Wie unseren Lesern aus den Tagesblättern bekannt sein wird, ist am 15.
April zu Kalawao auf der Insel Molokai der Apostel der Aussätzigen, P. Damian
Deveuster, in seinem 49. Lebensjahr als Opfer seiner Liebe am Aussatze
gestorben, von dem er im Dienste seiner Kranken angesteckt wurde. P. Damian und
sein Opferleben ist den Lesern dieser Blätter aus wiederholten und eingehenden
Schilderungen ein lieber und hochverehrter Bekannter. Noch vor zwei Jahren
veröffentlichten wir ausführliche Schilderungen der von ihm gegründeten
Gemeinden der Aussätzigen auf Molokai, und wiederholt haben wir seither Briefevon ihm und über ihn mitgeteilt. Wir brauchen deshalb sein schönes und
heiligmäßiges Leben auf Molokai nicht noch einmal zu erzählen.
Geboren wurde Joseph Deveuster am 3. Januar 1840 zu Tremeloo, einem
kleinen Dörfchen zwischen Löwen und Mecheln in Belgien. Seine echt christlichen
Eltern leiteten ihn von der frühesten Kindheit zur Übung der Frömmigkeit und
Tugend an. Die erste Schulbildung empfing er zu Werchter und besuchte dann die
Gewerbeschule von Braine-le-Comte.
Infolge von Missionspredigten, welche er an
diesem Ort hörte, entschloss sich der fromme Jüngling, dem Beispiel seines
älteren Bruders zu folgen und sich in der Kongregation der Heiligen Herzen dem
apostolischen Berufe zu widmen.
So trat er am 2. Februar 1859 zu Löwen in das
Noviziat dieser Gesellschaft und legte den 8. Oktober 1861 unter dem Namen Fr.
Damian seine Gelübde ab. Noch vor Schluss seiner Studien wurde er an Stelle
seines kranken Bruders nach den fernen Sandwichinseln im Stillen Ozean
geschickt und schiffte sich zu Bremen am 29. Oktober 1863 dorthin ein.
Am 19.
März 1864 erreichte er Honolulu und empfing daselbst am 21. Mai des gleichen
Jahres von der Hand Msgr. Maigrets die heilige Priesterweihe. An verschiedenen
Stationen, zu Puna, Kohala und Kamakua, wirkte er als Missionär, bis ihn der
liebe Gott auf sein eigentliches Arbeitsfeld berief.
In Begleitung Msgr.
Maigrets besuchte er nämlich am 16. Mai 1873 die Niederlassung der Aussätzigen
auf Molokai. Der unsäglich traurige Zustand und die gänzliche Verlassenheit
dieser Unglücklichen rührte sein von übernatürlicher Liebe erfülltes Herz so,
dass er den heroischen Entschluss fasste, sein Leben für diese von unheilbarer,
ansteckender, ekelhafter Krankheit erfassten Menschen hinzuopfern.
Seine
wiederholte und dringende Bitte wurde von den Obern gewährt, und so betrat P.
Damian Anfang Juni 1873 in der Blüte und Vollkraft seines Lebens, 33 Jahre alt,
Molokai, das vielmehr die Schrecken des Grabes als einen Aufenthalt für Lebende
darbot. Nie hat er seither seine Wahl bereut, nie ist er von dem Opfer zurückgetreten;
er lebte in der Mitte der Aussätzigen, als ob er vom ersten Tage an mit der
Krankheit behaftet gewesen wäre. Er baute ihnen Kapellen, Schulen, Wohnungen;
er wusch und verband ihre Wunden, linderte ihre Schmerzen, tröstete sie im
Leben und im Tod, grub ihre Gräber und beerdigte sie.
Vor sechs Jahren wurde er, wie von Anfang an klar vorausgesehen, selbst
von dem Aussatz ergriffen und fuhr dennoch mit unverwüstlicher Heiterkeit und
Geduld fort, seine kranken Brüder zu verpflegen, bis ihn endlich der Herr zum
ewigen Lohn berief. Über die letzten Augenblicke des seligen P. Deveuster
berichtet der folgende Brief vom 17. April 1889, welchen wir seinem Gefährten,
P. Wendelin Möllers, verdanken:
Fortsetzung hier
(aus: die katholischen Missionen, 1889)
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