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Samstag, 20. Mai 2017

Wirkten die ersten Missionsschwestern im 17. Jahrhundert in Kanada?

Die heilige Maria von der Menschwerdung – eine der ersten Missionsschwestern? (PD-1923)


Wer dieses Blog regelmäßig liest, weiß, dass ich mich mit der Frage beschäftige, wann die ersten Missionsschwestern auszogen (hier und hier). Durch Zufall bin ich jetzt der Antwort wohl ein großes Stück näher gekommen.

Neulich griff ich zum Jahrgang 1883 von Die katholischen Missionen, die den Aufsatz „Die Klosterfrauen von Quebec“ enthalten. Es handelt sich bei diesen Klosterfrauen um eine Gruppe von Hospitalerinnen und Ursulinen, die 1639 nach Neufrankreich auszogen, um sich in dem damaligen Fort Quebec, einer Garnison mit einigen Holzhäusern, der Bekehrung, der Krankenpflege und dem Unterricht der Indianer zu widmen. Ausschlaggebend dafür war ein Missionsbericht des Jesuiten P. Lejeune, den ich hier in kurzen Auszügen zitieren möchte:

„Ach mein Gott! Wenn manche Damen von Frankreich ihre verschwenderischen und törichten Ausgaben einem so heiligen Werke zuwendeten, welchen Segen würden sie auf ihre Familien herabziehen! Welch ein Ruhm im Angesicht der Engel, das Blut des Sohnes Gottes zu sammeln, um es den armen Heiden zuzuwenden! Ist es denn möglich, dass die Güter dieser Erde uns teurer wären, als das eigene Leben? Seht doch! Es stehen zarte und im Überfluss erzogenen Jungfrauen bereit, mit Freuden ihr Leben dem Spiele der Wogen des Ozeans anzuvertrauen; sie sind bereit, zu uns zu kommen, um in einer bitteren Kälte, wie sie die Luft Frankreichs niemals kennt, die Seelen der Kinder aufzusuchen, um Arbeiten zu übernehmen, vor denen selbst Männer zagend zurückweichen: und es sollte sich nicht irgend eine wohltätige Dame finden, welche diesen Kriegerinnen des allmächtigen Gottes einen Geleitschein ausstellte, welche ihnen ein Haus gründete, in dem dieselben in dieser neuen Welt die göttliche Majestät loben und ihr dienen könnten? Ich kann mir nicht einreden, unser Heiland werde niemanden zu diesem Werke antreiben.“

In der Tat trieb unser Herr zwei Edelfrauen zu diesem Werk an: Marie de Vignerot, Herzogin von Aiguillon, eine Verwandte Kardinal Richelieus, sowie Marie Madeleine de Chauvigny de la Peltrie, kurz „Madame de la Peltrie“. Letztere stiftete nicht nur das Ursulinenkloster von Quebec, sondern ging gleich mit den Ordensschwestern nach Kanada, um sich dem entbehrungsreichen Missionsleben zu widmen. Zu der Gruppe gehörte auch die heilige Maria von der Menschwerdung, die 2014 heiliggesprochen wurde. Gemeinsam widmeten sie sich der Krankenpflege bei den Epidemien, die bald vor allem die Indianer befielen, und trotzten Krieg und Brandkatastrophen.

Madame de la Peltrie

Ohne ein abschließendes Urteil fällen zu wollen, meine ich, hier die Antwort auf die Frage „wer waren die ersten Missionsschwestern?“ gefunden zu haben. Die Missionen in Schwarzafrika wurden zu diesem Zeitpunkt, wenn sie überhaupt existierten, von Männerorden wie den Kapuzinern versehen. Gleiches galt für die überaus schwierigen Missionen in Asien, wo viele Länder Ausländern vollständig verschlossen waren.

Die ehrwürdige María de Jesús de Tomelín, „die Lilie von Puebla“ (Mexiko)

In den Kolonien Lateinamerikas (vor allem in Mexiko) und vielleicht auch in Goa gab es Schwestern und Frauenklöster, allerdings gehe ich eher davon aus, dass diese Schwestern erst eintrafen, als die ersten Pionierzeiten bereits überstanden und die Verhältnisse eher mit denen in Europa zu vergleichen waren. 

So wurde das erste Frauenkloster in Amerika 1540 von den Konzeptionistinnen in Mexiko-Stadt gegründet, diese widmeten sich wohl aber eher dem, was man mit der Erziehung „höherer Töchter“ in Europa vergleichen könnte (wahrscheinlich von den Töchtern aztekischer Adelsfamilien). Die anderen Frauenklöster in Mexiko widmeten sich anscheinend auch mehr der regulären klösterlichen Observanz wie in Europa und nicht der Missionsarbeit (mehr dazu auf Spanisch hier).


Sollte es in dieser Sache neue Erkenntnisse geben, schreibe ich natürlich darüber.

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