Fortsetzung von hier
Montag, den 15. April, empfing ich ein Billet von P. Conrardy mit der
Anzeige, der Augenblick des Todes sei eingetreten. Ich eilte zu ihm hinüber;
aber unterwegs kam mir bereits ein Bote mit der Todesnachricht entgegen. Er ist
ohne jeden eigentlichen Kampf ganz ruhig eingeschlummert und starb so eines
sanften Todes, nachdem er beinahe 16 Jahre inmitten der Schrecken des Aussatzes
gelebt hat. Als guter Hirt hat er sein Leben für seine Schafe dahingegeben.
Als
ich ankam, war er schon mit seiner Soutane bekleidet. Alle Spuren des Aussatzes
waren aus seinem Antlitz verschwunden; auch die Wunden an den Händen waren ganz
eingetrocknet. Gegen 11 Uhr trugen wir ihn in die Kirche, wo er bis 8 Uhr des
folgenden Tages aufgebahrt blieb; die Aussätzigen umringten betend ihren
verehrten Vater. Am Montag Nachmittag schmückten die guten Schwestern für ihn
einen Sarg; im Inneren schlugen sie denselben mit weißer Seide aus und
bedeckten ihn von außen mit schwarzem Tuch, auf welches ein weißes Kreuz
aufgenäht war.
Am 16. April las ich für meinen lieben Mitbruder die heilige
Messe; nachher setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Man zog, an der Spitze
das Kreuz, an der neuen Kirche vorüber nach dem Gottesacker. Dem Kreuz folgten
die Musiker, die Mitglieder eines Vereins, dann die Schwestern mit den Frauen
und Töchtern, der Sarg, welcher von acht weißgekleideten Aussätzigen getragen
wurde; hinter dem Sarg schritten der amtierende Priester und P. Conrardy mit
den Altarknaben und endlich die Brüder mit den Knaben und Männern.
P. Damian hatte sein Leben auf Molokai in der größten Armut begonnen,
so dass er die ersten Nächte unter einem Baum schlafen musste. Seinem Wunsch
gemäß, hatte ich während seiner Krankheit unter demselben Baum, einer Pandane,
das Grab bereiten lassen. Da ruht nun sein Leib und erwartet die glorreiche
Auferstehung. Er ist dem Altar zugewendet. Eine starke Zementschicht schließt
das Grab. Da liegen also die glorreichen Überreste des guten P. Damian, den die
Welt mit Recht einen Helden der Liebe nennt.
(aus: die katholischen Missionen, 1889
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