Erst 1901 sah St. Joseph von Ngazobil (ein Ort mit Seminar) wieder
einmal eine Frucht des Seminars reifen.
Es war der schon genannte Häuptlingssohn, Gabriel Sané, der nach
20-jähriger Vorbereitung endlich die Subdiakonatsweihe empfing. Die ganze
Bevölkerung von Joal, Fadiut, Ndianda und Mbodien strömte herbei; bis von Dakar
her kamen die Festbesucher.
Hören wir, wie der Neugeweihte selbst am 11.
September 1901 dem abwesenden Bischof, Msgr. Barthet, seine Eindrücke
schildert. Der Brief zeigt uns, dass auch ein Neger der höchsten und edelsten
Gefühle fähig ist und sie entsprechend auszudrücken versteht.
„Hochwürdigster Herr! Ich bin zum Subdiakon geweiht worden und empfinde
das Bedürfnis, Sie mein Glück teilen zu lassen, Sie, der mir ein wahrer Vater
gewesen ist….Wie soll ich Ihnen die süßen und tiefen Gefühle meines Herzens
beschreiben? Keine Feder vermag so etwas auszudrücken. Als ich, auf dem Boden
ausgestreckt, Msgr. Kunemann auf mich die Segnungen Gottes herabflehen hörte,
da wiederholte ich aus tiefstem Herzensgrund seine Bitte und sagte:
‚O Herr, erhöre ihn, denn es ist ein Vater, der für sein Kind bittet.‘
Ja, dieser Augenblick, in welchem ich Gott das Opfer meiner selbst brachte und
mich ohne Vorbehalt ganz dem Dienste des Altars weihte, hat in mir eine
unauslöschliche Erinnerung hinterlassen.
Gepriesen sei der Herr, der mich wie durch ein Wunder der Sekte Mohammeds
entriss; denn wie Sie wissen, war ich einer seiner Jünger, ehe ich Christus
mich hingab. Wie und warum hat er mich an sich gezogen und berufen? Wie kam es,
dass ich seinem Rufe folgte? Das ist ein Geheimnis, aber ein Geheimnis der
Barmherzigkeit.“
Dann beschreibt er den Hergang und die Pracht der Feierlichkeit und
fährt fort.
„Seit den 20 Jahren, da ich hier (In St. Joseph von Ngazobil) bin,
hatte ich oft Gelegenheit, einem Pontifikalamt beizuwohnen, ja ich glaube, es
waren wenige, bei denen ich nicht selbst amtierte.
Allein diesmal bestand meine
Aufgabe nicht darin, dem Bischof Stab oder Mitra zu reichen. Es war mein
eigenes Ich, das ich Gott darbrachte. Unser Herr hat sich gewürdigt, mich aus
meinen Brüdern auszulesen, um ganz ihm anzugehören, ganz sein Diener zu sein,
einzig dem Dienst seines Altares geweiht. In Wirklichkeit war mein Opfer längst
gebracht, ich hatte es bloß zu erneuern.
So bin ich denn Subdiakon und hoffe bald die Stufen des Altars als
Priester zu ersteigen. Wir wären dann unserer sieben (schwarze) Priester, von
denen einige beinahe schon Greise sind.
Um mich herum sehe ich junge Brüder meines Volkes, die Gott berufen zu
haben scheint. Es sind neun im Knabenseminar; davon fünf aus Kasamansa, das glücklich
sein wird, eines seiner Kinder am Altar zu sehen, damit es dort auf seine
Landsleute Gottes Segnungen herabflehe. Möge Gott meine jungen Brüder
beschützen und erhalten! Ich werde täglich für sie beten. Sie stehen noch gar
weit von ihrem Ziele, und ich habe so viele gesehen, die berufen, aber nicht
auserwählt waren.
Beten auch Sie, geliebter Vater, für diese Kinder, die ja
auch die Ihrigen sind, denn ich zweifle nicht: Sie tragen dieselben alle in
Ihrem Herzen.
Beten Sie auch für mich armes, kleines Geschöpf; der Herr möge seine
Huld mir schenken, auf dass ich ein wahrer Missionär werde nach dem Herzen
Jesu.“
(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder
S.J., 1909, mit Imprimatur)
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