Im Februar
1898 brachten die „kathol. Missionen“ eine Nachricht über das Seminar in
Ou-Kauni-Sain, welche aus der Feder des Lazaristen P. Karl Wittib (eines
Tirolers) stammte und an den hochw. Herrn Albert Huber, Pfarrer zu Tarrenz in
Tirol gerichtet war.
Infolge dieses Berichtes sandte ein hochw. Pfarrer aus
Bayern die von zwei Wohltäterinnen gespendete Summe von 700 Gulden zur Stiftung eines
Freiplatzes in jenem Seminar. Der hochw. Herr Wittib richtete nun an den
genannten Pfarrer ein Dankschreiben, dem wir Folgendes entnehmen:
„…Ich kann
Ihnen nicht mit Worten ausdrücken, wie sehr ich hierfür zum Dank gegen Ew.
Hochwürden und jene zwei Wohltäterinnen verpflichtet bin. Diese Gesinnung teilt
mit mir der Seminarist, dem ich Ihre Stiftung zugeteilt habe. Sie können dies
aus dem beiliegenden Brief ersehen, welchen er ohne mein Zutun ganz allein
geschrieben hat, und daraus sein gutes Herz und seine Begabung erkennen, welche
uns zum Schluss berechtigen, das er ein vorzüglicher Priester werden wird.
Ich
habe es vorgezogen, als ersten Genießer Ihrer Wohltat einen Theologiestudierenden
zu bestimmen, weil Ew. Hochwürden sich dann schneller der geistigen Früchte der
Stiftung erfreuen könne. Ich hoffe, dass er in zwei Jahren zum Priester geweiht
werden könne. (…)
Wir glauben, dass es nicht uninteressant sei, wenn wir auch
den oben genannten Brief des chinesischen Seminaristen im Original mit
beigefügter Übersetzung hier mitteilen:
„Hochw.
Vater und teuerster Wohltäter!
Wiewohl
ich durch Gottes Barmherzigkeit von unserem hochw. Bischof in das größere Seminar
aufgenommen wurde, befand ich mich doch in solcher Lage, dass ich die Almosen
anderer in Anspruch nehmen musste, und daher beunruhigte mich nicht wenig die Sorge
für meinen Unterhalt.
Nun aber frohlockt mein Herz, denn aus dem Schatz Deiner
Liebe, hochw. Vater, flossen mir durch den hochw. Herrn K. Wittib, meinem
Direktor und Professor, jene großen Wohltaten zu, welche meinen Lebensunterhalt
nun sichern.
O teuerster
Wohltäter, es fehlen zwar den kindlichen Lippen die geziemenden Worte, um die
Größe Deiner Wohltat zu beschreiben, aber die aufrichtigste Herzensgesinnung
fehlt mir nicht. Ich sage Dir also wiederholt den innigsten Dank, teurer Vater,
und mein Herz drängt es, denselben immer mehr noch auszusprechen. Lies in
meinem Herzen, hochw. Vater, was ich mit dem Mund nicht aussprechen kann, nur
das sei versichert, dass Du Deine Wohltat keinem Undankbaren gespendet hast.
Daher wird auch die Erinnerung treuer Dankbarkeit in meinen täglichen Gebeten
also fortleben, dass das Andenken an Dich niemals meinem Geist entschwinden
wird, und wenn mich Gott der Gnade des Priestertums würdigen wird, verspreche
ich, für Dich besonders die heilige Messe darzubringen. – Möge der Allerhöchste
meine Wünsche erfüllen und Dir Glück und Segen im Überfluss zuteil werden
lassen.
Ich
empfehle mich dringend Deinen heiligen Gebeten und Opfern. Ew. Hochwürden
demütigster Sohn in Christo und unwürdiges Pflegekind
Joseph
Tsang.“
(Aus: die
katholischen Missionen, 1899)