Mutter Iphigenie, Generaloberin der Töchter vom Heiligen Herzens Mariä |
Von allen unter den Negern tätigen Missionären haben die Väter vom
Heiligen Geist am meisten sich um die Heranbildung eines einheimischen
schwarzen Klerus bemüht. Die Erfolge beweisen die Möglichkeit, aber auch die
große Schwierigkeit des Unternehmens. Die Zahl der einheimischen Priester ist daher
noch recht gering. Ungleich leichter und besser ist die Heranziehung schwarzer
Mädchen zum Ordensstand gelungen.
Beispielsweise hat die Mission von
Senegambien bereits seit fast einem halben Jahrhundert eine einheimische
Schwester-Genossenschaft, die „Töchter vom heiligen Herzen Mariä“. Über ihre
Gründung wurde bereits früher einmal ausführlich berichtet. Sie hat sich recht
gut entwickelt und zählt heute zwischen 30 bis 40 Schwestern, die sechs Klöster
besitzen und im Unterricht und im Krankendienst Treffliches leisten.
Am 6 April 1904 starb die letzte Generaloberin Mutter Josepha, eine der
Erstlinge, denen der Stifter der Genossenschaft Msgr. Kobes am 9. Juli 1858 den
Schleier gab. An ihre Stelle ist jetzt Mutter Iphigenie getreten.
Die Wahl fand unter dem Vorsitz des Apostol. Vikars Msgr. Kunemann
statt. Sämtliche Professen nahten sich dem Altar und legten ihren Wahlzettel in
die bereitstehende Urne. Schwester Iphigenie ging einstimmig aus der Wahl
hervor und empfing vom Bischof den Segen und die Bestätigung.
Nachdem sie dann
das Glaubensbekenntnis abgelegt und auf einem Stuhl Platz genommen, nahten sich
ihr die Schwestern, ließen sich auf die Knie nieder und sagten: „Ich verspreche
Ihnen, Ehrwürdige Mutter, Ehrfurcht und Gehorsam nach dem Geiste unserer Satzungen.“
So gewöhnlich diese Zeremonie drüben sein mag, schreibt der Bischof, so
ergreifend wirkt sie hier in Afrika. Sie beweist, wie tief das Christentum
bereits in der schwarzen Rasse Wurzel gefasst hat und dass die Gnade auch in
Afrika dieselben Früchte der Heiligkeit und Tugend hervorbringt wie in Europa.
(Aus: die katholischen Missionen, 1905)