(Aus: die katholische Missionen, 1890)
Die bittere, feindselige Stimmung der heidnischen Bevölkerung gegen das Christentum spiegelt sich recht anschaulich in dem folgenden Schreiben eines der auf der Insel Hong Kong tätigen christlichen Schulbrüder, des Fr. Basil. Marie, Direktor der dortigen Waisenanstalt, an den Generaldirektor des Werkes der heiligen Kindheit.
„Ich erlaube mir, Ihnen folgenden Vorfall mitzuteilen, der wohl im Stand sein dürfte, die Teilnahme der Leser Ihrer Zeitschrift zu erregen.
Unter unseren teuren Kindern befand sich auch ein Jüngling, der bei uns das Schreinerhandwerk gelernt und seit einem Jahre als Gehilfe in unserer Anstalt arbeitete, ein ebenso guter Christ als geschickter Arbeiter.
Obschon er bereits 19 Jahre alt, befiel ihn das Heimweh, und er verlangte dringend nach seinen Eltern, welche auf dem Festland zehn Tagereisen von Hong Kong entfernt lebten. Seit längerer Zeit schon hielt er um die Erlaubnis an.
Endlich gaben wir seinem Drängen, das ja natürlich und gerechtfertigt war, nach. Da seine Abwesenheit wohl zwei Monate dauern konnte, und er die Schwierigkeiten voraussah, in seiner Heimat mitten unter den Heiden und bei seinen Eltern, die eifrige Götzendiener sind, seinen religiösen Pflichten zu genügen, wünschte er vor seiner Abreise noch einmal zu beichten und zu kommunizieren.
Das war eine besondere Gnade und Eingebung von oben, wie sich später zeigen sollte. Unser Neophyte langte bei seiner Familie zu einer Zeit an, wo die Heiden gerade ihr herkömmliches Ahnenfest begingen. Man lud ihn also ein, daran teilzunehmen, den Seelen der Toten Weihrauch zu streuen und auch den übrigen heidnischen Gebräuchen beizuwohnen.
Er erwiderte bescheiden, aber fest, er sei ein Christ, und seine Religion verbiete ihm, dergleichen abergläubische Dinge mitzumachen. Diese entschiedene Erklärung rief großen Unwillen bei der ganzen Verwandtschaft hervor.
Doch hielten sie anfangs ihren Zorn zurück und versuchten es, erst durch Schmeicheleien, dann durch Drohungen ihn zu bewegen, den alten Landesgebräuchen sich zu fügen und dem Verlangen seiner Eltern nachzugeben. Umsonst.
Auf die Schmeicheleien hörte der Neophyte nicht, und auch die Drohungen, die er übrigens nicht so ernst nahm, verfehlten ihre Wirkung. Doch hatte er sich getäuscht, denn die Drohworte waren nur zu ernst gemeint. Aufgebracht durch seine Halsstarrigkeit, wie sie es nannten, und durch die Erfolglosigkeit ihrer Bemühungen, verschworen sich schließlich die Verwandten im Einverständnis mit den Eltern, den standhaften Jüngling gelegentlich aller Stille bei Seite zu schaffen. Sie ließen ihn also vorderhand in Ruhe und drängten nicht weiter.
Die Gelegenheit, für die erlittene Schmach und Verdemütigung Rache zu nehmen, ließ nicht lange auf sich warten.
Einige Tage nach dem Feste nämlich zeigte der Neophyte seinen Eltern die Absicht an, bald wieder in die Anstalt von Hong Kong zurückzukehren und bestimmte den Tag der Abreise. Die Eltern, weit entfernt, etwas dagegen einzuwenden, trafen sogar die Anstalten für ein kleines Abschiedsmahl, wie es bei der Abreise eines Familienmitgliedes im Land üblich ist.
Als man sich am festgesetzten Tage zum Mahl niedersetzte, war der junge Mann, durch das ihm erzeigte Wohlwollen getäuscht, ganz heiter und aufgeräumt und freute sich, noch einmal im Kreise seiner Angehörigen zu sein.
Er bemerkte nicht den seltsamen, tückischen Zug in den Gesichtern der Anwesenden und wusste nicht, dass eine verruchte Hand ein langsam wirkendes Gift in die Speisen gemischt hatte, die er ahnungslos zum Mund führte. Dann nahm er Abschied von den Seinigen und bestieg, von einem Onkel begleitet, eine Barke, die ihn den Kuang Tong hinunter gen Hong Kong bringen sollte.
Am zweiten Tag begann das Gift zu wirken und veranlasste ein heftiges Erbrechen, das der junge Mann jedoch den Wirkungen der Seekrankheit zuschrieb. Der Schurke von einem Onkel kannte sehr wohl die wahre Ursache; denn er hatte seinen Neffen nur deshalb begleitet, um im gegebenen Augenblick den Leichnam ohne Aufsehen fortzuschaffen.
Das Erbrechen wurde von Tag zu Tag stärker und bösartiger, bis der Arme endlich am siebenten Tag unter heftigen Schmerzen den Geist aufgab. Der elende Mensch, der sich seinen Onkel nannte, nahm den Leichnam, band einen großen Stein an seinen Hals und versenkte ihn, von einigen Mitfahrenden unterstützt, in die Fluten des Kuang Tong.
Das ist keineswegs ein vereinzelter Fall, wie sich die Heiden an Mitgliedern ihrer Familie rächen, welche sich weigern, die heidnischen Religionsgebräuche mitzumachen, sei es, weil sie bereits Christen sind, oder weil sie im Begriffe stehen, es zu werden.
Das Gift spielt überhaupt in China eine große Rolle; es ist das gewöhnliche Mittel, einen Feind, einen Nebenbuhler oder sonst eine missliebige Persönlichkeit aus der Welt zu schaffen.
Will man das Gift nicht selber geben, so genügen einige Piaster, um den rechten Mann dafür zu finden. Ist das Verbrechen geschehen, so schließt die Frucht vor einem ähnlichen Schicksal den Eltern oder Freunden des Opfers den Mund, und niemand wagt es, die Sache vor Gericht zu bringen.
Donnerstag, 24. Mai 2012
Dienstag, 15. Mai 2012
Die Liebe der Indianer zu Papst Leo XIII.
Papst Leo XIII.
Kaum war der Gottesdienst zu Ende, da brachten die Plattköpfe ihr Bestes zusammen und legten es zu Füßen des Bischofs nieder. Die Frauen entäußerten sich ihre Schmuckes, um auch etwas beitragen zu können; ein Mädchen von 18 Jahren opferte das Liebste, was es hatte — seinen schönen Gürtel.
Wahrhaft rührend ist die Einfalt eines alten Mütterchens. Die gute Frau hatte sich im Walde bittere Wurzeln und wilde Rüben zur kargen Mahlzeit gesucht. Jetzt bringt sie dieselben herbei; denn sie will gerne hungern, damit nur der Heilige Vater an seinem Ehrentage etwas zu essen hat.
Die Männer wollten natürlich nicht zurückstehen. Sie brachten ihre Pfeifen, Messer, überhaupt was in ihren Augen einigen Wert hatte, und veranstalteten sogar eine Sammlung, welche die für ihre Verhältnisse sehr hohe Summe von etwas mehr als 3 Mark ergab.
Aus: Die katholischen Missionen, Illustrierte Monatsschrift, Nr. 2, März 1888, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg i. Br., S. 48)
Freitag, 11. Mai 2012
Die Schwestern vom Guten Hirten in Indien und ihre Waisenkinder
Eine Gruppe von Schwestern vom Guten Hirten und Waisenkinder in Bangalor |
Einer der schönsten Namen, die unser Herr sich selbst gegeben hat, ist der des „Guten Hirten“, und einer der schönsten Berufe ist es ohne Zweifel, jene Unsumme von Liebe, Hingabe, Geduld und Opfersinn, die in diesem Bilde eingeschlossen liegt, an den geringsten Brüdern Christi zu betätigen. Das ist auch der Beruf der Schwestern vom Guten Hirten. Wohl nirgends aber findet derselbe ein dringlicheres Arbeitsfeld als in jenen heidnischen Großstädten des fernen Ostens, wo neben unerhörter Pracht ein Ozean von leiblichem und sittlichem Elend flutet.
Wiederholt wurde dieser Wirksamkeit in diesen Blättern gedacht. Folgender Bericht der Oberin, Mutter Albertine Sträßle, bringt einige ergänzende Einzelbilder.
Zunächst schildert sie den abermaligen Ausbruch der Pest in Bangalor und Umgebung und die Tätigkeit der Schwestern im Pestlager, und fährt dann fort:
„Wir fügen einige kleine Geschichten bei, wie sie uns alle Tage vorkommen, um unsern Wohltätern und Freuden eine Idee vom Leben und Treiben in unserer Mission zu geben.
Eines Tages kam eine arme Frau mit zwei Mädchen im Alter von etwa drei und fünf Jahren an die Pforte; alle drei waren wahre Bilder von Elend und Verlassenheit. ‚Sehen Sie,‘ sagte sie, ‚diese zwei Kinder; das eine ist meins, das andere gehört meiner verstorbenen Schwester; ihre Väter sind auch tot. Ich muss den ganzen Tag arbeiten, um sie ernähren zu können; darum vertraue ich sie während meiner Abwesenheit einer Nachbarin an; aber ich sehe, dass sie die Kinder nur schlägt und misshandelt, anstatt sie zu pflegen.
Heute hat mir die Dame, bei der ich arbeite, meinen Lohn abgeschlagen und sagt, dass ich ihn nicht verdient habe; so ist denn ein Monat Arbeit für mich dahin. Ich habe ohnehin Schulden und soll nebenbei zwei Kinder ernähren, das kann ich nicht. Wenn Sie die Kinder im Kloster wollen, können Sie sie nehmen, wenn nicht, lasse ich sie auf der Straße‘, und mit einer zornigen, verächtlichen Gebärde ging sie von dannen.
Wir nahmen die armen Kleinen in die Waisenklasse, wo eben der Mittagsreis verteilt wurde. Man gab ihnen sogleich eine tüchtige Portion, die im Nu verschwunden war. Auch die wenigen Reiskörner, die auf den Boden gefallen waren, hoben sie sorgfältig auf, um sie zu verzehren.
Alsdann wurden sie gründlich gereinigt und gesäubert, und bei dieser Prozedur konnten wir die Spuren der Stockschläge sehen, die sie im Überfluss bei ihrer Pflegerin erhalten hatten. Als ihnen dann noch reine Kleider angelegt wurden, konnten sich die beiden Kleinen vor Wohlbehagen nicht fassen und blickten sich gegenseitig voll Erstaunen an.
Nach einiger Zeit empfingen sie die heilige Taufe und siehe, an demselben Tag kam die Frau, die uns die Kinder zugeführt hat, aber seither sich nicht um dieselben bekümmert hatte, zum Kloster und bat um Aufnahme und Unterricht in unserer heiligen Religion.
Wir gewährten ihr beides, und nach Verlauf von einiger Zeit wurde auch sie zur heiligen Taufe zugelassen. Sie gibt gute Hoffnung für ihre Beharrlichkeit im Christentum. Die Kinder sind glücklich wie kleine Vögelchen und haben sich ganz im Kloster eingelebt, das sie wohl erst verlassen werden, wenn sie einmal erwachsen und im katholischen Glauben wohl gegründet sind (siehe Bild oben).
Ein andermal, als wir eben mit unseren Schwestern zur Erholung versammelt waren, klopfte es an die Türe. Eine kleine Eingeborene, etwa sechs Jahre alt, tritt herein, ihre jüngere Schwester von etwa zwei Jahren nach dem Brauche der Eingeborenen an der Hüfte tragend.
Die jüngere von beiden war ungemein scheu und weinte und schrie bei unserem Anblick; aber die ältere liebkoste sie mit ganz mütterlicher Zärtlichkeit und beruhigte das Kind. Die beiden wollten sich nicht eine Minute trennen. Sie wurden zur Waisenklasse geführt, gespeist, gebadet, gekleidet und dann der Gesellschaft der anderen kleinen Mädchen einverleibt, wo sie sich bald heimisch und glücklich fanden.
Ein Brief des Missionärs ihrer Pfarrei sagte uns, dass die beiden Kleinen ihre Mutter durch die Pest verloren hätten. Der Vater wusste nicht, was mit den Kindern anfangen, und übergab sie dem Missionär, damit er mit ihnen tue, was er für gut finde, und so kamen sie zu uns.
Sie wurden bald getauft, und besonders die jüngere, die viel Intelligenz zeigt, ist der Liebling des Hauses und von jedermann gehätschelt. Möge sie heranwachsen zu Freude des göttlichen Hirten, der in seinem Hause den armen, verlassenen Kleinen ein Heim bereitet hat!
(Aus: Die katholischen Missionen, 1901)
Mittwoch, 9. Mai 2012
Fanatismus der Mohammedaner — Entwicklung der Mission im Nildelta
Personal des Priesterseminar für afrikanische Missionen in Kairo |
Bekanntlich besitzt das Lyoner Seminar für afrikanische Missionen in den volkreichen Städten Unterägyptens blühende Christengemeinden. Über den Stand der Mission in der 30.000 Einwohner zählenden Stadt Mahallet-el-Kebir am Nilarm von Damiette gehen uns vom Oberen, P. Bacheret, folgende Einzelheiten zu:
„Unsere Christen bereiten uns große Freude. Die Kapelle erweist sich oft zu klein, da die Maroniten vom Libanon und auch die Kopten (Anmerk. die katholischen Kopten) den Gottesdienst sehr eifrig besuchen. Fast jeden Sonn- und Festtag sehen sich Missionäre und Kinder infolge des Andranges von Andächtigen gezwungen, sich in eine kleine Sakristei einzupferchen, von wo aus ihnen weder ein Ausblick auf den Altar noch auf den Priester gestattet ist. Die heilige Kommunion wird häufig empfangen, und was das Erfreulichste ist, die Männer bleiben hinter den Frauen nicht im Mindesten zurück. Und doch bildet nicht etwa der Glanz des Gottesdienstes den Anziehungspunkt für die orientalische Bevölkerung. Zu solcher Prachtentfaltung ist die provisorische Kapelle viel zu armselig.“
Am 15. Januar 1902 wurde die von Schwestern und Missionären geleitete Missionsschule in einem eigenen Gebäude untergebracht. Nicht weniger als siebenmal innerhalb acht Jahren sahen sich Schüler und Lehrer gezwungen, andere Räumlichkeiten aufzusuchen. Anfangs hatte man sich in einem alten Gebäude eines Mohammedaners eingemietet.
Schon nach kurzer Zeit kündigte der Besitzer, gedrängt durch seine fanatische Verwandtschaft, die eine katholische Kapelle in einem muselmännischen Hause ungern sah. Mit Ausnahme eines verlassenen Palastes des Khedive Abbas I. erwiesen sich alle gemieteten Räumlichkeiten als ungesund, waren baufällig und hatten nur unzulängliche Beleuchtung.
Die Schülerzahl stieg denn auch seit dem 1. März bis auf 60. An den französischen Vertretern in Ägypten findet die Schule werktätige Unterstützung. Die Schülerzahl in den verschiedenen französischen Missionsanstalten in Tanta, Mahallet-el-Kebir, Zagazig, Ziste und Zeïtun beläuft sich, trotz der gewaltigen protestantischen Konkurrenz, gegenwärtig auf 1200 Knaben und Mädchen.
„In jeder Missionsniederlassung haben Schwestern ihre Armenapotheken errichtet. Die von Mahallet ist leider in einem sehr primitiven Zustand. Es findet sich nicht einmal ein kleiner Saal, worin der syrische Arzt seine unentgeltlichen Operationen vornehmen könnte. Ein feuchtes Zimmerchen dient zugleich als Krankenraum und als Empfangszimmer für den Arzt. Gewiss ein großer Übelstand in Anbetracht der 200 bis 300 Hilfsbedürftigen, die täglich vorsprechen.“
Die Hingabe der Schwestern darf in der Tat als heroisch bezeichnet werden, in Anbetracht der Krankheiten, die nach dem Zeugnis der Missionäre nirgends Schrecklicher auftreten als in Ägypten.
Da bringt z.B. einmal ein mitleidiger Beduine einen Menschen auf seinem Kamel aus dem Inneren der Wüste nach Zagazig und lädt ihn auf der Straße vor dem Krankenhaus ab. Die Nachbarn fliehen vor dem unerträglichen Geruch.
Nur die Schwester Stephanie eilt herbei und untersucht die in Fäulnis und Würmer übergangene Wunde des Armen. „Im Namen des allbarmherzigen Allah“, ruft der Beduine, „gib mir Gift, ich halte das Leben nicht mehr aus. Ich wollte mich unter das ‚Babur‘ (vapeur=Lokomotive) legen, aber es misslang.“ Mit heldenmütiger Selbstüberwindung reinigt die Schwester die Wunde. „Der Brand ist zu weit fortgeschritten,“ sagt sie, „das Bein muss abgenommen werden.“ —„Nein, nein,“ schreit der Araber „was sollte mir dies helfen, ich sterbe lieber. Bringe mir Gift, und dann sterbe ich auf dem Platz. Nur gib mir noch einen Tropfen Wasser, essen kann ich nichts…“
Die Schwester tröstet und pflegt den Unglücklichen bis zu seinem Tod. — Das ist nur ein Fall christlichen Opfermuts von den vielen. Sprechen doch in dem einzigen Krankenhaus von Zagazig jährlich 30.000 Kranke vor, das macht in den 20 Jahren seines Bestehens 600.000 verpflegte Unglückliche.
Namentlich zeigt sich die Aufopferung zur Zeit der Pest, die in den unterägyptischen Städten wegen ihrer Lage an dem Seeweg nach Indien fast jährlich mehr oder minder stark auftritt. So hielten im letzten Jahr, als von den 40.000 Einwohnern von Zagazig 15.000 auswanderten, die Schwestern tapfer aus.
Diese Aufopferung der Schwestern und Missionäre verfehlte denn auch nicht ihren wohltätigen Einfluss auf Mohammedaner und Schismatiker (Anmerk. die schismatischen, die sogenannten "orthodoxen" Kopten) und ließ die Kälte, um nicht zu sagen die feindselige Haltung der ersten Jahre allmählich einer offenbaren Zuneigung weichen.
Leider sollte am 13. Mai dieses Jahres der unter der Asche glimmende Fanatismus wieder in hellen Flammen aufschlagen. Gegen 50 Ortschaften des Deltagebietes wurden um diese Zeit Opfer von Brandstiftung, wobei nach amtlichen Listen 50 Personen das Leben einbüßten; doch soll diese Zahl nach den Berichten der Missionäre unter der Wahrheit bleiben.
Wie es sich nicht anders erwarten lässt, legte die fanatische Bevölkerung die Brandstiftung den Christen zur Last, und die ersten Opfer der Volkswut sollten zwei Missionäre sein.
P. Chabert, der Obere von Zagazig, und P. Youens hatten sich, sobald sie die geröteten Rauchwolken aufsteigen sahen, zur Hilfeleistung nach dem 6 km entfernten Dorfe Khanaiat begeben. Kaum auf der Brandstätte angelangt, wurden sie von bewaffneten Fellahmännern und –frauen mit wildem Geschrei und Todesdrohungen empfangen. Der Hinweis auf die gespendeten Wohltaten fruchtete nichts, und ebenso wenig richtete die Einsprache gutgesinnter Mohammedaner und Beamten aus.
Die Missionäre wurden mit Stöcken geschlagen, dass ihnen das Blut aus Mund und Nase strömte.
P. Chabert, der Obere von Zagazig, und P. Youens hatten sich, sobald sie die geröteten Rauchwolken aufsteigen sahen, zur Hilfeleistung nach dem 6 km entfernten Dorfe Khanaiat begeben. Kaum auf der Brandstätte angelangt, wurden sie von bewaffneten Fellahmännern und –frauen mit wildem Geschrei und Todesdrohungen empfangen. Der Hinweis auf die gespendeten Wohltaten fruchtete nichts, und ebenso wenig richtete die Einsprache gutgesinnter Mohammedaner und Beamten aus.
Die Missionäre wurden mit Stöcken geschlagen, dass ihnen das Blut aus Mund und Nase strömte.
Schon machten sie sich zum Opfertode bereit und erhoben die Hand zur gegenseitigen Lossprechung. Da wurde P. Chaberts erhobene Rechte durch einen Stockschlag niedergeschmettert und P. Youens beinahe erdrosselt.
Die rasende Menge schickte sich bereits an, die beiden Bekenner ins Feuer zu werfen. Im Augenblick der höchsten Not gelang es dem Polizeichef im Verein mit mehreren mutigen Männern, die Opfer der Rotte zu entreißen und in die I. Klasse eines bereitstehenden Eisenbahnzuges zu retten.
In einem erbarmungswürdigen Zustand kamen die beiden Patres in Zagazig an: ohne Hut, die Soutane zerfetzt, Gesicht und Hände mit Blut und Staub beschmutzt. Auf das energische Einschreiten des bevollmächtigten Vertreters Frankreichs wurde ihnen 14 Tage hernach volle Sühne zuteil. Seine Exzellenz der Mudir (Gouverneur) der Provinz Charkieh, an der Spitze von etwa 20 Ortsvorstehern und 50 einflussreichen Persönlichkeiten und in Gesellschaft des französischen undenglischen Konsuls, begleitete die Patres in das schuldige Dorf.
Der Mudir warf den Ortsbehörden Mangel an Energie vor und wies die Einwohner auf die Wohltaten hin, welche ihre Kinder und Kranken den Missionären zu verdanken haben. Die Lokalbehörden mussten feierliche Abbitte leisten.
Es ist dies der erste gewalttätige Angriff auf die Missionäre seit ihrer Ankunft im Jahr 1877.
Die rasende Menge schickte sich bereits an, die beiden Bekenner ins Feuer zu werfen. Im Augenblick der höchsten Not gelang es dem Polizeichef im Verein mit mehreren mutigen Männern, die Opfer der Rotte zu entreißen und in die I. Klasse eines bereitstehenden Eisenbahnzuges zu retten.
In einem erbarmungswürdigen Zustand kamen die beiden Patres in Zagazig an: ohne Hut, die Soutane zerfetzt, Gesicht und Hände mit Blut und Staub beschmutzt. Auf das energische Einschreiten des bevollmächtigten Vertreters Frankreichs wurde ihnen 14 Tage hernach volle Sühne zuteil. Seine Exzellenz der Mudir (Gouverneur) der Provinz Charkieh, an der Spitze von etwa 20 Ortsvorstehern und 50 einflussreichen Persönlichkeiten und in Gesellschaft des französischen undenglischen Konsuls, begleitete die Patres in das schuldige Dorf.
Der Mudir warf den Ortsbehörden Mangel an Energie vor und wies die Einwohner auf die Wohltaten hin, welche ihre Kinder und Kranken den Missionären zu verdanken haben. Die Lokalbehörden mussten feierliche Abbitte leisten.
Es ist dies der erste gewalttätige Angriff auf die Missionäre seit ihrer Ankunft im Jahr 1877.
(Aus: die katholischen Missionen, 1903)
Sonntag, 6. Mai 2012
Wunderbarer Regen bei der Errichtung eines Kreuzes
Der hochw. Herr Pater Barralon berichtet aus Annapady an Msgr. Lauenan über eine wunderbare Gebetserhörung, welche zahlreiche Bekehrungen zu Folge hatte. Es handelte sich darum, den Platz für eine neue Kapelle feierlich in Besitz zu nehmen.
Eine Prozession wurde veranstaltet und ein Kreuz errichtet. Da die schreckliche Dürre die Ernte in Frage stellte, betete man allgemein um Regen. Auch die Heiden sagte zu dem Missionär: „Vater, wenn dein Sami (Herr) uns Regen schickt, so werden wir alle deinen Glauben annehmen.“ „Der Himmel war ganz wolkenlos“, erzählt Herr Barralon, „ich hatte zu wenig Glauben, um ein Wunder zu erwarten.
Meine Christen aber errichteten mit Hilfe der Heiden ein hohes Gerüst, auf welchem sie ein großes Kreuz aufpflanzten.
Und siehe, im Augenblick, als man die letzte Hand an das Werk legte, ergoss sich urplötzlich ein strömender Regen. Statt nach ihren Hütten zu laufen, schrien und jubelten die Heiden vor Freude. Tiefbewegt und das Herz voll Dank gegen Gott, redete ich zu der Versammlung von unserer heiligen Religion und von den Wohltaten des Allmächtigen.
Alle bekannten sich zum christlichen Glauben, ein einziger ausgenommen, der mich soeben öffentlich beleidigt hatte. Aber plötzlich kam auch er durch den strömenden Regen herbeigelaufen, warf sich mir zu Füßen und bat um Verzeihung.
Am folgenden Morgen stellte sich heraus, dass der Regen nur in einem engen Umkreis gefallen war; seine Fülle aber war so reich, dass auch die Teiche der unterhalb von Annapady gelegenen Dörfer zur Hälfte gefüllt waren.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1881)
Eine Prozession wurde veranstaltet und ein Kreuz errichtet. Da die schreckliche Dürre die Ernte in Frage stellte, betete man allgemein um Regen. Auch die Heiden sagte zu dem Missionär: „Vater, wenn dein Sami (Herr) uns Regen schickt, so werden wir alle deinen Glauben annehmen.“ „Der Himmel war ganz wolkenlos“, erzählt Herr Barralon, „ich hatte zu wenig Glauben, um ein Wunder zu erwarten.
Meine Christen aber errichteten mit Hilfe der Heiden ein hohes Gerüst, auf welchem sie ein großes Kreuz aufpflanzten.
Und siehe, im Augenblick, als man die letzte Hand an das Werk legte, ergoss sich urplötzlich ein strömender Regen. Statt nach ihren Hütten zu laufen, schrien und jubelten die Heiden vor Freude. Tiefbewegt und das Herz voll Dank gegen Gott, redete ich zu der Versammlung von unserer heiligen Religion und von den Wohltaten des Allmächtigen.
Alle bekannten sich zum christlichen Glauben, ein einziger ausgenommen, der mich soeben öffentlich beleidigt hatte. Aber plötzlich kam auch er durch den strömenden Regen herbeigelaufen, warf sich mir zu Füßen und bat um Verzeihung.
Am folgenden Morgen stellte sich heraus, dass der Regen nur in einem engen Umkreis gefallen war; seine Fülle aber war so reich, dass auch die Teiche der unterhalb von Annapady gelegenen Dörfer zur Hälfte gefüllt waren.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1881)
Donnerstag, 3. Mai 2012
Die brutale Aussetzung und Tötung unerwünschter Kinder in der Mongolei
Gegenüber dem sei es aus Unwissenheit oder Bosheit so oft ausgesprochenen Zweifel, ob die Berichte der Missionäre über die grausame chinesische Sitte der Kinderaussetzung auf Wahrheit beruhen, muss immer wieder auf diese nur zu traurige Tatsache hingewiesen werden.
„Unser Werk der heiligen Kindheit (Anmerk.: Gebetsbruderschaft hauptsächlich für westliche Kinder, um durch Gebete und Almosen ausgesetzte Kinder in China zu retten, zu taufen und katholisch zu erziehen; Bild einer Beitragskarte von 1955 hier) hat sich dieses Jahr“, so schreibt der hochwürdige Apostol. Vikar der Südwest-Mongolei, Msgr. Alfons Bermyn, aus seiner Residenz Ol-schö-king-ti, „außerordentlich entwickelt, haben wir doch in den Findelhäusern oder bei Ammen nicht weniger als 2300 Kinderchen, die von ihren Eltern ausgesetzt oder verlassen wurden.
Täglich werden neue Findlinge gebracht, die oft bereits von den Hunden oder den hierzulande frei umherlaufenden Schweinen übel zugerichtet worden sind.
Im Dorf Aboatu, einer neugegründeten Gemeinde, hat P. Benoni De Wilde vor einigen Tagen erst vier Kinderchen aufgelesen, welche von den Schweinen bereits angefressen waren. Auf dem Wege von Fologai nach dem 25 Minuten entfernten Wangensi hörte die Frau des Kao-pao-juta im nahen Felde ein Wimmern. Sie ging dem Ton nach, und bald bot sich ihren Augen ein schreckliches Schauspiel dar.
Zwei riesige Hunde stritten sich um den Leib eines kleinen Mädchens; der eine hatte es am Arm, der andere am Bein gepackt. Die linke Wange war bereits halb weggefressen.
Bloß dem Zuge ihres Mutterherzens folgend warf sich die Christin auf die beiden Bestien, die einen Augenblick erschreckt, ihre Beute fahren ließen. Die Frau wickelte das Kind in ihre Schürze und eilte zum P. Zech, gefolgt von den beiden drohend knurrenden Hunden.
Viele Kinder werden lebendig begraben.
In Fologai wurden mehrere von Christen wieder ausgescharrt. Zuweilen setzt man die Kinder, nachdem man sie erst mit Öl bestrichen, dem Sonnenbrand aus.
Der Kindermord ist hier leider allgemein im Schwange und wird von dem Mandarinen nicht bestraft. Die meisten bekehrten Frauen gestehen reumütig, dass auch sie in der Vergangenheit sich in dieser Hinsicht verfehlt haben.
Oft hörte man heidnische Kinder untereinander Gespräche führen, wie folgt: ‚Mein Vater hat mein kleines Schwesterchen unserem Hunde vorgeworfen‘; oder ‚Meine Mutter hat mir gesagt, ich würde bald ein neues Brüderchen oder Schwesterchen bekommen. Falls es ein Brüderchen sei, werde sie es behalten, falls ein Schwesterchen, fortwerfen.‘
Niemand hält sich hier über solche alltäglichen Vorkommnisse auf. Das Leben eines Kindes gilt für nichts. In diesem Teil des Landes entledigen sich die Leute oft auch der neugeborenen Knaben, falls sie bereits 2-3 haben.
Zuweilen bricht man den Kindern, ehe man sie aussetzt, die Beine. Unlängst hatte ein Christ von Fologai ein solches Knäblein aufgelesen. Als der Vater des Kindes davon hörte, kam er und sagte: ‚Wirf das Kind wieder fort; es wird zeitlebens unglücklich sein, denn ich habe ihm die Schenkel gebrochen.‘
So ist kein Mangel an Findlingen. Wir könnten noch mehrere Heime damit füllen, denn man bringt uns Kinder von 2 bis 3 Stunden in der Runde.
Auch die alten Leute, die einmal über die 60 sind, werden von ihren Familien oft verstoßen. Wir haben ihrer schon über 600 aufgenommen. Dieses Werk der Barmherzigkeit wird auch von den Heiden gern gesehen.“
In einem zweiten Brief erzählt der Bischof noch mehr Fälle der beschriebenen Art.
Am Dorfrand findet sich ein Kind mit abgefressenen Armen, ein anderes mit tiefen Löchern im Kopf. Der Bischof selbst sieht im blutgerötet Schnee am Wegesrand die halb abgenagten Knochen und den halbzerfressenen Schädel eines Kindes usw. Wenn dieses Aussetzen schon in gewöhnlichen Zeiten Brauch ist, kann man sich denken, wie es zu Zeiten der Teuerung und Hungersnot hergeht. Dann werden auch die größeren Kinder, besonders Mädchen, massenhaft um Spottpreise verkauft.
Es wäre verkehrt, aus der erwähnten Sitte einen Schluss auf das Volk im Allgemeinen zu machen.
Die chinesische Bauernbevölkerung im mongolischen Grenzgebiet ist sonst gut und braucht nur durch das Christentum aufgeklärt und veredelt zu werden, um in ganz treffliche Christen sich zu verwandeln.
„Unser Werk der heiligen Kindheit (Anmerk.: Gebetsbruderschaft hauptsächlich für westliche Kinder, um durch Gebete und Almosen ausgesetzte Kinder in China zu retten, zu taufen und katholisch zu erziehen; Bild einer Beitragskarte von 1955 hier) hat sich dieses Jahr“, so schreibt der hochwürdige Apostol. Vikar der Südwest-Mongolei, Msgr. Alfons Bermyn, aus seiner Residenz Ol-schö-king-ti, „außerordentlich entwickelt, haben wir doch in den Findelhäusern oder bei Ammen nicht weniger als 2300 Kinderchen, die von ihren Eltern ausgesetzt oder verlassen wurden.
Täglich werden neue Findlinge gebracht, die oft bereits von den Hunden oder den hierzulande frei umherlaufenden Schweinen übel zugerichtet worden sind.
Im Dorf Aboatu, einer neugegründeten Gemeinde, hat P. Benoni De Wilde vor einigen Tagen erst vier Kinderchen aufgelesen, welche von den Schweinen bereits angefressen waren. Auf dem Wege von Fologai nach dem 25 Minuten entfernten Wangensi hörte die Frau des Kao-pao-juta im nahen Felde ein Wimmern. Sie ging dem Ton nach, und bald bot sich ihren Augen ein schreckliches Schauspiel dar.
Zwei riesige Hunde stritten sich um den Leib eines kleinen Mädchens; der eine hatte es am Arm, der andere am Bein gepackt. Die linke Wange war bereits halb weggefressen.
Bloß dem Zuge ihres Mutterherzens folgend warf sich die Christin auf die beiden Bestien, die einen Augenblick erschreckt, ihre Beute fahren ließen. Die Frau wickelte das Kind in ihre Schürze und eilte zum P. Zech, gefolgt von den beiden drohend knurrenden Hunden.
Viele Kinder werden lebendig begraben.
In Fologai wurden mehrere von Christen wieder ausgescharrt. Zuweilen setzt man die Kinder, nachdem man sie erst mit Öl bestrichen, dem Sonnenbrand aus.
Der Kindermord ist hier leider allgemein im Schwange und wird von dem Mandarinen nicht bestraft. Die meisten bekehrten Frauen gestehen reumütig, dass auch sie in der Vergangenheit sich in dieser Hinsicht verfehlt haben.
Oft hörte man heidnische Kinder untereinander Gespräche führen, wie folgt: ‚Mein Vater hat mein kleines Schwesterchen unserem Hunde vorgeworfen‘; oder ‚Meine Mutter hat mir gesagt, ich würde bald ein neues Brüderchen oder Schwesterchen bekommen. Falls es ein Brüderchen sei, werde sie es behalten, falls ein Schwesterchen, fortwerfen.‘
Niemand hält sich hier über solche alltäglichen Vorkommnisse auf. Das Leben eines Kindes gilt für nichts. In diesem Teil des Landes entledigen sich die Leute oft auch der neugeborenen Knaben, falls sie bereits 2-3 haben.
Zuweilen bricht man den Kindern, ehe man sie aussetzt, die Beine. Unlängst hatte ein Christ von Fologai ein solches Knäblein aufgelesen. Als der Vater des Kindes davon hörte, kam er und sagte: ‚Wirf das Kind wieder fort; es wird zeitlebens unglücklich sein, denn ich habe ihm die Schenkel gebrochen.‘
So ist kein Mangel an Findlingen. Wir könnten noch mehrere Heime damit füllen, denn man bringt uns Kinder von 2 bis 3 Stunden in der Runde.
Auch die alten Leute, die einmal über die 60 sind, werden von ihren Familien oft verstoßen. Wir haben ihrer schon über 600 aufgenommen. Dieses Werk der Barmherzigkeit wird auch von den Heiden gern gesehen.“
In einem zweiten Brief erzählt der Bischof noch mehr Fälle der beschriebenen Art.
Am Dorfrand findet sich ein Kind mit abgefressenen Armen, ein anderes mit tiefen Löchern im Kopf. Der Bischof selbst sieht im blutgerötet Schnee am Wegesrand die halb abgenagten Knochen und den halbzerfressenen Schädel eines Kindes usw. Wenn dieses Aussetzen schon in gewöhnlichen Zeiten Brauch ist, kann man sich denken, wie es zu Zeiten der Teuerung und Hungersnot hergeht. Dann werden auch die größeren Kinder, besonders Mädchen, massenhaft um Spottpreise verkauft.
Es wäre verkehrt, aus der erwähnten Sitte einen Schluss auf das Volk im Allgemeinen zu machen.
Die chinesische Bauernbevölkerung im mongolischen Grenzgebiet ist sonst gut und braucht nur durch das Christentum aufgeklärt und veredelt zu werden, um in ganz treffliche Christen sich zu verwandeln.
(Aus: die katholischen Missionen, 1912)
Mittwoch, 2. Mai 2012
Ursulinninen auf Tinos berichten über das Sterben einer ganz besonderen Schülerin
In einem Bericht über die Erziehungstätigkeit der Ursulininnen auf der griechischen Insel Tinos findet sich die Geschichte über den erbaulichen Tod eines Zöglings der Schwestern:
Vor etwa drei Wochen hatten wir den Schmerz, eine unserer Schülerinnen zu verlieren. Sie starb nach fünfwöchentlicher, mit unveränderlicher Geduld ertragener Krankheit. Das Kind war nur 13 ½ Jahre alt. Es war uns erst 7 Jahre alt zur Erziehung anvertraut worden und war sonst immer sehr gesund gewesen, dabei lebhaft und munter bis zum Übermaß, fast leichtsinnig.
Man fragte sich zuweilen, ob die Frömmigkeit in diesem kleinen Herzen wohl tiefe Wurzeln geschlagen habe. Allein die Krankheit enthüllte so recht die ganze Schönheit dieser reinen Seele, die ganz ohne Zweifel ihr Taufkleid unbefleckt vor Gottes Richterstuhl gebracht hat.
Obschon Tag und Nacht vom Fieber verzehrt, kam doch nie eine Klage über ihre Lippen. Die wechselnden Phasen der Krankheit machten eine große Menge Arzneien von Nöten.
Aber das Kind erbaute uns durch seine sich stets gleichbleibende Sanftmut, Frömmigkeit und Gehorsam. Mit freundlichem Lächeln dankte es für jeden Dienst. Mit seltener Regelmäßigkeit hielt die kleine Kranke ihre geistlichen Übungen. Unaufgefordert machte sie am Morgen ein großes Kreuz und verrichtete ihr Morgengebet, ohne eine Silbe auszulassen.
Einen anderen Beweis hierfür gab sie, als es sich darum handelte, sie auf die letzten Sterbesakramente vorzubereiten, die sie denn auch mit Andacht empfing.
Als der Beichtvater erwartet wurde, sagte sie zu mir mit der unvergleichlichen Naivität der Kindesunschuld: „Ich weiß gar nicht, was für Sünden man im Krankenzimmer überhaupt begehen kann; ich habe keine getan, seit ich hier bin. In der Klasse, ja, da habe ich wohl ohne Erlaubnis das Pult aufgemacht, in den Reihen habe ich auch auf dem Weg zur Kapelle und zum Speisesaal geschwätzt; aber hier habe ich gar keine Gelegenheit zum Sündigen; muss ich da wohl eine Generalbeicht machen?“
Zu bemerken ist, dass es ihr keineswegs an Liebe zu ihren Mitschülerinnen fehlte und dass ihre Lippen nie von einer Sünde entweiht wurden. Alle ihre Fehler beschränkten sich auf einige mutwillige Streiche und Vergehen gegen die Disziplin, wozu ihre große Lebhaftigkeit sie verführte. Glückliches Kind!
Lange Zeit bestürmten Schwestern und Kinder den Himmel mit Novenen, Wallfahrten, Gebeten, Rosenkränzen. Nichts wurde gespart, um ihr die Gesundheit zu erflehen. Schon das Mitleid mit dem unaussprechlichen Schmerz ihres Vaters drängte dazu, alles zu versuchen.
Allein auch Maria liebte ihr Kind. Darum gab sie ihrem Engel den Auftrag, diese Lilie zu pflücken, solange sie noch so schön und von makelloser Reinheit war, und sie in den Paradiesesgarten zu verpflanzen. Sie starb am letzten Samstag des März.
Vor etwa drei Wochen hatten wir den Schmerz, eine unserer Schülerinnen zu verlieren. Sie starb nach fünfwöchentlicher, mit unveränderlicher Geduld ertragener Krankheit. Das Kind war nur 13 ½ Jahre alt. Es war uns erst 7 Jahre alt zur Erziehung anvertraut worden und war sonst immer sehr gesund gewesen, dabei lebhaft und munter bis zum Übermaß, fast leichtsinnig.
Man fragte sich zuweilen, ob die Frömmigkeit in diesem kleinen Herzen wohl tiefe Wurzeln geschlagen habe. Allein die Krankheit enthüllte so recht die ganze Schönheit dieser reinen Seele, die ganz ohne Zweifel ihr Taufkleid unbefleckt vor Gottes Richterstuhl gebracht hat.
Obschon Tag und Nacht vom Fieber verzehrt, kam doch nie eine Klage über ihre Lippen. Die wechselnden Phasen der Krankheit machten eine große Menge Arzneien von Nöten.
Aber das Kind erbaute uns durch seine sich stets gleichbleibende Sanftmut, Frömmigkeit und Gehorsam. Mit freundlichem Lächeln dankte es für jeden Dienst. Mit seltener Regelmäßigkeit hielt die kleine Kranke ihre geistlichen Übungen. Unaufgefordert machte sie am Morgen ein großes Kreuz und verrichtete ihr Morgengebet, ohne eine Silbe auszulassen.
Nie überhörte sie den Engel des Herrn. Selbst am Vorabend ihres Todes, als schon der Todeskampf begonnen und ihre Ohren bereits dem Lärm dieser Welt erstorben waren, versuchte sie, sobald sie mich zur Angelusstunde das Kreuz machen sah, ihre kalte, unsichere Hand zur Stirn zu erheben und sie noch einmal mit dem Zeichen des Heiles zu segnen.
Ihr Vater, ein eifriger Katholik, war auf die erste Kunde der Gefahr herbeigeeilt. Er weinte vor Schmerz, dass es einen erbarmte, brachte aber Gott doch mit Ergebung das schwere Opfer. Sein einziger Trost ist heute, Zeuge dieses auserwählten Todes gewesen zu sein.
Ihr Vater, ein eifriger Katholik, war auf die erste Kunde der Gefahr herbeigeeilt. Er weinte vor Schmerz, dass es einen erbarmte, brachte aber Gott doch mit Ergebung das schwere Opfer. Sein einziger Trost ist heute, Zeuge dieses auserwählten Todes gewesen zu sein.
Während sechs Tagen kam er kaum vom Krankenbett weg und konnte sich so recht im Glanze der Tugenden seines Kindes sonnen, das der Himmel ihm nur geliehen hatte.
Öfters über Tag sah man das Kind seine Lippen leise bewegen. Auf die Frage, was sie tue, lautete die Antwort: „Ich rede mit meinem Kruzifix“, oder: „Ich unterhalte mich mit der seligsten Jungfrau.“
Sie hatte am Fuß ihres Bettlein ein Bild de Erscheinung (von Lourdes), von dem sie kaum ihren Blick abwenden konnte. Es war dieser Blick oft wie verklärt und voll süßen, unaussprechlichen Trostes. Man sah, das Kind war nicht für diese Erde geschaffen.
Öfters über Tag sah man das Kind seine Lippen leise bewegen. Auf die Frage, was sie tue, lautete die Antwort: „Ich rede mit meinem Kruzifix“, oder: „Ich unterhalte mich mit der seligsten Jungfrau.“
Sie hatte am Fuß ihres Bettlein ein Bild de Erscheinung (von Lourdes), von dem sie kaum ihren Blick abwenden konnte. Es war dieser Blick oft wie verklärt und voll süßen, unaussprechlichen Trostes. Man sah, das Kind war nicht für diese Erde geschaffen.
Einen anderen Beweis hierfür gab sie, als es sich darum handelte, sie auf die letzten Sterbesakramente vorzubereiten, die sie denn auch mit Andacht empfing.
Als der Beichtvater erwartet wurde, sagte sie zu mir mit der unvergleichlichen Naivität der Kindesunschuld: „Ich weiß gar nicht, was für Sünden man im Krankenzimmer überhaupt begehen kann; ich habe keine getan, seit ich hier bin. In der Klasse, ja, da habe ich wohl ohne Erlaubnis das Pult aufgemacht, in den Reihen habe ich auch auf dem Weg zur Kapelle und zum Speisesaal geschwätzt; aber hier habe ich gar keine Gelegenheit zum Sündigen; muss ich da wohl eine Generalbeicht machen?“
Zu bemerken ist, dass es ihr keineswegs an Liebe zu ihren Mitschülerinnen fehlte und dass ihre Lippen nie von einer Sünde entweiht wurden. Alle ihre Fehler beschränkten sich auf einige mutwillige Streiche und Vergehen gegen die Disziplin, wozu ihre große Lebhaftigkeit sie verführte. Glückliches Kind!
Lange Zeit bestürmten Schwestern und Kinder den Himmel mit Novenen, Wallfahrten, Gebeten, Rosenkränzen. Nichts wurde gespart, um ihr die Gesundheit zu erflehen. Schon das Mitleid mit dem unaussprechlichen Schmerz ihres Vaters drängte dazu, alles zu versuchen.
Allein auch Maria liebte ihr Kind. Darum gab sie ihrem Engel den Auftrag, diese Lilie zu pflücken, solange sie noch so schön und von makelloser Reinheit war, und sie in den Paradiesesgarten zu verpflanzen. Sie starb am letzten Samstag des März.
Wir sind der süßen Zuversicht, dass dieser Engel seine weißen Flügel entfaltete und seinen Flug direkt in den Himmel nahm, um dort ihre traulichen Gespräche, die sie hienieden begonnen hatte, fortzusetzen und mit den Engel das Lob Gottes und seiner heiligen Mutter zu singen.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1897)
(Aus: die katholischen Missionen, 1897)
Dienstag, 1. Mai 2012
Aufopfernde Pflege der Aussätzigen im Heiligen Land
Der hochwürdige Herr Poyet, Apostolischer Protonotar und Canonicus des heiligen Grabes, schreibt uns aus Jerusalem die folgenden Zeilen, in welchen er das Los der Aussätzigen in der heiligen Stadt der Mildtätigkeit unserer Leser dringend empfiehlt:
Noch immer findet sich der Aussatz in der Levante. In Palästina sind seine Opfer zahlreich. In Damaskus hat man sie aus der Stadt in ein abgetrenntes Quartier verbannt. Die Pilger, welche in Jaffa landen und von dort nach Jerusalem ziehen, treffen an den Toren der Stadt Frauen und Kinder, welche das Mitleid der Fremden dadurch zu erwecken suchen, dass sie ihre von der Krankheit zerfleischten Arme zeigen.
Noch immer findet sich der Aussatz in der Levante. In Palästina sind seine Opfer zahlreich. In Damaskus hat man sie aus der Stadt in ein abgetrenntes Quartier verbannt. Die Pilger, welche in Jaffa landen und von dort nach Jerusalem ziehen, treffen an den Toren der Stadt Frauen und Kinder, welche das Mitleid der Fremden dadurch zu erwecken suchen, dass sie ihre von der Krankheit zerfleischten Arme zeigen.
In Jerusalem sind sie zahlreich und bilden bei Siloe eine Art Gemeinde; wenn jemand in der Umgegend von der Krankheit befallen wird, geht er nach Siloe und bittet um Aufnahme. (Der hochwürdige Herr entwirft hier eine Schilderung der unseren Lesern aus den Berichten über Molokai bekannten entsetzlichen Krankheit.)
Die christliche Liebe schuf einst in Europa allenthalben Zufluchtsstätten für diese Kranken, weil sie in denselben ein Bild des bitteren Leidens (Jesu) erblickte.
Zu Jerusalem hat man bis auf die letzte Zeit nichts für sie getan. Ein Pascha verbannte sie vor etwa 15 Jahren aus der Stadt in das Tal Cedron, jenseits der Quelle Siloe. Die Kräftigeren unter ihnen, welche noch gehen können, begeben sich jeden Morgen an den Weg nach Bethlehem und halten den Vorübergehenden eine Schüssel aus Weißblech hin, in die man ihnen ein Stück Brot, einige Früchte usw. wirft, was sie mit ihren Unglücksgenossen von Siloe teilen.
Ein Missionär des lateinischen Patriarchats hegte schon seit 30 Jahren den Plan, eine Anstalt für diese Unglücklichen zu gründen, es fehlte ihm aber sowohl an Geld als an einer Ordenskongregation, welche sich mit der Pflege dieser schrecklich verstümmelten Kranken hätte befassen können.
Ein Missionär des lateinischen Patriarchats hegte schon seit 30 Jahren den Plan, eine Anstalt für diese Unglücklichen zu gründen, es fehlte ihm aber sowohl an Geld als an einer Ordenskongregation, welche sich mit der Pflege dieser schrecklich verstümmelten Kranken hätte befassen können.
Als 1875 Msgr. Gauthier, der Apostolische Vikar von Süd-Tonking, das Mittel Hoang-nan bekannt machte, welches gegen die Tollwut und gegen den Aussatz, zwei Krankheiten, die bisher der europäischen Arzneikunde gespottet hatten, mit Erfolg angewendet wird, entschloss man sich, dasselbe auch in Jerusalem anzuwenden.
Man wandte sich an die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul und bewog dieselben, einige Mitglieder zur Ausübung ihrer Ordenstätigkeit und namentlich zur Pflege der Aussätzigen nach Jerusalem zu senden. Seine Heiligkeit Leo XIII. segnete das Unternehmen.
Man wandte sich an die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul und bewog dieselben, einige Mitglieder zur Ausübung ihrer Ordenstätigkeit und namentlich zur Pflege der Aussätzigen nach Jerusalem zu senden. Seine Heiligkeit Leo XIII. segnete das Unternehmen.
Am Fest Kreuzauffindung (3. Mai) 1886 trafen sie in Jerusalem ein und eröffneten ein Haus für Krankenpflege; sieben Schwestern können gegenwärtig der Arbeit kaum genügen. Täglich bedienen sie durchschnittlich 350 Kranke von verschiedenen Sprachen und Religionen; oft hat man sogar 650 gezählt.
Unentgeltlich verteilt man an alle Kranken die nötigen Arzneien. Abends besuchen die Schwestern in diejenigen Kranken in ihren Wohnungen, welche am Morgen nicht zur Apotheke kommen konnten, und jede Woche begeben sich zwei Schwestern in die umliegenden Dörfer und pflegen alle Kranken, welche man ihnen bringt. Vierzehn Dörfer haben das Glück, von ihnen besucht zu werden, und jedes Mal ist die Freude groß, wenn sie eintreffen.
Dreimal wöchentlich steigen die Barmherzigen Schwestern auch nach Siloe hinab, um die Wunden der Aussätzigen zu verbinden. Unmöglich lässt sich das Staunen der Unglücklichen beschreiben, das sich bald in Dankbarkeit verwandelte, als sie diese Frauen aus Europa den Eiter aus ihren Wunden waschen und dieselben mit größter Zartheit mit blendend weißer Leinwand verbinden sahen.
Dreimal wöchentlich steigen die Barmherzigen Schwestern auch nach Siloe hinab, um die Wunden der Aussätzigen zu verbinden. Unmöglich lässt sich das Staunen der Unglücklichen beschreiben, das sich bald in Dankbarkeit verwandelte, als sie diese Frauen aus Europa den Eiter aus ihren Wunden waschen und dieselben mit größter Zartheit mit blendend weißer Leinwand verbinden sahen.
Man weiß, wie sehr die Mohammedaner Frauen verachten; um so mehr erscheinen die Barmherzigen Schwestern diesen Unglücklichen als wahre Engel, welche vom Himmel herniederstiegen. Ein- oder zweimal im Jahre bringen die Schwestern den Aussätzigen Brot, Fleisch, Früchte und arabische Süßigkeiten, um die Ärmsten, in denen sie Jesum Christum verehren, mit einer Mahlzeit zu erquicken.
Mehrere edle Pilger wollten dieser Mahlzeit beiwohnen und die Aussätzigen bedienen. Leider ist Siloe für die Schwestern, die wöchentliche dreimal hinabsteigen, viel zu weit entfernt, namentlich im Winter, wo es während drei Monaten oft in Strömen regnet und ein heftiger Wind weht. Auch hätten manche Kranken, bei denen das Übel schon größere Fortschritte gemacht hat, täglich, ja öfter am Tage, die Hilfeleistungen der Schwestern nötig.
Mehrere edle Pilger wollten dieser Mahlzeit beiwohnen und die Aussätzigen bedienen. Leider ist Siloe für die Schwestern, die wöchentliche dreimal hinabsteigen, viel zu weit entfernt, namentlich im Winter, wo es während drei Monaten oft in Strömen regnet und ein heftiger Wind weht. Auch hätten manche Kranken, bei denen das Übel schon größere Fortschritte gemacht hat, täglich, ja öfter am Tage, die Hilfeleistungen der Schwestern nötig.
Man könnte so manche Seele retten, die sonst verloren geht. Die Krankenpflegerinnen dieser armen Leute beten also inständig zu Gott, er möge wohlhabende Christen den Gedanken eingeben, ihnen ein Haus zu bauen, in welches sie die am meisten der Pflege bedürftigen aufnehmen könnten. Sollten sich nicht Wohltäter finden, welche ihnen zur Verwirklichung dieses Planes behilflich wären?
(Aus: die katholischen Missionen, 1888)
(Aus: die katholischen Missionen, 1888)
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