Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Dienstag, 3. Januar 2017

Silence – Martin Scorsese und der Jesuitenmissionar, der den Glauben verleugnet hat



In Deutschland soll im März 2017 Silence, der neue Film von Martin Scorsese, in die Kinos kommen. Das lässt eigentlich schon erahnen, dass es sich hierbei um keinen katholischen Erbauungsfilm handeln wird. Ich glaube, dass er ein ganz fieses U-Boot ist, das Katholiken unter einem religiösen Deckmantel falsche Prinzipien unterjubelt – ob absichtlich, vermag ich nicht zu sagen. Aber erstmal zum Inhalt.

Der Film basiert auf einem Roman des japanischen Katholiken Endō Shūsaku, der lose auf einer tatsächlichen Begebenheit basiert. Im Zentrum steht die Suche nach dem Provinzial der japanischen Jesuitenmission, P. Cristóvão Ferreira. Dieser verdiente Missionar fiel tatsächlich im Jahr 1633 während der großen japanischen Christenverfolgung nach einer schrecklichen Marter, der „Grube“, vom Glauben ab und lebte danach verarmt und mit einer Witwe verheiratet in Japan, wo er sich mit gelegentlichen Dolmetsch- und Übersetzungsarbeiten über Wasser hielt. Er verfasste auch Streitschriften gegen den katholischen Glauben, von denen wohl einige Argumente aus theologischen Handbüchern stammten, die die Einwände der Protestanten behandelten.

Auf die unglaubliche Nachricht seines Abfalls machten sich 33 Mitglieder der Gesellschaft Jesu unter Führung von P. Mastrilli auf den Weg nach Japan, um die Tat Ferreiras zu sühnen. In Europa wurden Bußwerke und Gebete für seine Bekehrung aufgeopfert. P. Mastrilli erduldete die Grube 12 Tage lang und starb als Martyrer. Zahlreiche andere Jesuitenmissionare überwanden diese Tortur ebenfalls siegreich. Es gibt auch Quellen, die darauf hindeuten, dass sich Ferreira als hochbetagter Greis bekehrt hat und die „Grube“ erfolgreich über sich ergehen ließ.

In dem Film machen sich die fiktiven Jesuitenpatres Pater Sebastião Rodrigues (basierend auf dem ebenfalls abgefallenen P. Giuseppe Chiara) und Pater Francisco Garrpe auf die Suche nach dem abgefallenen Provinzial. Dabei erleben sie den Horror der Katholikenverfolgung und werden selbst vor die Wahl gestellt, äußerlich den Glauben zu verleugnen, um die verfolgten Christen vor den grausamen Foltern zu retten. P. Rodrigues tritt dann wohl tatsächlich, angetrieben durch vermeintliche innerliche Eingabe von Christus selbst, auf ein Bild des Gekreuzigten (jesumi oder efumi). Dabei ist das Krähen eines Hahns zu hören. Er wird freigelassen, unter den Japanern ein wohlgenährter und angesehener Philosoph, der regelmäßig aufgefordert wird, die oben beschriebene Handlung zu wiederholen, um das Christentum zu verleugnen. Er ist mit einer Japanerin verheiratet und wird als Buddhist begraben – aber in seinen kalten Händen hält er das Kruzifix.

Wie so viele moderne Filme soll Silence wohl als besonders fein und intellektuell rüberkommen, da er keine direkte Wertung abgibt. Die Zweifel und Anfechtungen der Missionäre werden stark betont. Bischof Robert Barron bemerkt zu der Darstellung: „Meine Sorge ist, dass die Betonung der Komplexität und der Vielschichtigkeit und Unklarheit der heutigen kulturellen Elite, die sich nicht viel von der im Film dargestellten japanischen Elite unterscheidet, einen Dienst erweist. Was ich sagen möchte, ist, dass das säkulare Establishment immer Christen vorzieht, die schwankend, unsicher, gespalten und ganz darauf bedacht sind, ihre Religion zur Privatsache zu machen. Und es ist nur zu bereit, leidenschaftlich religiöse Menschen als gefährlich, gewalttätig und, seien wir ehrlich, nicht so ganz helle abzutun. Schauen Sie sich nochmal Ferreiras Vortrag gegenüber Rodrigues über das angeblich einfach gestrickte Christentum der japanischen Laien an, wenn Sie mir das nicht glauben.“

Es scheint mir, dass der Bischof den Film hier sehr gut durchschaut hat. Zwar kommen wohl die japanischen Märtyrer im Allgemeinen recht gut davon, allerdings betont der Film wohl eher den Abfall der Priester. Wenn Martin Scorsese sich laut seinem Producer Matthew Malek mit diesem Werk in gewisser Weise für Die letzte Versuchung Christi entschuldigen möchte, hat er sich wohl keinen besonderen Dienst erwiesen. Er scheint hier wieder seine eigenen religiösen Konflikte zu behandeln.


Mehr zum Fall Ferreira in diesem ausführlichen Artikel von P. Hubert Cieslik S.J.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen