Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Samstag, 21. November 2015

Zum letzten Sonntag nach Pfingsten: Weltmission und Weltgericht


Die Weltmission findet ihren endgültigen Abschluss im Weltgericht. Da wird sowohl die Opferfreudigkeit und Pflichttreue im Angebot als auch die Bereitwilligkeit in der Annahme zum Austrag gebracht werden.

An jenem Tag werden wir uns Gott und seinen Missionären gegenüber zu verantworten haben, wie wir das göttliche Angebot durch die Mission entgegengenommen, wie wir mit dem Heilsgut gewirkt, wie wir dasselbe bewahrt haben. Jene Männer, die wir heute als unsere Apostel und Patrone verehren, einen Bonifatius, einen Ludgerus, einen Kilian, sie werden dann mit Christus über uns Gericht halten. Und deshalb drängt der echte Missionsgeist zuerst und zunächst dahin, im eigenen Herzen, im eigenen Vaterland das heilige Glaubenslicht rein und hell und werktätig zu erhalten. An jenem Tag werden aber auch wir mit und durch Christus von jenen Völkern Rechenschaft fordern, zu denen durch unsre Vermittlung das göttliche Angebot in der Mission gekommen ist. Der Heller der armen Witwe zum Besten der Mission bis zum letzten Blutstropfen, den unsere Missionäre im Dienst der Mission vergossen haben, wird da aufgezählt werden vor den Augen der ganzen Menschheit, und jene werden sich zu verantworten haben, um derentwillen es geschehen. Nichts wird vergessen bleiben. Der Herr des Weinberges wird einem jeden nicht nach seinen Erfolgen, sondern nach seinen Werken vergelten. Der letzte Gerichtstag ist der große Abschluss, der große Erntetag der Mission.

Und der Erntetag! Wird er sich lohnen? Andächtige Christen! Nur einem der Menschen war es vergönnt, den Ernteertrag im Geiste zu schauen. Es war der Seher von Patmos. Mit seinem Adlerauge ereilte er jenen Tag, und in seiner Offenbarung, nachdem er die Bezeichneten aus den zwölf Stämmen Israels aufgezählt, schreibt er: „Nach diesen sah ich eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, angetan mit weißen Kleidern, und hatten Palmen in ihren Händen“ (Offb. 7, 9).

Sehet da den Missionsertrag, sehet da die herrliche Erntegarbe aus dem Arbeitsfeld der Weltmission! Und der Lohn dieser Missionsarbeit? Der Herr selbst hat ihn uns gezeigt. „Ich selbst“, so spricht er, „werde dein überreicher Lohn sein!“ (Gn. 15, 1). O er selbst, Gott in seiner Herrlichkeit, wird der überreiche, süße Schnitterlohn an jenem Erntetag uns sein! „Es spricht der, welcher dies bezeugt. Ja ich komme schnell. – Amen. Komme Herr Jesus! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen. Amen.“ (Offb. 22, 20–21)


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)