John Eckert wurde als das mittlere von neun Kindern am 28.
April 1869 in Huron County, Ontario, geboren, wohl auf einer Farm in der Nähe
des kleinen Dorfs Dublin, denn er sollte später den Ordensnamen „Father Stephen
of Dublin“ tragen. Seine Eltern waren fromme katholische Bayern, die 1858 nach
Kanada auswanderten. Johns Kindheit war vom tiefen Glauben seiner Eltern
geprägt, die ihren Kindern eine gute religiöse und praktische Bildung
angedeihen ließen und für die es kein Problem war, jeden Sonntag über 6 Meilen
zur Messe zu laufen. Noch als Erwachsener zeigte er sich dankbar gegenüber seinen
Eltern für diese Erziehung. Auch hatte er einen optimistischen Geist, der ihn
sein Leben lang begleitete und ihm später half, auch andere für seine Seelsorgstätigkeit
zu begeistern.
Während der Zeit auf der High School in Kitchener kam der Junge,
der bereits seinen Eltern gegenüber den Wunsch geäußert hatte, Ordenspriester zu
werden, in den Kontakt mit zwei Kapuzinern, die in der Stadt eine Mission predigten.
Um mehr über den Orden herauszufinden, verbrachte er einige Tage im Kloster St.
Bonaventure in Detroit (Sitz der Kapuzinerprovinz St. Joseph). Im Frühjahr 1891
trat er ins Noviziat und erhielt am 21. Mai das Habit und den Ordensnamen „Stephen“.
Seine theologischen Studien machte er ab 1892 in Milwaukee, seinem späteren
Wirkungsfeld, und wurde am 2. Juli 1896 zum Priester geweiht. Es folgte eine
priesterliche Tätigkeit in verschiedenen Pfarreien, vor allem in New York sowie
in Detroit und Wisconsin. Während seines Aufenthalts in Yonkers, NY, kam ihm
das erste Mal der Gedanke, sich der Bekehrung der Schwarzen zu verschreiben. 1904
besuchte er das Kloster der heiligen Katharine Drexel in Philadelphia, die sich
mit dem von ihr gegründeten Schwesternorden ganz der Bekehrung der Schwarzen
und Indianer in den USA widmete. Nach diesem Besuch wendete er sich an seinen
Ordensoberen mit dem Gedanken, eine Mission unter den Schwarzen in den
Südstaaten zu eröffnen. Doch die Ordensleitung in Rom fand den Zeitpunkt nicht
günstig, und Fr. Stephen führte weiterhin in treuem Gehorsam seine normale
Seelsorgstätigkeit aus, ohne aber seine Hoffnung auf eine Missionierung der
Schwarzen ganz auszuschlagen. Er konnte auch in New York unter den Schwarzen
wirken und bekehrte dort einige Familien zum katholischen Glauben. Der
Ordensvisitator äußerte sich eines Morgens erfreut und erbaut, dass so viele Afroamerikaner
an der Kommunionbank der Pfarrei St. John the Baptist knieten, wo Fr. Stephen
von 1907 bis 1909 diente.
1913 wurde eine Stelle an der St. Benedict the Moor Mission
für schwarze Katholiken in Milwaukee frei, die zu seinem großen Glück Father
Stephen übertragen wurde. Am 13. Juli traf ein Kapuziner mit einem demütigen
Bruder in der Mission ein und las die Messe. Die Anwesenden waren sehr
überrascht, als der Zelebrant sich nicht als der neue Priester herausstellte,
sondern als der Prior des St. Franziskus-Klosters, der den neuen Priester nach
der Messe vorstellen würde. Der neue Priester war Fr. Stephen, der noch kurz zuvor so
erbaulich bei der Messe seines Mitbruders gedient hatte. Seine neue Herde
begrüßte er mit den Worten: „Gnade euch und Friede von Gott und unserem Herrn
Jesus Christus!“
Sofort ging Fr. Stephen mit seinem ganzen Seeleneifer ans
Werk und besuchte in zwei Wochen knapp 500 Afroamerikaner, sprach mit ihnen
eingehend, lud sie zur Messe und zum Unterricht ein und kündigte an, eine
Schule einzurichten. Mehr als die Hälfte der Aufgesuchten versprach, zu kommen
und hielt Wort. So wurde die Kapelle bald zu klein und es mussten zwei Messen
am Sonntag gelesen werden.
Wie taktvoll und klug Fr. Stephen generell in seinem
Apostolat vorging, soll ein Beispiel zeigen. Eines Tages kam ein schwarzer Mann
an die Tür, der wohl eigentlich zum Methodistenprediger wollte. Er sagte, er
sei wohl an die falsche Tür gekommen. Fr. Stephen erwiderte lächelnd, dass er
sich wohl in der Tür geirrt habe, aber gerne eintreten könne, wenn er wolle.
Der Mann trat ein, es entwickelte sich ein Gespräch über den Glauben und der
zufällige Besucher versprach, über das Gehörte nachzudenken. Der Missionär
mahnte ihn, im aufrichtigen Gebet die göttliche Gnade zu erflehen. Tatsächlich
wurde der Mann später ein frommer und musterhafter Katholik.
1914 ging er an die Errichtung einer Schule, und da er knapp
bei Kasse war, versuchte Fr. Stephen durch Missionspredigten in Pfarreien Geld
zu sammeln. Der Erfolg entsprach nicht den Erwartungen, es war aber genug, um
die Mission weiter auszubauen. 1920 waren bereits 120 Kinder auf der Schule.
Eigentlich sollte sie dann aus Platzmangel aufs Land verlegt werden, jedoch war
dies durch die widrigen wirtschaftlichen Bedingungen nach dem Ersten Weltkrieg
nicht möglich.
Unermüdlich war Fr. Stephen darum besorgt, das Apostolat zu
vergrößern und versuchte auch, andere für dieses Werk zu begeistern, indem er
darüber auf Volksmissionen und bei Exerzitien sprach. Auch wandte er sich mit seinen
Aufrufen an Bischöfe, Priester, Laien, Schulen und Klöster. Eine besondere
Freude war es für ihn, als er kurz vor seinem Tod in einem Brief vom 17. Januar
1923 berichten konnte, dass nach Exerzitien in einem Seminar sich vier
Seminaristen, darunter ein Schwarzer, für den Eintritt in ein Missionsseminar
entschlossen hatten. Ein Zeichen seines großen Eifers sind die 246 Taufen,
davon 54 bei Erwachsenen, die er allein zwischen 1913 und 1919 spendete.
Ab dem 20. Januar 1923 predigte er ein Triduum auswärts, wobei er
bei der ergreifenden Predigt stark schwitzte, danach aber noch einige Zeit bei
großer Kälte im Beichtstuhl saß. So zog er sich wohl die Lungenentzündung zu,
die zu seinem Tod führen sollte. Er kam am 26. Januar so geschwächt in
Milwaukee an, dass er direkt ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Trotz anfänglichen
Anzeichen der Besserung verstarb er am 16. Februar 1923 im Alter von 53 Jahren.
Am 18. Februar wurde die Leiche im St. Franziskus-Kloster in
Milwaukee aufgebahrt. Hunderte Schwarze kamen, um sich von ihrem geistigen
Vater zu verabschieden. Manche berührten sogar ihre Rosenkränze am Leichnam, um
zu zeigen, dass sie ihn als Heiligen verehrten. Das levitierte Requiem am 20. Februar wurde von Fr. Joseph Michael Eckert O.P., dem leiblichen Bruder des
Verstorbenen, unter Assistenz von zwei anderen Dominikanern zelebriert. Fr.
Stephens Landsmann John Forbes M. Afr., der erste kanadische Weiße Vater und selbst
Missionsbischof in Uganda, betete das Libera
Me am Sarg des toten Kapuziners. Über 80 Priester und 1.000 Gläubige
wohnten der Zeremonie bei.
Schon bald nach seinem Tod wurden Gebetserhörungen gemeldet,
und Fr. Stephen Eckerts Seligsprechungsprozess ist seit den 1950er Jahren
eingeleitet.
Father Stephen war ein Mann des Gebets und der Abtötung. Lange
Zeit betete er nachts vor dem Allerheiligsten. Eine Decke auf dem Boden seines
Zimmers reichte ihm als Bett. Als einziger „Fehler“ wird seine große Sanftmut
und Güte gegenüber den fehlenden Mitmenschen genannt. Besonders wird sein übernatürlicher
Geist betont, der stets die Ehre Gottes und das Heil der Seelen suchte und der
kein Gefallen an oberflächlichen Gesprächen hatte. Wo derartige Gespräche für
ihn zu viel Platz einnahmen, lenkte er sie gekonnt auf tiefere Gedanken,
darunter natürlich auf die Bekehrung der Schwarzen. Durch die Wärme und die
Überzeugung seiner Erklärungen und die darin gezeigte Sachkenntnis schaffte er
es, andere in seinen Bann zu ziehen. Möge dieser übernatürliche Geist uns allen
ein Vorbild und Fr. Stephen uns und vor allem den Schwarzen in den USA ein
Fürsprecher im Himmel sein.
(Quellen: cchahistory.ca, das Seraphische Weltapostolat des
heiligen Franziskus von Assisi, Altötting, 1927 bzw. 1935)