Aus der Mission der Väter vom Heiligen Geist am Amazonasstrom, Apostol.
Präfektur Tesse, kommt die Nachricht von der Feier des ersten heiligen
Messopfers des Indianerpriesters P. Manoel Alencar.
„Das Gerücht von der
Ankunft des neuen Paters und der bevorstehenden Feierlichkeit“, so schreibt Br.
Raphael C.S.Sp., „hatte sich ohne unser Zutun schnell unter dem umwohnenden
Volk verbreitet, und schon am Vorabend des Festes langten Boote an, welche zu
Berg oder zu Tal wohnende Christen herbeiführten.
Am Morgen des einzigartigen
Festes war der Andrang größer als je zuvor. Alle wollten den Neugeweihten sehen
und begrüßen und sich davon überzeugen, ob ihr Landsmann ebenso gut Messe lesen
und predigen könne wie die weißen Missionäre.
Nicht gering war das Staunen der
Leute. Der lustige Junge, den sie noch vor etlichen Jahren unter den
Missionszöglingen sich tummeln sahen, war zum ernsten Mann herangewachsen und
mit der erhabenen Priesterwürde geschmückt.
Leider war unsere Kapelle viel zu
klein, um das zahlreiche Volk zu fassen, nur die Bewohner der Mission und die
nächsten Angehörigen fanden Platz in derselben; die übrigen mussten vor der Tür
stehen und sich mit dem Anhören der Predigt und des Gesanges begnügen, ohne etwas
von den Zeremonien am Altar sehen zu können, für die sie doch allgemein so
großes Interesse zeigen.
Am Mittag fand ein bescheidenes Festmahl, statt, an
welchem außer dem Personal der Mission mehrere Verwandte und Bekannte des
Primizianten teilnahmen.
Auch für die Zöglinge und nächsten Umwohner war ein
Festessen veranstaltet worden, dem alle mit gutem Appetit zusprachen. So
sorgten sie dafür, dass von dem Festochsen nichts übrig blieb. Gegen Abend
hielt der Neupriester eine feierliche Segensandacht zum Abschluss des so schön
verlaufenen freudigen Tages. Die von nah und fern herbeigeströmten Leute
kehrten nach und nach fröhlich nach Hause zurück, und bald herrschte auf
unserer einsamen Missionsstation wieder die gewohnte Ruhe.“
Der junge Manoel war in der Mission von Bocca do Tesse erzogen und
lenkte bald durch seine Gewecktheit und seinen religiösen Eifer die
Aufmerksamkeit des Obern der Mission auf sich, der ihn mit mehreren anderen
Knaben unter seiner persönlichen Aufsicht Latein studieren ließ, was anfangs
nicht recht munden wollte.
Am Ende seiner Gymnasialstudien bat er um Aufnahme
ins Noviziat der Väter vom Heiligen Geist.
Nach acht Jahren höheren Studiums
kehrte er in die Urwälder seiner Heimat zurück, um als Apostel unter seinen Stammesgenossen
zu wirken. Möchten noch recht viele derselben seinen Spuren folgen!
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)