Sel. Maria Theresia Gräfin Ledóchowska, eine der größten Laienmissionarinnen der Neuzeit |
Fortsetzung von hier:
Noch einen
dritten Grund können wir anführen für die Tatsache, dass auch den Laien die
Missionsarbeit nach Maß der Befähigung und Stellung obliegt, und zwar ihnen
obliegt als ein Gebot Gottes und somit als eine Pflicht der Gottesliebe.
Der hl.
Petrus hat in seinem ersten Brief das Wort geprägt vom königlichen Priestertum
der Laien:
„Ihr aber (die ganze christliche Gemeinde) seid ein auserwähltes
Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des
Eigentums, auf dass ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der
Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat; euch, die ihr einst ein
Nichtvolk waret, jetzt aber Gottes Volk seid; die ihr Nichtbegnadigte waret,
nun aber Begnadigte seid.“ (1 Petr. 2,9.10)
Dieses
Wort des Apostelfürsten ist missverstanden worden von solchen, die nicht zur
Kirche gehören, die das Priestertum im Papst und den Bischöfen und den
Priestern verwarfen und dafür ein allgemeines Priestertum aller Christen
aufrichteten. Ihre Auffassung steht nicht auf dem Boden Christi.
Papst Pius XI. mit der griechisch-melchitischen Hierarchie |
Denn
nichts ist klarer in der heiligen Schrift enthalten, als die Tatsache, dass
Christus eine Priesterhierarchie eingerichtet hat, d. h. dass er die
Apostel aus der Schar der übrigen Gläubigen ausgesondert, mit den Vollmachten
des Lehr-, Priester- und Hirtenamts ausgestattet, den Laienchristen als deren
Lehrer, Heiliger und Führer gegenübergestellt und in deren Nachfolgern, den
Päpsten, Bischöfen und Priestern der katholischen Kirche „bis zum Ende der
Weltzeit“ (Matth. 28,20) verankert hat.
Anderseits
ist ebenso klar, dass Petrus als Verkünder des Willens Christi auch den
Laienchristen eine priesterliche Stellung zuweist. Beides ist wahr, beides
stimmt aber auch zusammen: Die Päpste, Bischöfe und Priester besitzen nach
Christi Willen das ursprüngliche, wesenhafte, übergeordnete Priestertum. Die Laienchristen
aber haben ein abgeleitetes, nachbildliches, untergeordnetes Priestertum: sie
sollen in Unterordnung unter die von Christus eingesetzte Hierarchie und in
Nachahmung der von der Hierarchie ausgeübten Lehr-, Heiligungs- und
Führungstätigkeit ebenfalls lehrend, heiligend und führend in der Menschheit
tätig sein.
Nicht als amtliche Lehrer, wohl aber als Herolde der amtlichen. Nicht als Heiliger durch die priesterliche Segnung, Sakramentspendung und
Opfervollziehung, wohl aber als Heiliger durch Gebet und Beispiel. Nicht als
oberste Führer auf dem Heilsweg, wohl aber als Unterführer unter der Leitung
der Häupter, die Christus gesetzt hat. Diese Wahrheit drückt Petrus an der
erwähnten Stelle überaus klarverständlich aus, wenn er sagt:
„Ihr seid ein
königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, auf dass
ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis zu seinem
wunderbaren Licht berufen hat…indem ihr einen guten Wandel unter den Heiden
führt, damit sie, worin sie von euch, als wäret ihr Übeltäter, Arges reden,
euch aus den guten Werken erkennen und Gott preisen am Tage der Heimsuchung.“(1.
Petr. 2,9-12)
Paul Tzi, ein eifriger chinesischer Laie |
So sollen
also die Laienchristen nach des Herrn Anordnung, die Petrus uns verkündet,
Förderer und Gehilfen sein in jedem priesterlichen Werk, nicht als Sakramentspender,
nicht als Darbringer des hl. Opfers, nicht als amtliche Lehrer und oberste
Führer, wohl aber in der Mitarbeit an jeglichem Priestertum – in der Mitarbeit
also an der Missionierung des Menschengeschlechts, denn priesterliches Tun ist
nach allen Seiten hin nichts anderes als Missionsarbeit, die den Namen der „Seelsorge“
trägt, wenn sie in einem bereits geordneten Seelsorgsbezirk erfolgt, der man
aber die Bezeichnung „Mission“ vorbehalten hat für jene Bezirke, in denen das
Christentum noch gar nicht oder nur da und dort Fuß gefasst hat.
Soll ich Ihnen
sagen, wie Sie als Laien Ihres königlichen Priesteramts für die Missionierung
der Heidenwelt walten sollen? Sie sollen es tun durch Ihr Gebet, das die Gnade
Gottes auf die Arbeiten der Missionare in der Heidenwelt herabfleht, durch
finanzielle Spenden, ohne die ja kein Menschenwerk, auch keine Mission,
durchgeführt werden kann, Sie sollen Priester sein auch dadurch, dass Sie in
Ihren Familien Priester und Ordensschwestern erziehen, die hinaus gehen, um
Christi Lehre und Christi Gesetz den Heiden zu bringen, Sie sollen in Wort und
Schrift, soweit Ihnen dies möglich ist, den Missionsgedanken in die weitesten
Volksschichten tragen und für den Missionsgedanken werben.
Fr. Magdala Maria FSSR spendet seinen Eltern den Primizsegen. Ein Bild, das ohne neuzeitliche Heidenmission nie entstanden wäre – die Familie stammt aus Samoa. |
Auf diese
Weise werden Sie Missionsarbeit vollziehen und durch diese Missionsarbeit ein
königliches Priestertum betätigen und durch diese Betätigung das Gebot Christi,
das Sie zum königlichen Priestertum berufen hat, erfüllen und durch die
Erfüllung dieses Gebotes Gottesliebe üben.
(Aus: die
katholischen Missionen, 1925)
Fortsetzung hier