Der Begründer
der katholischen Kirche auf dem Australkontinent ist entsprossen aus einer
ursprünglich deutschen Familie, die in Folge ihres langen Aufenthalts in
England ihren deutschen Namen Bolten in den englisch klingenden Polding
umänderte.
Er wurde zu Liverpool am 18. Oktober 1794 geboren; schon in seinem
elften Lebensjahr verlor er seine Eltern und wurde daher von seinen Verwandten
den Benediktinern von Douay anvertraut, welche, durch die Revolution aus
Frankreich vertrieben, in Acton Burnell eine Zuflucht gefunden hatten.
Nach
Beendigung seiner Studien trat er 1810 in den Orden ein; am 4. März 1819 zum
Priester geweiht, wurde er trotz seiner Jugend schon würdig befunden, die
Leitung der Novizen des Ordens im Kloster Downside zu übernehmen; zu gleicher
Zeit wurde er aber auch zum Vorsteher der im nämlichen Kloster bestehenden
Studienanstalt ernannt.
Indessen sehnte er sich nach den Missionen; sein Wunsch
ging jedoch erst 1834 in Erfüllung und zwar auf eine ihm nicht ganz zusagende
Weise. Australien hatte bisher unter der Jurisdiktion des apostolischen Vikars
von St. Maurice gestanden; die ungeheure Entfernung hatte aber die Ausübung
derselben fast zu einer Unmöglichkeit gemacht. Gern ging daher der heilige
Stuhl auf den Vorschlang der apostolischen Vikarien Englands ein, in der
aufblühenden Kolonie Neu-Süd-Wales ein neues Vikariat zu errichten, und er fand
in P. Bede Polding, dessen Bescheidenheit schon im Jahr vorher das apostolische
Vikariat von Madras abgelehnt hatte, das trefflichste Werkzeug zur Begründung
der katholische Kirche auf dem Australkontinent. Demgemäß ernannte Gregor XVI.
am 4. Juni 1834 den Benediktinerpater zum Bischof von Hiero-Cäsarea i. p. i.
und zum apostolischen Vikar von Australien und Tasmanien.
Die Tätigkeit, welche
Msgr. Polding in seiner neuen Stellung entwickelte, und die großen Erfolge,
welche er erzielte, haben wir teils bereits in einem früheren Jahrgang dieser
Monatsschrift geschildert, teils werden wir noch im Laufe dieses Jahres darauf
zurückkommen. Schon 1842 wurde in Australien die katholische Hierarchie
eingeführt, Sydney zum Erzbistum erhoben und Msgr. Polding zum ersten Erzbischof
der neuen Kirchenprovinz erhoben. Die bedeutenden Fortschritte jedoch, welche
die Kirche auf dem Australkontinent machte, veranlasste 1873 den Erzbischof, in
Rom um die Errichtung einer zweiten Erzdiözese einzukommen; seine Bitte wurde
erhört und im März 1874 das Erzbistum Melbourne gegründet.
So hatte Msgr.
Polding, der bei seiner Ankunft in Sydney im Jahr 1835 nur drei katholische
Priester für ganz Australien vorfand, das Glück, vor seinem Tod in Australien
zwei Erzbistümer und elf Bistümer aufblühen zu sehen. Wegen seines hohen Alters
war ihm am 23. Februar 1873 in der Person seines Ordensgenossen, Msgr. Roger
Bede Vaughan, ein Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge gegeben worden. Ruhig
konnte er daher dem Tod entgegensehen, da das von ihm mit so vielen Mühen und
Arbeiten gegründete Werk auch für die Zukunft gesichert war. Seine
hervorragenden Verdienste um ganz Australien und speziell um Neu-Süd-Wales
erkannte auch die Regierung der Kolonie an, die bei seinem Begräbnis durch ihre
ersten Würdenträger, den Gouverneur, den Oberrichter und sämtliche Minister,
sowie durch den Präsidenten der gesetzgebenden Versammlung vertreten war.
(Aus: die
katholischen Missionen, 1877)