Großes Aufsehen erregte der kürzlich erfolgte Übertritt einer
protestantischen religiösen Genossenschaft, die unter dem Namen Society of
atonement (Sühne-Bruderschaft) bekannt war. Er beweist den starken Zug zur
Mutterkirche, der auch in Amerika in weiten Kreisen sich geltend macht.
Der Gründer genannter Genossenschaft war Rev. Lewis Wattson, seit 1885
ordinierter Geistlicher der Episkopalkirche, Rektor von Holy Cross in Kingston,
N.Y. und später Haupt der sog. Associate Mission in Omaha. Von jeher von dem
Unionsgedanken erfüllt, redigierte er jahrelang die durch ihre katholisierende
Richtung bekannte Zeitschrift The Lamp und verfasste mehrere im selben Geist
gehaltene Schriften.
Vor etwa zehn Jahren sammelte er eine kleine Schar gleichgesinnter
junger Leute um sich, nahm Kleid und Regel des hl. Franziskus an und leitete
als Father Paul James Francis das von ihm gegründete Kloster von Graymoor,
N.Y., das den ganz katholischen Namen U.L. Frau von den Engeln führte.
Unweit
davon entstand gleichfalls unter seiner Leitung ein Kloster protestantischer Schwestern,
die nach der strengen Regel der hl. Klara lebten. Allmählich wurde diesen
seltsamen Klosterleuten doch klar, dass die äußeren Formen allein nicht
genügten, und dass zum wahren Katholizismus und Franziskanertum der lebendige
Anschluss an die alte Mutterkirche unerlässlich sei.
Father Francis wandte sich
also direkt an Pius X. mit der Bitte, ihn und seine Leute unter seinen
väterlichen Schutz zu nehmen. Der Papst ging liebevoll auf die Bitte ein und
beauftragte den Apostol. Delegaten, Msgr. Falconio, mit der Erledigung der so
eigenartigen Angelegenheit. Durch ein besonderes Privileg erhielt die
Genossenschaft die Erlaubnis, als religiöses Institut mit seinem alten Namen
fortzubestehen.
Am 30. Oktober nahm der hochw. Herr Joseph Conroy, Generalvikar des
Bischofs von Ogdensburg, unter Assistenz des hochw. P. Paschal Robinson O.F.M.,
beide alte Freunde und Gönner der Genossenschaft, in der Klosterkirche von
Graymoor die Mitglieder beider Klostergemeinden, im ganzen 18 Personen, in die
Kirche auf.
Sie traten gruppenweise an
den Altar und legten hier feierlich ihr Glaubensbekenntnis ab, ein rührend
ergreifender Anblick. Tags darauf reichte P. Paschal den Brüdern und Schwestern
zum ersten Mal die heilige Kommunion. Am 10. November erschien der Erzbischof
von New York, der hochwürdigste Herr Farley, um ihnen die heilige Firmung zu
spenden, worauf sie P. Paschal mit dem Ordenshabit des hl. Franz und der hl.
Klara bekleidete.
Seit der Zeit leben beide Kommunitäten unter der Regel des seraphischen
Ordens. P. Paul Francis bereitet sich zur heiligen Priesterweihe vor. Das
Ereignis hat in weiten Kreisen großes Aufsehen erregt und ist sehr geeignet,
viele gottsuchende Seelen zum Nachdenken anzuregen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1910)
Siehe auch:
Aus einer anglikanischen "Schwester" wird eine echte katholische Schwester
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Aus einer anglikanischen "Schwester" wird eine echte katholische Schwester