Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Freitag, 6. Juli 2012

Wie lebten die Aussätzigen auf Molokai?

Pater Damian mit dem Mädchenchor von Kalawao
Letztes Jahr ging, wie früher gemeldet, der Bruder des P. Damian Deveuster, P. Pamphile, bisher Professor der Theologie in Löwen, mit drei Laienbrüdern und P. Dominicus Lappé, sämtlich aus der Genossenschaft der heiligsten Herzen (Picpus), nach der Aussätzigen-Insel Molokai.
Die Kolonie der Unglücklichen liegt auf einer Halbinsel im Norden des Eilandes. „Dieser weltverlorene Winkel“, so schreibt P. Lappé, „bildet ein großes Dreieck von etwa 2023 ha Bodenfläche, wird auf den zwei offenen Seiten vom Meer bespült und ist von der übrigen Insel durch eine an 4000 Fuß hohe Bergkette abgesperrt. 

Zwar wurde an die schroff abfallenden Flanken dieser Gebirgsmauer eine Straße angelegt zur Verbindung mit der Außenwelt, allein den Aussätzigen ist der Weg verboten, und übrigens wäre auch kaum einer im Stande, die Höhe zu gewinnen. Die Kolonie besteht aus zwei Dörfern, Kalaupapa im Westen und Kalawao im Osten der Halbinsel. 

In Kalaupapa findet sich unter Leitung französischer Schwestern vom Dritten Orden des hl. Franziskus das Bishop Home, das Spital für die aussätzigen Frauen und Kinder. Außerdem wohnen hier eine große Anzahl Aussätziger aller Arten.
Unter ihnen hat P. Wendelin, der Nachfolger P. Damians, sein Zelt aufgeschlagen.
Kalawao liegt in gerader Linie gegenüber und ist durch eine zwei Stunde lange, gute Straße verbunden.
Dort liegt die von P. Damian selbst errichtete Kirche, in welcher seine ehrwürdigen Überreste ruhen. Davor findet sich das Baldwin Home, das Spital für aussätzige Knaben und Männer mit 125 Insassen.“

Zwei Patres und vier Brüder leiten das Ganze, die Brüder besorgen die Pflege, Kleidung, Nahrung, Wäsche usw., die Patres Erziehung und Seelsorge und die Überwachung bei Tag und Nacht; denn auch in der Nacht wird die Runde gemacht. Eine Schule wird englisch, die andere kanakisch gehalten. In beiden sind die Lehrer selbst Aussätzige. Die Umgangssprache ist kanakisch, da nur die wenigsten Englisch verstehen. 


Das Leben in den Kolonien ist aufs schönste geregelt und den Unglücklichen so angenehm als nur möglich gemacht. Da die Tröstungen der heiligen Religion hier ganz besonders nötig sind, so wird die Feier des Gottesdienstes so schön und erhebend wie nur möglich gestaltet.
Die Aussätzigen selbst helfen freudig mit, das Gotteshaus zu zieren, sammeln Blumen an den Bergeshalden und flechten und binden mit ihren oft zum Teil schon halb zerfressenen Händen die schönsten Sträuße, Kränze und Girlanden.
Neben den religiösen Feierlichkeiten wird den Armen auch sonst so viel wie möglich an Freuden und Erholungen gewährt.
So findet z.B. zu Weihnachten eine festliche Preisverteilung statt, und die aussätzigen Kinder freuen sich an ihren Spielsachen, Trompeten, Farbenkästen, Bilder, Drachen usw. nicht weniger als ihre glücklichen gesunden Brüder und Schwestern anderswo.
Viele Unterhaltung gewährt die Musik, für welche die Kanaken große Begabung zeigen.
Wenn man ihre meisterhaft aufgeführten Quartette hört, vier Stimmen mit Guitarre-,Violin- und Violoncellobegleitung, so hält man es für unmöglich, dass die Künstler unglückselige Aussätzige sind. Wie P. D. Lappé schreibt, hat er in den Anstalten Belgiens kaum je etwas Vollendeteres gehört.
Auf diese Wiese hat die christliche Liebe diese traurige Unglücksstätte umgewandelt in einen Ort des Friedens und des Segens.


P. Pamphile hat sich seinem neuen Wirkungsfeld mit ganzer Seele geweiht und sucht in den Fußstapfen seines heiligmäßigen Bruders zu wandeln.
Die Aussätzigen nennen ihn Damiano, zur Erinnerung an ihren Wohltäter, dessen Andenken unvergessen unter ihnen fortleben wird.


(Aus: die katholischen Missionen, 1896)

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