Quelle: http://papastronsay.blogspot.de/ |
Allen Lesern wünsche ich gesegnete Weihnachten! Vergessen Sie in Ihren Gebeten bei der Christmette bitte nicht die vielen Menschen, die Unseren Heiland noch nicht kennen, für die er aber auch Mensch geworden ist, um am Kreuz für ihre und unsere Sünden zu sterben.
Von P. Schwinn aus der Genossenschaft der Pallottiner geht uns eine
ausführliche Schilderung der Weihnachtsfeier zu, wie er sie in seiner Kolonistenpfarrei
Silveira Martins in Rio Grande do Sul begangen hat. Wir heben daraus einiges
hervor, was unsere neulichen Ausführungen über die Verwendung äußerer
Andachtsmittel im katholischen Missionsbetrieb in willkommener Weise ergänzt.
Seit Jahren war es ein Herzenswunsch P. Schwinns, die volkstümliche
Krippenfeier, wie er sie in Rom einst kennen gelernt, und wie sie einst der
ehrwürdige Diener Gottes Pallotti (heute heiliggesprochen) so gefördert hatte,
in bescheidenem Maße auch seinen armen Hinterwäldlern zugänglich zu machen.
„Silveira Martins zählt nicht wenige laue und unwissende Seelen. Für
sie konnte die Feier der Erscheinung unseres Herrn nach dem Plan des
ehrwürdigen Ordensstifters ein wahres Hochfeuer, für die Unwissenden eine
wirksame Schule des Glaubens werden. So viele ziehen alljährlich in den Urwald;
dort werden sie Predigt und Katechismus vergessen, nur nicht das Kindlein in
der Krippe.“
So ließ er aus Limburg a.L. die nötigen Krippenfiguren kommen und
bereitete inzwischen alles Übrige vor.
„Es wurde fleißig geschnitzt und
gepinselt, und so entstanden allmählich Hütten, Villen, Schlösschen, in allen
Stilarten und Farben.“ Ende November kamen die Statuen wohlbehalten an. Alles
wurde in der Stille vorbereitet.
Als dann endlich in der heiligen Nacht die Kirche geöffnet wurde, da
ging diesen guten Waldkindern fast der Atem aus. Die im Land selbst geborenen,
welche die große Mehrheit der Bevölkerung bilden, haben ja überhaupt noch nie
ein Kunstwerk gesehen, und auch die Alten meinten, nicht einmal in Italien
hätten sie eine schönere Krippe zu Gesicht bekommen.
Nach der Christmette
wurde die Krippe feierlich eingeweiht, und nun klangen die schönen rührenden
Weisen der sog. Hirtenlieder, die so lebhaft an das Gloria der himmlischen
Heerscharen und die Armut des Jesuskindleins erinnern.
Seitdem Silveira Martins besteht, so sagten viele, hat es eine solche
Christmette nicht gesehen. Trotz des großen Zudrangs und der Begeisterung herrschte
die schönste Ruhe und Andacht und vor der Krippe wurde viel gebetet.
Der Besuch des hochw. Weihbischofs Dom João Antonio Pimenta erhöhte
noch die Feststimmung in den folgenden Tagen. Er wurde von hundert berittenen
Jünglingen feierlich abgeholt und erteilte vom 27. bis 29. Dezember nicht
weniger als 1.200 Personen die heilige Firmung.
Der eifrige, echt apostolische
Mann ist eine wahre Gottesgabe für die riesig große Diözese, in welcher manche
Gebiete überhaupt noch nicht das Glück gehabt haben, einen Nachfolger der
Apostel bei sich zu sehen.
Den Höhepunkt erreichte die Begeisterung des Volkes am Feste der
Erscheinung des Herrn, das ganz nach dem Vorbild der „Epiphania“ in S. Andrea
della Valle zu Rom gefeiert wurde.
Dem Fest ging am Vorabend die feierliche Wasserweihe voraus, deren
tiefsinniger, aus dem Orient stammender Ritus man zuerst dem Volk erklärte.
Nach dem Hochamt am Festtag wurde das gekrönte Bild des neugeborenen Königs in
festlicher Prozession und wie im Triumphzug durch sein Volk getragen unter den
Klängen des herrlichen Siegeslieds: Viva il nato re – „Es lebe der neugeborene
König!“
Die ganze Oktav hindurch übte die Krippe ihre mächtige Anziehungskraft
aus, und der eifrige Empfang der Sakramente bewies, dass das Volk dem Kind in
der Krippe auch innerlich näher gekommen war.
Ergreifend wirkte die Schlussfeier am Oktavtag.
Nach dem Hochamt holte der Diakon von einem Seitenaltar das Jesuskind und übergab es dem Zelebranten, der inzwischen die Kasel mit einem roten Pluviale vertauscht hatte.
Nach dem Hochamt holte der Diakon von einem Seitenaltar das Jesuskind und übergab es dem Zelebranten, der inzwischen die Kasel mit einem roten Pluviale vertauscht hatte.
Er hielt nun (ganz wie in Rom) mit dem Kindlein auf den Armen
eine zündende Ansprache über den schönen Gebrauch, das Jesuskindlein zu küssen.
‚Indem wir die Füße küssen‘, sagte er, ‚erkennen wir ihn feierlich als unseren
Herrn und König an; seine Hände küssen wir, weil er unser Hohepriester ist,
sein Antlitz, weil er als Erstgeborener (…) uns allen alles geworden ist.‘
Und
nun kamen alle, große und klein, Männer und Jünglinge zum Kuss des Kindleins –
wahrlich ein schönes Zeugnis des Glaubens und der Liebe zum Gottessohn. Den
ganzen Tag über blieb die Kirche stark besucht, denn es sollte der letzte Tag
sein.
Zu meinem Erstaunen bemerkte ich, dass die Bevölkerung dem schwarzen heiligen König Balthasar nicht die gleiche Ehrfurcht bezeigte wie den anderen zwei. Zum Ersatz dafür bekam er aber von den Farbigen aller Schattierungen das einstimmige Vertrauensvotum.
Zufrieden konnte ich auf die Festzeit zurückblicken. Die Zahl der heiligen
Kommunionen war im Vergleich zu früheren Jahren bedeutend gestiegen und mehrere
bekannte Sünder hatten sich mit dem lieben Gott ausgesöhnt.
Die Liebe zum
Gottesdienst ist im Steigen, und was mich besonders freute, es machte sich eine
lobenswerte Wissbegierde bemerkbar. Nicht nur hörte die große Menge den vielen
Predigten in lautloser Stille zu, sondern sie verlangte über alle Einzelheiten
der heiligen Geheimnisse näheren Aufschluss.
Die vielfach recht naiven Fragen
brachten mich fast in Verlegenheit. So sollte ich von den Hirten und dem
königlichen Gefolge die Namen angeben. Beinahe hätte dabei mein
wissenschaftliches Ansehen Schaden gelitten. Die guten Leute meinten, der Pater
muss das alles wissen. Ich machte ihnen nun begreiflich, dass der Hirten viele
waren, die Dienerschaft aber pflege man nicht zu verzeichnen. So war meine Ehre
einigermaßen gerettet.
Der Kostenpunkt der Krippe ist nun zum Teil auch schon überwunden, und
was den Rest anbelangt: Gott hat geholfen und wird weiter helfen!“
(Aus: die katholischen Missionen, 1909)