Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Sonntag, 30. November 2014

So geht „Ökumene“

Der griechisch-melchitische (katholische) Patriarch Petrus IV Geraigiry (im Text Giragiri), zuvor Bischof von Paneas

Recht beachtenswerte Aufschlüsse über die Strömungen innerhalb der nicht-unierten Kirchen gibt uns der folgende Brief des griechisch-melchitischen Bischofs von Paneas, Msgr. Giragiri. Als er eben im Begriff war, so erzählt er darin, einer Einladung des griechisch-katholischen Patriarchen von Jerusalem, Gregor I., zum Eucharistischen Kongress in Jerusalem Folge zu leisten, wurde seine Abreise durch einen unangenehmen Zwischenfall verzögert. In einem kleinen Städtchen, Al-Kiam, und im Dorf Kuraihas wurden zwei seiner Priester von einflussreichen, feindseligen Schismatikern in einen Prozess verwickelt. Der Bischof musste ihnen zu Hilfe kommen; er schickte ihnen das für die Fahrt nach Jerusalem ersparte Reisegeld und begab sich persönlich nach Gedaïhah und Hasbaïa, um vor den dortigen Tribunalen Recht zu verlangen.

In Hasbaïa sollte er unerwartet eine große Freude erleben. Die Stadt, am südwestlichen Abhang des großen Hermon, ist einer der Hauptorte im Gebiet des Anti-Libanon mit reger Industrie und Obst- und Weinbau. Sie zählt nur wenige Katholiken; doch sind die Schismatiker im Augenblick recht günstig gestimmt. Ihr Bischof, Msgr. Missaël, begrüßte den katholischen Oberhirten bei seiner Ankunft aufs Freundlichste. Msgr. Giragiri erwiderte am folgenden Tag den Besuch. Zu seinem nicht geringen Erstaunen fand er im Empfangszimmer des schismatischen Bischofs die Porträts Leo XIII., Se. Eminenz des Kardinals Rampolla und des letztverstorbenen Präfekten der Propaganda, Kardinal Simeoni, und anderer römischer Prälaten. Auf seine verwundernde Äußerung erklärte Msgr. Missaël: „Ich habe diese Porträts mir kommen lassen, weil ich die römische Kirche und ihre Oberhirten liebe.“ Beiläufig gesagt ist es keine Kleinigkeit, hier zu Lande, selbst in größeren Städten, sich dergleichen Porträts zu verschaffen.
„Im Laufe der Unterredung“, so erzählt nun Msgr. Giragiri, „sagte ich scherzend zum schismatischen Bischof: ‚Sie haben gewiss Angst, dass ich Ihnen keine Schäflein mehr übrig lasse. Wissen Sie was, Monseigneur, treten Sie mit Ihrer ganzen Herde zu uns über, und bleiben Sie dann in der katholischen Gemeinschaft deren Hirte. Ich selbst lege dann mein Amt nieder, oder werde, falls es Ihnen recht ist, Ihr Koadjutor.‘ Der Bischof erwiderte lächelnd: ‚Es wird wohl schließlich dazu kommen, nur mit dem Unterschied, dass ich dann Ihr
Koadjutor werde und Sie selbst die ganze Sorge für unser geistliches und zeitliches Wohl übernehmen.‘

Ich predigte dann vom Tag meiner Ankunft (Freitag vor Passionssonntag) an bis zum Montag in der Karwoche täglich zweimal, am Morgen und am Abend. Die Kirche konnte die Menge nicht fassen. Mehrere angesehene Personen sagten zu mir: ‚Es ist ausgemachte Sache, wir werden alle katholisch.‘ Andere verlangten eine zweite Reihe von Predigten, um sich vor ihrem Übertritt noch besser zu belehren. Von allen Seiten wurde ich gedrängt, in der Stadt jährlich mein Absteigequartier zu nehmen und einige Wochen bei ihnen zuzubringen. Ich dankte Gott für die Wendung dieser Dinge; denn gerade in Hasbaïa hatte ich früher die heftigsten Anfeindungen gefunden. (…) Jetzt ist die Stimmung ganz verändert, und die Bekehrung dieser Stadt, des Hauptbollwerks des Schismas in meiner Diözese, scheint nur mehr eine Frage der Zeit. Ist aber einmal Hasbaïa gewonnen, so würde sofort auch die umwohnende Landbevölkerung folgen. Diese scheut bis jetzt den Einfluss der reichen Schismatiker in der Stadt, die ihr Geld leihen und ihr in ihren Prozessen helfen, und so den guten Willen dieser Leute hemmen.“

(…) Msgr. Giragiri erzählt dann weiter seine Reise nach Rom, die er im Namen des griechisch-unierten Patriarchen von Jerusalem mit zwei anderen orientalischen Bischöfen unternahm, um dem Heiligen Vater die Glückwünsche seiner Kirche darzubringen. Mit dem größten Interesse erkundigte sich der Papst nach der Bewegung, die sich unter den Schismatikern zu Gunsten der Wiedervereinigung bemerkbar mache. „Machen Sie es nicht“, sagte er dem Bischof beim Abschied, „wie Gregor der Wundertäter, der bei seinem Einzug als Bischof von Neo-Cäsarea dort 17 Gläubige vorfand, bei seinem Tod aber 17 Heiden hinterließ. Sie werden die Katholiken zu Hunderten vorfinden und dürfen keinen einzigen Schismatiker hinterlassen. Ich werden Gott recht inständig darum bitten.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1893)

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