P. Lemmens C.SS.R. als Offizier und Redemptorist |
Am 19. September 1906 verschied zu Paramaribo, der Hauptstadt von
Niederländisch-Guayana, der Redemptoristenmissionär P. Felix Heinrich Lemmens
als würdiger Nachfolger des Aussätzigenapostels P. Damian.
Geboren am 28. Juli
1850 zu Maastricht, widmete sich Felix Heinrich zunächst der militärischen
Laufbahn. Wegen seines aufgeräumten munteren Wesens war er Liebling seiner
Kameraden und wurde als Mann treuer Pflichterfüllung auch von seinen
Vorgesetzten sehr geschätzt.
Besondere Achtung erwarb er sich durch sein
charakterfestes Bekenntnis seines Glaubens mitten in stark gemischter, ja
vorwiegend protestantischer Umgebung. Als einst in einer Gesellschaft zu Haag
das Gespräch auf Religion kam und einige Offiziere sich darüber spöttelnde
Bemerkungen erlaubten, verwies Lemmens ihnen sofort und so nachdrücklich das
Ungeziemende ihres Benehmens, dass ein anwesender Hauptmann voll Anerkennung
sich äußerte: „Allen Respekt vor solcher Überzeugungstreue.“
1878 wurde Leutnant Lemmens in die Garnison von Surinam versetzt und
erwarb sich auch hier die allgemeine Liebe und Achtung. Einer seiner damaligen
Freunde und Bekannten war der Rechtsanwalt Herr Borret, Mitglied des
Gerichtshofs von Surinam. Als derselbe unerwartet seine Stellung niederlegte,
um Priester und Mitglied der Kongregation des allerheiligsten Erlösers zu
werden, deren Wirken in Surinam er zu bewundern Gelegenheit gehabt, beschloss
der junge Offizier, dem Beispiel zu folgen.
Am 8. Dezember 1882 legte er nach
dem Beispiel des hl. Alfons von Liguori seinen Degen zu Herzogenbusch auf den
Altar und vertauschte die schmucke Uniform mit dem schlichten Ordensgewand
eines Redemptoristen (siehe Bilder oben).
Nach Vollendung seiner Studien zu Witten bei Maastricht empfing Lemmens
am 8. Oktober 1886 die heilige Priesterweihe. Bald darauf ging sein
Herzenswunsch, als Priester und Apostel nach Surinam zurückzukehren und der
schwierigen Mission seine ganze Kraft weihen zu dürfen, in Erfüllung.
Zunächst
wirkte er als erster Pfarrer an der Grenze von Britisch-Demerara (heute Guyana) gelegenen Neugründung
Niew-Nickerie, dann kam er auf die Missionstation Albina am Maroni, dem
Grenzfluss zwischen Surinam und Cayenne (heute
Französisch-Guayana).
Mit Vorliebe nahm er sich hier der eingeborenen
Indianer und der Buschneger an und machte ihretwegen weite apostolische Fahrten
ins Innere. Auf den im Maroni zerstreut liegenden kleinen Eilanden fand er aber
noch andere arme Schäflein, welche des priesterlichen Trostes am meisten
bedurften.
Es waren die mit dem Aussatz geschlagenen Sträflinge der benachbarten
französischen Kolonie, die hier als Verbannte ein einsames und verlassenes
Dasein fristeten.
Einmal wöchentlich brachte man ihnen etwas Nahrung. Sonst
blieben sie in ihren elenden Hütten sich selbst überlassen. Voll Mitleid
besuchte sie P. Lemmens von Albina aus, verband ihre scheußlichen Wunden und
brachte ihnen die Tröstungen der heiligen Religion.
Es scheint, dass der gute
Pater in seinem Eifer die nötigen Vorsichtsmaßregeln außer Acht ließ; gewiss
ist, dass er auf einmal die Zeichen der schrecklichen Krankheit an sich selber
wahrnahm.
Das bedeutete für ihn die Absonderung vom menschlichen Verkehr und
ein langsames Hinsterben.
Um sich nützlich zu machen, bot er sich an, die
Seelsorge der Aussätzigen in der St. Gerard Majella-Stiftung zu übernehmen, wo
der Apostol. Vikar von Surinam, Bischof Wulfingh, den Aussätzigen ein Heim und
in den Tilburger Schwestern liebevolle Pflegerinnen gegeben hatte.
Hier brachte P. Lemmens die vier letzten Jahre seines Opferlebens zu.
Sein liebevoller Eifer und das heroische Beispiel seiner Geduld im eigenen
Leiden gab seinem priesterlichen Wirken eine ungewöhnliche Kraft und brachte
viele verhärtete Sünder zu Gott zurück. Den heiteren Charakter des ehemaligen
Offiziers vermochte auch das traurige Siechtum nicht zu trüben.
Durch Abfassung
unterhaltender Theaterstücke und Aufführung von Konzerten und fröhlichen
Festlichkeiten für die Aussätzigen tat er alles, um ihnen ihr hartes Los zu
erleichtern und um sie her den Sonnenschein der Freude zu verbreiten.
Inzwischen hatte sein Leiden unaufhaltsam Fortschritte gemacht und die
Kräfte des erst 56-jährigen Mannes aufgezehrt. Am 18. September v.J. empfing der
Kranke noch einmal bei vollem Bewusstsein die heiligen Sterbesakramente und
eilte am folgenden Tage in die Arme seins göttlichen Meisters, dessen treuer
Jünger er gewesen.
Ein feierliches Begräbnis ehrte das Andenken des
heiligmäßigen Priesters; die schönste Grabrede aber waren die Tränen der
Aussätzigen, denen er ein so treuer Freund und Vater gewesen. R.I.P.
(Aus: die katholischen Missionen, 1907)
Mehr über die Redemptoristen von Surinam in der Aussätzigenpflege hier, darunter die Geschichte des seligen P. Donders C.SS.R.