„Über die politisch-religiösen Zustände
Ecuadors“, so schreibt uns (12. November 1904) der hochw. Reinhard
Herbrand, „ist wenig Gutes zu melden. Von Tag zu Tag Gerät Ecuador mehr vom
Regen in die Traufe.
Schon der Präsident Alfaro (1895-1900) war als Freimaurer
ein geschworener Feind von allem, was nur an die katholische Kirche erinnert.
Sein Nachfolger Leonidas Plaza, welcher im nächsten Jahr (1905) vom
Präsidentenstuhl heruntersteigt, wurde anfangs für besser gehalten als Alfaro,
hat sich aber nachträglich noch als bedeutend gottloser gezeigt.
Mit Gewalt
führte er die Zivilehe ein. Für seine Person genügte ihm das noch nicht. Sein
Lebenswandel ist so schamlos und unsittlich, dass er bis jetzt, trotz aller
Anstrengung, noch keine Lebensgefährtin finden konnte, selbst unter den
liberalen und radikalen Damen der Hauptstadt nicht.
In seinem Mensaje (Abschiedsrede) erklärte dieser saubere Herr die katholische Kirche für einen ‚alten, morschen Baum, den ein Landmann im Begriffe stehe, mit der Axt zu fällen, weil der Baum weder Blätter, Blüten und Früchte trage noch Schatten werfe‘. ‚Und dieser Landmann‘, fügte er höhnend hinzu, ‚ist die Regierung von Ecuador‘.
Wäre die Sache nicht so traurig für Ecuador, man könnte
lachen über dieses Präsidentchen. Er hat bloß die Elementarschule durchgemacht,
und war dazu, wie mir einer seiner Mitschüler sagte, noch einer der letzten.
Und der will sich unterfangen, die katholische Kirche mit Stumpf und Stiel
auszurotten. Dass es dem Mann aber damit voller Ernst ist, zeigt er durch die
Tat.
Bereits ließ er die Güter der ‚toten Hand‘ (der Klöster) mit seiner ‚lebendigen
Hand‘ im Staatssäckel verschwinden, so die Haciendas der Mercedarier- und Dominikanerpatres.
Die Nonnen von gleichen oder verwandten Orden zwang er, in einem Kloster
zusammenzuleben.
Die dadurch frei werdenden Gebäude gebrauchte er für Kasernen
oder sonst ‚wohltätige‘ Zwecke. Überhaupt erklärte er das Klosterleben für
Sklaverei der schlimmsten Sorte, die man unbedingt abschaffen müsse.
Noch viel
Schlimmeres sagt er in seinem Mensaje, welches vor mir liegt. Alle
ausländischen Priester und Religiosen sind bereits angewiesen, im Zeitraum von
90 Tagen Ecuador zu verlassen. Wenn der liebe Gott da nicht eingreift, wird
sich dann bald der heiße Wunsch der Liberalen Ecuadors erfüllen. Eines ihrer
Blätter, El Carechi, fasste denselben in folgende Worte:
Venga clero nacional,
aunque sea un animal.
Das heißt:
Wir wollen ‘nen Klerus von hier,
Und wär‘ es auch nur ein Tier.
Leider verlässt dieses Tier ab und zu schon seine schmutzige Höhle. Ja,
traurig sieht es aus in der Republik Garcia Morenos. Da herrscht die liberale
Freiheit in ihrem ganzen Umfange: Mord und Totschlag sind an der Tagesordnung,
alle Laster zeigen sich ohne Scheu und jegliche Behelligung auf offener Straße,
Ehrlichkeit und Treue müssen sich verbergen.
Wohl gibt es viele und gute
Priester im Land; aber kaum treten sie für die heilige Sache ein, so müssen sie
ins Gefängnis wandern oder das Land verlassen.
Von den Bischofssitzen des
Landes sind nur zwei besetzt: Riobamba mit einem 80-jährigen Greis, dem hochw.
Herrn Andrade, und Ibarra mit dem hochw. Herrn Gonzalez Suarez. (...)
Wer soll da Ecuador wieder aufhelfen?“
Wer soll da Ecuador wieder aufhelfen?“
(Aus: die katholischen Missionen, 1905)