Im Jahr 1900
sprach Papst Leo XIII. die Karmelitermissionäre P. Dionysius von der Geburt,
einen Franzosen aus der Normandie, und Br. Redemptus vom Kreuze, einen
Portugiesen, wegen ihres im Herbst 1638 in Sumatra erduldeten Martyriums selig.
Hier eine Schilderung ihrer Leidensgeschichte. Sie beginnt nach ihrer
Gefangennahme durch den Sultan, der sie zusammen mit einer portugiesischen Gesandtschaft getäuscht hatte und in
einem Hinterhalt überfallen ließ.
„So war der
Anschlag des tyrannischen Fürsten gelungen. Die Gefangenen wurden grausam
gefesselt und unter dem Spott und Hohn der meist mohammedanischen Bevölkerung durch
die Stadt und vor den Sultan geschleppt. Dieser gab Befehl, den Gesandten und
einige Vornehme seines Gefolges rücksichtsvoller zu behandeln, aber als Geiseln
festzuhalten. Die übrigen verteilte er als Sklaven unter seine Vasallen und
Hofleute mit der Weisung, sie um jeden Preis durch Drohungen und Versprechungen
zur Annahme des Islams zu drängen. Nur wenige erlagen der Versuchung. Allein
auch von diesen Renegaten kehrten später einige zurück und dienten als Zeugen
des Martyriums ihrer glücklicheren Genossen. Die Leiden und Qualen, welche die
gefangenen Christen nun zu erdulden hatten, waren so groß, dass Dom Francesco [der
portugiesische Gesandte], der nach einem Monat sie wieder einmal vor sich sah,
dieselben kaum mehr wiedererkannte.
P. Dionysius
war einem vornehmen Hofmanne zugeteilt. Derselbe wies dem christlichen Mönche
als Aufenthaltsort ein elendes Loch (ein Bericht spricht von einer bedeckten
Kloake) unweit des Toreingangs zu, in welches alle Arten Schmutz und
Unreinigkeit hineingeworfen wurden. Die Vorübergehenden spuckten hinein, und
die Diener schütteten dort das Spülwasser u. dgl. aus und besudelten
absichtlich die kärgliche Nahrung, welche dem Gefangenen gereicht wurde, und
die knapp genügte, um ihn am Leben zu erhalten. Der Selige trug alles
schweigend um mit himmlischer Geduld.
An ihm wurde wie bei den übrigen der
Versuch gemacht, ihn durch Vorspiegelung irdischer Freuden und Genüsse zum Teil
schmählicher Art zum Abfall zu bewegen. Ruhig wies er dergleichen Anträge
zurück. Er sei Priester und Ordensmann und als solcher Christus, seinem Heiland,
durch unauflösliche heilige Bande verknüpft. Sein Leib sei in ihrer Gewalt, nicht
aber seine Seele. Er sei bereit, für Christus alles, auch den Tod zu leiden.
Mehrfach ließen die Kazis, die mohammedanischen Geistlichen, sich mit ihm in
einen religiösen Wortstreit ein; er benutzte die Gelegenheit, um öffentlich und
mit Eifer die christliche Religion zu verkünden, und überführte sie so
siegreich ihrer Irrtümer, dass sie beschämt von ihm abließen.
Mehr als sein
eigenes Schicksal berührte den Diener Gottes dasjenige seiner Leidensgefährten.
Auf seine flehentlichen Bitten hin gestattete ihm sein Herr, die Gefangenen
zuweilen zu besuchen. Obschon die eisernen Kettenringe bei jedem Schritt ihm
ins Fleisch schnitten, scheute er nicht diese schmerzlichen Rundgänge, um
überallhin Trost und Hilfe zu tragen, die Mutlosen aufzurichten, sie Beichte zu
hören und durch den Hinweis auf die ewige Krone zur Ausdauer zu ermuntern. Da
er der malaysischen Sprache mächtig war, konnte er manches zur Erleichterung
ihrer Lage beitragen; er bat um Almosen für sie und trug ihnen die Speisen zu,
welche der Gesandte durch seine Diener ihm zugedacht. Selbst die Heiden und
Moslems bewunderten diese hingebende Liebe und gaben dem Seligen den schönen
Namen: Vater der Portugiesen. Für die beiden mitgefangenen Rekollekten, welche
krank darniederlagen, sorgte er wie eine Mutter.
Inzwischen
musste auch sein Ordensbruder, Br. Redemptus, harte Tage durchmachen. Sein grausamer
Herr hatte ihm zum Spott Bart und Augenbrauen abscheren lassen und verwandte
ihn dazu, die Büffel zu hüten und für sie Futter zu schneiden. Der arme Bruder
hatte namentlich durch Hunger zu leiden, da man ihn oft tagelang ohne Nahrung
ließ. Als er einst, zum Tode ermattet, sich in einen Wald schleppte, um dort
einige essbare Wurzeln und Früchte zu suchen, ließ ihn der Herr, der ihm dies
als Fluchtversuch auslegte, gefesselt vor den Sultan führen. Dieser stellte ihm
die Freiheit und alle möglichen zeitlichen Vorteile in Aussicht, falls er die
Lehre des Propheten annähme, andernfalls werde er ihn unter grausamen Qualen sterben
lassen. Das wäre doch wunderlich, erwiderte der Bruder treuherzig, wenn er,
nachdem er in dies Land gekommen, um seine Bewohner von der falschen Lehre des
Propheten abzubringen, nun selber ein Muselmann würde. Er suche auf dieser Welt
nichts anders, als Christus zu gefallen, und sei bereit, für ihn nicht bloß
eines, sondern tausend Leben zu lassen. Sie möchten daher ihre eitlen
Bemühungen, ihn zum Abfall zu bewegen, nur aufgeben. Eher werde er sich in
Stücke zerreißen lassen. Da auch bei den übrigen Gefangenen alle Versuche der
mohammedanischen Kazis gescheitert waren, gab der Sultan erzürnt den Befehl,
sie alle gleichzeitig hinrichten zu lassen.
(Aus: die
katholischen Missionen, 1901)
Fortsetzung hier
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