Die Kapuzinermission unter den Galla hat den Tod zweier seeleneifriger
Veteranen zu betrauern. Es sind dies Abba Fezzah und Abba Elias, beide dem
einheimischen Klerus angehörig. Abba Fezzah war der erste oder zweite von
Kardinal Massaja, dem Apostel der Galla, geweihte einheimische Priester.
Er
erreichte ein Alter von 90 Jahren und konnte an seinem Lebensende auf ein
56-jähriges opferreiches Priestertum zurückblicken.
Abba Elias war jünger,
hatte aber auch 30 Jahre in Metscha als seeleneifriger Priester gewirkt.
Den
wahrhaft heroischen Geist beider Priester zeichnet so recht ein Brief, den Abba
Fezzah an Abba Elias vom Kaiserreich Kaffa aus geschrieben. Man glaubt darin
die Sprache eines Märtyrers altchristlicher Zeiten zu vernehmen.
„Zu unserem
tiefen Bedauern“, schreibt Abba Fezzah im Jahr 1892, „Hörten wir, dass Kumsa,
der Häuptling Ihrer Christengemeinde, Sie gefangen setzte und auch aus dem Land
verwies. Diese Verfolgung musste Ihnen jedoch anderseits zu großem Troste
gereichen, da Sie dadurch gewürdigt wurden, Ihrem göttlichen Erlöser ähnlich zu
werden. Ich verstehe und teile Ihre Freude mit Ihnen.
Auch wir in Kaffa wurden
um keines anderen Vergehens willen als wegen unseres Glaubens in Ketten gelegt,
geschmäht und wie gemeine Sklaven behandelt.
Mit uns schmachteten viele
Christen im Gefängnisse als Opfer des Hungers, des Durstes, der Kälte und aller
Schmähungen der Ungläubigen.
Einige von ihnen hatten um des Namens Jesu Christi
willen unter unseren Augen die grausamste Marter zu erdulden. Den einen hackte
man die Hände, anderen die Füße ab. Wieder andre wurden unter den Streichen von
Flusspferdpeitschen das Fleisch in Fetzen vom Leib gerissen.
Vielen Christen
wurden die Glieder mittels dünner Stricke zusammengeschnürt, so dass sie den Tod
diesen Qualen vorzogen. Da wir aber all das um der Sache Jesu Christi willen
litten, so freuen wir uns in unseren grässlichen Peinen.
Und die Ursache der
ganzen Verfolgung? Als im Jahre 1889 eine Seuche Menschen und Tiere dahinraffte,
forderte ich alle auf, sich taufen zu lassen und durch Buße den göttlichen Zorn
zu besänftigen.
Durch Gottes Huld hörte man auf meine Stimme, und die Herzen
wurden gerührt. Tausende von Gläubigen eilten von allen Seiten herbei.
Während
langer Monate unterrichtete und taufte ich Tag und Nacht die Katechumenen. Nach
einiger Zeit ergrimmten der Tato (Kaiser) Gallito und sein Kanzler, der Katama-Rascha,
in heftigem Zorn gegen mich.
Sie zogen mich vor ihren großen Rat zur
Verantwortung. ‚Warum verkündest du‘, fragten sie mich, ‚dass Gott, um die
Sünden der Menschen zu züchtigen, Himmel und Erde zerstören wird? Warum hast du
die Sklaven und Leute des Königs getauft?‘ – ‚Ich spende allen ohne Unterschied
die Taufe‘, entgegnete ich, ‚weil ich Gott gehorchen muss, der uns befiehlt, alle
zur Taufe zuzulassen, welche danach verlangen.‘
Auf diese Antwort geriet der Tato in Wut und ließ mich ohne Verzug
einkerkern. Hier erduldeten wir alle Verfolgungen und Qualen, von denen ich Ihnen
gesprochen. Ich schmachte ein ganzes Jahr und vier Monate in Ketten.“
Der Tod des Gallito im Jahr 1890 brachte dann dem Missionär und den
Christen die Freiheit. 300 Christen verließen das Gefängnis, 8 waren im Kerker
der Marter erlegen.
„All diesen mutigen Seelen“, fährt Abba Fezzah fort „stelle
ich vor Gott wegen ihres Heldenmutes, ihrer Tugenden und ihrer Liebe zu Jesus
Christus offenes Zeugnis aus, und mit meiner Stimme vereint sich die von ganz
Kaffa, sie zu segnen und zu beglückwünschen.
Gott sei Dank, Kaffa, das uns sonst
so viel Leid zugefügt hat, ist heute ganz umgewandelt.
Die Liebe des Priesters
ist für die, welche Jesus Christus angehören – und ihrer sind sehr viele –, wie
Honig und Milch; aber für die anderen, die Ungläubigen, ist seine Gegenwart
bitter wie Galle. Gelobt sei unser Herr Jesus Christus, der uns heimgesucht,
den Sieg verliehen und den Mund der Gottlosen geschlossen hat.
(Aus: die katholischen Missionen, 1910)