Fortsetzung von hier
An einem
bestimmten Tag wurden die 60 gefangenen Christen aus ihren Kerkern
herausgeführt und unter Schlägen und Verwünschungen zum Ort der Hinrichtung
gebracht, ein jeder von 10 Henkersknechten und einigen Kazis umgeben, die einen letzten Versuch machten,
die Verurteilten zum Abfall zu bewegen. Eine große Volksmenge hatte sich am
Strand des Meeres, wo die Hinrichtung stattfinden sollte, eingefunden. Als alle
versammelt waren, verkündete ein Herold den Urteilsspruch des Sultans. Derselbe
stellte allen die Wahl zwischen Reichtum und Ehren, falls sie die Religion des
Propheten annähmen, und dem grausamen Tode, falls sie hartnäckig blieben. Da
die meisten kein Malaysisch verstanden, erklärte ihnen P. Dionysius den Sinn
der Bekanntmachung und ermunterte sie mit warmer Begeisterung zur Ausdauer.
Alle fanden sich zum Tod bereit und baten den Seligen, dies in ihrem Namen zu
erklären, während sie sich zur Bekräftigung auf die Knie warfen, um ihren Tod
zu erwarten.
Als würdiger
Führer der kleinen Heldenschar erbat sich P. Dionysius die Gnade, als letzter
sterben zu dürfen, um seine Genossen, wo nötig, durch seinen Zuruf zu
ermutigen. Nun begann die Hinrichtung. Um die Bekenner möglichst lange leiden
zu lassen, wurden sie zuerst aus der Ferne mit Pfeilen zerschossen, dann aus
größerer Nähe mit Wurfspießen gespickt und schließlich mit Kris, den scharfen,
schlangenförmig gebogenen malaysischen Dolchen, erstochen. Begeistert sprach P.
Dionysius den Sterbenden Mut zu, betete ihnen die Akte des Glaubens, der Hoffnung,
der Liebe und Reue vor und legte ihnen die heiligsten Namen Jesus und Maria auf
die sterbenden Lippen.
Bruder Redemptus war eines der ersten Opfer gewesen.
Schließlich war nur noch der sel. Dionysius übrig, zum Tod erschöpft, aber voll
Trost und Freude darüber, dass alle seine Schutzbefohlenen siegreich den Kampf
bestanden. Heitern Antlitzes kniete er sich nieder, um den Vorangegangenen zu
folgen. Da geschah etwas Unerwartetes. Die Henker, sei es durch ein Wunder
behindert, wie der alte Bericht annimmt, sei es aus Ehrfurcht vor einem solchen
Manne, weigerten sich zu schießen, und warfen Pfeil und Bogen von sich. Der
malaysische Befehlshaber ließ den Vorfall dem Sultan melden, der sofort Weisung
gab, den Seligen durch die grausame Tortur der Elefanten zu töten. Dieselbe
besteht darin, dass der Verurteilte sich flach mit dem Antlitz nach oben auf
die Erde legt. Der Koloss wird herangeführt, setzt seinen mächtigen Fuß auf
Kopf oder Brust des Liegenden und zerstampft ihn zu Brei. Während die Anstalten
dazu getroffen wurden, fuhr der Selige fort, den Umstehenden die christliche
Religion zu verkünden und Gott für die Gnade zu danken, dass er ihn des
Martertods gewürdigt. Da eilte ein Renegat [zum Islam abgefallener Katholik] aus Malakka, ungeduldig über die
Verzögerung und von dem Hasse des Apostaten getrieben, herbei, zog sein Schwert
und führte einen so furchtbaren Schlag, dass das Haupt des Märtyrers bis zu den
Ohren gespalten wurde. Blutübergossen sank er nieder, während einige
nahestehende Henker ihm mit ihren Kris den Todesstoß gaben. Mit letzter Kraft
hatte der Bekenner das Kruzifix noch einmal an seine Lippen gepresst und den
heiligen Namen Jesu angerufen. So starb der tapfere Streiter Jesu Christi, erst
38 Jahre alt. Es war im Herbst des Jahres 1638. Der Tag des Martyriums ist nicht
festgestellt.
Wie die alten
Berichte zu melden wissen, geschahen an der Leiche eine Reihe wunderbarer Zeichen.
Während die Leichen der übrigen Märtyrer in der heißen Sonne rasch in Verwesung
übergingen, blieb der sel. Dionysius unversehrt. Ein Lichtschimmer ging während der Nacht von ihm aus, seltsame Melodien klangen in den Lüften. Von allen
Seiten strömte das Volk herzu, um diese Wunderdinge zu sehen. Selbst der Sultan
kam und gab dem allgemeinen Gefühl der Ehrfurcht so weit nach, dass er den
Seligen unter glänzendem Pomp begraben ließ. Unerklärlicherweise soll die
Leiche aber stets wieder an dieselbe Stelle zurückgekehrt sein, nachdem der
Sultan umsonst versucht, sich durch Überführung nach dem Eiland Dos Degradados,
durch Versenkung ins Meer, durch Bergung im Urwald des unheimlichen Mahners zu
entledigen.
Die Kunde von dem glorreichen Martyrium erregte zu Goa große
religiöse Begeisterung. 1642 wurden von der kirchlichen Behörde der
Untersuchungsprozess eingeleitet und die Aussagen der Augenzeugen zu Protokoll
gebracht. Ein wichtiges authentisches Zeugnis bot ein Brief des Gesandten Don
Francesco de Sousa vom 3. März 1643 an den Karmelitergeneral in Rom. 1664 wurde
der Prozess in Rom begonnen und 1675 fortgesetzt. Dann blieb er liegen bis 1701
und wiederum bis 1876 und 1890. Erst am 25. März 1900 kam das
Seligsprechungsdekret zur Veröffentlichung, und am 8. April fand in der
heiligen Stadt die feierliche Seligsprechung der beiden Karmeliter statt.
Das Sultanat
Atschin [Aceh] hat auch nach der Eroberung Sumatras durch die Holländer seine
Unabhängigkeit bis in die letzte Zeit hinein hartnäckig bewahrt und das
Christentum ferngehalten, das hier trotz wiederholter Versuche bisher keinen
Boden finden konnte.
(Aus: die
katholischen Missionen, 1901)
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