Ist zwar nicht Namibia, aber auch ein Levitenamt auf der Südhalbkugel (Christchurch, Neuseeland) (Quelle) |
Gesegnete Weihnachten!
Wenn auch verspätet, wird der folgende Bericht des hochw. P.
Joseph Schulte O.M.I. über die Weihnachtsfeier in Windhoek unsere Leser immer
noch erfreuen. Es ist ein kleines Lichtbild in die traurigen Kriegsberichte
hinein, die wenig Erquickliches bieten.
„Das heilige Weihnachtsfest wurde in hiesiger katholischer
Gemeinde in diesem Jahr sehr feierlich begangen. Schon am heiligen Abend
kündete der eherne Mund der Glocken, die erst vor einigen Monaten geweiht und
dem Gottesdienst übergeben wurden, den hohen Festtag der christlichen Welt an.
Wiederum ertönte das Glockengeläute um Mitternacht, die Gläubigen zur
Christmette einzuladen. Eine große Anzahl derselben erschien und wohnte dem
feierlichen Levitenamt bei, welches der hochw. Herr P. Präfekt A. Nachtwey
O.M.I. zelebrierte. An das Tagesgeheimnis anknüpfend forderte der Festprediger,
P. Hermandung O.M.I., zum Schluss seine Zuhörer auf, im Hinblick auf das
erhabene Beispiel des Erlösers die Widerwärtigkeiten des Lebens, welche durch
die herrschenden Kriegswirren noch erhöht würden, in Geduld und Demut zu
ertragen.
Für die katholische Mannschaft der zurzeit in Windhoek
weilenden Truppen war um 9.30 Uhr ein Levitenamt angeordnet worden. Aber neben
den Soldaten erschienen auch wiederum recht zahlreiche Mitglieder der
katholischen Zivilgemeinde, so dass die neue Kirche bis auf den letzten Platz
gefüllt war. Erhöht wurde in diesem Jahr die Feierlichkeit des Gottesdienstes
durch das Geläut der drei neuen Glocken als auch durch den äußeren Glanz und
die Schönheit der eben fertiggestellten Kirche. Wie ergreifend war es, als um Mitternacht
zum ersten Mal die trauten Weihnachtsweisen: ‚Stille Nacht‘, ‚Zu Betlehem
geboren‘ usw. durch die heiligen Räume drangen, in welchen alles zur Andacht
einlädt und das gläubige Gemüt erhebt. Wie herrlich schimmerten in hellem
Kerzenglanz die Wandmalereien! Wie geheimnisvoll warfen die kleinen Lämpchen
ihre Strahlen auf den neugeborenen Heiland in der Krippe, welche den Gläubigen,
besonders den Neugetauften und Katechumenen das Geheimnis des hohen Festes so
plastisch vor Augen führte!
Kurz, in nichts stand die kirchliche Feierlichkeit der
heiligen Weihnacht hier im schwarzen Erdteil derjenigen im lieben deutschen
Vaterland nach. Den Schluss der hehren, kirchlichen Feier bildete am Nachmittag
des hohen Festes eine reichbesuchte sakramentale Segensandacht.
Die Weihnachtsbescherung der schwarzen Kinder fand schon am
heiligen Abend statt. Einen eigentlichen deutschen Weihnachtsbaum, einen
Tannenbaum, konnten wir nicht aufstellen, weil es hier zu Lande eben keine
gibt. Da aber der Deutsche keine Weihnachten ohne Christbaum kennt, so
bedienten wir uns eines grünen Dornbusches, der uns so recht daran erinnerte,
dass die die Weihnachtsfreude durch die dornenvollen Kriegstage getrübt werde.
Unter diesem einfachen, aber schön gezierten afrikanischen Christbaum fand
jedes Kind seine Bescherung; neben Früchten und Süßigkeiten erhielt der eine
das lang ersehnte Gebetbuch, der andere einen Baukasten, wieder ein anderer
nötige Kleidungsstücke usw. Wie freudig strahlten die weißen Augen in den schwarzen
Gesichtern! Wie neugierig fragte einer den anderen, was ihm das Christkindchen
gebracht habe. Lebhaft wurde man an die Weihnachtsfreuden seiner eigenen
Kindheit erinnert, in welcher liebende Elternherzen die Freude über die
Weihnachtsgaben noch vergrößerten, während die Eltern unserer Kinder noch wenig
von Weihnachten verstehen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1905)
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