Der Diener Gottes Vital Maria Gonçalves de Oliveira O.F.M. Cap. |
Wir haben in den katholischen
Missionen bereits zweimal über die in Brasilien ausgebrochene Kirchenverfolgung
Nachricht gebracht; heute wollen wir diese Angaben vervollständigen und in
kurzen Umrissen ein Gesamtbild der kirchlichen Kämpfe im Kaiserreich Brasilien
entwerfen.
Den Ursprung und die Veranlassung
dieser Verfolgung bespricht in eingehender Weise ein Brief des hochwürdigsten
Herrn Bischofs von Olinda (Pernambuco) (Dom Vital Maria Gonçalves de Oliveira), den dieser am 2. August aus seinem
Gefängnisse, der Festung S. João in der Bai von Rio de Janeiro, an den
hochwürdigsten Herrn Bischof von Buenos Aires gerichtet hat.
Im Allgemeinen gesprochen, ist
auch die brasilianische Kirchenverfolgung ein Ring in der Kette all der
Bedrängungen und Anfeindungen, mit denen das Freimaurertum der katholischen
Kirche zusetzt.
Die nächsten Veranlassungen zum Angriff waren nach dem oben
genannten Brief folgende: Ein Geistlicher in Rio de Janeiro schloss sich der
Loge an und hielt an einem Maurerfest ganz im Logenstil eine Rede, die bald
auch durch den Druck verbreitet wurde. Sein Bischof, der hochwürdigste Herr
Pedro de Lacerda, zog ihn darüber zur Rechenschaft und belegte ihn mit den
kanonischen Strafen.
Auf einmal waren alle Logenmänner in rührigster Tätigkeit.
Die beiden Hauptlogen in Rio de Janeiro, die bisher gegenseitig sich
angefeindet hatten, versöhnten sich, wie dereinst Herodes und Pilatus; die
Freimaurerpresse eröffnete einmütig einen wütenden Kampf gegen alle
Einrichtungen und Lehren der katholischen Kirche, plötzlich tauchte eine Anzahl
Blätter auf, die nach den Absichten des Geheimbundes das Volk bearbeiteten und
„öffentliche Meinung“ machten.
Nach diesen Einleitungen legte
man es geradezu darauf ab, Schritte und Erklärungen der Bischöfe gegen die Loge
hervorzurufen. Am 29. Juni 1872 wurde zur festlichen Erinnerung an die Gründung
einer Freimaurerloge in der Kirche des Apostelfürsten Petrus zu Pernambuco eine
Messe verlangt und alle „Brüder“ (d.h. Freimaurer) eingeladen.
Der Bischof Vital Antonio Gonçalves de Oliveira aus dem Kapuzinerorden, der erst am 24. Mai seinen
feierlichen Einzug als Bischof gehalten hatte, untersagte natürlich eine solche
Feier und die Geistlichkeit stand fest und treu zu ihrem Oberhirten. Die Loge wiederholte
dasselbe Manöver am 3. Juli. Es folgte das gleiche Verbot des Bischofs und der
gleiche Gehorsam des Klerus.
Nun entlud sich der Hass der Geheimbündler von neuem
gegen die Kirche, besonders wurde die Andacht zur Gottesmutter und diese selbst
in frechster Weise verhöhnt.
Der sorgsame Oberhirte empfahl den Pfarrern, die Gläubigen durch Predigt und Unterricht gegen die ausgestreuten Lügen und Verleumdungen sicher zu stellen und durch Gebete die Gotteslästerungen zu sühnen.
Der sorgsame Oberhirte empfahl den Pfarrern, die Gläubigen durch Predigt und Unterricht gegen die ausgestreuten Lügen und Verleumdungen sicher zu stellen und durch Gebete die Gotteslästerungen zu sühnen.
Als Antwort darauf veröffentlichten die Logenblätter die Namen jener,
die Freimaurer seien und dennoch in den kirchlichen Bruderschaften als
Präsidenten, Schatzmeister und Sekretäre eine hervorragende Stelle einnähmen.
Zugleich wurde ein anerkannter Freimaurer und Ungläubiger von reinstem Wasser
von einer dieser Bruderschaften zum Präsidenten gewählt.
Hiermit war, Gottlob,
ein wunder Fleck im kirchlichen Leben Brasiliens bloßgelegt. Schon seit
geraumer Zeit hatten nämlich die Männer von Kelle und Schurzfell, angelockt von
den reichen Geldmitteln der kirchlichen Bruderschaften, welche diese zur
Erhöhung der kirchlichen Festfeier und zu umfassenden Wohltätigkeitszwecken
durch die Beiträge der Mitglieder und frommen Vermächtnisse zuflossen, sich in
die Bruderschaft aufnehmen lassen und arbeiteten so gewissermaßen im Inneren
der Kirche selbst an deren Zerstörung.
Aber der mutige Bischof von Pernambuco
griff das Übel in seinem Sitz an. Er befahl durch ein Rundschreiben vom 28.
Dezember kraft seiner oberhirtlichen Amtsgewalt den kirchlichen Bruderschaften,
diejenigen, die nicht alsbald und öffentlich der Loge abschwören würden, aus
dem Bruderschaftsverband unverweilt auszuschließen. Eine dreimalige
oberhirtliche Mahnung blieb fruchtlos.
Da wurde über die widerspenstigen
Bruderschaften das kirchliche Interdikt verhängt.
Ein lichtvolles Hirtenschreiben klärte die Gläubigen über das Vorgefallene auf und wies nach, wie die Teilnahme am Freimaurerbund von jeher und mit vollem Recht durch die strengsten kirchlichen Strafen sei untersagt worden.
Katholik sein wollen und zugleich Logenbruder – das suchte man in Brasilien ins Leben einzuführen und das erklärte der hochw. Herr Bischof für unvereinbar, für unmöglich.
Ein lichtvolles Hirtenschreiben klärte die Gläubigen über das Vorgefallene auf und wies nach, wie die Teilnahme am Freimaurerbund von jeher und mit vollem Recht durch die strengsten kirchlichen Strafen sei untersagt worden.
Katholik sein wollen und zugleich Logenbruder – das suchte man in Brasilien ins Leben einzuführen und das erklärte der hochw. Herr Bischof für unvereinbar, für unmöglich.
Wie der Bischof von Pernambuco
(oder Olinda) in seinem oben erwähnten Brief hervorhebt, macht das ganze
Vorgehen gegen die Kirche in Brasilien den Eindruck eines in den tonangebenden
Kreisen längst zuvor abgekarteten Spiels. So verklagten denn die Bruderschaften
beim Präsidenten der Provinz Pernambuco den Bischof wegen „Missbrauch der
Amtsgewalt“. Dieser übermittelt die Anklage den Staatsrat nach Rio de Janeiro.
Der Staatsrat findet das Benehmen der Bruderschaften ganz in Ordnung, entrüstet
sich höchlichst über den Bischof, der die Maurerei, „diesen ganz unschuldigen
und nur für Wohltätigkeitszwecke gegründeten Verein“, verurteile, und befiehlt
ihm, sein Interdikt zurückzunehmen, sonst würde die kaiserliche Regierung die
kirchlichen Strafen für null und nichtig erklären.
Das Alles verordnete der
Staatsminister wahrscheinlich in getreuer Erfüllung seines Eides, die
katholisch-apostolisch-römische Religion aufrechterhalten zu wollen.
Kaiser Pedro II. von Brasilien |
Dieses
Dekret, vom Kaiser Dom Pedro II. unterzeichnet, wurde dem Bischof am 22. Juni
1873 zugestellt. Am gleichen Tag erhielt er ein Breve des heiligen Vaters, in
dem seinem Benehmen die vollste Billigung ausgesprochen und namentlich auch die
brasilianische Freimaurerei verurteilt wurde.
Sel. Papst Pius IX. |
Das Auftreten des Bischofs von Pernambuco und dieses päpstliche Breve rief nun den gesamten Episkopat von
Brasilien zum Kampf gegen das um sich greifende Übel auf. Und sie haben sich in
apostolischer Entschiedenheit und Festigkeit bewährt.
Durch die fast
unermesslichen Landstrecken Brasiliens erschollen die Hirtenworte der Bischöfe
und fanden allenthalben unter den Gläubigen ein freudiges und glaubensvolles
Echo. Die Geistlichkeit erhob sich und sprach in begeisterten Ausdrücken ihre
Anhänglichkeit und Treue gegen die Bischöfe aus, die Gläubigen vereinten sich
zur Gründung katholischer Vereine, um kirchliches Leben und kirchliche Anschauungen
in alle Kreise zu tragen. Die Worte der Bischöfe fanden auch in der Loge ihren
Widerhall und in den von ihr angesteckten und so entarteten Bruderschaften,
freilich in ganz anderer Weise – nun, die Maske fiel und das war gut. Die
Antwort, die sie z.B. in den rohen Pöbelexzessen von Pernambuco gaben, haben
wir bereits früher berichtet.
(Aus: die katholischen Missionen, 1875)
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