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Samstag, 28. April 2012

Die Schwestern der Liebe in Point de Galle (Sri Lanka)


Die 1893 errichtete und seit 1894/95 von belgischen Jesuiten verwaltete neue Diözese Galle entwickelt sich recht günstig. Die Zahl der Katholiken hat sich auf bald 7000 vermehrt, die der Schulen und Schulkinder mehr als verdreifacht. 1897 kamen die ersten 5 Schwestern der Liebe von Gent (siehe Bild) zur Übernahme der Mädchenschulen in der Hauptstadt Point de Galle an. Im Januar 1900 waren es 9 Schwestern mit 3 eingeborenen Postulantinnen. 
Die Schwestern leiten ein kleines Pensionat mit etwa 50 Zöglingen und etwa 100 Externen, eine englische Schule mit ungefähr 120 Zöglingen und eine singhalesische Arbeitsschule. Die Schulen sind rasch sehr populär geworden und haben bei den staatlichen Prüfungen gute Erfolge erzielt. Die Gewerbeschule gewann bei der nationalen Ausstellung 1899 sogar den ersten Preis für Stickereien. 
Die Kinder bilden ein buntes Gemisch von Farben und Religionen. Die meisten sind katholisch. Daneben aber ist z.B. die kleine Nangina, eine Buddhistin, mit anderen ihrer Sippe; das Schwesternpaar Lätitia Elsy und Nella von Schoonbeke, deren Vater, ein protestantischer ‚Burgher‘ (Abkömmlinge der alten Holländer, die einst Herren von Ceylon waren), eine eingefleischte Buddhistin zur Frau hat. Gina van Dort ist trotz holländischen Namens eine Buddhistin. (…)
Die Kinder hängen sehr an den Schwestern, und diese tun alles, um die Liebe und das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen: Obschon den Kindern volle Freiheit der Entscheidung gelassen wird, ist bereits eine ganze Anzahl katholisch geworden, sowohl von den kleinen Buddhistinnen wie Protestantinnen. Die Eltern machen in der Regel keine Schwierigkeiten. 
Ein seltsamer Fall war folgender. P. Schäffer S.J., einer der Missionäre, feierte in Tangalle mit den dortigen Christen das Weihnachtsfest. Um den Kindern eine Freude zu machen, veranstaltete er eine kleine Lotterie. Jedes durfte kommen und aus dem großen Tropenhut des Paters sich ein Los holen. 
Da drängte sich auch ein Buddhistenkind herzu. „Pater, “ rief eine Christin „jage das Mädchen fort; es ist eine Buddhistin.“ — „So“, sagte der Pater freundlich, „eine Buddhistin? Nun, die Kleine wird gewiss auch Freude an Geschenken haben. Komm nur her.“ Und das Kind durfte mit in den Hut langen. 
Am folgenden Tage kam der Katechist und meldete: „Wissen Sie auch, Pater, dass Sie gestern durch die Zulassung des Buddhistenmädchens eine ganze Familie bekehrt haben?“ 
Die Sache war so. Als das Kind zur Welt gekommen, wurden nach heidnischer Sitte die Gestirne befragt. Es hieß, das Mädchen würde dereinst seine Religion ändern. 
Als nun der Missionär kam, ermunterten die Eltern die Kleine, sich unter die katholischen Kinder zu mischen. Inzwischen standen die Eltern abseits und beobachteten den Verlauf. Bei dem unfreundlichen Ausruf der Christin flüsterte die Buddhistin ihrem Manne zu: „Das ist nicht die Religion für unser Kind.“ 
Aber als sie sah, wie freundlich der Missionär ihr Kind aufnahm, änderte sie ihre Meinung. Nach Hause zurückgekehrt, meinte der Mann: „Es geht wohl nicht gut an, dass unser Kind allein von einer ganz buddhistischen Familie Christin wird; es wird das Beste sein, wenn du ihm folgst.“ — „Ja, warum soll ich denn Christin werden, wenn du Buddhist bleibst?“ 
So kam denn nach kurzer Überlegung die ganze Familie herüber. In einer Reihe von Fällen hat die Konversion der Kinder bei den Schwestern die Bekehrung ihrer Eltern und Verwandten nach sich gezogen.

Aus: Die katholischen Missionen,  Illustrierte Monatsschrift, 29. Jahrgang, Nr. 11, August 1901, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg i. Br., S. 255)

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