Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Dienstag, 30. April 2013

Der heilige Peter Maria Chanel – der Protomärtyrer von Ozeanien (Teil 3)

Triumph des heiligen Peter Chanel, die Engel halten die Marterwerkzeuge, Keule und Axt

Fortsetzung von hier

Die größte und wohl begründete Angst der christenfeindlichen Häuptlinge war die Vernichtung der alten „Religion. Auch hatte der König in seiner bisherigen Rolle als Abgott seiner Untertanen nun zu fürchten, dass mit der Einführung der katholischen Religion sein fast unumschränkter Einfluss gefährdet würde.

Pater Chanel war zwar als sanftmütig und geduldig bekannt, er konnte aber auch sehr fest auftreten. Augenscheinlich wurde er einmal vor einer Versammlung der Einheimischen mit einer Frage versucht, als er unter anderem über die Natur Gottes sprach. Einer aus der Versammlung stand auf, und fragte, ob nicht Riuliki den wahren Gott in der Brust trage. Riuliki war selbst zugegen. Pater Chanel erwiderte: „Nein, meine Freunde, Jehova, der einzig wahre Gott, wohnt nicht in den Herzen derer, die sich weigern, ihn kennen zu lernen.“ 
Einige Zuhörer gaben wohl zu, dass Pater Chanel mit seinen Erklärungen der katholischen Religion Recht hatte, aber die Furcht vor dem König erstickte den Samen der Wahrheit in vielen Herzen.

Die Situation der Missionare verschlimmerte sich zusehends. Die Diebstähle wurden immer dreister, und wenn die beiden Männer ihr karges Mahl zu sich nehmen wollten, geschah es manchmal, dass eine ganze Horde in die Hütte eindrang und verlangte, mitzuessen, sodass kaum etwas übrig blieb. Die Lage wurde so schlimm, dass die beiden Missionare ihren Haushund schlachten mussten.
Auch die Katechumenen wurden von der christenfeindlichen Partei bedroht. Trotzdem hatten einige junge Männer den Mut, die Missionare weiter mit Essen zu versorgen.

Eines Tages, am Vorabend des ersten Jahrestags des Friedens auf Futuna hielt der Rat der Alten in der Hütte der Missionare eine Versammlung ab.
Br. Nizier hielt sich wohl in oder bei der Hütte auf und hörte die Worte „die beiden müssen verschwinden, es ist des Königs Wille.“ Gleich ging der Bruder zum Heiligen, der bei der Feldarbeit war und sagte zu ihm: „was plagen Sie sich noch länger, Hochwürden! Morgen müssen wir ja doch sterben.“ 
Auf die folgende Erzählung des Gehörten antwortete der Pater ruhig „nun wohl“. Auch gab es Gerüchte, dass man alle Katechumenen ermorden wollte, um jede Spur des Christentums auszutilgen.
Obwohl Musumusu, der Hauptfeind Pater Chanels, dem König unter anderem vorstellte, dass seine Macht schwinden würde, zögerte dieser noch, gegen die Missionare vorzugehen.
Doch die Bekehrung von Riulikis ältestem Sohn Maitala führte eine baldige Entscheidung herbei. Der König war erbittert über die Bekehrung und bedrohte seinen Sohn, konnte diesen aber nicht vom Christentum abbringen.
Mehr oder weniger mit Gutheißung, allerdings wohl mit einigem inneren Zwiespalt erlaubte er die Ermordung des Priesters. Musumusu fragte Riuliki, was er tun solle, worauf dieser antwortete: „Du fragst, was zu tun sei; tue was du willst. Ich habe jenen Menschen liebgewonnen, als ich mit ihm zusammenlebte. Ich sage nicht: Erschlage ihn! Ich sage auch nicht: tue es nicht! Tue, was du willst!“. 
Musumusu setzte sich mit den anderen Häuptlingen in Verbindung, wovon einige noch zurückschreckten und meinten, es solle nur gegen die Gläubigen vorgegangen werden, worauf er erwiderte, dass so das Christentum nicht verschwinden würde, solange der Priester noch lebe. Als er sagte, dass der König es erlaubt hätte, war die Ermordung entschieden.

Zunächst wurden einige Katechumenen von der Bande überfallen und übel zugerichtet, darunter der Sohn Riulikis, Maitala, und seine Schwester Flore. Bei dem Kampf holte sich Musumusu eine Verletzung an der Nase. Die Mordbande zog weiter zur Hütte der Missionare. Auf dem Weg versuchte der Greis Galugalu vergebens, sie zu ermahnen, den Mord nicht zu begehen.

P. Chanel war mit einer Fußverletzung allein in der Hütte, da Bruder Nizier einige Tage bei Thomas Boog auf der anderen Seite der Insel verbrachte. 
Filitika, einer der Verschwörer, der später selbst in den Prozessakten zur Seligsprechung aussagte, trat in die Hütte, und bat Chanel, ihm ein Heilmittel für Musumusu zu geben, der auf die Frage des Missionars vorgab, sich beim Abschlagen von Kokosnüssen verletzt zu haben. Chanel holte das Heilmittel, während Filitika einen Packen Linnenzeug stahl. Pater Chanel merkte dies und rief: „Filitika, du stiehlst in meinem Haus?“. Dieser antwortete nicht. 

Als der Heilige heraustrat, sah Pater Chanel, wie sich die Bande an seinen Sachen zu schaffen machte. Musumusu rief ihnen ärgerlich zu, dass sie nicht klauen, sondern den Priester töten sollten. Fitilika ergriff Pater Chanel und sagte zu einem anderen, er solle mit der Keule zuschlagen. Pater Chanel wehrte mit dem Arm ab, der dabei zerschmettert wurde. 
Ein zweiter Schlag traf seine Schläfe. Als zwei Katechumenen P. Chanel in seinem Blut liegen sahen, blickte er sie freundlich an und sagte „Malie fuai, loku mate“ – „es ist gut für mich, dass ich sterbe“. Nach einer Auseinandersetzung mit dem Katechumenen Ramusigano, der Pater Chanel schützen wollte, versetzte Musumusu dem Märtyrer mit einer Axt den tödlichen Schlag und spaltete dessen Kopf.

Obwohl es ein wolkenloser Sonnentag war, hörte man zur Zeit von P. Chanels Tod einen lauten, donnerähnlichen Knall, der die Insulaner in Angst versetzte und später von vielen Zeugen unter Eid bestätigt wurde. 
Pater Chanels Leichnam wurde vom König und Musumusu begraben und seine Hütte niedergerissen, so dass keine Spur mehr von der Mission blieb. Musumusu und seine Gefolgsleute triumphierten und schmähten das Christentum. In den geraubten Messgewändern führten sie heidnische Tänze auf.

Doch auf einmal war die Freude vorbei: der Bruder des Königs starb plötzlich, der fettleibige Riuliki selbst wurde von einer aussatzähnlichen Krankheit befallen und magerte in kurzer Zeit zu einem Skelett ab, während er bei lebendigem Leibe verfaulte. Seine Götzen, zu denen er getragen wurde, konnten ihm natürlich nicht helfen. 
Nach Riulikis Tod folgte ihm  Musumusu auf dem Königsstuhl; er konnte seine Macht aber nicht festigen. Anfang 1842 tauchte ein französisches Kriegsschiff auf, um die Leiche des Missionars abzuholen. 
Sam-Keletoni, einer der Anführer der Besiegten, der nach dem Krieg auf Rat P. Chanels nach Wallis geflüchtet war, befand sich ebenfalls auf dem Schiff und wurde auf das Drängen des französischen Kapitäns mit den anderen Vertriebenen aufgenommen und als Oberhäuptling von Sigawe eingesetzt. Er konnte seinen Einfluss nun nutzen, um den Götzendienst abzuschaffen. Pater Chanels Leichnam wurde nach Neuseeland gebracht.

Die Stelle seines Martyriums wurde als heilig verehrt. Das gesamte Volk verlangte nun den christlichen Unterricht und einen Priester. Einige Monate später kam Msgr. Pompallier auf die Insel, und man gab ihm die Befugnis, die politischen Verhältnisse zu ordnen. Er erklärte, dass die Insel für zwei Könige zu klein sei, und deshalb sollten sie einen aus ihrer Mitte als einzigen König wählen. Sam-Keletoni ging aus der Wahl als Sieger hervor und wurde bald darauf getauft. 10 Tage später folgten 114 bereits gut unterrichtete Landsleute, denen Msgr. Pompallier auch gleich das Sakrament der Firmung spendete.

Jean-Baptiste (tonganisch: Soane Patito) Pompallier, erster Apostolischer Vikar von Zentralozeanien, Kirchenfenster in Lapaha, Tonga (Quelle: Tau'olunga)

Wieder bewahrheitete sich das Sprichwort „Das Blut der Märtyrer ist der Samen des Christentums“. Selbst die Frau von König Riuliki, die eine erbitterte Feindin von P. Chanel war, bekehrte sich und auch Musumusu bat nach einigen Umtrieben das Volk öffentlich um Verzeihung, bekehrte sich aufrichtig und starb eines erbaulichen Todes.
Die Reliquien des hl. Peter Chanel wurden über Neuseeland und Australien nach Lyon in das Mutterhaus der Maristen gebracht. 1985 wurde die letzte Reliquie, der Schädel, wieder nach Futuna überführt.

Am 17. Dezember 1889 wurde Peter Chanel von Papst Leo XIII selig-, am 12. Juni 1954 vom ehrwürdigen Papst Pius XII heiliggesprochen. Die etwa 15.000 Einwohner von Wallis und Futuna sind heute laut CIA World Factbook zu 99 % katholisch.

Pater Chanel ist der einzige Heilige Ozeaniens (wenn man Australien außen vor lässt) und der Patron dieser Region. Möge er für seine Kinder und für uns bitten!

Kapelle bei Poi zu Ehren des Märtyrers


 (Quelle: die katholischen Missionen, 1890)

Montag, 29. April 2013

Der heilige Peter Maria Chanel – der Protomärtyrer von Ozeanien (Teil 2)

Glasfenster des heiligen Peter Chanel (oft "Petelo" in den polynesischen Sprachen), katholische Kirche von Lapaha,Tonga (Quelle: Tau'olunga)

Fortsetzung von hier

Als nächstes musste P. Chanel natürlich die Sprache der Einheimischen lernen (mehr zu diesem Thema hier und hier), was sich natürlich alles andere als einfach gestaltete, Grammatiken gab es für die Sprache ja noch keine. 
Thomas Boog, ein Engländer, der mit den Missionaren auf die Insel zurückgekommen war, wo er sich bereits niedergelassen hatte, war ein Freund und Helfer der Missionare und sprach Futunisch, der Pater allerdings kaum Englisch. 
Boog und Maitala, der älteste Sohn des Königs, machten ihm die Bedeutung der Worte mit Zeichen klar, und der Heilige schrieb sie auf und lernte sie auswendig. Hier eine Sprachprobe, das Ave Maria auf Futunisch:

Alofa, Malia, ekefonu ite kalasia, eiate koë te aliki, eke manuia koe ite fafine fuape, pea e manuia ia Jesu, ko te fua o tou alo.
Magata Malia, kote faë a te atua, keke hufia matoü a ga hala i te ahonei mote a ho o tomatoü mate. Amen.

Besonders die Messe, der Altarschmuck und die Heiligenbilder machten großen Eindruck auf die Einheimischen, vor allem das Kruzifix und das Ecce-Homo-Bild, die Pater Chanel jedoch wegen der Sprachschwierigkeiten noch nicht befriedigend erklären konnte.
Über ein halbes Jahr konnte er keinen Bekehrungserfolg vermelden. Am 18. Juni 1838 ist es jedoch so weit: der erste Futunier wird katholisch getauft. Es ist ein kranker Junge, dem der Heilige den Namen Maria Marcellinus gibt.
Mit Freude kann er auch im Tagebuch verzeichnen, dass zwei einheimische Jugendliche von selbst einen Blumenkranz für das Bild der Muttergottes brachten. Am 28. August taufte er die erste Erwachsene, eine todkranke Frau, die ihn vorher noch abgewiesen hatte.

Im Mai 1839 kamen die Einheimischen mit der merkwürdigen Nachricht zu P. Chanel, dass seine Verwandten gekommen wären. Gemeint waren P. Bataillon (später Apostolischer Vikar von Zentral-Ozeanien) und sechs weitere Mitbrüder vom hl. Peter, darunter wohl auch P. Epalle (später zum Bischof geweiht), der 1845 auf den Salomonen von den Einheimischen ermordet wurde.
Groß war die Freude beim Wiedersehen. Nun mussten die insgesamt neun Europäer jedoch die ärmliche Hütte teilen und waren nach wie vor auf die Gastfreundschaft des Königs angewiesen – so mussten sie sich also auch nach dessen Essgewohnheiten richten.

P. Bataillon, der die Sprache fließend beherrschte, predigte vor König und Volk und hinterließ wohl einen gewissen Eindruck. Er blieb noch zwei weitere Monate, um dem Heiligen die Sprache beizubringen, während die anderen Missionare schon abgereist waren. 
Ersterer verfasste auch auf Anregung Chanels einen Lobgesang zu Ehren Mariens in futunischer Sprache. 
P. Bataillon erreichte großes Ansehen bei den Einheimischen und so war es den beiden Missionaren möglich, die abergläubischen Heiligtümer der Futunier zu verbrennen, die zuerst erschreckt, dann aber erleichtert reagierten, als sie sahen, dass den Glaubensboten nichts geschehen war und ihre Götzen vollkommen machtlos waren. 

Eine günstige Stimmung entwickelte sich, zwei ganze Dörfer verlangten die Taufe. Doch dann kam es wieder zum Krieg, den P. Chanel vergeblich durch Vermittlung verhindern wollte.
Futuna war stets in zwei Lager geteilt, das der „Sieger“ (unter Riuliki) und das der „Besiegten“, die ihren eigenen König hatten, den greisen Banae. 
Die „Besiegten“ erklärten, dass sie nach ihrem Sieg über die „Sieger“ Christen werden wollten. Doch es sollte nicht so kommen. Riulikis Leute gewannen und brachten die ganze Insel unter ihre Gewalt. Auf dem Schlachtfeld behandelte P. Chanel die Verwundeten und konnte drei Krieger mit deren Zustimmung taufen.

Nach dem Krieg gestaltete sich die Lage etwas günstiger, besonders die Kinder und Jugendlichen zeigten sich für den Glauben empfänglich. Nun konnte der Heilige auch die Sprache soweit, um die Glaubenswahrheiten lehren zu können. Die Jungen erkannten auch bald, dass es sich bei Ihren Götzen um „Lügengötter“ handelte, die ihnen nicht halfen.
Der König aber schrieb seinen Sieg dem Götzen Fakavelikele zu, dessen Kult er jetzt wieder verstärkt förderte. Zudem machten ihn Berichte über die schlechte Situation der zum Protestantismus bekehrten Insulaner auf den Nachbarinseln misstrauisch, und dieses Misstrauen wurde von der christenfeindlichen Partei der Häuptlinge noch geschürt.

Der bislang freundschaftliche Verkehr mit dem König kühlte bedeutend ab und dieser lieferte auch keine Lebensmittel mehr an die Missionare, ja er verbot es anderen, die Missionare zu unterstützen, da er sich selbst um die Versorgung „seiner Weißen“ kümmern würde. 

P. Chanel beschloss also, seinen Lebensunterhalt selbst zu erstreiten, was bei der Hitze, seiner schmalen Statur, die durch die Mangelernährung noch zusätzlich geschwächt wurde, kein leichtes Unterfangen war. 
Bruder Nizier berichtet, dass der Heilige stets heiter und zufrieden war, auch wenn er durch die Arbeit vollkommen geschwächt war und es nicht mal etwas zu essen gab.
Trotz dieser bitteren Lage verlor er nicht den Mut, und P. Chanel durchstreifte die Insel mit dem Rosenkranz in der Hand, „gleichsam überall Ave Mariä aussäend“, wie sein Biograf schrieb. Auch die kleine Nachbarinsel Alofi besuchte er, auch wenn er von den Reisen fiebergeschüttelt und mit blutigen, zerrissenen Füßen (wohl von dem Vulkangestein) zurückkam. Doch seine Mühe wurde belohnt. Gerade hier konnte er einige seiner eifrigsten Katechumenen finden.

Nach einer kurzen Entspannung verschlechterte sich die Beziehung mit dem König beträchtlich. Wohl unter dessen Gutheißung kam es immer wieder zu Diebstählen auf dem Feld der Missionäre, die so wohl von der Insel getrieben werden sollten. 

Futuna mit Alofi. das Dorf Poi, wo der Heilige lebte, findet sich direkt unter dem Schriftzug "Futuna"

Auch verbot der König, dass seine Untertanen nach Poi, dem Dorf, wo die Missionare lebten, gingen, um zu beten. Trotzdem wagten es die Katechumenen, nachts heimlich dorthin zu gehen, um den Unterricht und morgens die heilige Messe anzuhören. 

Ein großer Trost war es, dass der Engländer Thomas Boog, der Freund der Missionare auf Futuna, am Vorabend von Allerheiligen in die katholische Kirche aufgenommen wurde und am folgenden Festtag die erste heilige Kommunion empfing.

Doch das Unheil braute sich immer mehr zusammen…

Fortsetzung hier

Sonntag, 28. April 2013

Der heilige Peter Maria Chanel – der Protomärtyrer von Ozeanien (Teil 1)




Heute ist das Fest des heiligen Peter Maria Alois Chanel aus der Gesellschaft Mariä (Maristen, Ordenskürzel S.M.). Dieser wohl im deutschen Sprachraum recht unbekannte Heilige war einer der größten Glaubensboten der Südsee und zugleich der erste, der dort das Martyrium erlitt.

Geboren wurde Peter Chanel 12. Juli 1803 im kleinen Dorf La Portière im französischen Department Ain. Schon als Kind zeichnete er sich durch besondere Frömmigkeit aus. Als er erfuhr, dass seine Mutter ihn schon früh der allerseligsten Jungfrau geweiht hatte, nahm er Maria als zweiten Vornamen an. Später sollte bei seiner Firmung noch „Alois“ hinzukommen. Am Tag seiner ersten heiligen Kommunion, mit 13 Jahren (vor der Reform von St. Pius X. so üblich) schrieb er eine Lebensregel nieder; darunter fand sich folgender Eintrag:

Was ich vor allem fliehen muss, ist die Sünde. Ich will also alles tun, um mich davor zu bewahren. Ohne die Hilfe Gottes ist es aber nicht möglich, die Sünde zu meiden und tugendhaft zu sein. Ich muss also recht inständig beten.“ 
Seine Liebe zur Gottesmutter spiegelt sich ebenfalls in dieser Lebensregel wieder: 
„Ganz besonders will ich die Mutter Gottes recht von Herzen lieb haben. Täglich werde ich den Rosenkranz beten, um sie zu ehren und ihres Schutzes mich zu versichern.(…)

Sein tugendhaftes Leben setzte sich auch später im Priesterseminar fort, und am 15. Juli 1827 empfing er die Priesterweihe. Danach wurde er Vikar in Ambérieux, wo er unter anderem durch seinen Eifer für die Einführung der Maiandacht ein so gutes Beispiel gab, dass ihn sein Bischof schon im September 1828 zum Pfarrer von Crozet machte, einem kleinen Ort unweit von Genf, bekannt als eine der schwierigsten Pfarreien der Diözese. 
Kaum jemand kam in die Messen, auch nicht am Sonntag, wo viele Menschen arbeiteten wie am Werktag, oder Vergnügungen nachgingen wie Tanz und Wirtshaus. Als erstes empfahl unser Heiliger seine neue Pfarre dem Schutz der Himmelskönigin. Lange betete er vor dem Tabernakel und vor dem Bild der Muttergottes und erflehte sich bei einer Wallfahrt zum Grab des hl. Franz von Sales dessen Sanftmut und Liebe, durch welche dieser zu seiner Zeit so große Wunder der Bekehrung gewirkt hatte. 

Bald wurde dem hl. Peter klar, dass der Hauptgrund der Verwilderung seiner Pfarrkinder deren große religiöse Unwissenheit war. Er predigte also Sonntags zweimal, und vermittelte, ohne direkt auf die Missstände einzugehen, die christlichen Standpunkte doch klar und eindringlich. Durch seine verschwenderische Liebe zu den Armen bereitete er den Boden für diese Predigten. Auch belebte er die religiösen Bruderschaften vom heiligsten Altarsakrament und vom heiligen Rosenkranz neu. Eine Volksmission tat ihr übriges, und der Ort war schließlich vollkommen verwandelt. Eine schöne Dorfkirche wurde gebaut, und auch die Fronleichnamsprozession kam wieder in Schwung.

Doch es zog den „heiligen Pfarrer“ in die Ferne, genauer gesagt in die Mission. Häufig fragte er bei seinem Bischof an, bis dieser ihn schließlich ziehen ließ. Am letzten Sonntag in Crozet weihte er die Pfarrei feierlich der allerseligsten Jungfrau und verteilte seine ganze Habe unter den Armen, bevor er sich der Gesellschaft Mariä anschloss. Die Erinnerung an den „guten, frommen Pfarrer“ blieb noch Jahre wach. 

Als sein Nachfolger den Verein der Glaubensverbreitung in Crozet einführen wollte, stieß er auf taube Ohren. Mit folgenden Worten ermahnte der neue Pfarrer seine Pfarrkinder: „Wisst ihr denn nicht, dass es sich dabei vornehmlich um die Unterstützung der auswärtigen Missionen handelt, dass also auch P. Chanel dabei beteiligt ist, der weit drüben auf fernem Inselstrande seine Stimme mit der meinigen vereint, um euch um Gebet und Almosen zu bitten?“ Die Zuhörer brachen in lautes Schluchzen aus und wollten sich nun alle dem Verein anschließen.

Pater Chanel wurde nach der kanonischen Errichtung der Maristen im Jahr 1836 für die schwierige Mission in Ozeanien ausgewählt (auch heute noch liegt dort die größte Provinz der Maristen).
Nach einer beschwerlichen Reise, auf der ein Priester starb, kamen die ersten Maristenmissionäre, darunter Pater Chanel, auf den Gambier-Inseln (Französisch-Polynesien) an, wo sie von den eifrigen katholischen Eingeborenen fröhlich empfangen und mit Geschenken überhäuft wurden. 
Die Reise ging weiter nach Westpolynesien. Msgr. Pompallier, der erste Apostolische Vikar von Zentralozeanien, der die Reise begleitete, wollte eine Mission in Tonga errichten, allerdings wurden die Tonganer und deren zunächst nicht abgeneigter König von den methodistischen Predigern so aufgebracht, dass der König befahl, die katholischen Missionäre müssten das Land wieder verlassen. Also zogen sie weiter nach Wallis. 
Durch Vermittlung eines jungen Häuptlings konnten sie sich niederlassen, und so wurde Wallis später die erste blühende Mission von Zentralozeanien.

Man wagte auch den Versuch auf der Nachbarinsel Futuna, und der Könige Riuliki wurde durch Geschenke mild gestimmt und die Mehrheit seines Rates beschloss, dass die Weißen bleiben könnten, weil sie wohl hofften, dass durch diese Reichtum ins Land käme.

Msgr. Pompallier bestimmte am 9. November 1837, dass Pater Chanel und Br. Nizier in Futuna bleiben sollten. Als erstes weihten sie die Insel der Himmelskönigin Maria. Kaum vier Jahre später sollte Chanel dort als Märtyrer sterben.

Die Einwohner hatten bis einige Jahre vor der Ankunft der Missionare verheerende Kriege untereinander geführt, die die Bevölkerung stark dezimiert hatten. Dazu kam der Kannibalismus, der nicht einmal vor den eigenen Stammesangehörigen Halt machte. Anscheinend war diese teuflische Verwirrung auch Ausdruck des abstrusen Götzenkultes, der auf der Insel herrschte. Auch dem König wurde ein gottähnlicher Kult erwiesen. Daneben war auch der Kindsmord üblich.
Gott sei Dank kam später ein König an die Macht, der immerhin die Menschenfresserei abschaffte.

Eigenartiger Weise waren die Futunier abgesehen von dem oben Genannten höflich und auch gastfreundlich. Auch zeigten sie sich kindlich begeistert von den Handwerksfähigkeiten der Missionare. Einen etwas naiven Stolz ließen sie sich nicht einmal durch ihre Landsleute nehmen, die bereits in Australien gewesen waren, und zwar, dass ihre kleine Insel der größte Erdteil der Welt wäre!

Nun begann für den hl. Peter ein wahres Opferleben. Denn obwohl er von dem König eingeladen wurde, bei ihm zu wohnen, waren die Entbehrungen wohl um ein vielfaches größer als in einem französischen Alpendorf. 
Der König zog es nämlich vor, erst um 15 oder 16 Uhr zu speisen, und die königliche Tafel wurde nur mit Bananen, Brotfrüchten und Wurzeln und gelegentlich einigen kleinen, rohen, und teils noch lebendigen Fischen oder großen, ebenfalls lebendigen Holzwürmern gedeckt.

Einmal setzte sich P. Chanel beim Brevierbeten auf einen Stein vor der Wohnung des Königs, worauf ihm dies sogleich verwiesen wurde, denn er hatte ein „Tapu“ gebrochen und nach Meinung der Futunier den Zorn von „Fakavelikele“ (d.h. "der, der die Erde böse macht"), dem Hauptgötzen, auf sich gerufen. 
Nur dem König war es erlaubt, sich auf solche Steine setzen. Zu seiner Erleichterung wurde ihm und Bruder Nizier bald eine eigene Hütte zugewiesen, wenn sie auch denkbar ärmlich war. Hier konnte er am Fest der unbefleckten Empfängnis 1837 die erste heilige Messe auf Futuna lesen.

An Weihnachten war es so weit: die erste öffentliche Messe wurde gelesen, und auch der König wurde eingeladen. P. Chanel und Bruder Nizier richteten den Altar so schön wie möglich her. Der König konnte kaum abwarten, dass die Messe anfing. Priester und Bruder sangen das ganze Amt zusammen, und die Eingeborenen wohnten ehrfürchtig bei. Fortan besuchten die Insulaner regelmäßig der heiligen Messe im „geschmückten Haus“, wie sie die Kapelle und gleichzeitige Wohnung nannten.

(Quelle: die katholischen Missionen, 1890)

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Freitag, 26. April 2013

Ein „echter Teufel“ wird Missionar



P. Jean-Ovide Védrenne wurde einst als „echter Teufel“ bezeichnet, aber durch die Hilfe der Gottesmutter folgte er dem Banner der Immaculata, um für das Heil der Seelen zu streiten. Dies ist ein Beweis für die Macht der allerseligsten Jungfrau und bestärkt die Hoffnung, dass selbst die schlimmsten und verstocktesten Sünder Freunde Gottes werden können.

Der Franzose Jean-Ovide war ein begabter und intelligenter Jugendlicher, wenn auch faul. Früh schloss er sich einer Jugendgruppe der Freimaurer an und nahm nicht nur oberflächlich an der Revolution von 1848 teil. 
Nach einiger Zeit im Gefängnis trat er mit 20 den Zuaven bei, wo er für seinen Mut und seine Missetaten bald fragwürdigen Ruhm erlangte. 
Drei Mal wurde er zum Sergeant befördert, und ebenfalls drei Mal für Ungehorsam wieder degradiert.

Während des Krimkriegs widmete er sich der Krankenpflege und erkrankte an Typhus. Wegen seines schlimmen Zustands kam der Feldkaplan, den er allerdings schroff abwies.
Einer Barmherzigen Schwester gelang es, ihn dazu zu bringen, eine wundertätige Medaille anzunehmen, die er dann auch treu trug.

Nach dem Krieg kehrte er ins Zivilistenleben zurück, an dem er wenig Geschmack fand und beschloss so, sich zusammen mit einem Freund umzubringen. Sie hatten nur eine Pistole, deshalb erschoss sich sein Freund zuerst. 
Jean wäre wohl genauso geendet, wenn nicht einige Freunde, die den ersten Schuss hörten, ihn zurückgehalten hätten. Einige Tage später, traf der verarmte und verzweifelte Jean einen Priester auf der Straße und sagte sofort: „Pater, ich möchte beichten gehen, aber nicht bei Ihnen, Sie sind zu jung.“
Der gute Priester führte Jean zu einem Missionar. Nach der Beichte blickte Jean den Geistlichen neugierig an.
„Sie sind nicht wie die anderen Priester! Sie tragen ein Kruzifix in Ihrem Gürtel wie eine Pistole..:“ Der Priester antwortete, dass er ein Missionar sei. „Ach! Was sagen Sie da, Missionar…Das hört sich nach fernen Ländern und hartem Leben an…und ist Maria der General?...Kann man sich Ihrem Verein irgendwie anschließen?“
„Vielleicht, aber das muss der Pater Provinzial entscheiden.“ „Der Provinzial? Ist das der Musterungsoffizier?“ Fragte der alte Soldat. „Das ist richtig…“
Der Provinzial nahm den Konvertiten herzlich auf und nach einigen Tagen Überlegung führte er ihn ins Noviziat. Obwohl er bereits 35 war, fügte sich Jean der Regel und den Anforderungen des Ordenslebens.

Nach seiner Priesterweihe wurde er nach Sri Lanka geschickt. Viele Jahre hat er seine Mitbrüder und die Gläubigen erbaut. „Oh Gott, vergib mir. Ach! Hätte ich dich nur früher gekannt“, sagte er oft.

Im Jahr 1888 erkrankte er schwer. Das Ende war nah. Ein Mitbruder versuchte, ihn zu trösten und sagte: „Pater Védrenne, Sie lieben doch die allerseligste Jungfrau?“, worauf dieser antwortete:  „Eh! Wer hat Ihnen gesagt, dass ich es nicht täte? Ein Zuave hat keine Angst vor dem Tod. Am Morgen habe ich Gott gewarnt, dass er heute einen berühmten Halunken empfangen würde…“
Der Soldat der Gottesmutter erhielt seinen Marschbefehl; der General rief ihn heim.

(Aus der neuen Ausgabe von Catholic via OMI World (mit Bild))

Dienstag, 23. April 2013

‚Wundergläser‘ in Fidschi



Die Kirche "Holy Cross" in Wairiki, Fidschi (Quelle: Markmark 28)

Die neuen Glasfenster in der Kirche des heiligen Kreuzes in Wairiki.

Die Gründungsgeschichte dieser prächtigen Kirche auf der weltverlorenen Insel des Stillen Ozeans wurde bereits früher erzählt. 
Heute hat dieselbe durch großmütige Missionsfreunde einen prachtvollen Schmuck erhalten, nämlich eine Reihe schön gemalter Glasfenster. „Dieselben waren“, so schreibt der Maristenmissionär P. Prin, „schon längere Zeit angekommen, standen aber noch immer im Pfarrhaus, weil ich geschicktere Hände als die meinen erwarten wollte, um sie einzusetzen. Allein meine eingeborenen Christen brannten vor Verlangen, die Wunderwerke zu sehen, und ich gab endlich ihren Bitten nach. 

Ich rief also drei bis vier der großen Schulkinder, die mir halfen, die Glasfenster in die Kirche zu schaffen. 
Aber statt Hand anzulegen, blieben sie stehen, staunten das Bild des auferstandenen Heilandes an und untersuchten es von allen Seiten. Dabei führten sie mit leiser Stimme etwa folgendes Gespräch: ‚Wie kann man denn solche Farben auf Glas bringen?‘ meinte der eine. ‚Wird nicht der Regen sie abwaschen und die Bilder verderben?‘ fragte ein anderer. Ich sagte ihnen, dass die Bilder immer schön und glänzend bleiben würden. 
‚Aber wer hat das so schön gemacht? Man meint, der auferstehende Heiland sei wirklich lebendig.‘ – ‚Und die Soldaten,‘ rief ein anderer, ‚sieh, welchen Schrecken sie haben! Sie sind ganz wie wir, als wir noch Krieg führten. Wenn der Feind kam, dann standen wir so da mit unserem Schild.‘

Das Zimmer füllte sich mehr und mehr mit Neugierigen. Die Kunde war wie ein Lauffeuer durch das Dorf geeilt. Alles strömte herbei, um die Wundergläser zu sehen. 
Ich erblickte unter ihnen einen alten Mann und fragte: ‚Nun, was meinst denn du zu den Fenstern?‘ – ‚Es ist zu schön‘, meinte er, ‚ich weiß nicht, was ich vor Erstaunen sagen soll; ich kann nur schweigen.‘ 
Dann aber rief er auf einmal begeistert: ‚Was bin ich heute glücklich! Wie gut war doch Gott, dass er mich bis heute leben ließ, um diese wunderschönen Dinge zu sehen! Jetzt, glaube ich, werde ich noch viel mehr nach dem Himmel mich sehnen, der noch viel schöner ist.‘ 
‚Wenn die Fenster,‘ so meinten einige, ‚einmal in der Kirche sind, wird es uns nicht möglich sein, zu beten; wir werden unsere Augen nicht davon wenden können.‘ – ‚Gut,‘ sagte ich, ‚schaut immerhin darauf; aber während ihr hinseht, denkt an unseren Herrn (…) und so wird dieses Anschauen zum Gebet werden.‘ – ‚Ah, das ist wahr!‘ riefen sie, ‚das Bild wird unser Gebetbuch sein, das uns hilft, Gott zu verehren und an die Wohltäter in Frankreich, die uns diese schönen Sachen geschickt, uns im Gebet zu erinnern…‘

(Aus: die katholischen Missionen, 1894)

Montag, 22. April 2013

Die Barmherzigen Schwestern bei den Aussätzigen im Heiligen Land

Barmherzige Schwestern im ursprünglichen Habit (Armand Gautier)

Der hochwürdige Herr Poyet, Apostol. Protonator und Kanonikus des heiligen Grabes, schreibt uns aus Jerusalem die folgenden Zeilen, in welchen er das Los der Aussätzigen in der heiligen Stadt der Mildtätigkeit unserer Leser dringend empfiehlt:

„Noch immer findet sich der Aussatz in der Levante. In Palästina sind seine Opfer zahlreich. Zu Damaskus hat man sie aus der Stadt in ein abgetrenntes Quartier verbannt.
Die Pilger, welche in Jaffa landen und von dort nach Jerusalem ziehen, treffen an den Toren der Stadt Frauen und Kinder, welche das Mitleid der Fremden dadurch zu erwecken suchen, dass sie ihre von der Krankheit zerfleischten Arme zeigen. In Jerusalem sind sie zahlreich und bilden bei Siloë eine Art Gemeinde; wenn jemand in der Umgegend von der Krankheit befallen wird, geht er nach Siloë und bittet um Aufnahme.(…)

Die christliche Liebe schuf einst in Europa allenthalben Zufluchtsstätten für diese Kranken, weil sie in denselben ein Bild des bitteren Leidens (Christi?) erblickte. Zu Jerusalem hat man bis auf die letzte Zeit nichts für sie getan.
Ein Pascha verbannte sie vor etwa 15 Jahren aus der Stadt in das Tal Cedron, jenseits der Quelle Siloë. Die Kräftigeren unter ihnen, welche noch gehen können, begeben sich jeden Morgen an den Weg nach Bethlehem und halten den Vorübergehenden eine Schüssel aus Weißblech hin, in die man ihnen ein Stück Brot, einige Früchte usw. wirft, was sie mit ihren Unglücksgenossen in Siloë teilen.
Ein Missionär des lateinischen Patriarchats hegte schon seit 30 Jahren den Plan, eine Anstalt für diese Unglücklichen zu gründen; es fehlte ihm aber sowohl an Geld als an einer Ordenskongregation, welche sich mit der Pflege dieser schrecklich verstümmelten Kranken hätte befassen können.
Als 1875 Msgr. Gauthier, der Apostol. Vikar von Süd-Tonking, das Mittel Hoang-nan bekannt machte, welches gegen die Wut und gegen den Aussatz, zwei Krankheiten, die bisher der europäischen Arzneikunde gespottet hatten, mit Erfolg angewendet wird, entschloss man sich, dasselbe in Jerusalem anzuwenden. Man wandte sich an die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul und bewog dieselben, einige Mitglieder zur Ausübung ihrer Ordenstätigkeit und namentlich zur Pflege der Aussätzigen nach Jerusalem zu senden. Seine Heiligkeit Leo XIII. segnete das Unternehmen.
Am Feste Kreuzauffindung (3. Mai) 1886 trafen sie in Jerusalem ein und eröffneten ein Haus für Krankenpflege; sieben Schwestern können gegenwärtig der Arbeit kaum genügen. Täglich bedienen sie durchschnittlich 350 Kranke von verschiedenen Sprachen und Religionen; oft hat man sogar 650 gezählt. Unentgeltlich verteilt man an alle Kranken die nötigen Arzneien.
Abends besuchen die Schwestern in ihren Wohnung diejenigen Kranken, welche am Morgen nicht zur Apotheke kommen konnten, und jede Woche begeben sich zwei Schwestern in die umliegenden Dörfer und pflegen alle Kranken, welche man ihnen bringt. Vierzehn Dörfer haben das Glück, von ihnen besucht zu werden, und jedes Mal ist die Freude groß, wenn sie eintreffen.

Dreimal wöchentlich steigen die Barmherzigen Schwestern auch nach Siloë hinab, um die Wunden der Aussätzigen zu verbinden. Unmöglich lässt sich das Staunen der Unglücklichen beschreiben, das sich bald in Dankbarkeit verwandelte, als sie diese Frauen aus Europa den Eiter aus ihren Wunden waschen und dieselben mit größter Zartheit mit blendend weißer Leinwand verbinden sahen. Man weiß, wie sehr die Mohammedaner das Weib verachten; umso mehr erschienen die Barmherzigen diesen Unglücklichen als wahre Engel, welche vom Himmel herniedergestiegen.
Ein- oder zweimal im Jahr bringen die Schwestern den Aussätzigen Brot, Fleisch, Früchte und arabische Süßigkeiten, um die Ärmsten, in denen sie Jesum Christum verehren, mit einer Mahlzeit zu erquicken. Mehrere edle Pilger wollte dieser Mahlzeit beiwohnen und die Aussätzigen bedienen.

Leider ist Siloë für die Schwestern, die wöchentlich dreimal hinabsteigen, viel zu weit entfernt, namentlich im Winter, wo es während drei Monaten oft in Strömen regnet und ein heftiger Wind weht.
Auch hätte man von den Kranken, bei denen das Übel schon Fortschritte gemacht hat, täglich, ja öfter im Tage, die Hilfeleistungen der Schwestern nötig. Man könnte so manche Seele retten, die sonst verloren geht.
Die Krankenpflegerinnen dieser armen Leute beten also inständig zu Gott, er möge wohlhabenden Christen den Gedanken eingeben, ihnen ein Haus zu bauen, in welches sie die am meisten der Pflege bedürftigen aufnehmen könnten. Sollten sich nicht Wohltäter finden, welche ihnen zur Verwirklichung dieses Planes behilflich wären?


(Aus: die katholischen Missionen, 1888)

Sonntag, 21. April 2013

Pontifikalämter, die sich sehen lassen können – ein Priesterseminar in der Südsee

Ein Priesterseminar für einen einheimischen Klerus auf einer Insel im Stillen Ozean, die vor 50 Jahren nur von Menschenfressern (ob alle Menschenfresser waren, sei mal dahingestellt) bewohnt war, ist gewiss eine denkwürdige Tatsache. Wir entnehmen darüber einem Briefe des Apostolischen Vikars von Zentral-Ozeanien, Msgr. Lamaze, auf der Insel Wallis folgende Einzelheiten. 

„Ihr großes Interesse, das Sie an unserem einheimischen Priesterseminar nehmen, lässt mich erwarten, dass einige weitere Nachrichten nicht unerwünscht sein werden.
Ich werde dieses Jahr die Freude haben, wieder einen unserer Seminaristen zum Priester zu weihen. Sein Name ist Savelio (Xaverius). Es ist nun der fünfte Priester, der aus unserer Anstalt hervorgegangen. Am selben Tage werde ich zwei zu Akolyten und einen zum Lektor weihen. Außerdem haben wir hier noch drei Tonsuristen, während drei weitere im Chor bereits die schwarze Soutane tragen.
Sehen Sie, das ist es, was ich mein Grand-Séminaire (Priesterseminar) nennen. Das kleine Seminar (d.h. das Knabenseminar) zählt 14 junge Lateinschüler, die sich, ich sage nicht mit Rosa, Rosae (denn Rosen gibt es hier keine), wohl aber mit Femina, Feminae, ein Geschöpf, das überall vorkommt, plagen, und zwar nach allen Regeln der Grammatik. Diese unsere Jüngsten haben beim Gottesdienst ihren Platz vorne im Chor, wobei sie der Sparsamkeit halber in schönen, fein geflochtenen Matten statt in Chorhemden erscheinen. 
Dieses Personal bildet zur selben Zeit mein Seminar und mein Kapitel, und dank dieser Seminaristen-Kanoniker, die am liturgischen Gesang sowohl wie an den kirchlichen Zeremonien ihre helle Freude haben, feiern wir hier Pontifikalämter, die sich sehen lassen können. 

Die Tagesordnung meines Seminars, die ich übrigens nicht in allem als Vorbild hinstelle, ist wie folgt:
Um halb fünf Uhr Aufstehen, dann Betrachtung, heilige Messe, Absingen einer der kleinen Horen; es folgt eine halbe Stunde Klasse, dann eine kleine ozeanische Zigarette. 
Nicht selten ergibt sich dann, dass für das nun folgende Frühstück nichts vorhanden ist. Man geht ruhig darüber hinweg, als ob nichts geschehen wäre, nur dass in solchem Fall annuente superiore (mit Zustimmung des Obern) die Zigarette länger wird, wenn nicht gerade sich verdoppelt. 
Vielleicht, dass Ihre Seminaristen sich hieran ärgern. Wohlan, sagen Sie ihnen, dass die unsrigen diese kleine Vergünstigung aufs bereitwilligste gegen das substantielle Frühstück abtreten, was von den guten Schwestern in Ihrem Grand-Séminaire mit kundiger Hand bereitet wird.

Die Arbeit in den Plantagen – denn prius est vivere quam philosophari (d.h. erst leben, dann philosophieren) – füllt dann in nützlicher Weise die Morgenstunden aus. Um 10 ½ Uhr folgt fünf Viertelstunden Klasse, dann Gewissenserforschung, darauf die Hauptmahlzeit, die nicht selten die einzige bleibt; denn ein Abendessen gibt es nur, wenn mittags was übrig bleibt. Um 2 Uhr ist Besuch beim Allerheiligsten, dann fünf Viertelstunden Studium, darauf wieder Handarbeit. 
Wenn dann die Sonne zur Rüste geht, gehen meine Leutchen zum Baden und zum Fischen. Dann versammelt sich alles. Man singt eine Nocturn, betet den Rosenkranz und das Abendgebet und macht dann Erholung, bis es Zeit wird, schlafen zu gehen: das ist um 9 Uhr.“ Soweit der Apostolische Vikar. Möge er uns recht bald wieder was von seinem Seminar erzählen!

(Aus: die katholischen Missionen, 1891)

Samstag, 20. April 2013

Ein weiterer Held der katholischen Aussätzigenpflege



Der „Pilot“ von Boston meldet den Tod eines Märtyrers der christlichen Liebe, der wie P.Damian sich der Pflege der Aussätzigen geweiht hatte. Derselbe heißt P. Johann Bakker und gehörte dem Redemptoristenorden an.
Schon seit 1866 weilte er bei seinen geliebten Pfleglingen in Surinam. Vor zehn Jahren fühlte er sich von der Krankheit, die ihn seither unaufhörlich peinigte, befallen.
Besonders waren die letzten Monate seines Lebens äußerst qualvoll, da die Ärzte sich gezwungen sahen, ihm die Finger abzunehmen, und er daher in allem fremder Hilfe bedurfte. Nichtsdestoweniger zeigte er sich jederzeit gottergeben, ja heiter in seinem Leiden.
P. Bakker war ein Holländer und ist der dritte Redemptorist, der im Dienste der Aussätzigen in Surinam starb. Diese Unglücklichen sind zwar größtenteils nicht katholisch, doch hat man bis jetzt nur katholische Geistliche in ihrer Mitte gesehen.
Wie in Molokai weilen auch hier unerschrockene Ordensschwestern (Franziskanerinnen), welche die kranken Frauen und Kinder pflegen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1891)


Mehr über P. Bakker hier (Englisch).

Donnerstag, 18. April 2013

"Es erinnert an die glorreichsten Zeiten der Kirche" – Eine Märtyrergeschichte aus Vietnam




Es erinnert an die glorreichsten Zeiten der Kirche, was uns der Missionär P. Fourneuve aus West-Tonking berichtet.
Es war im März 1916. An die fünfzig Einwohner von Lang-Song, einem Lehen des ersten Mandarins der Provinz Hoah-Binh, suchten mich in Ao-Kenh auf und erklärten, sie wollten Christen werden. Leider fielen die meisten von ihnen infolge der Drohungen des Dorfhäuptlings bald nach ihrer Bekehrung wieder ins Heidentum zurück.
Nur zwei Familien blieben treu: Die Familie des Hiuh, dem ich die kleine Katechumenenschar anvertraut hatte, und die Familie des…Dorfzauberers Phoi.
Diese armen Leute erbauten bald die ganze Gemeinde. Trotzdem ihr Dorf zwei gute Stunden von unserer Niederlassung Thuong-Lam entfernt lag, fehlten sie doch nie am Sonntag bei der heiligen Messe.

Da ward ich im Juni 1918 überrascht, sie beim Gottesdienst nicht zu sehen; am folgenden Sonntag fehlten sie wieder. Ich war etwas beunruhigt. 
Bald kamen denn auch Annamiten (Vietnamesen) und brachten mir eine schmerzliche Botschaft.
„Pater, die Heiden von Lang-Song sollen Hiuh, das Haupt der Christen, getötet haben.“ Ich wollte zunächst gar nicht an ein solches Verbrechen glauben. Und doch war es traurige Wahrheit. Was war geschehen?

Eines Abends versammelte der Mandarin alle Heiden zu einem gemeinsamen Mahle. Zugleich gab er der Dorfwache den Befehl, Hiuh zu verhaften und vorzuführen. 
Es war gegen 9 Uhr abends. Hiuh war gerade bei seinem Freund Phoi, dem alten Zauberer. Die Wächter packten ihn, banden ihn mit seinem Turban die Hände hinter dem Rücken zusammen und schleppten ihn zum Häuptling. 
Kaum steht Hiuh vor dem Gewaltigen, als er angedonnert wird: „Ich befehle dir, die christliche Religion zu verlassen und zu uns zurückzukehren, sonst bist du des Todes.“ 
„Töte mich, wenn du willst,“ antwortete Hiuh, „ich falle nie ab.“
„Wenn du den Glauben aufgibst, mach ich dich zum Hauptmann der Wachen.“ 
„Mach mit mir, was du willst,“ erwiderte Hiuh, „aber abfallen – niemals!“

Als der Häuptling sah, dass seines Drohungen nichts fruchteten und sein Angebot verschmäht wurde, geriet er in Wut und gab den Befehl, Hiuh lebendig zu begraben, mit dem Kopf nach unten. Die Elenden schleppten ihn fort. Als er an seinem Hause vorbeiging, rief er seinen weinenden Angehörigen zu: 
„Sie führen mich zum Tode; sagt es dem Pater. Vor allem aber verleugnet euren Glauben nicht.“ 
Das waren seine letzten Worte.

Eine Viertelstunde vom Dorf entfernt wurde er, wie befohlen, lebendig im Schlamm begraben. Dort hauchte der junge Held seine edle Seele aus. 
Er war durch die Bluttaufe gereinigt worden und konnte jetzt den Gott von Angesicht zu Angesicht schauen, den er erst seit drei Monaten kannte, dem er aber sein ganzes Leben geopfert hatte. (Anm.: Hier machen die Zeitangaben keinen Sinn, wahrscheinlich sollte es eingangs März 1918 statt März 1916 heißen, dann wäre drei Monate richtig).

Kehren wir jetzt zum Zauberer Phoi zurück. Kaum hatten die Soldaten in seinem Hause den Hiuh festgenommen, so war er ins Gebirge geflohen. Dort hielt er sich versteckt. Als ich dies erfuhr, ließ ich ihn holen.
„Pater“, sagte er mit zitternder Stimme, „ich will ein Christ bleiben; aber nach Lang-Song kann ich nicht zurückkehren der Häuptling würde mich töten lassen.

Da an dem Tag gerade P. Hébrard in Thuong-Lam weilte, holten wir zusammen Frau und Kinder des Phoi ab. Was sie an beweglicher Habe mitnehmen konnten, luden sie auf und verließen Haus und Hof und Heimat, ohne Hoffnung auf Rückkehr. 

Seither hat sie der liebe Gott sichtlich beschützt. Phoi wohnt mit seiner Familie in der Gemeinde von Ben-Kuoi, und zwar viel glücklicher – wie er es mir oft wiederholt – als er vorher war. Die Christen gaben ihm ein Haus, Felder, eine Kuh. Reich ist er nicht. Aber durch seine Arbeit kann er mit Frau und Kindern leben. Jetzt ist er ganz selig; er heißt auch nicht mehr der Zauberer Phoi, sondern Joseph Phoi.

Die Familie des Hiuh, unseres glorreichen Märtyrers, hat sich in der Gemeinde Ke-Mai angesiedelt. 
Dort lebt sie friedlich und ungestört. Die elenden Mörder haben ihr verbrechen schon gebüßt. Der Häuptling wurde zum Tode verurteilt; er starb aber noch vor seiner Hinrichtung im Gefängnis. Die zwei Mitschuldigen erhielten Zuchthaus und folgten ihm bald ins Grab nach.

(Aus: die katholischen Missionen, 1920)

Mittwoch, 17. April 2013

Die „Schatzkammer des armen Heilandes in Bosnien“


Messe im Freien in Bosnien (1901)
Die bosnische Kirche ist eine der ärmsten, die es gibt, und die apostolische Armut der bosnischen Weltgeistlichen in ihren abgelegenen Bergdörfern dürfte größer sein als die der meisten Heidenmissionäre. 
Um wenigstens der Armut in den schlichten Dorfkirchlein einigermaßen abzuhelfen, wurde in Sarajevo die „Schatzkammer des armen Heilandes in Bosnien“ eingerichtet, nämlich eine Sammelstelle für die Paramente, Kirchenwäsche und andere Gaben, die von Vereinen, Kongregationen und einzelnen Wohltätern geschenkt werden. 
„In Bosnien und Herzegowina wird es nur wenige Kirchen geben, welche aus dieser Schatzkammer nicht beschenkt worden wären.“ Während des Krieges wurden auch die Truppen bzw. die Feldgeistlichen nach Möglichkeit bedacht. 

Nunmehr soll sich die Sammelstelle zu einer „Schatzkammer des armen Heilandes auf dem Balkan“ erweitern, und wir machen unsere deutschen Paramentenvereine aufmerksam, dass ihre Gaben hier vielleicht dringender benötigt sind als in manchen Heidenmissionen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1918)

Der Herr ist König, es frohlocke die Erde; es freue sich der Inseln Zahl! (Psalm 96 (97),1)

Diakon (heute Father) Magdala Maria F.SS.R.
 aus Sydney, Australien,
Sohn samoanischer Eltern,

Mönch auf Papa Stronsay, Schottland
bei der Osterpredigt in Christchurch, Neuseeland.

Es freue sich der Inseln Zahl!

Montag, 15. April 2013

„Die katholische Kirche verurteilt die doppelte Sklaverei…“




„Die katholische Kirche verurteilt die doppelte Sklaverei, die des Geistes und die des Körpers. Sie möchte uns von beiden befreien. Ich war ein armer Sklavenjunge, aber die Priester der Kirche haben mich nicht verachtet. Durch den Einfluss von einem von ihnen bin ich das geworden, was ich heute bin.“

Der Diener Gottes Father Augustine (auch Augustus) Tolton in einer Rede an den First Black Catholic Congress, Washington DC, 1889

Sonntag, 14. April 2013

Die ersten einheimischen Priester in Uganda


Die ersten Baganda-Priester sind am 29. Juni 1913 geweiht worden. Der Apostolische Vikar, Bischof Streicher, teilt das frohe Ereignis dem Generalobern der Weißen Väter, Bischof Livinhac, also mit: 

‚Die Weihe unserer ersten Priester ist nunmehr Wirklichkeit, vollendete Tatsache geworden. Gott sei Dank!
Die Ugandakirche hat ihre Lebenskraft gezeigt, sie hat aus sich selbst die Erstlinge des Priestertums hervorgebracht. Ew. Bischöfl. Gnaden sollen zuerst die offizielle Kunde von diesem hochwichtigen Ereignis erhalten. Unter den Geweihten waren außer den beiden Priestern noch ein Diakon, fünf Minoristen und sechs Tonsurierte.
Ohne dass irgendwelche Einladung ergangen wäre, hatten sich doch der katholische Regent Stanislaus Mugwanya, alle katholischen Provinzvorsteher, die Elite der Katholiken aus ganz Uganda eingefunden. Die Menge der Herbeigsetrömten belief sich schätzungsweise auf 15.000.
Man muss gestehen, dass das wahrhaft katholische Empfinden unsere Christen richtig leitete. Sie waren sich der Tragweite der Weihefeierlichkeit voll und ganz bewusst. Andacht und Rührung malten sich auf allen Gesichtern, und eifrige Gebete begleiten die hehren Zeremonien.

Unsere beiden Neupriester werden die nächsten zwei Jahre im Knabenseminar im Lehramt tätig sein. Nach Ablauf dieser Zeit werden sie Jurisdiktion erhalten und in der Seelsorge beschäftigt sein.'

(Aus: die katholischen Missionen, 1914)


Ein Bild der beiden Priester (wahrscheinlich kurz nach der Weihe) findet sich hier. Ein weiteres Bild beim silbernen Priesterjubiläum 1938 hier (rechtes Bild). 

Wahrscheinlich war der ugandische Autor dieses Artikels so begeistert davon, dass er die beiden als "erste Priester Afrikas" bezeichnete. 


Natürlich gab es schon in Nordafrika in der christlichen Frühzeit Priester und Bischöfe und auch in Schwarzafrika waren sie nicht die ersten. 
Bereits in den 1870er Jahren gab es einen senegalesischen Priester (wahrscheinlich mehrere) unter den Vätern vom Heiligen Geist und im Kongo bereits im 16. Jahrhundert schwarze Priester und sogar zwei schwarze Bischöfe, darunter der Sohn von König Alfonso vom Kongo, Henrique, der in Portugal erzogen wurde.

Samstag, 13. April 2013

Der erbauliche Tod Pater Schynses, des ersten „Weißen Vaters“ aus Deutschland

Pater August Schynse M. Afr. (1857-1891)
Bereits in unserer März-Nummer brachten wir zugleich mit den letzten Zeilen P. Schynses aus Bukumbi am Südende des Victoria-Nyansa-Sees die traurige Nachricht von seinem viel zu frühen Tode, die der Draht über Algier gebracht hatte.
Über die Todesart konnten damals nur Vermutungen geäußert werden; jetzt aber liegt uns ein Brief seines Gefährten und Ordensbruders, des P. Levesque, vor, und obschon derselbe von der Tagespresse bereits veröffentlicht ist, wollen wir ihn dennoch, zugleich mit einem Bilde des Verewigten, auch an dieser Stelle mitteilen:

„Am 18. November, abends 8 Uhr,“ heißt es in dem Schreiben, datiert Notre-Dame de Kamoga (Bukumbi), 19. November, „ist er hinweggegangen, um im Himmel den Lohn seiner Mühen zu erhalten; so heilig und erbauend war sein Ende, als es das Ende eines heiligen Missionärs nur sein kann.
Ich kann darüber aus genauester Kenntnis sprechen; denn seit meiner Ankunft in Kamoga war ich sein vertrautester Freund und Gewissensrat, habe ihn nach besten Kräften in seiner letzten Krankheit gepflegt, ihm die Sterbesakramente gespendet und ihm den Abschiedskuss in dem Augenblick gegeben, in welchem er zu letzten Mal den Namen Jesus aussprach und seine Seele Gott zurückgab.
Ich habe viele Christen sterben sehen, auch Priester und Ordensleute, aber niemals habe ich einen so lebendigen Glauben, eine so innige Liebe zu unserem Herrn und eine so vollständige Ergebung in den Willen Gottes gefunden. Er starb infolge des rheumatischen Leidens, an dem er schon lange litt.


Am 15. warf sich dasselbe auf die Brust, dazu trat Rippenfell- und Lungenentzündung und sehr starkes Fieber, welches allen Arzneien trotzte; ebenso wenig vermochten die aufgelegten Zugpflaster den Schmerz in der rechten Seite zu beseitigen.
Seit meiner Ankunft am 9. Oktober litt er stets an Anfällen, die er sich hauptsächlich während seiner Reise von Sansibar hierhin 1890 und nach Uganda zugezogen hatte.
Er täuschte sich nicht über sein Leiden, sondern sprach mir oft von seinem Ende. Am 15. legte er sich mit heftigen Schmerzen in der Seite nieder, um nicht mehr aufzustehen. Montag den 16. wollte er mir eine Generalbeichte über sein ganzes Leben ablegen, am folgenden Tag empfing er die heilige Eucharistie mit einem Glauben, welcher uns zu Tränen rührte. 


Am Mittwoch, gegen 2 Uhr nachmittags, trat ihm nach langem Schlaf der kalte Schweiß auf die Stirn, und wir sahen sofort, dass die Krankheit eine schlimme Wendung nahm.
Ich machte ihn gleich aufmerksam darauf, aber er antwortete lächelnd, es habe nichts zu bedeuten; übrigens sei er bereit, den Willen Gottes zu tun. Um 2 ½ Uhr sagte ich ihm, es sei gut, alles zu tun, um vor Gott zu erscheinen und das Sakrament der letzten Ölung zu empfangen. Er drückte meine Hand an sein Herz und sagte: „Wenn Sie glauben, dass ich so krank bin, tun Sie, was Sie für gut halten.“ 

In Gegenwart aller Brüder spendete ich ihm das letzte Sakrament, tief erschüttert, denn dieser heilige Priester wollte auf alle Gebete antworten und ersuchte mich, langsam zu beten, damit er gut folgen könne.
Dann nahm er wiederholt das Kruzifix, küsste es innig, hob es in die Höhe und rief laut, er wolle in der Liebe des Gekreuzigten sterben. Dann bat er alle, die er etwa durch ein Wort beleidigt habe, um Verzeihung. Mehrmals fragte ich ihn, ob er kein Testament machen wolle, aber er antwortete lächelnd, er habe ja nichts zu vermachen.“


Er ist gestorben, wie er gelebt, als Mann und als Christ, unerschrocken dem Tod ins Auges sehend, dem er so oft die Stirn geboten, in festem Vertrauen auf Jenen, dem er sein Leben geweiht von Jugend an.

Dem Todesbericht folgt auf dem Fuße eine andere Hiobsbotschaft P. Levesques: „Am 28. November wurde unsere Karawane, welche die unter deutschem Schutz stehenden Vikariate von Nyanza und Unjamjembe mit neuen Vorräten versorgen sollte, wider alles Erwarten bloß zwei Tagreisen von hier (U.L. Frau von Kamoga) von feindlichen Völkerschaften angegriffen und sämtlichen Gepäcks beraubt. Unser Schaden beläuft sich auf nahezu 100.000 Franken (80. 000 Mark) und wir werden bald am Allernotwendigsten Mangel leiden, ohne die Mittel zu haben, es uns anzuschaffen.
Da wir die opferwillige Liebe der deutschen Katholiken kennen, so bitten wir Sie ergebenst, die Blätter Ihrer geschätzten Zeitschrift für eine Subskription zu eröffnen…“


Dieser harte Schlag hat jedoch den Mut der Missionäre nicht gebrochen. „Morgen“, so fährt P. Levesque fort, „gehe ich nach Bukoba, wo wir im Schatten der deutschen Flagge eine neue Missionsstation zu eröffnen gedenken. Ich hoffe zuversichtlich, dass unser Appell nicht ungehört verhallen wird.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1892)

Mittwoch, 10. April 2013

Ein schönes Zeugnis für die Weißen Väter und Hauptmann Joubert



Ein schönes Zeugnis für die ebenso geschickte als erfolgreiche Tätigkeit der Weißen Väter in Mittelafrika findet sich in dem Blatte Avant-Garde.
Dort berichtet ein Belgier mit warmer Begeisterung, was er am Westufer des Tanganyika bei den Missionären und beim alten Hauptmann Joubert gesehen. 

„Es bedürfte einer geschickteren Feder als die meinige, um meiner Bewunderung für die Weißen Väter und das Werk, das sie vollbracht, ganz gerecht zu werden. Mit beschränkten Mitteln haben sie in Mpala ein riesiges Kloster und eine prächtige Kirche gebaut, wie sie deren manche belgische Ortschaft nicht besitzt. Sie haben einen ungeheuren Garten angelegt, wo sie alle möglichen europäischen Gartenerzeugnisse ernten.
Man muss es selbst gesehen haben, um zu wissen, welch gute, einfache, arbeitsame und ausdauernde Männer diese Missionäre sind. Sie haben eine Schule, in welcher die kleinen Wilden nicht bloß lesen und schreiben, sondern sogar Lateinisch lernen. Ich langte in Mpala am Aschermittwoch an und fand hier so gastfreundliche Aufnahme, dass ich bis Ostermontag verblieb. 

Dann fuhr ich auf einer Piroge weiter, um einem Christendorfe eine Unterkunft zu suchen. Wie groß war meine Verwunderung, als ich ein Dorf von fast europäischem Gepräge betrat — hübsche Häuschen mit Verandas —, ein bequemes Schlafzimmer fand, wie ich es längst nicht mehr gehabt, und Leute, von ganz ausgesuchter Artigkeit antraf.
Doch ich käme an kein Ende, wollte ich alles erzählen, was ich bei den Patres am Seeufer gesehen. Aber eines ist gewiss, ich werde stets mit Freude ihre Sache vertreten, und es wird mir eine Genugtuung sein, sie unterstützen und fördern zu können.

Ich setze meine Fahrt fort und erreichte St. Louis von Mrumbi, wo ich eine geschichtliche Persönlichkeit zu Gesicht bekam.
Es ist dies Hauptmann Joubert, der ehemalige französische Offizier, der sich einst in den Reihen der Zuaven glänzend auszeichnete und den Rang einnahm, dessen Titel er noch heute führt.
Er ist der unbestrittene Herrscher eines Christendorfes, das fast ganz aus ehemaligen, während des Antisklaverei-Feldzuges losgekauften Sklaven bevölkert ist. Er hat eine Negerin zur Frau und drei Kinder, zwei kleine Jungs und ein achtjähriges Mädchen (…)
Joubert sieht trotz seiner 62 Jahre noch aus wie ein Fünfziger. Er ist eine sichere Stütze für die Patres und hat ein Korps einheimischer Miliz gedrillt, das im Kampf seinen Mann stehen wird. 

In Baudouinville empfing mich Msgr. Roelens, ein wirklich ungewöhnlicher Mann von klarem Verstand und weitem sicheren Blick. Er wird in Bälde an der Spitze einer Gruppe von Missionen stehen, denen eine große Bedeutung für die Zukunft zukommt."

(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Dienstag, 9. April 2013

Die kirchenfeindliche Presse und der Zölibat am Beispiel des lateinamerikanischen Plenarkonzils

Die Konzilsväter mit Kardinal Vives y Tuto O.F.M. Cap. (erste Reihe, Mitte)


Wie wir seiner Zeit berichteten tagte vom 24. Mai bis zum 9. Juli 1899 zu Rom das Plenarkonzil der spanisch-amerikanischen Kirche, an welchem 13 Erzbischöfe und 40 Bischöfe aus 18 verschiedenen Republiken von Süd und Mittelamerika (Mexiko dazugerechnet) teilnahmen. (…)
Die Verhandlungen des Konzils, 998 Dekrete unter 16 Titeln, umfassen das gesamte Leben der Kirche, ihre Glaubens- und Sittenlehre, Kirchenrecht, Liturgie, Pastoration, Seminarbildung, Schulen usw. und bilden so eine klare, einheitliche Gesetzgebung und Rechtsnorm für die spanisch-amerikanische Kirche. 

Bekanntlich ging damals durch die kirchenfeindliche Presse die Behauptung, dass vom südamerikanischen Episkopat die Forderung auf Abschaffung des Zölibats gestellt worden sei. Das gerade Gegenteil ist wahr. 

„Wenige Bischofsversammlungen haben die ideale Erhabenheit, Würde, Verdienstlichkeit und den heilsamen Einfluss der jungfräulichen Reinheit mit so warmen Worten geschildert als das Plenarkonzil des lateinischen Amerikas“. (Bellesheim, Katholik, 1900, II, 280)

Es ist alle Aussicht vorhanden, dass die Reform die kirchlich-religiösen Zustände, die in Süd- und Mittelamerika seit Jahrzehnten im Gange ist, durch die ebenso weisen als maßvollen Bestimmungen des Konzils glücklich weitergeführt und vollendet wird.

(Aus: die katholischen Missionen, 1901)