Fortsetzung von hier
Am Karsamstag 1902 erhielt Gabriel Sané endlich zu St. Louis die
heilige Priesterweihe.
„Er ist“, so meldet ein Bericht, „der zehnte Priester,
der aus dem Seminar der Mission am Senegal hervorgegangen. Zehn Priester in 50
Jahren, das ist zweifelsohne wenig, und doch hat unsere Mission von allen
Missionen Afrikas allein eine so hohe Zahl erreicht. Diese einfache Tatsache
beweist mehr, als viele Worte es könnten, wie schwierig die Evangelisierung
dieser Länder ist.“
Wieder schüttet Gabriel Sané als neugeweihter Priester dem alten
Bischof, Msgr. Barthet, sein Herz aus.
„Ich
komme gleich auf den Karsamstag zu sprechen. Diesmal war ich nicht bloß
einfacher Zuschauer und Zuhörer. Ich war der Gegenstand der allgemeinen
Aufmerksamkeit. Es war in der Stadt bekannt geworden, dass an dem Tag ein
Schwarzer zum Priester geweiht würde.
Schon von den frühen Morgenstunden an
begann das Volk nach der Kirche zu strömen und sie zu füllen. Mit den Christen
kamen auch Mohammedaner in großer Zahl.
Eine Menge Neugieriger stand auf dem Platz draußen, da die Kirche nicht
alle fasste. Trotz der Länge der Zeremonien hielten alle bis zum Schluss aus,
begierig, wie sie waren, einmal eine Priesterweihe zu sehen, für St. Louis ein
bisher unerhörtes Ereignis.
Ich fühlte, dass ich etwas Großem, Erhabenem,
Furchtbarem entgegenging, und es fasste mich ein gewisser Schrecken, als ich
das Accedat (Es trete hinzu!) des P.
Limbour hörte, der den Erzdiakon machte. Scis
illum dignum esse? (Weißt du, ob er würdig ist?) Dies packte mich am
meisten. War ich würdig? Gott weiß es, er, der mir den Mut und die Kraft
gegeben, so weit zu gehen. Die ganz providentielle Führung, die sich in meinem
Lebensweg so deutlich zeigte, gab mir Zuversicht, und ich trat vor, misstrauend
auf mich, vertrauend auf ihn…
Nach der Feier erbat sich Abbé Louis (ein schwarzer Priester) den
Vorrang, zuerst meinen Primizsegen zu empfangen, worauf er als ehemaliger
Mitschüler und Vorgänger im Priestertum ein Anrecht hatte. Er vertrat für mich
gleichsam St. Joseph von Ngazobil und vor allem das Seminar.
Am Osterfeste sang ich die erste Heilige Messe unter Assistenz des P.
Renault, eines alten Senegalesen, und des Abbé Louis. Monseigneur assistierte
auf seinem Thron. Die Messe, der Gesang, die Blechmusik der Mittelschule, alles
das war ganz danach angetan, um einen zu zerstreuen.
Allein ich hatte an
anderes zu denken. Zum ersten Mal trat ich zum Altar des unbefleckten Lammes,
um das hochheilige Opfer zu feiern.
Ein
Gedanke beherrschte alles: der Gedanke an Gottes Erbarmungen und seine
unerforschlichen Wege. Las ich jetzt doch die erste heilige Messe in derselben
Stadt, nach welcher ich vor 20 Jahren geschickt worden war, um den Koran besser
kennen zu lernen.
Da hat der Satan eine schwere Niederlage erlitten und der
Prophet einen Jünger verloren auf ewig. Unde hoc? (Wie kam das alles?) Gott
allein weiß es. Misercordias Domini cantabo (Die Erbarmungen Gottes will ich
singen)…
So bin ich denn ein Priester auf ewig. Beten Sie für Ihr Kind, dass es
in Wahrheit ein Priester sei und bleibe nach dem göttlichen Herzen.
Vorläufig bin ich in St. Joseph angestellt und gleichzeitig mit der
Seelsorge von Mbodien betraut, das ich regelmäßig besuche. Bitten Sie Gott, er
möge meine ersten Schritte im Apostolat segnen.“
Gewiss, schöner und wärmer könnte kein weißer Neopresbyter schreiben,
und solche Beispiel lassen nur umso mehr bedauern, dass der Berufe noch so
wenige sind.
(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder
S.J., 1909, mit Imprimatur)
Später sollte dieser eifrige Priester als erster schwarzer Feldkaplan im ersten Weltkrieg fallen.