Ein Apostelleben, in dem sich große Bekennerkraft und
menschenfreundliche Milde vereint finden, sank mit dem Tode des Apostolischen
Vikars der Südwest-Mongolei, Bischof Alfons Bermijn, in ein frühes Grab.
Bermijn war ein Sohn des flämischen Volkes, das dem
Missionswerk so viele hervorragende Apostel geschenkt hat. Schon früh trat er
in die damals noch ganz jugendliche Gesellschaft von Scheutveld bei Brüssel.
Bald nach der Priesterweihe reiste der junge Missionär nach der Mongolei, wo er
37 Jahre lang an der Arbeit sein sollte. Er half die Mission begründen und
wurde im Jahre der Boxerwirren (1900) der Nachfolger des unter großen Qualen ermordeten
Märtyrerbischofs Hamer. P. Bermijn war damals Oberer der Mission, und während
die Missionäre auf seinen und des Bischofs Wunsch in die Berge flüchteten, bis
sich der Sturm wieder gelegt hatte, harten die beiden Apostel auf ihrem Posten
aus. Die letzten Worte des sterbenden Bischofs waren: „Nach meinem Martertod
werde ich die gesamte Provinz Tumet zum Glauben führen.“ Er hat Wort gehalten,
und Bermijn war es vorbehalten, als Nachfolger die Ernte vom blutgetränkten
Felde heimzuholen. In einem Briefe heißt es: „Die Missionsdistrikte, die am meisten
in Blüte stehen, sind jene, in denen im Jahre 1900 am meisten gelitten wurde,
so die Westmongolei, wo die Boxer 5 Scheutvelder Missionäre niedermetzelten,
darunter Bischof Hamer, und Hunderte von Neugetauften und Katechumenen. Seit
damals hat sich die Zahl der Christen mehr als vervierfacht.“ Man fühlt aus den
Briefen des verewigten Bischofs heraus, wie erhebend und beschämend ihm
zugleich das Bewusstsein war, Nachfolger eines Märtyrerbischofs zu sein und
Seelenhirte von Bekennerchristen, die noch die Narben und Wunden der Verfolgung
für das Gut ihres Glaubens am Leibe trugen.
Bei seiner Bischofsweihe hatte sich der Verewigte den
bezeichnenden Wahlspruch erkoren: In cruce salus! War die Ernte, die er
einbringen durfte, sehr reich, so sollte es doch nur unter viel Leid und Tränen
geschehen. Fast in jedem der 14 Jahre seiner Amtstätigkeit hatte der Bischof
von neuem Unglück zu berichten. Bald waren es Überschwemmungen, bald Seuchen,
bald Hungersnot, bald Aufstände: kurz, seine Tätigkeit stand immer im Zeichen
des Kreuzes. Zwei Züge treten im Charakterbild des Bischofs besonders hervor.
Erstens seine Liebe zu den armen Kindern, von denen Tausende jedes Jahr in
seiner Mission durch grausame Eltern dem Tode geweiht wurden und für die er das
Mitleid der Kinder Europas zu wecken suchte. Zweitens seine Selbstaufopferung
für andere. Er verstand das große Geheimnis, nicht viel aus sich zu machen und
sich anderen hinzugeben. Er griff mit seinen Missionären frisch zu, trug ihnen nichts
auf, ohne selbst mitzuhelfen, und wählte für sich mit einer gewissen schlichten
Selbstverachtung das Schlechtere und Schwierige. Wenn einer seiner Missionäre
starb, so eilte er sofort zur Stelle und verrichtete die Missionsarbeit so
lange, bis ein Nachfolger gefunden war. Bei einer solchen Gelegenheit zog er
sich auch den Todeskeim zu, indem er für einen an Typhus erkrankten und
gestorbenen Mitbruder die Vertretung übernahm.
Von Missionären und Christen aufrichtig beklagt, starb er in
noch rüstigem Alter, ein Opfer hingebender Liebe und würdiger Nachfolger eines
für seine Herde in den Tod gegangenen Märtyrerbischofs.
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)