St. Andreas Kim-Statue in Jeoldu-san (Bildquelle: Hijin6908) |
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Umsonst versuchte Msgr. Ferréol, Imberts Nachfolger, in den folgenden Jahren
mit zwei Missionären und den beiden koreanischen Seminaristen Andreas Kim und
Thomas Ts’oi in Korea einzudringen. Erfolglos warteten sie an der
mandschurischen Grenze auf eine günstige Gelegenheit. Sie kam nicht.
Erst im
Jahr 1845 gelang es dank einem unerhört kühnen Wagnis des inzwischen zum Diakon
geweihten Andreas Kim. Unter abenteuerlichen Erlebnissen hatte dieser sich über
die peinlich bewachte Grenze geschlichen und in Seoul heimlich ein Haus für den
künftigen Bischof gekauft.
Dann wagte er mit elf Christen in einer bloß 25 Fuß
langen Fischerbarke die weite Fahrt nach Schanghai. Ein furchtbarer Sturm, der
drei Tage und Nächte anhielt, überfiel die mutigen Schiffer. Der Mast musste
gekappt und mit dem größten Teil der Vorräte über Bord geworfen werden. Eine
Woge zerschlug das Steuer. Mast- und steuerlos trieb die Barke auf den
unbekannten Gewässern.
Trotz der verzweifelten Lage verlor Kim sein Vertrauen
nicht und richtete auch den Mut seiner verzagten Gefährten auf. Aus einigen
Holzstücken wurden Notsteuer und Notruder gefertigt, und nach unglaublichen
Mühen und Gefahren erreichte die Barke wirklich die Reede von Wusung. Da die
Landung koreanischer Schiffe durch chinesisches Gesetz strengstens verboten
war, steuerte Kim sein Fahrzeug mitten unter die vor Anker liegenden englischen
Schiffe und rief die erstaunte zusehende Bemannung in französischer Sprache um
Schutz und Hilfe an. Sein Bericht und das kühne Wagnis erregten bei den
britischen Seeleuten das größte Erstaunen und lebhaftes Interesse.
Zunächst
fanden Kim und seine halb zu Tode erschöpften Leidensgefährten liebevolle
Aufnahme bei den Jesuiten. Bald traf auch Bischof Ferréol ein und wurde von
seinen braven Koreanern mit inniger Freude begrüßt. Am 17. August 1845 empfing
Kim als erster koreanischer Priester zu Kin-ka-kam bei Schanghai die heilige
Priesterweihe und las am 24. August die erste heilige Messe. Acht Tage später
trat die Barke mit dem Bischof und einem jungen französischen Missionär an Bord
unter Führung Kims die Rückfahrt nach Korea an, das man nach abenteuerlichen
Kreuz- und Querfahrten wirklich erreichte.
Leider
wurde Bischof Ferréol der vortrefflichen Stütze, die er an dem mutigen,
tatkräftigen koreanischen Erstlingspriester hatte, schon bald wieder beraubt.
Um eine bessere und sicherere Verbindung mit China zu schaffen, sollte Kim mit
der chinesischen Fischerflotte, die im Frühjahr an der Westküste Koreas sich
einzufinden pflegt, heimlich Verbindung anknüpfen. Bei dieser Gelegenheit fiel
der junge Priester den überall aufgestellten koreanischen Häschern in die Hände
und wurde vor Gericht gestellt.
Unerschrocken bekannte er hier seinen Glauben und
verkündigte, mit dem schweren Kang (ein schweres Holzbrett, das als Fessel am Hals befestigt wird) beladen, der neugierig zuströmenden Menge
die christliche Lehre. Ins Gefängnis nach Seoul abgeführt, richtete er hier
noch ein herrliches Abschiedsschreiben an die koreanischen Christen.
„Auch die
Verfolgung“, so schließt er, „ist Gottes Zulassung. Tragt sie in Geduld für
Gott, aber bittet ihn unter Tränen, dass er seiner Kirche den Frieden schenke.
Mein Tod wird für euch ein harter Schlag sein und euch betrüben. Aber bald wird
Gott euch bessere Hirten geben, als ich euch sein könnte. Betrübet euch nicht
zu sehr und bemühet euch, Gott so zu lieben und ihm zu dienen, wie er es verdient. Bleiben wir vereint in der Liebe,
und der Tod wird uns vereinen in der Ewigkeit, wo wir bei Gott ewig glücklich
sein werden. Das hoffe ich tausend-, ja zehntausendmal.“
Am. 16
September 1846 wurde der mutige Bekenner Christi hingerichtet.
„Ich stehe vor
meinem Hinscheiden“, so redete er die Umstehenden vor seinem Tod noch an, „hört,
was ich euch sage. Wenn ich mit Ausländern verkehrt habe, so geschah dies
meiner Religion und Gottes wegen; ihretwegen gehe ich in den Tod. Ein ewiges
Leben beginnt jetzt für mich. Wollt auch ihr nach diesem Leben glücklich sein
und nicht den ewigen Strafen verfallen, die Gott denen bestimmt hat, die nichts
von ihm wissen wollen, so werdet Christen.“
So starb
der erste koreanische Priester, erst 25 Jahre alt. Er hatte selbst seinen
Richtern eine solche Hochachtung abgenötigt, dass sie gegen den sonstigen
Gebrauch bei Hingerichteten ihn ehrenvoll bestatten ließen.
Heiliger Andreas Kim, bitte für uns und für Korea!