Marktkirche, Paderborn (Quelle: TheoPB) |
Seit den Tagen der großen Fürstbischöfe aus dem Hause der Fürstenberg
haben die Paderborner es allzeit verstanden, den heiligen Patron ihrer
Jesuitenkirche glänzend zu feiern. Was wir da in vergilbten Annalen lesen von
prunkvollen Festaufzügen zu Ehren des vielgeliebten Schutzheiligen, erscheint
uns oft kaum glaublich. Wollte man am letztverflossenen Jubiläumstag des hl.
Franz Xaver wetteifern mit jenen guten alten Tagen?
Jedenfalls bewies sich die
Liebe des heutigen Paderborn nicht weniger innig und opferfroh.
Der große Tag wurde vorbereitet durch die noch besser als in früheren
Jahren besuchte Gnadennovene. Man betete dabei die seit alters geheiligten
Gebete und sang die Xaveriuslitanei nach der überlieferten Weise.
An den
letzten drei Abenden predigte ein Mitbruder des hl. Franz (Xaver), durch den
Krieg von dem indischen Missionsfeld vertrieben, zu der gewaltigen, Kopf an
Kopf sich drängenden, frommen Volksmenge. Er sprach von der überragenden
Persönlichkeit des Heiligen, und mehr noch von der großen Sache, die ihm
zeitlebens am Herzen gelegen. Der Redner hatte sich zum Ziel gesetzt, das zu
sagen, was der Heilige selbst gesagt hätte, hätte er mit flammenden Worten für
die Unterstützung der Missionssache werben können.
Die eigentliche Jubliäumsfeier begann in aller Frühe mit einer überaus
zahlreichen Beteiligung am Tische des Herrn. Um 9 Uhr füllten sich die Schiffe
der weiträumigen Kirche, welche Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg dem von
ihm mit tiefer Dankbarkeit als Lebensretter verehrten hl. Franz errichtet hat, wieder
mit einer andächtigen Festversammlung.
Umgeben von den Herren des Domkapitels
und unter Teilnahme der gesamten theologischen Akademie zelebrierte der hochwürdigste
Herr Bischof Dr. Kaspar Klein ein Pontifikalamt im Beisein zahlreicher
Festabordnungen von Seiten der Klosterfamilien der Stadt, des Priesterseminars,
des Gymnasiums und der katholischen Vereine.
Die Festpredigt wandte ein Wort,
das der Heiland von sich selbst gesprochen, auf seinen treuen Diener und
Apostel an. Wie die Erfüllung des Heilswillens des Vaters den ganzen wertvollen
Inhalt seines gottmenschlichen Lebens ausmachte, so konnte auch dieser „Stürmer
im weiten Gottesreiche“ von sich sagen: „Meine Speise ist, dass ich den Willen
dessen tue, der mich gesandt hat.“
Um 2 Uhr veranstalteten die höheren Schüler Paderborns eine eigene
Jubiläumsandacht, die dem Missionar eine besonders erwünschte Gelegenheit bot,
an die jungen Herzen im Namen des großen gefeierten Apostels einen Werberuf zu
richten zur Gefolgschaft in dem immer noch so heiß wogenden Kampf des Lichtes der
Offenbarung gegen die Finsternis des Heidentums.
Dann folgte um 4 Uhr der Glanzpunkt des Jubeltages: der feierliche
Umzug mit den treubehüteten und gerade in diesen Tagen wieder so inständig
verehrten Reliquien des hl. Franz Xaver. Von den freundlichen Strahlen der
Frühlingssonne beleuchtet, bewegte sich der Festzug durch die reich beflaggten
Straßen der Stadt.
Hinter den von
Priestern getragenen kostbaren Schätzen der Xaveriuskirche schritt im vollen
Bischofsornat der Oberhirt der Paderborner Diözese, ehrfurchtsvoll umringt und
begleitet von seiner Herde, die aus jubelfrohem Herzen immer wieder die Strophen
des alten Xaveriusliedes sang.
Schließlich drängte die Menge wieder in die
Jesuitenkirche hinein, und nun bestieg der hochwürdigste Herr selbst die Kanzel
und forderte seine geliebten Diözesanen auf zur nacheifernden apostolischen tat
des Wortes und des Beispiels. Mit einem Tedeum dankte man darauf dem lieben
Gott für die Gnaden und die Festfreude des Tages.
Am Abend fand dann in der Volkshalle nach eine jener
Festsaalveranstaltungen statt, die für die Weckung echter Missionsbegeisterung
so wertvoll sind. Zum lebenswahren Bild des Arbeitsfeldes, auf dem einst der
hl. Franz so unverdrossen und erfolgreich gewirkt, fügte der Missionar in
längerem Vortrag noch manchen Zug hinzu. Am Ende hatte jeder das erhebende
Gefühl, einen großen Tag miterlebt zu haben, einen Tag, dem der Reichsgedanke
Gottes, wie ihn Xaverius gedacht hatte, den Inhalt gegeben.
(Aus: die katholischen Missionen, 1922)