Vor kurzem
veröffentlichte das „Bien Public“ einen Brief mehrerer nach Sibirien verbannter
Priester an eine hochgestellte Dame, dem wir Folgendes entnehmen.
„Durch das
größte Elend gezwungen, erlauben wir uns, an Sie, edle Prinzessin, eine Bitte
zu richten. Nach den Ereignissen von 1865 (Niederschlagung des Januaraufstands durch die Russen) sind wir für 12 bis 20 Jahre nach
Sibirien verbannt worden, um dort Zwangsarbeit zu verrichten.
Im Jahr 1879 hat
man uns nach dem Gouvernement Wologda transportiert, wo wir, ohne die
geringsten Mittel, für unseren Unterhalt sorgen zu können, auf die Dörfer
verteilt sind. Was am schlimmsten ist, unter uns befinden sich Priester, welche
siebzig oder achtzig Jahre alt sind. Nachdem wir so lange Jahre hindurch so
viel für die Gerechtigkeit und die Wahrheit gelitten haben, sind wir heute in
ein solches Elend geraten, dass wir uns nicht einmal ein Stück Brot kaufen
können.
Gott ist unser Zeuge, dass wir Tage gehabt haben, an denen wir nicht
einen Bissen zu uns genommen. Seit einigen Monaten haben wir uns so
eingeschränkt, dass wir selbst unsere Kleider verkauft haben, um nicht vor
Hunger zu sterben; heute besitzen wir nichts mehr, um dieses tun zu können. Die
Einwohner verfolgen uns, und der Zutritt zu einer Stadt ist uns strengstens
untersagt; wir sind ohne alle Hilfe, ohne Hospital, ohne Kleidung; wir sind
nicht im Stand, unsere Miete zu bezahlen.
Wir haben eine Petition an die Regierung
abgesandt; jedoch ehe Hilfe ankommen kann, müssen wir alle vor Hunger sterben.
Nachdem wir mehr als 900 Meilen zurückgelegt, ist unsere Lage schlimmer als in
den Bergwerken, wo wir wenigstens eine Herberge und ein Stück Brot hatten. Die
Kälte (wir hatte heute -40 Grad) und der Hunger werden uns töten, wenn Gott uns
nicht in seiner Barmherzigkeit Rettung zusendet.“
(Aus: die
katholischen Missionen, 1882)