„Die erste dieser Taten (zu Gunsten der Ostkirche)“, so schreibt die Zeitschrift
Roma e l’Oriente, „war die feierliche Assistenz Pius X. beim Pontifikalamt, das
von den Orientalen im Vatikan bei Gelegenheit der Festlichkeiten des
Chrysostomus-Jubiläums gehalten wurde.
Der orientalisch-katholische Patriarch
der Melchiten, Seine Seligkeit Cyrill VIII., vollzog die feierliche Liturgie
des hl. Johannes Chrysostomus, während gleichzeitig mit ihm die Bischöfe und
Archimandriten des griechischen Ritus zelebrierten.
Pius X., bekleidet mit den
Gewändern seines Ritus und seiner Würde, umgeben vom Kardinalskollegium und dem
ganzen päpstlichen Hofstaat, assistierte von seinem Thron aus. Nach den
Vorschriften des Ritus sprach er in griechischer Sprache diejenigen Teile, die
der höchste Würdenträger zu sagen hat. So rief er mehrmals segnend den Frieden
auf alle herab, lud sie ein, die Herzen zu Gott zu erheben und dem höchsten
Herrn Dank zu sagen.
Ein unvergessliches Schauspiel! An diesem Tag stand Pius X. wirklich da
als höchstes Haupt aller Kirchen, als Hirte, nicht als Lateiner, nicht als
Grieche, sondern als allgemeiner Hirt der Griechen und Lateiner, der katholischen
Kirche. An diesem Tag fanden sich unter den Augen des Papstes und zwischen
seinen Armen, die zum Segnen erhoben waren, vereint zum feierlichen Akt der
katholischen Religion zusammen die lateinische und die griechische Kirche.
Ein
solches Schauspiel hat sich seit der unglückseligen Trennung der orientalischen
Kirche niemals mehr vollzogen. Diese Handlung erinnerte an die frohen Zeiten,
da ein Glaube Rom und den Orient verband und der Nachfolger des hl. Petrus auf
dem römischen Stuhl das einzige Zentrum der Kirche war.
Hätte Pius X. während
seines Pontifikats nichts anderes zur Belehrung und Rückrufung der
schismatischen Orientalen getan, diese eine Tatsache würde genügen, um den
toten Papst unter jene zu rechnen, die in außergewöhnlicher Weise zur Gewinnung
der Orientalen beigetragen haben.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)