Aus den Missionen der Weißen Väter bringen der „kleine Afrika-Bote“ und die „Missions d’Afrique“ fortwährend recht tröstliche Meldungen. Folgende Schilderungen des P. Coussignat aus Marienberg, am Westufer des Nyanzasees auf deutschem Gebiet (Bukomba) gelegen, zeigt, wie tief katholischer Glaube und kirchliches Leben bei diesen Neophytengemeinden schon Wurzel gefasst hat.
„Unsere Christen gehen häufig zu den Sakramenten der Buße und des Altars, die Mehrzahl alle acht Tage, die übrigen alle zwei bis drei Wochen. Weihnachten und Ostern ist Generalkommunion. Jeden Morgen wohnen zahlreiche Andächtige der heiligen Messe bei, zumal an Samstagen zu Ehren der lieben Mutter Gottes. Während des heiligen Opfers wird abwechselnd gesungen und gemeinsam gebetet.
An Sonntagen wird die ganze lateinische Messe gesungen, freilich nicht allzu gut. Aber schon dieser Erfolg hat genug Mühe gekostet. Die Schwarzen haben große Schwierigkeit, das Latein, wie überhaupt jede europäische Sprache auszusprechen. Da sie zudem keine Gesangbücher haben, so müssen sie Text und Melodie des Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei auswendig lernen. Das ist keine Kleinigkeit, ich versichere es Ihnen. Man sage mir nicht, dass die Schwarzen ja außerordentlich für Musik veranlagt seien. Wahr ist, dass sie durchweg Gesang lieben, aber vom Richtigsingen sind sie weit entfernt. Wie überall haben die einen ein gutes, andere ein schlechtes Gehör; die Mehrzahl näselt zudem mehr oder weniger. In anderen Gegenden, wie in Usukduma, sind die Leute besser veranlagt.“
Auch die katholische Heiligenverehrung hat sich eingebürgert. Die Schwarzen halten zumal große Stücke auf ihren Namenspatron. Sein Bild, wenn sie ein solches haben, erhält einen Ehrenplatz. Ist bald mein Namenstag? so fragen sie oft. Und wenn der Tag kommt, dann beichtet und kommuniziert der Neger, betrachtet über die Tugenden seines heiligen Patrons, verteilt an die gratulierenden Freunde kleine Geschenke und gibt ihnen einen Festschmaus, wobei gewöhnlich einige Bataten, ein Huhn u. dgl. auch für den Missionar abfallen.
Da im Kalender mehrere Heilige desselben Namens stehen und manche Namen wie Ignaz und Agnes sich gleichen, so kommen wohl Verwechslungen vor oder wird der Namenstag in zweiter Auflage gefeiert.
Ganz besonders blüht unter den Neubekehrten auch die Andacht zur reinen Gottesmutter. In allen Gefahren und Anliegen wir die himmlische Mutter mit kindlichem Vertrauen angerufen. Im Mai und Oktober ist täglich gemeinsamer Rosenkranz. Wohl die meisten beten denselben täglich für sich; er ist das Lieblingsgebet der Gläubigen geworden. Wenn abends 6 Uhr zur Zeit des Sonnenuntergangs die Angelusglocke tönt, wird die Arbeit eingestellt.
Man betet und geht schweigend, den Rosenkranz in den Händen, heimwärts. Wird man angesprochen, so weist man schweigend auf den Rosenkranz, um zu sagen: während des Gebets wird nicht geplaudert. Dieser Anblick erfüllt selbst die Heiden mit Respekt, so dass auch sie beim Angelus ihr Sprechen einstellen.
„Auch die sonstigen christlichen Gebräuche haben Eingang gefunden, namentlich das heilige Kreuzzeichen, das vor jeder Handlung, selbst ehe man z.B. eine Frucht verspeist, gemacht wird.
Die Eltern sind sehr darauf bedacht, ihren Kleinen diese christlichen Sitten und die Glaubenslehren von früher Jugend an beizubringen. P. Coussignat traf einst am Weg im Dickicht verborgen ein kleines Negerkind. 'Wie heißt du‘ — ‚Ich weiß nicht‘— ‚Und dein Vater?‘ — Ein Achselzucken gab dieselbe Antwort. Dabei aber versuchte das Kleine von selbst ein Kreuzzeichen zu machen. ‚Wer hat den Himmel und alles, was wir sehen, gemacht?‘ — ‚Gott‘— ‚Wie heißt unser Vater im Himmel?‘ — ‚Gott‘. So das kleine, kaum 3-jährige Negerbüblein. Welch ein schönes Beispiel, das hier eine arme, kaum dem Heidentum entrissene Negerin den christlichen Mamas in Europa gibt!“
(aus: die katholischen Missionen, 1901)
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