Das Rundschreiben Pius’ X. über die Christenlehre hat
in Tritschnipoli ein kleines, aber segensreiches Werk gezeitigt. Eine Anzahl einheimischer
Laien aus den besseren und meist gebildeten Klassen hat sich unter Leitung des
P. Lacombe S. J. zu einem Verband freiwilliger Katechisten zusammengetan und
übt seit etwa zwei Jahren in und außer der Stadt ein fruchtbares Apostolat
unter den armen kastenlosen Christen aus. Es ist sehr schwer, dieselben
regelmäßig in Kirche und Schule zu bringen, und die Missionäre haben nicht die
Zeit, den einzelnen nachzugehen. Nun ziehen die „Freiwilligen“ jeden Sonntag in
die Armenviertel und Dörfer, sammeln Kinder und Erwachsene in den kleinen
Kapellen oder Schulen und halten ihnen Christenlehre. Um die Leute anzulocken,
werden mit der Zauberlaterne Bilder, meist Darstellungen aus dem Alten und
Neuen Testament u. a. gezeigt und erklärt.
Die Zahl dieser freiwilligen Missionshelfer ist heute auf 55
gestiegen, und bereits erhalten über 2000 Kinder und zahlreiche Erwachsene von
ihnen regelmäßigen Unterricht. Nur wer da weiß, wie sonst die Kastenvorurteile selbst
die Christen voneinander scheiden und den gegenseitigen Verkehr erschweren,
wird den großen Erfolg ganz würdigen, den die Gründung eines solchen Vereins
bedeutet. Er beweist, dass die Idee der christlichen Bruderliebe langsam die
Kastenschranken zu überwinden beginnt. Am 19. Januar d. J. wurde der Verein in
der Kathedrale von Tritschnipoli feierlich zur kirchlichen Bruderschaft
erhoben.
(Aus: die katholischen Missionen, 1908)