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Freitag, 17. Januar 2014

"Ich hatte damals keinen anderen Ehrgeiz, als treu in den Fußspuren unserer heiligen Märtyrer zu wandeln": Selbstbiographie eines japanischen Priesters

Pater Huda (links) und sein Mitbruder
Gewiss werden unsere Leser nicht ohne Rührung die folgenden schlichten Zeilen von der Hand eines ehrwürdigen japanischen Priesters lesen.

„Im Jahre 1869“, so schreibt der hochw. P. Paul Huda aus der Diözese Nagasaki, „brach in Japan eine heftige Verfolgung aus. Die Christen, Nachkommen unserer heiligen Märtyrer, hatten unzählige Leiden und Quälereien auszustehen. 
4.000 von ihnen, welche im Tal Urakami, unweit von Nagasaki, wohnten, wurden gewaltsam von Haus und Herd gerissen und in verschiedene Provinzen des Reiches verbannt, die unter der Verwaltung feindselig gesinnter Statthalter standen.
Etwa 200 von ihnen wanderten in die Verbannung nach der Provinz Tosa auf der Insel Shikoku und blieben dort ein Jahr lang in einem engen Gefängnis eingeschlossen.

Auf Befehl des Statthalters wurden sie häufig von schintoistischen Priestern besucht. Dieselben sollten sie zum Abfall auffordern; nur so würden sie ihr Leben retten. 
Aber trotz der bittersten Notlage und aller Leiden zogen alle Gefangenen den Tod dem Abfall vor.

Um dieselbe Zeit schloss Japan mit den Mächten Europas und Amerikas Verträge ab. Nach der Fügung der göttlichen Vorsehung wurden dieselben der Anlass, dass den Christen ihre Haft erleichtert wurde.
Man schaffte sie aus den Gefängnissen und schloss sie in einigen heidnischen Pagoden ein, wo sie es, obschon Tag und Nacht bewacht, bedeutend besser hatten.

Nach einigen Jahren erhielten die Christen ihre Freiheit wieder und durften in ihre Heimat zurückkehren. Aber hier erwartete sie eine harte Enttäuschung. Während ihrer langen Abwesenheit hatten sich nämlich die Heiden ihrer Wohnungen und Felder bemächtigt, und so standen die Christen hilf- und obdachlos da, der größten Not anheimgegeben.

Unter jenen verbannten Christen in Tosa befand auch ich mich, der Schreiber dieser Zeilen. Ich war 14 Jahre alt, als ich von Urakami in die Verbannung zog. Ich hatte damals keinen anderen Ehrgeiz, als treu in den Fußspuren unserer heiligen Märtyrer zu wandeln.
In einem dunklen Kerker schmachtend, eine Beute des Hungers und der Krankheit, war ich halb tot, als der Befehl kam, uns in die Pagoden zu verbringen.

Während ich in einem dieser Götzentempel weilte, kam mir eines Tages, zweifellos vom Heiligen Geist, der Gedanke: es sei doch gewiss besser, wenn ich meinen Landsleuten das Evangelium unseres Herrn Jesu Christi predigte, als hier ohne Verdienst dahinzusterben. Dies Verlangen wurde in meinem Herzen immer mächtiger und schließlich so stark, dass ich es nicht mehr zurückhalten konnte.

Von dem Augenblick an war ich fest entschlossen, die Aufmerksamkeit der Wächter zu täuschen und zu entfliehen. Als ich den Plan meiner Mutter mitteilte (mein Vater war schon seit mehreren Jahren tot), konnte sie vor Weinen kein Wort sagen.
Mit der Hilfe Gottes gelang meine Flucht, und ich hatte das Glück, den Aufenthaltsort eines Missionärs ausfindig zu machen.

Einige Zeit darauf trat ich ins Seminar ein und wurde, nachdem ich den ganzen Studiengang vollendet hatte, zum Priester geweiht. Das ist jetzt 21 Jahre her.
So hat Gott in seiner Weisheit und unendlichen Erbarmung auf geheimnisvollen Wegen mich vom Verlangen nach dem Martyrium zur Würde eines Priesters gewürdigt.

Nach meiner Weihe blieb ich zuerst im Seminar als Professor. Dann schickte mich mein Bischof nach Imamura in der Provinz Shikugo, um am Heil der Seelen zu wirken. Dort bin ich jetzt seit elf Jahren, der einzige Priester im ganzen Bezirk.

Imamura ist ganz heidnisches Land. Überall in Stadt und Land blüht noch die Verehrung der falschen Götter. Die Tempel, in welchen die Dämonen angebetet werden, entbehren nicht der Pracht und Schönheit.
Die Christen von Imamura werden verachtet, weil sie als Gotteshaus bloß eine schlechte Holzkirche besitzen, die, vor vielen Jahren gebaut, trotz wiederholter Reparaturen den Einsturz droht.
Gewiss ist das schlichte Kirchlein ‚der furchtbare Ort, das Haus Gottes und die Pforte des Himmels‘. Aber es kann bei diesem unwürdigen Zustand nicht bleiben.

All unsere Feinde verspotten uns. Meine Christen knirschen, wenn sie dies hören, und sie wollen um jeden Preis eine Kirche bauen. Ich selbst denke noch mehr als sie Tag und Nacht daran.
Hätten wir eine Kirche mit einem in die Luft aufragenden Turm, die Heiden kämen in Masse, um sie zu besuchen, und wir würden die Gelegenheit benutzen, um ihnen das Kruzifix und die Bilder der Heiligen zu erklären und könnten ihnen dabei ein Wort über unsere heilige Religion sagen.

Die Verachtung, der meine Christen jetzt seitens der Heiden ausgesetzt sind, würde sich in Hochachtung verwandeln, was unserer heiligen Religion selbst wieder zu gute käme.
Allein meine Christen sind sehr arm und können die Baukosten einer Kirche nicht tragen. Ohne Hilfe von auswärts müssen sie auf ihren Herzenswunsch verzichten.

Ich selbst besitze nichts. Das Sprichwort ‚Wie der Vater so die Kinder‘ trifft bei mir buchstäblich zu. Das Wenige, was meine Familie einst besaß, hat sie bei der Verfolgung verloren.
Ich habe weder Freunde noch Bekannte, die mir zu Hilfe kommen könnten. Ich habe nur euch, liebe Leser, euch, denen ich verbunden bin durch dieselbe Taufe und die göttliche und gemeinsame Gnade. Ihr allein, die ihr meine Brüder in Christo seid, könnt mir helfen, den Plan zu verwirklichen, den ich einst im Gefängnis gefasst: Gott zu verherrlichen und Seelen zu retten.

Ich bitte euch daher flehentlich, liebe Leser, helfet mir meine Kirche bauen. Mit 500 Dollars, glaube ich, kann ich eine hübsche und solide Kirche bauen. Auch die kleinsten Gaben werde ich freudig und dankbaren Herzens annehmen.

Ich selbst werde täglich am Altar mich aller lebenden und abgestorbenen Wohltäter erinnern, und meine Christen werden sie in ihren gemeinsamen Gebeten gewiss nicht vergessen. Gerne wäre ich selbst zu euch nach Europa gekommen. Allein ich darf meine Herde nicht verlassen. Ich schicke euch daher mein Bild. Ihr seht links von mir einen anderen japanischen Priester. Das ist P. Paul Fukahori, mein vertrautester Freund. Auch er hat einst im Gefängnis um Christi willen gelitten. Ich habe ihn ersucht, seine Bitte mit der meinigen zu vereinen, und so empfehlen wir beide eurer Liebe und eurem Gebet das Unternehmen, das den Traum unseres Lebens verwirklichen würde – den Bau einer Kirche in Imamura.“

Dieser Brief spricht gewiss für sich, und es bedarf kaum des Zeugnisses des Bischofs Cousin von Nagasaki, der P. Huda, so heißt der Briefschreiber, als einen der besten Priester seiner Diözese rühmt, der „verständig, klug, eifrig, stets vom besten Geist beseelt ist“, und die Teilnahme und Unterstützung vollauf verdient. Also ein Scherflein für die Kirche von Imamura!


(Aus: die katholischen Missionen, 1908)