tüchtigen Priesterschaft und zur Hebung von Religiosität und Sitte zu gründen. 
Rasch blühten dieselben empor, und es begann sich allgemein ein frisches, religiöses Leben zu entwickeln. Ruhe und Zufriedenheit kehrten in die Familien und Gemeinden ein, es hob sich die allgemeine Sicherheit, Ackerbau und Viehzucht gediehen, und alljährlich wurden in dem ergiebigen Boden Tausende von Kaffee- und Kakaobäumen angepflanzt. Zur Hebung der äußeren Wohlfahrt baute der Bischof Brücken, verbesserte die Verkehrsmittel, führte Bewässerung durch Windmühlen ein und lehrte eigenhändig die Anfertigung von Ziegeln. 

Die Diözese Portoviejo war bald in religiös-sittlicher wie in materieller Hinsicht der blühendste Teil des Landes, und Bischof Schumacher wurde als der Urheber dieser Blüte von der Liebe des Volkes getragen. Sein wohltätiger Einfluss blieb auch nicht auf seinen Sprengel beschränkt: das ganze Land trug die unverlöschlichen Spuren seines Wirkens. 
Seine Ferienzeit hatte er in der Regel der Bekehrung und der Zivilisierung der umwohnenden Indianer gewidmet. So kam es denn, dass er seit den Tagen des seligen Präsidenten und Landeserneuerers Garcia Moreno der allgemein verehrteste und volkstümlichste Mann von Ecuador war.

Je ersichtlicher aber die Liebe und Anhänglichkeit des Volkes an Bischof und Kirche zunahmen, umso heftiger steigerten sich der Hass und die Wut der geheimen Gesellschaften, die ja seiner Zeit auch de Präsidenten Garcia Moreno um seiner Kirchentreue willen ermordet hatten. Zuerst suchten sie durch die schamlosesten Lügen und Verleumdungen in ihren gottlosen Zeitungen das segensreiche Wirken des Bischofs zu untergraben; als dieser jedoch zur Bekämpfung jener Schandblätter das katholische Wochenblatt El Hogar Cristiano gründete und hier alle Angriffe und Anfeindungen immer siegreicher zurückwies, fassten die Freimaurer den Beschluss, ihn durch Mord zu beseitigen. Wiederholt wurden Mordanschläge gegen sein Leben unternommen,, aber mit Gottes Hilfe jedes Mal durch die Wachsamkeit der Priester und der Seminaristen und bei besonderen Gefahren auch durch den Schutz des treuen katholischen Volkes glücklich vereitelt. 

Da die Mordgesellen auf diesem Weg nicht zu ihrem Ziel gelangten, zogen sie sich in das Gebirge zurück und bildeten dort mit flüchtigen Verbrechern eine Art Räuberbande, welcher sich bald auch Gesindel aus aller Herren Ländern zugesellte. Solche Elemente pflegt die in Mittel- und Südamerika bestehende internationale Revolutionspartei jeweils an den Punkten zu sammeln, wo ein Aufstand geplant ist. Aus ihnen werden dann Heere gebildet, welche sich je nach Umständen Patrioten, Befreier, Wiederhersteller usw. dieses oder jenes „Vaterlandes“ nennen.

Als nun in der wichtigen Hafenstadt Guayaquil die Revolution ausbrach, rückte diese Bande, die mittlerweile auf etwa 400 Köpfe angewachsen war und die Reisenden und die umliegenden Dörfer unter dem Feldgeschrei: Muera Cristo! Viva la Libertad! (Tod Christus! Es lebe die Freiheit!) u. dgl. plünderte, am 1. Mai 1895 gegen die Bischofsstadt, wurde aber von der kleinen, nur 40 Mann starken Besatzung zurückgeschlagen und ihr Führer getötet. 
Die unsichere Lage ließ jedoch die zeitweise Entfernung des Bischofs als ratsam erscheinen. Am 20. Juni 1895 kam der Plan zur Ausführung; allein anstatt seinen Feinden zu entgehen, fiel der Bischof ihnen geradewegs in die Hände. In aller Frühe hatte er sich mit fünf Priestern auf den Weg gemacht, und gegen Abend erreichte er das Kloster der Benediktinerinnen zu Calceta, wo er zu übernachten gedachte, um am nächsten Tag die Flucht fortzusetzen.

 Kaum aber dort angelangt, wurden die Flüchtlinge von einer Bande Verschwörer unter dem bekannten Ruf: Muera Cristo! umzingelt, gefangen genommen und mit dem Tod bedroht. Der Kapuzinerpater Angelus erhielt dabei einen Schuss in die Hüfte, den Bischof und die übrigen Priester schützten die Schwestern mit eigener Gefahr.
Durch die treugebliebenen Soldaten wurden die Bedrängten jedoch in der äußersten Gefahr gerettet. 

Fünf Tage und fünf Nächte marschierten sie dann, fortwährend den Tod vor Augen, unter beständigen Angriffen der Feinde, inmitten der Truppen, durch Flüsse und Sümpfe, bis sie endlich den Urwald erreichten. Hier waren sie nun der Verfolgung der Rebellen entzogen, um aber neuen Gefahren entgegen zu gehen. Nach unsäglichen Mühsalen und Bedrängnissen gelangte der Bischof, von der Bevölkerung mit Jubel empfangen, am 20. Juli in die Landeshauptstadt Quito. 

Allein auch hier war sein Leben bald wieder gefährdet, da durch den Verrat des kommandierenden Generals die Revolution siegte. Nun floh er nach dem benachbarten Kolumbien und lebte hier seit der Zeit zu Túquerres (Diözese Pasto) von den Almosen des gläubigen Volkes, des Tages harrend, wo der Allmächtige seine strafende Hand von dem armen Ecuador zurückziehen werde.
Er sollte diesen Tag nicht erleben. Aber auch in der siebenjährigen Verbannung war der Bischof nicht untätig. 

Msgr Schumacher (in Mantelletta und Chorhemd) neben dem hl. Ezequiel Moreno (schwarzes Rekollektengewand mit langem Gürtel und Bischofskreuz) bei Kapuzinern in der Diözese Pasto. Der heilige Bischof von Pasto, der Bischof Schumacher in seiner Diözese aufnahm und sein enger Freund war, hielt auch dessen Leichenrede, bei der er sagte: Die oberhirtlichen Tugenden des hochwürdigsten Herrn Peter Schumacher und insbesondere sein Starkmut bei der Verteidigung der Unversehrtheit des Glaubens machten aus ihm einen Bischof, wie ihn die Kirche in diesen Zeiten braucht.

Sein Aufenthalt wurde, wie das genannte Boletin ausführt, für Samaniego und Umgebung ein wahrer Segen, da der an Tätigkeit gewohnte deutsche Bischof auch hier rastlos an der geistigen und materiellen Hebung der Bevölkerung arbeitete. 

Konnte er die Katholiken Ecuadors nicht mehr durch seine Gegenwart und sein lebendiges Wort stärken, so tat er es mit der Feder. Seine Schrift „¿Teocracia o Demoncracia? ¿Cristo o Lucifer? ¿Quien vencerá?“ (Soll Gott herrschen oder Satan? Christus oder Luzifer? Wer wird siegen?), die wiederholt gedruckt wurde, war ein flammender Protest gegen die schmachvolle Politik der radikalen Regierung, die das Programm des elenden Emporkömmlings Eloy Alfaro „Ich komme, um der Herrschaft Gottes in Ecuador ein Ende zu machen“, nach Kräften auszuführen suchte. Mit schonungsloser Schärfe legte Schumacher die für die geistige und materielle Wohlfahrt gleich verderblichen Folgen jener Misswirtschaft dar und geißelte die Heuchelei der Logenmänner, die die Freiheit verheißen und eine unerträgliche Tyrannei gebracht hätten. 

Gebrochen durch körperliche Leiden und Sorgen, starb der Bekenner Christi, heilig, wie er gelebt. Als ihm die letzte Wegzehrung gebracht wurde, legte er mit letzter Kraft noch einmal das katholische Glaubensbekenntnis ab und verzieh feierlich all seinen Feinden und Verfolgern. 

Ein Wehklagen ging bei der Kunde seines Todes durch die Bevölkerung. „Unser Vater, der heilige Priester ist tot“, riefen die Leute auf den Straßen. Auch in Ecuador machten die Todesnachrichten tiefen Eindruck. Selbst die unabhängige La Patria feierte den Hingeschiedenen als „das heldenmütige Opfer einer traurigen Missregierung“, als den „starken Paladin der kirchlichen Rechte“, der, gehasst von den Revolutionären, geliebt von den Edlen des Landes, in harter Verbannung und beladen mit ungerechter Schmach seine irdische Laufbahn vollendet habe.


(Aus: die katholischen Missionen, 1903)

Montag, 14. April 2014

Christenverfolgung in China: Ein gerade getaufter Greis zeigt sich standhaft im Glauben


(Süd-Honan) (...) Augenblicklich ist hier zwar alles ruhig, da der Krieg mit Frankreich zu Ende ist, aber wo die Behörden den Christen feindlich gesinnt sind, dauern die Verfolgungen mehr oder weniger offen fort. Noch in diesen Tagen mussten wir in dieser Hinsicht traurige Erfahrungen machen. 
Vorige Woche verjagten die Heiden den Missionär aus einer neuen Christengemeinde von zehn Familien, die sich zur Taufe vorbereiteten. Schon seit vorigem Frühjahr nämlich hatten dort beständige Streitigkeiten mit den Heiden bestanden, welche die Christen zu Geldbeiträgen für die Komödien und andere abergläubische Gebräuche zwingen wollten. Zuerst kam es deshalb zu Schmähreden gegen die Christen, man drang in ihre Häuser ein und riss die religiösen Bilder von den Wänden herunter; endlich fesselten und misshandelten unsere Gegner einen der angesehensten Christen, der am kräftigsten gegen die Ungerechtigkeiten und Gewaltakte aufgetreten war. 

Wir wandten uns daraufhin an den Mandarin des Ortes, aber vergebens. Höchstens bekamen wir einige schöne Worte, mit denen man uns Sand in die Augen zu streuen suchte. Die Gewalttaten erneuerten sich in Folge dessen. Wiederum machte ein Haufen Gesindel nach dem Dorf sich auf, ergriff einen angesehenen Christen, einen armen Greis von über 70 Jahren, und schleppte ihn gebunden in eine Pagode, wo er gezwungen werden sollte, einige Sapeken für die Komödie und anderen Aberglauben zu bezahlen. Der gute Greis, der kaum am Tag vorher war getauft worden, weigerte sich; und daraufhin hingen die Barbaren ihn an einem Balken auf und begannen ihn grausam zu schlagen. Trotzdem aber blieb unser Christ fest bei seinem Entschluss, eher zu sterben, als vom Schmerz sich besiegen zu lassen. 
Übel zugerichtet blieb er liegen, aber nach einigen Stunden kehrten die Unholde zurück und schlugen ihn zum zweiten Mal noch grausamer, als zuvor. Auch jetzt noch blieb der würdige Schüler Christi fest und erklärte, eher werde er sich in Stücke reißen lassen, als dass er teilnehme an einer götzendienerischen Handlung, wie sie mit den chinesischen Komödien verbunden sind. 
Schließlich wurde er gegen Abend zum dritten Mal misshandelt; aber auch dieses dritte Mal blieb der gute Greis Sieger, obgleich er mehr tot als lebendig war. 

Wir haben uns an die Behörden gewandt, aber werden wir Genugtuung erhalten? Unterdessen loben und bewundern wir den Herrn, dessen Arm noch nicht verkürzt ist und der noch immer und überall Beispiele von heldenmütiger Standhaftigkeit erweckt. Zudem hoffen wir, unsere Katechumenen werden nach glücklich überstandenem Sturm die heilige Taufe mit größerer Sehnsucht empfangen. Auch die Gemeinde des P. Genini, die im vorigen Jahr viel durchzumachen hatte, erfreut sich jetzt des Friedens und eines glücklichen Wachstums. Der genannte Pater hat dieses Jahr 38 Erwachsene getauft.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1886)

Sonntag, 13. April 2014

Große Missionsbischöfe: der heiligmäßige Patriarch – Msgr. Vincenzo Bracco, lateinischer Patriarch von Jerusalem


Ein schmerzlicher Verlust traf die Kirche des heiligen Landes durch den Tod ihres heiligmäßigen, hochverehrten Patriarchen, Msgr. Vincenzo Bracco, der am heiligen Fronleichnamsfest in Jerusalem nach kurzem Krankenlager seine Reise zum himmlischen Jerusalem antrat.

 Geboren am 15. September 1835 zu Torazzo in der Diözese Albenga am Meerbusen von Genua, machte Vincenzo seine Studien in dem von den Lazaristen geleiteten Kolleg der auswärtigen Missionen zu Genua, wurde 1859 Priester und begab sich bereits im folgenden Jahre in die Mission des heiligen Landes. Msgr. Valerga, Der tatkräftige Patriarch von Jerusalem, lernte als scharfblickender Menschenkenner sehr bald die gründliche wissenschaftliche Bildung und die Tugend des stillen, bescheidenen Priesters schätzen, berief ihn zunächst als Professor der Theologie an sein Seminar zu Beitschale bei Betlehem und ernannte ihn zwei Jahre später zum Regens des Seminars und zum Kanonikus an der Kirche des heiligen Grabes.

Da der Patriarch in seiner Eigenschaft als Apostolischer Delegat des hohen Libanons oft längere Zeit von Jerusalem entfernt sein musste, erbat er sich von der Propaganda einen Weihbischof und schlug als solchen seinen erprobten Seminarregens Don Vincenzo vor, der dann auch am 13. Mai 1866 als Titularbischof von Magida in der heiligen Grabkirche die Bischofsweihe empfing. Seit Jahrhunderten hatte die heilige Stadt keine solche Feier mehr gesehen.

Tatkräftig nahm der neue Weihbischof an den vielen Unternehmungen des energischen Patriarchen seinen Anteil. So ist die endliche Vollendung der schönen, dem Namen Jesu geweihten Kathedrale (11. Februar 1872) zum guten Teil auch sein Verdienst; desgleichen der Triumph, den die Kirche Jerusalems im selben Jahr feierte, indem seit undenklichen Zeiten zum ersten Mal wieder einmal das heiligste Sakrament in feierlicher Fronleichnamsprozession durch die Straßen getragen wurde, die Christus der Herr einst so oft durchwandelte.

Am 21. März 1873 bestieg Msgr. Bracco den verwaisten Patriarchenstuhl von Jerusalem und setzte nun volle 16 Jahre hindurch das Werk seines großen Vorgängers mit ebenso viel Festigkeit als herzgewinnender Milde fort. Eine Reihe neuer Missionsstationen wurde durch ihn ins Leben gerufen und namentlich auch das Ostjordanland, mehr als bisher geschehen war, in den Kreis der Missionstätigkeit hineingezogen. Bei dem großen Interesse, das die deutschen Katholiken dem Werk im Heiligen Land und den ausschließlich ihm dienenden Zeitschriften entgegenbringen, ist es kaum nötig, die Geschichte der letzten Jahre, die mit der Wirksamkeit des letzten Patriarchen zusammenfällt, hier ausführlicher zu wiederholen.

Msgr. Bracco wurde nicht bloß von seinem Klerus und Volk und von den zahlreichen Fremden, die jährlich in den Mauern der heiligen Stadt zusammenströmen, sondern selbst von den Schismatikern und Ungläubigen wie ein Heiliger verehrt. Dies beweist auch die innige Teilnahme, die sich von allen Seiten zu erkennen gab, als die unerwartete Trauerkunde von seiner schweren Erkrankung sich verbreitete. Schon seit längerer Zeit fühlte Msgr. Bracco seine Kräfte schwinden.

Als er am 6. Juni der sakramentalen Segensandacht in der Pfingstnovene beiwohnte, bekam er heftige Seitenschmerzen und musste sich fieberkrank zu Bett legen. Die Krankheit, eine schwere Lungenentzündung, die bereits am 14. von vier Ärzten als hoffnungslos bezeichnet wurde, machte rasche Fortschritte. Am 13. Juni wurden dreitägige öffentliche Gebete in der heiligen Stadt und in den benachbarten Pfarreien angeordnet. Man setzte den Patriarchen von seinem Zustand in Kenntnis; sofort verlangte er nach der heiligen Wegzehrung und der letzten Ölung, die er mit inniger Andacht und voller Hingebung in Gottes Willen empfing, zu außerordentlicher Erbauung der Anwesenden, die in Tränen zerflossen. 
Gleichzeitig telegraphierte man nach Rom, um den Segen des Heiligen Vaters für den Sterbenden zu erbitten. 

Als in Jerusalem und den umliegenden Dörfern der Zustand des Patriarchen bekannt wurde, war die Trauer eine allgemeine, nicht bloß bei den Katholiken, sondern auch bei den Schismatikern. Alles betete inbrünstig zu Gott um Erhaltung seines Lebens. Viele Personen machten Gelübde, um von Gott die Verlängerung dieses teuren Lebens zu erflehen; einige boten Gott sogar ihr eigenes Leben zum Ersatz an. Ein griechisch-schismatischer Christ sagte: „Mein ganzes Vermögen besteht aus nur 400 Fr., mit denen ich mich und meine Familie unterhalte; aber gerne würde ich alles für das Leben des lateinischen Patriarchen drangeben.“ Doch Gott dem Herr gefiel es nicht, diese Bitte zu erhören.

Gegen Abend des 18., als die Vorzeichen der baldigen Auflösung sich einstellten, berief der Patriarch seinen Generalvikar Msgr. Pasquale Appodia, und sagte ihm, dass er aus ganzem Herzen seinen Klerus und seine Herde segne. Darauf wünschte er, die Missionäre und Priester, die sich im Patriarchalgebäude befanden, noch einmal zu sehen. „Monsignore“, rief der Generalvikar tief ergriffen, als alle um das Sterbelager knieten, „hier sind ihre Priester; es sind nicht alle hier, aber bitte, segnen Sie alle, auch die abwesenden, segnen Sie die ganze Diözese.“ Er erwiderte, indem er mit der Hand ein Zeichen gab: „Kommen Sie näher zu meinem Bette. – Vor allem…will ich Ihnen…etwas sagen. Ich muss Sie…um Verzeihung bitten für meine Fehler…in Worten und Werken.“ Unter Tränen versetzte der Generalvikar: „Nein, Monsignore, wir müssen um Verzeihung bitten. Sie waren uns immer ein Vater.“ – „Nein,“ fuhr der Patriarch fort, „lassen Sie mich…sprechen…ich habe bemerkt, dass ich mehr Fehler habe, als die anderen…ich bitte Sie um Verzeihung.“ Dann erhob er seine Hand und segnete uns, und wir weinten und schluchzten und küssten seine Hände. Darauf kamen die Seminaristen. „Monsignore,“ sprach der Regens, „hier sind die Seminaristen und bitten um Ihren letzten Segen.“ Er war tieferschüttert und sagte: „Gute…Kinder“, und segnete sie zu wiederholten Malen, und sie kamen einzeln heran und küssten schluchzend seine Hand. Auch eine Deputation katholischer Männer aus Jerusalem erschien, um noch einmal die Hand zu küssen, die so viel Segen gespendet; schließlich die Dienerschaft, ganz aufgelöst in Schmerz und Trauer.

Die entscheidende Stunde kam näher. Gegen 3.45 Uhr rief der Sterbende mit großer Aufregung: „Betet, ich werde versucht.“ Alle Anwesenden fielen auf die Knie. Gleich wurde der Kranke wieder ruhig und gab, während die ihn umgebenden Priester das Profiscere beteten, sanft und friedlich seinen Geist auf. Es war am hochheiligen Fronleichnamsfest, zu dessen würdiger Feier in der heiligen Stadt er so vieles beigetragen.

Die Kunde von seinem Hinscheiden rief in der heiligen Stadt und Umgebung eine tiefe Bewegung und Teilnahme in allen Schichten der Bevölkerung hervor. Der Zudrang zu der im Patriarchalpalast ausgestellten Leiche und zu dem feierlichen Pontifikalrequiem war ein außerordentlicher. 

Es zeigte sich hier so recht, welch unwiderstehliche Macht das Beispiel seines heiligen Priesterlebens, seine alle gleichmäßig umfassende Hirtentreue und seine väterliche Güte auf die Herzen selbst der ungläubigen Moslems ausgeübt. Katholiken und Schismatiker aller Riten, Protestanten, Mohammedaner und Juden, alles strömte den ganzen Tag bis zum Abend herbei, küsste die Hand des Dahingeschiedenen, nannte ihn einen Heiligen. Rosenkränze wurden an seinem Haupt angerührt. 
Ein griechisch-schismatischer Mönch legte sogar Weihrauch zu den Füßen der Leiche nieder. Es war ein gemeinsamer Trauertag für ganz Jerusalem. Währen der Nacht wurde die sterbliche Hülle Msgr. Vincenzo Braccos in der Kapelle des hl. Joseph, dem Grab Msgr. Valergas gegenüber, beigesetzt. R.I.P.


(Aus: die katholischen Missionen, 1890)

Samstag, 12. April 2014

„Sie (...) sind bis zu Tränen gerührt, wenn ich ihnen sage, dass wir zahlreiche Verwandte und Freunde (...) zurückgelassen haben“


„Sie üben“, schreibt P. Chanel an den Aumonier (Almosenier) der Antiquaille in Lyon, Abbé Bajard, das heilige Amt des Priesters in dem Ort aus, an welchem Sie dieser erhabenen Würde bekleidet wurden, während ich durch den Ratschluss der göttlichen Vorsehung bestimmt bin, die ersten Anfangsgründe der christlichen Lehre mit den Bewohnern einer kleinen Insel West-Ozeaniens zu stammeln. 

Die Schwierigkeiten der Sprache haben mich lange Zeit mit Schrecken erfüllt. Gegenwärtig bin ich aber doch schon so glücklich, mich ein wenig verständlich machen zu können. Ich benütze dies, um meinen armen Wilden den Beweggrund unserer Abreise von Frankreich recht begreiflich zu machen. Sie hören mich dann mit aller Aufmerksamkeit an und sind zuweilen bis zu Tränen gerührt, wenn ich ihnen sage, dass wir zahlreiche Verwandte und Freunde in Kummer und bitterster Unruhe zurückgelassen haben, und dass einer aus uns (P. Bret), der sich innig gesehnt hatte, ihnen nützlich zu werden, auf der Reise gestorben ist, und wir ihm kein anderes Grab bereiten konnten, als die unermesslichen Abgründe, über welchen wir uns befanden.“


(Aus: Leben des seligen Peter Alois Maria Chanel, Priesters der Gesellschaft Mariä und ersten Martyrers Oceaniens, aus dem Französischen des P. Claudius Nicolet aus derselben Gesellschaft, von P. Carl Dilgskron C.SS.R. Mit kirchlicher Approbation)

Donnerstag, 10. April 2014

Große Missionsbischöfe: Kolumbien – Birma – Kolumbien – Msgr. Eugenio Biffi, Bischof von Cartagena de Indias


Von Südamerika ist wenigstens ein Name in unsere Totenliste einzutragen. 
Es ist dies Msgr. Eugenio Biffi, Bischof von Cartagena (de Indias). Die Stadt, die einstige Königin des karibischen Meers in Kolumbien (früher Neu-Granada), ist namentlich auch bekannt als Schauplatz der einstigen Tätigkeit eines hl. Peter Claver, des „Sklaven der Sklaven“, der hier an einem Haupstapelplatz der schwarzen Menschenware Wunder hingebender Liebe geübt.

Msgr. Biffi ist ein Kind des schönen Mailands, wo er am 22. Dezember 1829 geboren wurde. 1853 zum Priester geweiht, trat er ins Seminar der auswärtigen Missionen von Mailand, und ging 1856 auf besonderen Wunsch Pius IX. mit einem anderen italienischen Mitbruder als „Apostolischer Missionär“ nach Cartagena, um einigermaßen dem schreienden Priestermangel abzuhelfen. 

Nach mehreren Jahren unverdrossener Arbeit rief der Wunsch des Heiligen Vaters ihn plötzlich nach Rom zurück. Nur mit Schmerzen sahen die Katholiken Neu-Granadas ihn scheiden.
„Er geht,“ so lautete die Abschiedsadresse in der gefühlvoll gehobenen Sprache des Südens, „weil der Gehorsam ihn ruft; er verlässt unser Land, wo wir alle weinen in der Erinnerung an seine Tugenden und die Wohltaten, die er uns gespendet. Es weint der Kranke auf seinem Schmerzenslager, da derjenige geht, aus dessen Mund er Worte des Trostes vernommen; es weint der Arme, der aus der Hand des heiligen Priesters empfing, was dieser sich vom eigenen Mund erspart hatte…mögest Du glücklich sein, wohin immer Du gehst. Möge Dein Herz stets entflammt sein von dem gleichen unermüdlichen Eifer, Du gottgesandter Arbeiter im Weinberge des Herrn…Und sollte der Herr des Weinbergs, der aus gerechten Gründen jetzt unsere Bitten unerhört gelassen, Dich einst wieder in dieses Land zurückführen, o dann werden wir von neuem weinen, doch werden es dann Tränen der Freude sein.“

Diese Hoffnung sollte sich auch wirklich nach 23 Jahren erfüllen. Inzwischen aber wies ihm der Heilige Vater ein völlig neues Arbeitsfeld an, diesmal im fernsten Osten. 1866 war nämlich von dem alten Vikariat von Ara und Pegu in Hinterindien das Gebiet zwischen dem Saluën und Mekong als neue Apostol. Präfektur Ost-Birmanien abgetrennt und dem noch jungen Mailänder Missionsseminar anvertraut worden. 

Der hochw. Herr Biffi sollte als erster Apostol. Präfekt mit vier jungen Missionären des Seminars die schwierige Mission eröffnen. Am 6. Dezember 1867 traten sie die Reise an. Kaum in dem neuen Arbeitsfeld heimisch geworden, begann der Apostol. Präfekt mit feuriger Begeisterung das Werk der Bekehrung. Er fand in seinem Gebiet nur etwa 200-300 Katholiken vor. Bald aber mehrte sich die Zahl in erfreulicher Weise, namentlich unter den noch unverdorbenen Bergstämmen der Karenen und Laos, denen sich die Missionäre mit besonderer Liebe zuwandten. Wir haben in früheren Jahrgängen wiederholt aus den Briefen Biffis und seiner Mitarbeiter diese interessanten Volksgruppen geschildert. Jene Briefe zeichnen zugleich das Bild eines echten Apostels, der, keine Strapazen und Gefahren scheuend, fast beständig auf langwierigen Wanderschaften von Stamm zu Stamm die frohe Botschaft trägt.

Tatsächlich verdankt die Mission von Ost-Birma, die heute etwas 10.000 Christen zählt, die Entwicklung vorab der Energie und der Umsicht ihres ersten Apostol. Präfekten. Ihr wandte er auch sein ganzes väterliches Vermögen zu, so dass er später, als er zum zweiten Mal nach Cartagena kam, scherzend sagen konnte, er sei inzwischen Kapuziner geworden, nicht bloß dem Barte, sondern auch der Börse nach. Obgleich er seit mehr denn 20 Jahren aus Cartagena fortgewesen, hatte man dort den jungen seeleneifrigen Priester nicht vergessen, und als es sich 1881 um die Wahl eines neuen Bischofs handelte, wandten sich die Cartagener in dringender Bitte an den heiligen Stuhl, er möge den Hirtenstab in die Hände Biffis legen.

Leo XIII. gewährte den Wunsch. „Ich befand mich“, so schreibt Msgr. Biffi, „in meiner Missionswohnung in Tunghoo, als unerwartet ein Telegramm anlangte. Es enthielt die einfachen Worte. ‚Komm, der Papst ruft dich!‘ Mein Erstaunen war so groß, dass ich infolge der Erregung schwer erkrankte und meine Freunde schon glaubten, dass ich meine Gebeine wohl in Birma lassen würde. Wiederhergestellt begab ich mich auf den Weg nach Rom ohne eine Ahnung, was der Ruf bedeute. 
Wie groß war meine Überraschung, als Se. Heiligkeit mir sagte: ‚Sie gehen nach Cartagena als Bischof!‘“ Umsonst stellte er dem Heiligen Vater seine Unfähigkeit vor und die Schwierigkeit der Aufgabe. Der Papst konnte und wollte den dringenden Wunsch der Katholiken Neu-Granadas nicht unerhört lassen.

Am 19. Februar erhielt der Neuernannte in seiner Vaterstadt Mailand die bischöfliche Weihe und kehrte nun als reifer Mann und als Oberhirt in den Kreis zurück, den er als jugendlicher Priester einst verlassen. Am 19. Juni 1882 landete er im Hafen Cartagenas und wurde mit unbeschreiblichem Jubel empfangen.
Seine bischöfliche Amtsführung ist für die alte Hafenstadt zu einem wahren Segen geworden. 

Nicht nur, dass er die inneren Angelegenheiten der Diözese neu ordnete, die Erziehung des Klerus in die Hand nahm und eine Reihe wichtiger Reformen ins Werk setzte: er war vor allem der Vater seines Volkes und führte auch als Bischof sozusagen das Leben eines Missionärs, indem er persönlich die ganze Diözese auf seinen häufigen Hirtenreisen im Sattel durchzog, wobei er oft genug unter freiem Himmel übernachtete und allen Unbilden der Witterung sich aussetzte.

In seinen letzten Jahren sandte Gott dem eifrigen Oberhirten ein sehr qualvolles Leiden, das ihn am 8. November zum großen Schmerz seiner teuren Cartagener hinwegraffte. R.I.P.


(Aus: die katholischen Missionen, 1897)

Grab von Msgr. Biffi in der Kathedrale von Cartagena (Bildquelle: Baiji)