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Sonntag, 11. November 2012

Lob eines Protestanten für die heilige Marianne Cope und ihre Mitschwestern

St. Marianne Cope
Das folgende ehrenvolle Zeugnis eines Protestanten über das Wirken der katholischen Ordensschwestern unter den Aussätzigen von Molokai dürfte auch unsere Leser wohl interessieren.

„Ich kann nicht genug hervorheben,“ so schreibt ein Korrespondent des „New York Herald“ aus Honolulu, „wie großes Lob und Anerkennung die sechs katholischen Ordensschwestern (Franziskanerinnen) verdienen, welche hier unter den Aussätzigen arbeiten. Sie kamen 1883 aus ihrem Kloster in Syracuse (Staat New York) hierher, um zunächst mehrere Jahre auf einer der Zwischenstationen außerhalb Honolulu ihr aufopferndes Werk zu beginnen. (Zwischenstationen sind Anstalten, in welchen die von der schrecklichen Krankheit Befallenen oder die Verdächtigen sich in Untersuchung befinden, ehe sie endgültig in die eigentliche Aussätzigenkolonie verbracht werden).
Als dann die Station aufgegeben wurde, schickte man die Schwestern nach Kalaupapa. Sie waren hier bereits zwei Jahre, als ich sie besuchte. Es ist eine wahre Freude, sie an der Arbeit zu sehen. Die ehrwürdige Mutter, Schwester Marianna, ist eine Frau von großer Tatkraft und ungewöhnlicher Organisationsgabe. Ich fand sie, wie sie gerade persönlich den Bau einer neuen Knabenschule in Kalavar überwachte.
Diese fleißige und mutige Ordensfrau steht täglich um 3 Uhr in der Früh auf, verrichtet ihre Morgenandacht, macht die notwendigen häuslichen Geschäfte ab und reitet dann nach dem 2 Meilen entfernten Kalavar auf einem so steinigen und unebenen Pfade, dass es manchem anderen den letzten Rest von Geduld aus dem Leibe rütteln würde.
Dort ist sie den ganzen Tag ohne Ruhe und Rast beschäftigt, oft unter den heißen Strahlen der Mittagssonne.
Gegen Abend kehrt sie nach Haus zurück, macht ihre Abendandacht und legt sich dann um 10 Uhr abends, müde, aber mit dem frohen Bewusstsein zur Ruhe nieder, sich wieder einen Tag lang als gute Mutter für ihre zahlreiche Familie und ihre armen Kinder geplagt zu haben.
Ihre Mitschwestern sind nicht weniger eifrig und opferwillig. Gewöhnlich begleitet die eine oder andere die Oberin auf ihrem täglichen Gang nach Kalavar. Die übrigen haben Arbeit genug in Kalaupapa. Diese Frauen sind wahre Märtyrer im vollsten Sinne des Wortes; milde, sanfte und doch so starke, für ein edles Ziel begeisterte Seelen. Ihr zufrieden lächelndes Antlitz lässt wie ein heller Spiegel die Reinheit ihres Strebens erkennen, das weder Lohn noch eitle Ehre als Antrieb bedarf.“


(aus: die katholischen Missionen, 1890)

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